(links) und rasche, automatische Be- wegungen (links) rascher und häufi- ger von positiven Konsequenzen (Be- lohnung) gefolgt werden, verbinden sie sich anatomisch und funktionell mit sogenannten positiven Verstär- kerstrukturen in subkortikalen Hirn- regionen. Deshalb könnte die linke Hemisphäre für erfreulich-positive Reize empfänglicher sein.
Hemisphärenunterschiede und Krankheit
Eine Vielzahl von neurologi- schen, psychologisch-psychiatrischen und endokrinen Störungen hängt mit Störungen der Hemisphärenasymme- trie zusammen. Allerdings ist bei we- nigen der bisher untersuchten Krank- heiten ein ursächlicher Zusammen- hang nachgewiesen worden. Apha- sien und Apraxien haben wir bereits erwähnt. Diese sind nicht nur bei Frauen, sondern auch bei mehrspra- chig aufgewachsenen Personen und Personengruppen mit Bild- und Zei- chensprachen – wie in Japan – selte- ner, da mehrere Hirnregionen über Sprachfunktionen verfügen. Dyslexi- en (Lesestörungen) entstehen aus frühen Wahrnehmungsstörungen der Lautunterscheidung, bevorzugt im linken Temporallappen. Sie können durch intensives Training von Laut- unterscheidung behoben werden. Bei Stotterern liegt dagegen eine erhöhte
bilaterale expressive Sprachkontrolle vor, die zu Aktivierungskonflikten führt.
Besonders interessant, wenn auch schwer zu verstehen, sind Be- funde an frühkindlichem Autismus und Schizophrenie. In beiden Fällen lassen sich massive Abweichungen von normalen Aktivierungsmustern bei sprachlichen, motorischen und emotionalen Aufgaben in der Hemi- sphärenbalance zeigen. Während bei Autisten die linke Hemisphäre bei Sprachleistungen weniger aktiv ist, sie häufig Linkshänder sind und nega- tiver Affekt dominiert, sind sie zeich- nerisch und in repetitiver Motorik oft besonders „begabt“: Alles deutet auf eine Disinhibition und Übergewicht der rechten nach Beeinträchtigung der linken Hemisphäre hin. Bei Schi- zophrenien ist die Situation ge- gensätzlich: massive Aufmerksam- keitsstörungen (rechte Hemisphäre) mit intakter, meist ausufernder Sprachleistung und akustische Hallu- zinationen (links).
Für fast alle psychiatrischen Störungen mit negativem Affekt wur- de eine rechts-frontale Überaktivie- rung des Gehirns gefunden: Depres- sion, Phobie, Panikstörung. Chroni- sche Schmerzzustände scheinen auch zu vermehrter Aktivierung rechts- hemisphärischer Hirnstrukturen zu führen. Dies bestätigen die Grund- lagenexperimente zur unterschiedli- chen Bevorzugung der beiden Hemi-
sphären für positive und negative Emotionen.
Die genannten Befunde bestäti- gen die Vermutung, daß Störungen der Balance der beiden Hirnhemi- sphären bei fast allen psychiatrischen und vielen neurologischen Erkran- kungen eine Rolle spielen. Wie groß der Beitrag einer Hemisphären- störung bei den verschiedenen Er- krankungen ist, variiert stark und ist großteils noch nicht ausreichend quantitativ bestimmt.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1998; 95: A-2844–2848 [Heft 45]
Literatur
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2. Hassler M: Androgynie. Göttingen: Hogre- fe, 1991.
3. Miller R: Axonal conduction time and hu- man cerebral laterality. Amsterdam: Har- wood Acad. Publ., 1996.
4. Springer SP, Deutsch G: Left brain, right brain. New York: Freeman, 1993, 3rd edi- tion.
Anschrift der Verfasser
Prof. Dr. phil. Niels Birbaumer Dr. med. Stephanie Töpfner
Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie
Gartenstraße 29 72074 Tübingen
A-2848
M E D I Z I N AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
(56) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 45, 6. November 1998
Mit Unterstützung der Deutschen Forschungs- gemeinschaft
Bisphosphonate können bei Pa- tientinnen mit Mammakarzinom und Knochenmetastasen die Komplikati- onsrate senken. Zusätzlich beobach- tet man bei den behandelten Patien- ten auch ein geringeres Auftreten von neuen Skelettmetastasen. Aus die- sem Grund wurde nun in einer pro- spektiv kontrollierten Studie unter- sucht, ob Patientinnen mit Mamma- karzinom und erhöhtem Risiko für das Auftreten von Fernmetastasen von einer adjuvanten Bisphosphonat- therapie profitieren. 302 Patientinnen mit Mammakarzinom und Nachweis
von Tumorzellen im Knochenmark, als Hinweis für ein hohes Metastasie- rungsrisiko, wurden postoperativ ne- ben einer standardisierten Hormon- oder Chemotherapie mit oralem Clo- dronat (1 600 mg/die) oder Plazebo über zwei Jahre nachbehandelt und weitere drei Jahre nachbeobachtet.
Fernmetastasen wurden bei 21 Patienten der Clodronatgruppe und bei 42 Patienten der Plazebogruppe nachgewiesen. Die Inzidenz sowohl von Knochen- als auch von Einge- weidemetastasen war in der Clodro- natgruppe signifikant niedriger als in
der Kontrollgruppe. Auch die Mor- talität war in der Clodronatgruppe mit sechs Patienten signifikant nied- riger als in der Kontrollgruppe, bei der 22 Patientinnen verstarben. So- mit kann nach Ansicht der Autoren mit einer adjuvanten Bisphosphonat- therapie bei Patienten mit Mamma- karzinom und hohem Metastasie- rungsrisiko ein günstiger Einfluß auf den weiteren Krankheitsverlauf ge-
nommen werden. acc
Diel IJ et al.: Reduction in new metasta- ses in breast cancer with adjuvant clodro- nate treatment. N Engl J Med 1998; 339:
357–363.
Dr. Diel, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinik, Voss- straße 9, 69115 Heidelberg.