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M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 38, 24. September 1999 (57) Das Absinken des arteriellen pO2,
nicht des pCO2, führt zu einer be- schleunigten Atemfrequenz, die bei Bestehen einer Hyperkaliämie nach meiner Erfahrung auch nur dann vor- liegt, wenn gleichzeitig eine Acidose besteht. Für die außerordentlich kom- plexe und übersichtliche Darstellung dieses schwierigen Themas darf ich an dieser Stelle im übrigen meinen Glückwunsch aussprechen.
Priv.-Doz. Dr. med. Frank Bertschat Universitätsklinikum Charité Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
In der medizinischen Literatur fin- det sich kein Hinweis dafür, daß das akute Hyperventilationssyndrom zum Tod führen kann. Eine entsprechende Medline-Literaturrecherche (1966 bis 1999) hat keinen einzigen Artikel erge- ben, in dem Hyperventilation als To- desursache beschrieben wurde. Patho- physiologisch ist es durchaus vorstell- bar, daß eine akute Hyperventilation mit einem sehr niedrigen pCO2zu arte- riellen Spasmen und dadurch auch zu einer myokardialen und/oder zerebra- len Ischämie führen kann. Aus diesem Grund ist auch der Hyperventilations- Expositionsversuch bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit, zerebraler und generalisierter Arteriosklerose so- wie Migräne kontraindiziert. Die intra- venöse Gabe von Diazepam bei Patien- ten mit akuter Hyperventilation halten wir in der Regel nicht für notwendig, da meistens die Gegenwart des Arztes be- reits „anxiolytisch“ wirkt. Nur in Aus- nahmefällen, zum Beispiel bei akut hy- perventilierenden Patienten mit gleich- zeitig bestehenden schweren Panik- attacken, ist die intravenöse Gabe von Diazepam gerechtfertigt. Norbert K.
Mülleneisen betont zurecht, daß jeder Patient mit rezidivierenden Hyperven- tilationsanfällen bei entsprechendem klinischem Verdacht pulmonologisch und/oder kardiologisch gründlich un- tersucht werden muß. Ebenso selbst- verständlich ist es, daß bei tetanischen Symptomen der seltene Hypoparathy-
Schlußwort
reoidismus ausgeschlossen werden muß. In der Originalarbeit konnten wir aus redaktionellen Gründen die diffe- rentialdiagnostischen Aspekte des Hy- perventilationssyndroms nur kurz dar- stellen. Wir möchten aber nochmals be- tonen, daß bei der Mehrzahl der Pati- enten mit akuter Hyperventilation die Beziehung und das Gespräch im Vor- dergrund stehen, das heißt die verbale und situative Beruhigung und die lege
artis durchgeführte Rückatmung in ei- ne Plastiktüte genügen, um den – nicht selten durch die Umgebung dramati- sierten – Hyperventilationsanfall des Patienten zu beenden.
Prof. Dr. med.
Jörg Michael Herrmann Reha-Klinik Glotterbad Gehrenstraße 10 79286 Glottertal
Die Prävalenz von Asthma, das durch berufsbezogene Faktoren wie biologische oder mineralische Stäube, Gase und Rauch ausgelöst wird, ist bis- her unterschätzt worden. Zu diesem Schluß kommen die Autoren einer be- völkerungsbezogenen Studie in zwölf Industrieländern, an der sich 15 637 Personen im Alter von 22 bis 44 Jahren beteiligt haben. Der Anteil von berufs- bezogenen Asthmaerkrankungen, im Fragebogen entweder definiert durch die typischen Symptome in der Anam- nese oder bronchiale Hyperreagibilität bei einem Metacholin-Provokations- test sowie den Gebrauch von Asthma- medikamenten bei jungen Erwachse-
nen, lag dabei zwischen fünf und zehn Prozent. Bei etwa 0,2 bis 0,5 Prozent der Befragten rührten die Beschwer- den entweder von der beruflichen Tätigkeit her oder wurden durch diese verstärkt. Das höchste Asthmarisiko hatten Landwirte, Maler, Arbeiter in der Kunststoffproduktion und Reini-
gungspersonal. silk
Kogevinas M et al.: Occupational asthma in Europe and other industrialised areas:
a population-based study. Lancet 1999;
353: 1750–1754.
Dr. Manolis Kogevinas, Respiratory and Environmental Health Research Unit, Institut Municipal d’Investigació Médi- ca, 80 Doctor Aiguader Road, Barcelona 08003/Spanien.
Asthma als Berufskrankheit – Eine bevölkerungsbezogene Studie
Die Ergebnisse der randomisier- ten Edinburger Studie zur Brust- krebsfrüherkennung zeigen, wie ähn- liche Studien auch, eine verringerte Mortalität an Mammakarzinomen bei Frauen, die am mammographischen Screening teilnahmen. Bei den ersten unadjustierten Berechnungen ergab sich zwar nur eine um 13 Prozent ver- ringerte Sterblichkeit; nachdem je- doch Unterschiede im sozioökonomi- schen Status und medizinischer Ver- sorgung ausgeglichen wurden, erhöh- te sich der Effekt auf 21 Prozent (rate ratio 0,79; 95 Prozent CI 0,60 bis 1,02).
Bei den Studienergebnissen, die auf insgesamt 270 000 Frauenjahren Fol- low-up beruhen, zeigte sich ebenfalls kein verringerter oder verzögerter Vorteil für Frauen, bei denen die
Früherkennung vor dem 50. Geburts- tag begonnen wurde. Die randomi- sierte Edinburg-Brustkrebsfrüherken- nungsstudie beruht auf dem Vergleich des Verlaufs während 14 Jahren von 28 628 Teilnehmerinnen in der Studi- engruppe, bei denen alle zwei Jahre Mammographien und einmal pro Jahr eine klinische Untersuchung durchge- führt wurden und 26 026 Kontrollen, die nur die übliche medizinische Be- treuung ohne Früherkennung erhiel-
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Alexander FE et al.: 14 years of follow-up from the Edinburgh randomised trial of breast cancer screening. Lancet 1999; 353:
1903–1908.
Dr. F. E. Alexander, Department of Com- munity Health Sciences, University of Edinburgh, Edinburgh EH8 9AG, Groß- britanien.