Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 33|
19. August 2011 A 1745IGN AZ SEMMELWEIS
Das Verdienst des Geburtshelfers be- steht darin, eine wir- kungsvolle Präven - tion des Kindbettfie- bers entwickelt zu haben (DÄ 20/2011:
„Ignaz Philipp Semmelweis: Retter der Mütter“ von Christof Goddemeier).
Historisches Vorbild
Es ist erfreulich, im DÄ über die Wirkung von Semmelweis zu lesen.
In der Tat ist die Bedeutung seiner Arbeit nicht hoch genug einzuschät- zen. Neben seiner Erkenntnis der kausalen Beziehung zwischen der Handwaschung und der Prävention von Krankheiten ist es vor allem die Akribie der Datenerfassung, die Genauigkeit der Dokumentation, die Empathie und die zwingende Richtigkeit seiner Argumentation,
die als historisches Vorbild zeitlos bleiben.
Allerdings entspricht die Feststel- lung von Christof Goddemeier
„Seine Erkenntnisse setzten sich zu- nächst nur langsam durch. Dazu mag auch beitragen, dass Semmel- weis zweifelnde Kollegen erbittert attackiert.“ nicht den Tatsachen.
Bereits in der Einleitung zur „Die Ätiologie, der Begriff um die Pro- phylaxe des Kindbettfiebers“
schreibt Semmelweis: „Vermögens meines Naturells jeder Polemik ab- geneigt, Beweis dessen, ich auf so zahlreiche Angriffe nicht geantwor- tet habe, glaubte ich, es der Zeit überlassen zu können, der Wahrheit eine Bahn zu brechen, allein meine Erwartung ging in einem Zeitraum von 13 Jahren nicht in dem Grade in Erfüllung, wie es für das Wohl der Menschheit nötig ist.“
Semmelweis’ Daten waren in den einschlägigen Kreisen bereits seit
1846/47 ausreichend bekannt, wur- den jedoch in weiten Teilen der etablierten Medizin entweder zu- gunsten der epidemiologischen Hy- pothese des Kindbettfiebers für falsch gehalten oder ignoriert. Sem- melweis hat sich zur Veröffentli- chung seiner Ätiologie erst dann entschieden, nachdem ihm offen- sichtlich klar wurde, dass seine bis- herigen intensiven Bemühungen und Argumentationen wohl aus- sichtslos bleiben . . .
Dr. med. Peter Lanzer, Chefarzt der Inneren Klinik, Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen gGmbH, 06749 Bitterfeld-Wolfen
Erinnerungen der ersten Frauenärztin
Semmelweis’ Erkenntnisse halfen in der vorantibiotischen Ära in vie- len Fällen nicht ausreichend. Die erste deutsche Frauenärztin, Dr.
Hermine Heusler-Edenhuizen
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D G s k t b h Ignaz PhilippSemm