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Archiv "Rentenreform — eine „Große Koalition“ zeichnet sich ab" (13.05.1983)

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Rentenreform -

eine "Große Koalition"

zeichnet sich ab

ln fünfzehn Thesen nannte der SPD-Sozialexperte Eugen Glom- big vor kurzem in der Wochenzei- tung "Rheinischer Merkur" die Bedingungen, unter denen seine Partei mit der Koalition Konsens bei der Rentenreform anstrebe.

Nach seiner "persönlichen Auffas-

sung", die sich "aber natürlich an

Grundsätzen sozialdemokrati- scher Sozialpolitik orientiere", wie Glombig schreibt, müsse von der bruttolohnbezogenen Rente als ei- ner "leer gewordenen Formel" Ab- schied genommen werden. Eine Besteuerung der Renten sollte

vermieden werden, da es außeror-

dentlich unwahrscheinlich sei, daß das Steueraufkommen der Rentner in die Rentenkassen zu- rückfließe.

Sollte eine Besteuerung jedoch verfassungsrechtlich unvermeid- bar sein, dürfe sie nur sehr hohe Renten treffen. Es müsse auch die Frage geklärt werden, ob die Ren- ten mit einem fiktiven Beitrags- und Steuerabzug belastet werden könnten, der jedoch in der Ren- tenkasse verbleibe.

Beitragssatzanhebungen dürfen nach Meinung Glombigs kein Ta- bu sein. Um den Bundeszuschuß wieder zu einer verläßlichen Größe zu machen, schlägt Glombig eine formelmäßige Verknüpfung dieses Finanzierungsanteils mit Renten- anpassungssatz und Beitragssatz vor. Dadurch werde ein flexibler Anpassungsmechanismus ge- schaffen, der ständige punktuelle Eingriffe des Gesetzgebers über- flüssig mache.

Diese Maßnahmen müßten durch eine Sozialkomponente flankiert werden, am besten dadurch, daß die Rente nach Mindesteinkom- men zur Dauerlösung ausgebaut werde.

Neben Vorschlägen zu Einspa- rungen bei der Altershilfe der

Landwirte und zur knappschaftli- ehen Rentenversicherung, fordert Glombig den Beamten ein "Opfer"

zur Sanierung der Renten ab. Sie sollten einen Pensionsbeitrag in Höhe des Arbeitnehmerbeitrages zur Rentenversicherun~1 ent- richten.

..,. Glombig spricht sich für Ren- tennivellierung mit dem Argument aus, daß angesichts des ungünsti- ger werdenden Altersaufbaus der Bevölkerung es keiner Gruppe von Arbeitnehmern gestattet werden dürfe, der Solidargemeinschaft der Sozialversicherung d1m Rük- ken zu kehren und sich zu einer

"Sondergruppe" mit wesentlich

günstigerer Alters- und Risiko- struktur zusammenzuschließen.

"Die zahl reichen berufsständi-

schen Versorgungswerke der kammerfähigen freien Berufe (wie Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Architekten) soll- ten bezüglich des Leistungs- und Beitragsrechts an die gesetzliche Rentenversicherung angE~glichen

werden. Oder die als Anqestellte beschäftigten Angehörigen dieser Berufe verlieren das Privileg, von der Rentenversicherunospflicht befreit werden zu könn·=m", so Glombig wörtlich.

Wenige Tage zuvor hatte auch die Vorsitzende des Arbeitskreises

"Sozialpolitik der SPD-Bundes-

tagsfraktion, Anke Fuchs, im Pres- sedienst ihrer Partei zur Renten- frage Stellung bezogen.

Darin unterstrich sie den "Koope- rationswillen" ihrer Partei mit der CDU: "Die Sozialdemokraten bie- ten der CDU im Geiste historischer Solidarität die Hand." Sie attak- kierte gleichzeitig deren Koali- tionspartner: "Die FDP will, das haben die jüngsten Äußerungen der Generalsekretärin Adam- Schwaetzer wieder in Erinnerung gerufen, die Substanz der von CDU und SPD geschaffenen Le- bensstandardrente zerstören."

Kooperationsbereitschaft wird in- des grundsätzlich auch vom Vor-

Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen KURZBERICHTE

sitzenden der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion, Dr. Altred Dregger, signalisiert: "Die CDU/CSU-Bun- destagsfraktion unterstützt das Bemühen des Bundesministers für

Arbeit und Sozialordnung, zwi-

schen den politischen Parteien und den gesellschaftlichen Grup- pen Einvernehmen über die künfti- ge Struktur der gesetzlichen Ren- tenversicherung zu erzielen."

Bundesarbeitsminister Norbert Blüm hat inzwischen die Absicht geäußert, die Vorschläge abzu- warten, die eine von der Bundes- regierung eingesetzte Kommis- sion zur Alterssicherung vorlegen wird.

Nach einem Bericht der Tageszei- tung "Kölner Stadt-Anzeiger"

über ein Seminar des Manage- ment Instituts Hohenstein, an dem der Vorsitzende der Kommission, Professor Meinhold, teilnahm, ist mit diesen Vorschlägen- so Mein- hold- allerdings erst Ende dieses Jahres zu rechnen.

Blüm möchte dem Kabinett einen Einsparungsvorschlag unterbrei- ten, um eine Verschiebung des Renten-Anpassungstermins Mitte 1984 zu verhindern. Der Plan einer erneuten Verschiebung der Ren- tenanpassung geht auf eine gülti- ge Koalitionsvereinbarung zwi- schen CDU/CSU und FDP zurück.

Blüm hatte vor wenigen Wochen in der Presse mit seinem Rücktritt

"gewunken" für den Fall, daß die-

se Koalitionsvereinbarung ver- wirklicht werde.

Nach einem Interview, das Blüm der Wochenzeitschrift "Die Zeit"

gegeben hat, lautet seine Marsch- richtung: Orientierung der Sozial- renten am verfügbaren Einkom- men der Arbeitnehmer (was nach Aussage Blüms nicht als Nettoren- tenformel ausgelegt werden dür- fe), Einbeziehung der Beamten in die Finanzierung ihrer Alterssiche- rung und Erhöhung der Sozialver- sicherungsbeiträge ab Januar 1984 von dann 18,5 Prozent auf 19

Prozent. ck

Ausgabe A DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 19 vom 13. Mai 1983 89

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