Aus Bund und Ländern
Prävention-
eine Initiative des ZI
KÖLN. Anläßlich des fünfzehnjährigen Bestehens des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, hat dessen Lei- ter, Dr. med. Günter Flatten, in einer im Februar 1989 er- scheinenden Monographie dargestellt, über welches um- fangreiche Arsenal präventi- ver Möglichkeiten die Kas-
kommen bedeutet, bei Ge- sunden frühzeitig ein Infor- mationsbedürfnis zu wecken, wie man sich möglichst lange vital erhalten kann und so ge- sund wie möglich altert.
Prävention verhaltensbe- dingter, chronischer Krank- heiten ist also erfolgverspre- chend. Jedoch: Sofortige Er- folge und eventuell auch kar- dinal meßbare Erfolge dürfen nur dort erwartet werden, wo es um die Verhütung aku- ter Krankheiten geht, etwa durch Impfprogramme,
Tod durch Krankhalt "X"
Krank
Chronische Krankheit
Symptom.!litisch
Rechtsverlagerung der Kurve durch Maßnahmen aus den Bereichen:
Oligo- symptomatisch
Präklinisch
Disponiert
"Gesund"
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Maßnahmen der Kuration und der Prävention führen gleicherma- ßen zu einer Rechtsverlagerung der Kurve des Krankheitsver- laufs, wobei präventives Handeln im Bereich der asymptomati- schen Krankheitsvorstadien für den betroffenen Patienten das Leiden an der Krankheit vermindert
Senärzte bereits heute verfü- gen*). Auch in der aktuellen Situation ist Prävention noch unterbewertet. Ihr Stellen- wert in der Ausbildung zum Arzt ist untergeordnet, in der Ausübung des Arztberufes wird Prävention noch zu we- nig beachtet. Eine Auswer- tung präventiver Aktionen gibt es nur punktuell.
Weil die Lebenserwartung der Menschen stetig steigt, werden chronische Krank- heiten immer zahlreicher, gleichzeitig wird der Grenz- nutzen der Therapie jedoch immer kleiner und ist heute zunehmend schwieriger zu erreichen. Hier weiterzu-
*) Günter Flatten: Prävention. Ei- ne bewährte Strategie ärztlichen Han- delns. Band 41 der Wissenschaftlichen Reihe des ZI, Deutscher Ärzte-Verlag.
Köln, 1989, 139 Seiten, DM 19,80.
durch hygienische Maßnah- men zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen, Gurtpflicht, Unfallverhü- tungsvorschriften. Hier ist die Kausalkette eindeutig, nachvollziehbar und von kur- zer zeitlicher Dauer. Anders bei den chronischen Krank- heiten: Kausale, insbesonde- re monokausale Wirkungs- ketten sind schwer und viel- leicht mit Ausnahme des Lungenkrebses gar nicht zu etablieren. Die Assoziatio- nen zwischen den Risikofak- toren und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen sind jedoch hinreichend groß, um eine Wirkung sehr wahrscheinlich werden zu las- sen. Diese Wirkung ist aber nicht mittelfristig zu erwar- ten, sondern höchstens lang- fristig. Deshalb kann ein Prä- A-82 (22) Dt. Ärztebl. 86, Heft 3, 19. Januar 1989
DEUfSCHES
ARZTEBLATT NACHRICHTEN
ventionserfolg auch erst lang- fristig erwartet werden.
Anhand der sehr verschie- denartigen Projekte des Zen- tralinstituts zeigt Günter Flatten übersichtlich, welche Präventionsleistungen vom Kassenarzt, vom Hausarzt er- wartet werden. Eins darf je- doch nicht erwartet werden:
Patentrezepte.
~ Prävention ist gerrau wie die Kuration ein Bereich, der ganz individuelle Pro- blemlösurrgstrategien, ge- stützt durch Schulung und Fortbildung, erfordert.
Burkard Berghof
Investitionsschub für Krankenhäuser
DÜSSELDORF. Über 1,5 Milliarden DM sieht der von Gesundheitsminister Hermann Reinemann (SPD) jetzt vorgelegte Entwurf des Krankenhausinvestitionspro- gramms 1989 vor. Das sind rund 85 Millionen DM mehr als 1988. Von dem Gesamtin- vestitionsvolumen soll bereits im Haushaltsjahr 1989 über eine Milliarde DM ausgege- ben werden. Der Minister er- wartet hiervon einen deut- lichen Investitionsschub. WZ
Zulassung
von Arzneimitteln:
Stau beim BGA
BERLIN. Zum Stichtag 10. November 1988 lagen beim Bundesgesundheitsamt (BGA) 8953 noch nicht be- schiedene Zulassungs- und Registrierungsanträge ,,auf Halde". Die Ursache dafür liegt in dem Auseinanderdrif- ten von Antragseingängen und Bearbeitungskapazität des BGA, die ursprünglich auf 800 Zulassungen pro Jahr ausgelegt war. Dies erklärten die leitenden BGA-Mitarbei- ter Prof. Dr. Jörg Schuster und Rainer Mecklenburg vor den Teilnehmern der Phar- ma-Fachtagung im Novem- ber 1988 in München.
Bereits 1982 übertraf die Zahl der Zulassungsanträge
die Bearbeitungskapazität des Berliner Amtes. 1987 standen den 1834 eingegan- genen Anträgen 787 abschlie- ßende Bearbeitungen gegen- über. Erneut erhöhte sich der Stau um mehr als 1000 Anträ- ge. 1988 war dieser Trend un- gebrochen: In den ersten 10 Monaten wurden 862 Anträ- ge abschließend bearbeitet, 1834 Anträge gingen ein.
Die knapp 8000 nicht be- schiedenen Zulassungsanträ- ge teilen sich wie folgt auf:
7112 für bekannte Stoffe, 788 für neue Stoffe ( entspre- chend § 49 Arzneimittelge- setz) und 84 Parallelimporte.
Letztere sind nach den EG- Vorschriften innerhalb von 45 Tagen zu bearbeiten und werden deshalb ebenso wie die im Mehrstaatenverfahren eingereichten Anträge mit er- ster Priorität behandelt. EB
§ 218 - Indikation ist allein
Sache des Arztes
BERLIN. Die Ärztekam- mer Berlin betont in einer ge- meinsam mit Pro Familia ver- öffentlichten Erklärung zur Praxis des § 218 StGB, daß die Feststellung der Indika- tion einer ärztlichen Diagno- se gleichwertig sei. Beides sei Resultat fachlich ärztlicher Beurteilung und entziehe sich damit der Oberprüfung durch eine nichtärztliche Profes- sion. Wenn Juristen sich an- maßten, die ärztliche Indika- tion aus eigener Erkenntnis zu beurteilen, zerstörten sie das unverzichtbare Vertrau- ensverhältnis zwischen Arzt und Patientin.
Mit Blick auf den Mem- minger Prozeß wurde die Be- schlagnahmung von Patien- tinnenkarteien kritisiert.
Strafverfahren gegen Patien- tinnen, die auf vertraulichen Aufzeichnungen ihres Arztes beruhten, seien "ein illegiti- mer und ethisch verwerf- licher Eingriff in die Freiheit ärztlicher Berufsausübung und in das Vertrauensver- hältnis zwischen Arzt und Pa-
tientin". EB