KONGRESS-NACHRICHTEN
Gestörte Geschlechts- differenzierung
Die geschlechtliche Differenzie- rung des Gehirns bei Männern und Frauen kann in der frühkind- lichen Lebensphase nicht nur durch Hormone, sondern auch durch Neurotransmitter gestört werden (Professor Dr. G. Dorner, Institut für experimentelle Endo- krinologie der Humboldt-Univer- sität; DDR-Berlin). Ein typisch weibliches Phänomen ist der po- sitive Östrogen-Feedback. Er ist Ausdruck einer weiblichen Prä- gung des Hypothalamus. Homo- sexuelle Männer haben im Ge- gensatz zu heterosexuellen häu- fig ebenfalls einen positiven Östrogen-Feedback, also einen weiblich geprägten Hypothala- mus. Ursache dieses Phänomens kann Androgenmangel während des fötalen Lebens sein, der wie- derum — nach neueren Befunden
— Folge von Streß in der Gravidi- tät sein kann. WP
(XII. Acta-Endokrinologica-Congress, Juni 1979, München)
Thrombose-
und Embolierisiko nach gynäkologischen Eingriffen
An der Universitäts-Frauenklinik Tübingen wird seit vier Jahren ei- ne generelle Thrombo- und Em- bolieprophylaxe mit low-dose Heparin vorgenommen, seit drei Jahren wird bei Risikopatientin- nen Heparin-Dihydergot ange- wendet. Rund 20 Prozent der Frauen sind über 60 Jahre alt. In dieser Gruppe mit über 600 Hy- sterektomien, 200 Laparotomien und 30 Vulva-Radikaloperationen kam es lediglich zu einem Embo- lietodesfall. Kunz und Briel unter- suchten mit dem Fibrinogen-Up- take-Test 315 Patientinnen. Es zeigte sich eine deutliche Alters- abhängigkeit des Thromboserisi- kos. Die niedrigste Frequenz
wurde bei Heparin-Dihydergot- Prophylaxe registriert. See
(151. Tagung der Mittelrheinischen Gesell- schaft für Geburtshilfe und Gynäkologie, Mai 1979, Mannheim)
Hormonale Diagnostik der bedrohten
Frühschwangerschaft
Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurden von Ger- hard, Runnebaum und Klinga, Heidelberg, 200 Frauen mit Abor- tus imminens-Symptomatik be- obachtet. 85 Frauen erlitten eine Fehlgeburt zwischen 8. und 28.
Schwangerschaftswoche, wäh- rend die übrigen die Schwanger- schaft bis zur Entbindung fortset- zen konnten. In festgesetzten Ab- ständen wurden von Beginn der Schwangerschaft an die Konzen- tration von ß-HCG, HPL, Proge- steron, 17-a-Hyd roxyp rogeste- ron, Östradiol — 17j3 und Östriol radioimmunologisch im mütterli- chen Serum bestimmt. Die Frau- en mit günstiger Prognose wie- sen Hormonwerte innerhalb der Normalkurven auf. Bei 80 Prozent der Frauen mit Fehlgeburten wa- ren ein oder mehrere der geprüf- ten Hormonparameter bis zu sechs Wochen vor Eintritt der Fehlgeburt unterhalb der Norm, am häufigsten Progesteron, Östradiol, HCG und HPL. Diese Untersuchungen zeigen, daß sich zur Diagnostik der bedrohten Frühschwangerschaft in erster Linie Bestimmungen von HCG, Progesteron, Östradiol und ab der 10. Schwangerschaftswoche auch HPL im Serum anbietet. Die gleichzeitige Bestimmung meh- rerer dieser Hormone steigert den Aussagewert. Einen nur ge- ringen diagnostischen Wert ha- ben Bestimmungen von 17a-Hy- droxyprogesteron und Östriol im Serum während dieser Phase der Schwangerschaft. See
(151. Tagung der Mittelrheinischen Gesell- schaft für Geburtshilfe und Gynäkologie, Mai 1979, Mannheim)
Konflikte und Ovulation
Psychosomatische Konflikte kön- nen die Gonadotropinsekretion beeinflussen (Dr. F. Peters, Abtei- lung für Endokrinologie, Univer- sitätsfrauenklinik Freiburg). Bei der Depression ist die Gonado- tropinsekretion erniedrigt, was zur Amenorrhö führen kann. Psy- chotherapie ist in der Lage, nicht nur die Depression, sondern auch die hormonal bedingte Re- gelstörung zu normalisieren. WP
(XII. Acta-Endokrinologica-Congress, Juni 1979, München)
Adjuvante Therapie bei Mammakarzinom
Insgesamt wurden 56 Patientin- nen mit loco-regionalem Mam- makarzinom (1-2_4 N 1 _3 M 0) einer adjuvanten Chemotherapie un- terzogen. Die Behandlung be- stand in einer zweijährigen per- oralen Gabe von Cyclophospha- mid (Endoxan®) und Methotre- xat. Melchert, Kreienberg und Nathusius, Mainz, haben bei ei- ner bisherigen Studiendauer von 43 Monaten diese Patientinnen im Durchschnitt über 18 Monate therapiert. Von den 21 prämeno- pausalen und 35 postmenopau- salen Frauen erlitten 7 Patientin- nen (12,5 Prozent) innerhalb von 6 bis 36 Monaten nach Therapie- beginn ein Rezidiv. Bei allen Re- zidivpatientinnen fanden sie im Brustdrüsenkörper eine ausge- prägte Lymphangiosis carcino- matosa. Insgesamt verstarben seit Studienbeginn zwei von 56 Frauen. Im Vergleich zur aggres- siven Polychemotherapie kam es unter der genannten adjuvanten Medikation zu keiner dauerhaf- ten Schädigung des zellulären Immunsystems. See
(151. Tagung der Mittelrheinischen Gesell- schaft für Geburtshilfe und Gynäkologie, Mai 1979, Mannheim)
202 Heft 4 vom 24. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT