Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen Wissen- schaftler der beiden Münch- ner Universitäten, der Uni- versität Erlangen-Nürnberg sowie zwei medizintechnische Unternehmen aus Bayern ein Gerät entwickeln, mit des- sen Hilfe die Narkosetiefe di- rekt am Gehirn gemessen werden kann. Es werde dann möglich sein, ungewollte Wachzustände während einer Operation zu verhindern, hieß es bei einer Pressekonfe- renz der beteiligten Institu- tionen in München.
Die derzeit zur Verfügung stehenden Systeme in der Anästhesie seien lediglich in
der Lage, das Herz-Kreis- lauf-System, die Lunge oder die Nieren zu überwachen.
Für das eigentliche Ziel- organ der Narkose, das Ge- hirn, gebe es keine ver- gleichbaren Überwachungs- möglichkeiten.
Das Forschungsvorhaben
„Cerebrales Narkosemonito- ring am Anästhesiearbeits- platz“, für das rund fünf Mil- lionen DM vorgesehen sind, wird zur Hälfte von der Bayerischen Forschungsstif- tung und zur anderen Hälfte von der Firma Jaeger GmbH (Würzburg) und dem Bereich Medizintechnik der Siemens AG finanziert.
Seit vielen Jahren sei be- kannt, daß es verschiedene Formen der intraoperativen Wachheit und der Schmerz- empfindung gibt, die über die Veränderungen im EEG nicht zuverlässig prognosti- ziert und durch eine entspre- chende Anpassung der Nar- kotikadosierung daher auch nicht verhindert werden kön- nen, berichtete der Erlanger Anästhesiologe Prof. Helmut Schwilden. Aus der Grund- lagenforschung gebe es neue, vielversprechende Möglich- keiten für die Anästhesie, in- dem die Aktivität des Ge- hirns beim Patienten nicht- invasiv erfaßt wird. Dabei
werden die mit der Narkose und der chirurgischen Stimu- lation einhergehenden spon- tanen Veränderungen des EEG sowie die durch aku- stische und somato-sensori- sche Reize evozierten Poten- tiale analysiert und in Bezug zur Anästhetikadosierung ge- setzt.
Darüber hinaus werden neue Methoden der Signal- verarbeitung und der Analy- se komplexer Systeme zur Merkmalsextraktion sowie Artefakterkennung und -un- terdrückung eingesetzt. Die- se teilweise bereits bekann- ten Meßverfahren sollen in dem noch zu entwickelnden Gerät zusammengeführt wer- den. Es werde dann möglich sein zu ermitteln, bis zu wel- chem Grad der Schmerz aus- geschaltet wurde und wie tief die Narkose ist, hieß es.
Jürgen Stoschek
A-2407 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 39, 25. September 1998 (59)
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