gung und Ökonomie synergi- stisch zusammenwirken kön- nen (und müssen!), ist Ärzten bewußter als Verwaltern.
Dr. med. S. Schüling, Hedon- Klinik, Orthopädische Ab- teilung, 49803 Lingen
Erlebnisse
Ein Chefarzt „i. R.“ war Patient in ei- ner großen Klinik:
Ich habe es überstanden
Vertrauensvoll begab ich mich zu einer Bauchoperati- on in eine große Klinik, de- ren Operateur mir besonders empfohlen worden war. Ich hatte die Unterbringung in ei- nem Einbett-Zimmer ge- wählt, über dessen dürftige Ausstattung ich mich an- schließend bei der Verwal- tung beschwerte, die darauf mit üblichen Ausreden – die Probleme seien bekannt, es fehle an Geld, man werde den Dingen nachgehen – reagier- te. Für den geforderten Preis bekommt man in jedem bes- seren Hotel eine komfortable Ausstattung. Alle Untersu- chungen wurden durch eine am Beginn ihrer Weiterbil- dung stehende Assistenzärz- tin durchgeführt, deren ganzes Bemühen darauf ab- gestellt war, trotz mitgebrach- ter Voruntersuchungsergeb- nisse eines qualifizierten Facharztes nur nichts auszu- lassen, was an der Klinik „üb- lich“ war, ganz zu schweigen von zusätzlichen Untersu- chungen. Im Vordergrund stand dabei der Einsatz der medizinischen Technik.
Natürlich machte diese aufstrebende Kollegin auch die Verbände, wobei sie die Desinfektionslösung aus 50 cm Höhe auf meinen Bauch goß. Der bei der Operation angelegte Verband wurde nach drei Tagen entfernt, dann gab es keinen weiteren Verband mehr. Offenbar soll- te die Bettinnenluft die nöti- ge Heilung bewirken.
Der mir empfohlene Ope- rateur hat meinen Körper nicht ein einziges Mal berührt, näher als bis ans
Fußende des Bettes hat er sich mir nie genähert; ich hof- fe nur, daß er mich eigenhän- dig operiert hat. Zeit für ein persönliches Gespräch fand sich nie . . .
Jede Nacht mußte um 4.30 der Blutdruck gemessen wer- den. Medikamente wurden ohne Kontrolle der erfolgten Einnahme in einer Plastik- schachtel auf den Nachttisch gestellt. Es wurde mir freige- stellt, die Liquemin-Injektion selbst zu machen . . .
Die Narkose war ein be- sonderes Kapitel. Die Kolle- gin, die mit mir das Vorge- spräch führte und sich als die- jenige vorstellte, die bei mir die Narkose machen würde, hat mich jedenfalls nicht nar- kotisiert, die Narkose wurde von einer mir völlig fremden Person gemacht. Dafür er- hielt ich aber eine Rechnung, irrtümlich, wie sich heraus- stellte; was den Rechnungs- schreiber keineswegs zu einer Entschuldigung veranlaßte.
Jedenfalls, nach den Posi- tionen der Narkoserechnung zu schließen, muß es sich ent- weder um eine schwierige Narkose oder um einen schwierigen Eingriff gehan- delt haben. Es waren nötig:
Blutentnahme aus der Arte- rie (251), oxymetrische Un- tersuchungen (602), Gasana- lyse (617), dreimal kleines Blutbild (3550), zweimal Ka- lium (3557), zweimal Natri- um (3558), zweimal Blutgas- analyse (3710).
Ich habe es überstanden.
Nach 10 Tagen habe ich die Klinik verlassen, ich konnte mir diese Wohltaten nicht weiter zumuten. Natürlich habe ich mich beim Opera- teur schriftlich für die erfolg- reiche Operation bedankt, verbunden mit einer entspre- chenden Dotation, deren Empfang weder dankend noch sonstwie bestätigt wur- de. Daß ein Arztbrief sechs Wochen nach dem Verlassen der Klinik bei meinen behan- delnden Ärzten noch nicht vorliegt – was spielt das schon für eine Rolle!
Dr. Wolfgang Dau, Chefarzt i. R., Kohlenhof 2, 23570 Tra- vemünde
A-2982 (10) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 46
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