sein. Stachybotrys atra kann eine Lun- gen-Hämosiderose induzieren. Die ge- nannten Krankheitsbilder sind aller- dings relativ selten.
Problematischer ist der allergene Ef- fekt der Pilzsporen. Hierbei spielen die individuelle Prädisposition, die Immun- kompetenz und das allergene Potenzial der Sporen eine große Rolle. Bei Sensi- bilisierungen richtet sich das Auftreten allergischer Reaktionen wie Rhinokon- junktivitis, allergisches Asthma bron- chiale und atopische Dermatitis, nach dem Grad der Sensibilisierung, der Schutzfunktion von Haut und Schleim- häuten und der Allergendosis pro Fläche.
Als in dieser Hinsicht baubiologisch relevante Schimmelpilz-Gattungen nannte Dr. med. Guido Schoenherr (Düsseldorf) Acremonium und Asper- gillus. Bei der relativ häufig auftreten- den Gattung Aspergillus fumigatus wurden 18 Allergene identifiziert. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Proteasen. Mithilfe der heute verfügba- ren Nachweisverfahren wurde bei rund fünf Prozent der Bevölkerung eine Sen- sibilisierung gegen Schimmelpilze fest- gestellt. Die Tendenz ist steigend.
Die eindeutige Diagnose einer Schimmelpilz-Allergie ist aber immer noch relativ schwierig. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass mehr als 100 000 Schimmelpilz-Arten bekannt sind und einzelne Spezies bis zu 30 Allergene aufweisen. Es existieren für baubiolo- gisch relevante Schimmelpilz-Arten al- lerdings keine kommerziellen Antigene für die Diagnostik.
Eine andere Schwierigkeit: Schim- melpilze haben oftmals immuntoxische Effekte, die klinisch nicht von allergisch bedingten Wirkungen zu unterscheiden sind, sodass die Ergebnisse von Expo- sitionstests wie Prick- oder Inhala- tionstests mit Vorsicht zu bewerten sind. Neben Aspergillus fumigatus wird Penicillium marneffi als besonders all- ergen eingestuft. Insgesamt kann man alle Schimmelpilze mit massiver Spo- renbildung als potente Allergene be- zeichnen.
Dr. Thomas Gabrio vom Landesge- sundheitsamt Stuttgart wird besonders aufmerksam, wenn in Kindergärten oder Altenheimen Aspergillus fumiga- tus, A. flavus oder Stachybotrys atra
nachgewiesen werden. Bei gesundheit- lichen Auffälligkeiten von Kindern oder Familienmitgliedern im Zusam- menhang mit sichtbarem Schimmelpilz- befall im Wohnbereich oder einem ge- ruchsbedingten Verdacht auf Schim- melschäden sollte das Gesundheitsamt um Amtshilfe gebeten werden. Es ver- anlasst die Ortsbegehung, Probenahme sowie bauphysikalischen Messungen und gegebenenfalls die medizinische Diagnostik.
Tipps für ein „pilzfeindliches“
Raumklima
Vorbeugung ist auch hier die beste Stra- tegie, da ein gesundes Innenraumklima durch Anwendung einfacher Regeln zu erreichen ist, wie Prof. Klaus Fitzner (Berlin) betonte. Die wichtigste Maß- nahme ist ein kompletter Luftwechsel – das heißt, durch Querlüften die gesamte Luft der Wohnung auszutauschen, dazu Heizkörper abdrehen oder Tempera- turfühler mit einem Tuch abdecken.
Das sollte mindestens morgens, mittags und abends jeweils zehn Minuten lang gemacht werden. Nach dem Lüften werden die Fenster geschlossen und die frische Luft erwärmt. Sie nimmt ein Ma- ximum an Feuchtigkeit auf, die dann beim nächsten Luftwechsel wieder ab- transportiert wird. Diese Maßnahme eignet sich auch gut gegen Neubau- feuchte.
Eine einfache und gute Lösung ist der permanente Luftaustausch, der erreicht wird, wenn im Schlafzimmer über dem Heizkörper eine Eintritts- öffnung für die Außenluft geschaffen wird und in Bad oder Toilette ein Absaugventilator installiert ist. Bei offenen Zimmertüren wird auf diese Weise, für die Bewohner unmerklich, die Wohnungsluft ständig erneuert.
Außerdem empfiehlt es sich, die Hei- zung nachts oder bei Abwesenheit tags- über nicht ganz abzudrehen, um ein Auskühlen der Wohnungsaußenwände zu verhindern. Kurze Stoßlüftung führt die in den Wänden gespeicherte Wär- me nicht ab. Die Wärmedämmwirkung einer warmen und somit auch trocke- nen Wand ist optimal. Feuchte Wän- de haben eine bis um die Hälfte redu- zierte Wärmedämmung. Siegfried Hoc
Antibiotika-Resistenz bei rezidivierenden Harnwegsinfekten
Die hohe Rate von Kreuzresistenzen und Primärresistenzen auf Fluorochi- nolone und andere moderne Antibioti- ka hat die Urologen der Mainzer Uni- versitätsklinik bewogen, rezidivierende ambulant erworbene Harnwegsinfekte wieder zuerst mit Cotrimoxazol zu be- handeln. Beim Versagen dieser Thera- pie ist ein Wechsel des Antibiotikums nur nach einem Antibiogramm sinnvoll.
Die zugrundeliegenden Untersu- chungen für dieses Vorgehen hat Dr.
Christian Hampel (Mainz) beim ameri- kanischen Urologenkongress in Orlan- do präsentiert. Danach weisen die Erre- ger rezidivierender Harnwegsinfektio- nen eine hohe Primärresistenz gegen Fluorchinolone auf: 26 Prozent der kli- nisch und 15 Prozent der ambulant er- worbenen Keime sind bereits primär re- sistent gegen Levofloxazin.
Bei den nosokomial erworbenen Harnwegsinfekten werden Enterokok- ken an der Mainzer Universitätsklinik inzwischen häufiger nachgewiesen als Escherichia coli; zur blinden Primärthe- rapie sind Cephalosporine aufgrund ih- rer Enterokokkenlücke ungeeignet. Die- se Antibiotikagruppe weist – alle in der Klinik erworbenen Erreger von Harn- wegsinfekten zusammengenommen – ei- ne primäre Resistenz von 77 Prozent auf.
Für Cotrimoxazol konnte zwar auch eine hohe primäre Resistenzrate (48 Prozent der klinischen und 35 Prozent der ambulanten Keime) nachgewiesen werden – in der Regel sind die Erreger, bei denen dieses Antibiotikum versagt, aber auch bereits resistent gegen Levofloxacin und Beta-Laktam-Anti- biotika.
Bei ambulant erworbenen Harn- wegsinfekten besteht nach den Mainzer Untersuchungen nur eine Wahrschein- lichkeit von 17 Prozent, dass Levofloxa- cin oder Beta-Laktam-Antibiotika wir- ken, wenn eine Cotrimoxazol-Resistenz vorliegt.Angesichts dieser Daten haben die Mainzer Urologen die perioperative Antibiotika-Prophylaxe und die empi- rische Therapie ambulanter Harnwegs- infektionen umgestellt. Le P O L I T I K
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A2910 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 441. November 2002