Brustkrebspatientinnen, die nach der Operation standar- disiert fünf Jahre lang mit Ta- moxifen behandelt wurden, profitieren von einer anschlie- ßenden Senkung des Östro- genspiegels mit Letrozol. Dies ist das Zwischenergebnis der internationalen Brustkrebs- studie MA-17. Die im Au- gust 1998 begonnene Unter- suchungsreihe war zunächst auf fünf Jahre angelegt und sollte zeigen, ob eine weitere Beeinflussung der Hormone bei postmenopausalen Frau- en mit Brustkrebs im Frühsta- dium imstande ist, die Rezi- divhäufigkeit zu senken.
Studie wurde „entblindet“
Diese Frage stellte sich, weil die positiven Effekte der post- operativen Tamoxifen-Thera- pie nach fünf Jahren ausge- schöpft zu sein scheinen, er- klärte Prof. Martine Piccart- Gebhart vom Jules Bordet Institute in Brüssel. Hinzu komme, dass die Risiken bei einer Fortführung der Tamo- xifen-Therapie – vermehrtes Auftreten von Endometrium- Karzinomen und Thrombo- embolien – zunähmen. „Wenn das Nutzen-Risiko-Verhält- nis des Östrogenantagonisten nach fünfjähriger erfolgrei- cher Therapie nicht mehr stimmt, warum sollten wir dann nicht ein Therapieprin- zip versuchen, das gleich die Östrogenproduktion hemmt?“, stellte Piccart-Gebhart in den Raum.
Dieser Ansatz führte schneller zu guten Ergebnis- sen als von allen Beteiligten erwartet. Die Zwischener- gebnisse der MA-17-Studie zeigten bereits nach zweiein- halb Jahren eine so deutliche Differenz beider Studienar- me, dass ein unabhängiger Datenüberwachungsausschuss sich dazu veranlasst sah, die
Studie vorzeitig im Dop- pelblindversuch abzubrechen;
sie soll aufgedeckt noch bis 2005 weiterlaufen. Inzwischen ist allen Patientinnen im Kon- trollarm die Möglichkeit an- geboten worden, von Placebo auf den Aromatasehemmer Letrozol zu wechseln.
In die ursprünglich dop- pelblinde, randomisierte, mul- tizentrische Studie sind 5 187 Patientinnen eingeschlossen.
Primäres Ziel ist der Ver- gleich des krankheitsfreien Überlebens von Frauen nach der Menopause, die Letro- zol nehmen, mit Frauen, die Placebo erhalten. 98 Prozent der Teilnehmerinnen haben rezeptor-positive Tumoren, bei den restlichen Patientin- nen konnte der Östrogenre- zeptor-Status nicht geklärt werden.
Die Letrozol-Dosis beträgt 2,5 Milligramm täglich. Bei ei- ner mittleren Nachbeobach- tungszeit von 2,4 Jahren zeigte sich in den Interimsdaten im Vergleich zu Placebo eine 43-prozentige Verringerung des allgemeinen Risikos eines Wiederauftretens des Mam- makarzinoms. Außerdem wur- de eine 46-prozentige Redukti- on des Risikos festgestellt, dass sich die Krankheit auf die kon- tralaterale Brust ausdehnt.
Die relative Verbesserung des krankheitsfreien Überle- bens postmenopausaler Pati- entinnen, die den Aromatase- hemmer nehmen, schätzte Piccart-Gebhart auf sechs Prozent im Vergleich zu Pla- cebo nach vier Jahren. Das heißt: Unter Placebo müssen von 100 Frauen 13 mit einem Wiederauftreten der Krank- heit rechnen und unter Letro- zol nur sieben. Martin Wiehl
Pressekonferenz der European Organi- zation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) in Brüssel, Veranstalter:
Novartis Pharma V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 820. Februar 2004 AA521