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Archiv "Konjunktur: Leichter Optimismus zeichnet sich ab" (10.09.1999)

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ie Konjunkturexperten rechnen damit, daß in Deutschland die für das laufende Jahr mehrheitlich prognostizierte Wachstums- rate von 1,5 Prozent erreicht und möglicherweise sogar leicht überschritten wird. Für das Euro-Gebiet wird jedoch ein wirtschaftliches Wachs- tum von zwei Prozent erwar- tet. Deutschland bleibt also weiter hinter dem durch- schnittlichen Anstieg des So- zialprodukts in Europa und vor allem hinter der wirt- schaftlichen Entwicklung in den kleineren Euro-Ländern deutlich zurück. Das gilt im übrigen in noch stärkerem Maße für Italien.

Trotz der anhaltenden po- litischen Querelen über das Sparpaket, über Steuer- und Sozialreformen und deren Unzulänglichkeiten verbreitet sich Konjunktur-Optimismus.

Offensichtlich läßt sich die Wirtschaft durch die Politik nicht mehr nachhaltig irritie- ren. Das mag sich nach den Wahlen im Herbst ändern; sie können die politischen Rah- menbedingungen ändern und die Gesetzgebung erschweren, was dann auch für das kon- junkturelle Klima relevant werden könnte. Das geht frei- lich nicht in die Prognosen für das nächste Jahr ein. Für 2000 wird im Euro-Land ein wirt- schaftliches Wachstum von 2,75 Prozent, für Deutschland von etwa 2,5 Prozent erwartet.

Das dürfte noch nicht aus- reichen, um die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit deutlich zu verringern. Zuletzt wurden in Deutschland (saisonberei- nigt) mehr als 4,1 Millionen Arbeitslose gezählt. Das be- deutet zwar gegenüber dem

Vorjahr eine leichte Abnah- me; Sorge bereitet aber die Tatsache, daß die Arbeitslo- senzahl, die sich im zweiten Halbjahr 1998 noch verringert hatte, im Verlauf dieses Jah- res wieder zugenommen hat.

Auch das Sparprogramm der Bundesregierung und die ge- planten Sozialreformen dürf- ten den Arbeitsmarkt zusätz- lich belasten.

Erfolge beim Export

Die Spanne der Prognosen für 2000 reicht derzeit von einem Anstieg des Bruttoin- landprodukts von 2,3 Prozent (Kieler Institut und OECD) bis drei Prozent (Deutsche Bank Research). Eine so op- timistische Prognose bewegt sich vorerst außerhalb reali- stischer Erwartungen; sie wird nicht hinreichend durch Fak- ten gestützt. Denn die Hoff- nung auf eine Belebung der Konjunktur stützt sich bislang fast nur auf eine deutliche Verbesserung der Auftragsla- ge in der deutschen Industrie (+3,5 Prozent im zweiten Quartal gegenüber dem er- sten Vierteljahr 1999). Das ist vor allem mit zunehmenden Bestellungen aus dem Aus- land und der zeitweise kräfti- gen Abwertung des Euro ge- genüber dem Dollar zu er- klären. Die Wettbewerbspo- sition auch der deutschen Exporteure hat sich dadurch am Weltmarkt verbessert. Die Erfolge beim Export haben auch wesentlich zur Verbes- serung der Stimmung bei den Unternehmen beigetragen.

Bei den Investitionsgüter- herstellern hat sich das Minus gegenüber dem Vorjahr deut-

lich verringert. Bei den Bau- leistungen deutet sich nach langer Talfahrt in West- deutschland zumindest eine Stabilisierung an; das gilt frei- lich noch nicht für Ostdeutsch- land. Beim Handel und im Gastgewerbe wird vorläufig kaum mit Zuwächsen gerech- net. Auch die öffentlichen und privaten Dienstleistungen hal- ten nicht mit der Entwicklung in der Industrie Schritt.

Allerdings lag die Produk- tion im ersten Halbjahr noch immer um 1,3 Prozent unter dem Ergebnis der Vergleichs- zeit des Vorjahres. Sie hat sich zuletzt stabilisiert, wenn auch auf niedrigem Niveau. Es gibt erste Meldungen über eine bessere Auslastung der Kapa- zitäten in der Industrie. Wei- terhin herrscht Preisstabilität.

Der Anstieg der Preise dürfte sich aber in Deutschland von derzeit etwa 0,6 Prozent auf 1,6 Prozent im nächsten Jahr beschleunigen, auch durch die Anhebung der Öko-Steuern.

Für die Euro-Länder wird ein Preisanstieg von etwa zwei Prozent vorausgesagt.

Das ökonomische Szena- rio spricht dafür, daß die Kon- junktur in den nächsten Mo- naten allmählich in einen Aufschwung einmündet. Die deutsche Wirtschaft profitiert nicht zuletzt vom stärkeren Wachstum in der Mehrzahl der Euro-Länder und in den USA sowie von der Stabilisie- rung in den asiatischen Kri- senländern. Expansiv wirkt auch die Geldpolitik. Trotz Erhöhungen der Löhne und Gehälter hat sich die Kon- sumnachfrage seit dem Früh- jahr wieder abgeschwächt.

Mit der Öko-Steuer wird bei den Verbrauchern Kaufkraft abgeschöpft. Der Einzelhan- del spürt das. Vom Verbrauch kommen jedenfalls trotz der zum Teil erheblichen Lohn- und Gehaltserhöhungen kaum konjunkturelle Impulse. Das mag auch mit der Unsicher- heit über die Steuerpolitik und den Fortgang der Sozial- reformen zu erklären sein.

Ein stärkerer Konjunktur- aufschwung würde die öffent- lichen Kassen füllen und der Politik die Konsolidie-

rung der Staats- und Sozial- haushalte erleichtern. Im er- sten Halbjahr sind die Steuer- einnahmen um 6,7 Prozent und damit um einen Prozent- punkt mehr gestiegen, als noch im Mai offiziell geschätzt wor- den war. Das bringt zusätz- liche Milliarden, hat aber noch nicht mit der Konjunk- tur zu tun. Das Ergebnis geht auf die Einführung der Öko- Steuer, auf die hohen Tarifab- schlüsse, erhebliche Nachzah- lungen für frühere Unterneh- mensgewinne und sinkende Ausfälle aus der steuerlichen Förderung von Investitionen in den neuen Bundesländern zurück.

Zinsen könnten leicht steigen Es bleibt die Frage nach der Entwicklung der Zinsen und des Euro. Beides hängt zusammen. Die Kapitalmarkt- zinsen sind im Jahresverlauf außerordentlich gestiegen.

Die Umlaufrendite erhöhte sich vom Tiefstand Ende Ja- nuar von etwa 3,5 Prozent auf mehr als 4,5 Prozent. Der Ab- stand zu den amerikanischen Zinsen, die langsamer gestie- gen sind, hat sich damit ver- ringert. Das wirkt auf den Eu- ro-Kurs ein. Durch die jüng- sten Zinsbeschlüsse des US- Zentralbanksystems hat sich dieser Abstand wieder er- höht. Sollte sich der Auf- schwung in Europa verstär- ken, so könnte sich die Eu- ropäische Zentralbank in ei- nigen Monaten veranlaßt se- hen, die Leitzinsen maßvoll anzuheben – auch zur Stabili- sierung des Euro-Kurses auf dem niedrigeren Niveau. Die Geldpolitik wird sich aber vor allem an der Preisrate im Euro-Land orientieren. Diese gibt vorläufig keinen Anlaß, die sehr niedrigen Leitzinsen zu erhöhen. Das könnte sich ändern, wenn sich der Auf- schwung in ganz Europa be- schleunigen sollte. Mittelfri- stig spricht jedenfalls alles für weiterhin leicht steigende Zinsen am Kapitalmarkt und einen relativ stabilen Euro- Kurs. Aber das bleibt Speku- lation. Walter Kannengießer A-2234 (62) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 36, 10. September 1999

V A R I A WIRTSCHAFT

Konjunktur

Leichter Optimismus zeichnet sich ab

Die Talfahrt der Konjunktur scheint beendet. Die Anzeichen für

eine konjunkturelle Belebung im zweiten Halbjahr 1999 ver-

stärken sich, Frühindikatoren signalisieren einen Aufschwung.

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