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KLINISCHE ANÄSTHESIE

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© Anästhesiologie & Intensivmedizin 2003, 44: 6 DIOmed-Verlags GmbH.

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KLINISCHE ANÄSTHESIE

Vorwort

Die Anästhesiologie hat in den vergangenen 15 Jahren weitreichende Veränderungen erfahren: Pulsoxyme- trie und Kapnometrie wurden in die Praxis eingeführt und sind aus der klinischen Routine nicht mehr weg- zudenken; weiterhin stehen heute mehrere neue Anäs- thetika (Desfluran, Sevofluran, Propofol), Opioide (Remifentanil, Alfentanil, Sufentanil), Muskelrelaxan- tien (Cisatracurium, Mivacurium, Rocuronium) und auch Adjuvantien (z.B. Ondansetron, Dolasetron etc.) zur Verfügung, die zu einer vollständigen Änderung der Technik der Allgemeinanästhesie beigetragen ha- ben.

Trotz aller dieser Fortschritte schien jedoch ein wesentlicher Teilaspekt der modernen Anästhesie von diesen Entwicklungen ausgespart zu sein: In nahezu anachronistischer Weise standen für die eigentliche Steuerung der Anästhesie und ihrer "Tiefe" bis vor kurzem ausschließlich diejenigen klinischen Kriterien zur Verfügung, die schon bei der Äthernarkose bekannt und teilweise im sog. Guedel-Schema zusam- mengefaßt worden waren.

Seit wenigen Jahren nun hat genau hier eine interes- sante und vielversprechende Entwicklung begonnen, die diese Lücke schließen könnte. Basierend auf den rasanten Fortschritten der Computertechnologie, wur- den verschiedene Monitorsysteme entwickelt, die eine Überwachung und Interpretation des Narkose-EEG bzw. akustisch evozierter Potentiale ermöglichen.

Dabei werden die erforderlichen Datenmengen direkt am Anästhesiearbeitsplatz erhoben, patientennah aus- gewertet und zeitnah in verschiedene Indizes umge- rechnet; anschließend können diese Informationen - so lassen eine Reihe von Untersuchungen vermuten - zur Überwachung und Steuerung der Anästhesie bzw.

der Hypnosetiefe herangezogen werden.

Welchen Nutzen kann der klinisch tätige Anästhesist von diesen Systemen erwarten? Bekannt ist, daß der Anästhetikabedarf im Verlauf einer Operation, insbe- sondere aber von Patient zu Patient sehr stark vari- ieren kann. Hier dürfte der Hauptvorteil dieser Moni- torsysteme zu finden sein, wenn es gelingt, die o.g. In- dizes für eine individuell "maßgeschneiderte" Anäs- thesieführung zu nutzen. Erste Studienergebnisse deu- ten darauf hin, daß z.B. der Propofolverbrauch durch eine Überwachung des Narkose-EEG vermindert und die anschließenden Ausleitungszeiten reduziert wer- den können. Ein weiterer denkbarer Vorteil betrifft das Problem "intraoperative Wachheit": Hier wäre zu erwarten, daß der Einsatz der o.g. Überwachungsver- fahren zumindest die Wahrscheinlichkeit von "awa- reness" vermindern könnte, auch wenn eine definitive Klärung dieser Frage durch eine prospektive, rando- misierte Untersuchung aufgrund der benötigten hohen Fallzahl schwierig ist und derzeit noch aussteht.

Ausgehend von einem Satelliten-Meeting zum Thema

"Neurophysiologisches Monitoring" auf dem ESA- Kongress 2001 in Göteborg, wurden die nachfolgenden Beiträge aktuell erarbeitet. Hierbei wurde - insbeson- dere mit Blick auf die nun erhältlichen Monitor- systeme - der Versuch unternommen, die derzeit ver- fügbaren Daten im Sinne einer ersten Bestands- aufnahme zusammenzufassen und der Leserschaft als Informationsbasis zur Verfügung zu stellen. So beschäftigen sich Wilhelmund Kreuerin ihrem Beitrag ab Seite 8 mit den Grundlagen der Entstehung und Verarbeitung des Narkose-EEG sowie mit der EEG- Überwachung während Allgemeinanästhesien; weiter- hin werden die derzeit kommerziell verfügbaren Systeme vorgestellt. In dem Beitrag von Bruhn (S. 17 - 21) werden die EEG-Parameter spektrale Eck- frequenz SEF 95, approximate Entropie und Bispek- tralindex dargestellt und verglichen. Dabei wird das Narkose-EEG systematisch in die vier EEG-Phasen

"Wach-EEG", "Exzitationsphase", "Phase der chirur- gischen Narkosetiefe" sowie "Burst-Suppression- Muster" eingeteilt, um so ein differenziertes Profil der einzelnen EEG-Parameter erstellen zu können. Inwie- fern der Bispektralindex auch zur Überwachung des Intensivpatienten eine Rolle spielen könnte, wird in dem Beitrag von Fraserund Riker(S. 22 - 25) darge- stellt. Auch wenn die Datenlage hier noch spärlich und teilweise widersprüchlich ist, so zeichnet sich doch ab, daß EEG-Parameter auch beim Intensivpatienten nützliche Zusatzinformationen liefern können, bei- spielsweise zur Überwachung der Sedierungstiefe bei sehr "tiefer" Sedierung, zur Dosisoptimierung einer Barbiturattherapie bei Patienten mit Hirndruck oder auch in Situationen, in denen ausnahmsweise eine neu- romuskuläre Blockade erforderlich ist. Im abschlie- ßenden Beitrag von Bischoffund Schmidtzum Thema

"akustisch evozierte Potentiale" (S. 27 - 30) berichten die Autoren über Grundlagen, Indexberechnung sowie ihre ersten klinischen Erfahrungen mit dem hierzu kommerziell erhältlichen Monitorsystem.

Wagt man einen Blick in die Zukunft, so ist davon aus- zugehen, daß eine Überwachung von Narkose-EEG oder akustisch evozierten Potentialen in den kommen- den Jahren zunehmende Bedeutung erlangen wird;

entsprechende Überwachungseinheiten werden in vie- len Operationssälen als "Stand-alone"-Geräte oder als integrierte Komponente des Anästhesiearbeitsplatzes zur Verfügung stehen. Bis zur Etablierung als Stan- dardmonitoring ist der Weg zwar noch weit; dennoch liegt es schon jetzt in der Hand jedes Anästhesisten, Erfahrungen mit den vorhandenen Möglichkeiten zu sammeln und diese für eine optimierte Narkose- steuerung zu nutzen.

Wolfram Wilhelm, Homburg/Saar Jörgen Bruhn, Bonn.

Minisymposium:

Monitorsysteme zur Überwachung der "Narkosetiefe" – Eine erste Bestandsaufnahme

006 Einführung 13.10.2003 12:47 Uhr Seite 6

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