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Archiv "Antibiotika-Therapie: Multiresistente Erreger im klinischen Alltag" (01.07.2005)

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und 35 Prozent der kli- nisch relevanten pathoge- nen Bakterien produzie- ren Beta-Laktamasen, viele von ihnen solche mit einem breiten Spektrum (Extended Spectrum Beta-Lactamases/

ESBL). Diese Enzyme ma- chen viele Antibiotika un- wirksam, so zum Beispiel Pe- nicillin, Ampicillin, Piperacil- lin, Mezlocillin, Cefazolin, Ce- furoxim, Oxyimino-Cephalo- sporine (Cephalosporine der 3.

Generation), Monobactame und Cefepim (Cephalosporin der 4. Generation).

ESBL werden von Kleb- siella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Escherichia (E.) coli, Citrobacter spp., Enterobac- ter spp., Morganella morga- nii, Proteus spp., Providencia spp., Salmonella spp. und Serratia spp. gebildet. Als Risikofaktoren für eine In- fektion mit ESBL-bildenden Erregern im Krankenhaus nannte Prof. Wolfgang R.

Heizmann (Berlin) lange Kli- nikaufenthalte,schwere Grund- erkrankung, Katheter, künstli- che Beatmung, Hämodialyse, Notfalleingriffe im Abdo- men, Magen- und Duodenal- sonde sowie Vortherapie mit Antibiotika.

ESBL-bildende Bakterien werden aber mitunter aus den Krankenhäusern verschleppt und sind dann auch für ambu- lante Patienten gefährlich. Ri- sikofaktoren außerhalb des Krankenhauses sind nach ei- ner Multivarianzanalyse Dia- betes mellitus, die vorangegan- gene Gabe von Fluorchinolo- nen und ganz besonders ein Krankenhausaufenthalt im Jahr zuvor. Ein offensichtliches Pro- blem ist die ESBL-bedingte Resistenz gegen Ciprofloxacin bei E. coli. Nach einer Analy- se sind 86,6 Prozent der ESBL-positiven E.-coli-Stäm- me resistent gegen das Fluor- chinolon, aber nur 32,9 Prozent der ESBL-negativen Stämme.

Studien haben gezeigt, dass die Letalität bei Sepsis durch E. coli und Klebsiella pneu- moniae mit ESBL-Produkti- on unabhängig vom einge- setzten Antibiotikum signifi- kant erhöht ist und dass die Kosten der Therapie von In-

fektionen mit ESBL-positi- ven Erregern mehr als dop- pelt so hoch sind. Allerdings existieren keine kontrollier- ten Studien zur Therapie von Infektionen mit ESBL-bil- denden Erregern. Jedenfalls dürfen keine Cephalosporine

bis zur 3. Generation gegeben werden. Auch die Therapie mit Cefepim hat sich als eine für Patienten gefährliche Al- ternative erwiesen, da viele Therapieversager eintreten.

Zumindest in der verwende- ten Dosierung von 1 bis 2 g/

Tag ist Cefepim nicht zur The- rapie von ESBL-Infektionen geeignet.

In einer Studie bei Patien- ten mit Infektionen durch ESBL-positive Enterobacte- riaceae wurden entweder Pi- peracillin/Tazobactam oder die Carbapeneme Imipenem

oder Meropenem eingesetzt.

Mit Piperacillin/Tazobactam konnten 65 Prozent der Pati- enten klinisch geheilt werden, mit den Carbapenemen 62,5 Prozent. Mit Piperacillin/Ta- zobactam gelang die Eradika- tion in 70 Prozent, mit den

Carbapenemen in 87,5 Pro- zent der Fälle.

Streptococcus pneumoniae ist ein weit verbreiteter Erre- ger, der weltweit eine hohe Resistenz gegen Penicilline aufweist. In Deutschland ist der Anteil Penicillin-resisten- ter Pneumokokken noch ver- nachlässigbar niedrig. Trotz- dem wurden zur antibioti- schen Therapie Chinolone empfohlen. Inzwischen sei ei- ne überproportionale Zunah- me der Chinolonresistenz ein- getreten, weniger durch Pneu- mokokken als vielmehr durch

gramnegative Enterokokken, die als Erreger von Harnwegs- infektionen, aber auch von schweren systemischen Infek- tionen eine wichtige Rolle spielten, berichtete Prof. Hein- rich K. Geiss (Heidelberg).

Inzwischen machen in Deutschland auch Vancomy- cin-resistente Enterokokken (VRE) Probleme, die den Darm von Menschen besie- delt haben. Muss ein solcher VRE-Träger operiert wer- den, erhöht sich sein Risiko für eine postoperative Infek- tion, die sich aufgrund der Multiresistenz dieser Erreger kaum mehr wirksam behan- deln lässt.

Am kritischsten ist jedoch die Situation mit dem Methi- cillin-resistenten Staphylo- coccus aureus (MRSA), der sich heute auch außerhalb von Krankenhäusern ausbreitet.

Diese speziellen Klone verur- sachen in erster Linie Haut- und Weichteilinfektionen, aber auch schwere Pneumonien, und sie weisen eine extreme Antibiotikaresistenz auf.

Angesichts dieser Faktoren benötigt die Medizin neue hochpotente Antibiotika. Lei- der hat sich die forschende pharmazeutische Industrie aus der Antibiotikaentwick- lung zurückgezogen, sodass in nächster Zeit kaum noch mit Neueinführungen zu rechnen ist. Eine Ausnahme ist die Einführung des Oxazolidinon- Antibiotikums Linezolid.

Alle übrigen neuen Sub- stanzen wie Quinupristin/

Dalfopristin (Streptogramin®), Daptomycin, Oritavacin, Dal- bavancin und Tigecyclin sind seit vielen Jahren bekannt oder Derivate bekannter Sub- stanzen. Ihr Wirkspektrum beschränkt sich auf gramposi- tive Bakterien, also auch auf die hochresistenten Entero- kokken und Staphylokok- ken. Tigecyclin ist zusätzlich auch gegen gramnegative Er- reger wirksam, wodurch es zur kalkulierten Therapie geeig- net ist. Siegfried Hoc

Pressekonferenz und Expertengespräch des Klinikums der LMU München (ge- sponsert von der Firma Wyeth Pharma, Münster) in München

V A R I A

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 26⏐⏐1. Juli 2005 AA1905

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