Aus Bund und Ländern
Streit um Äußerungen von Ellis Huber weitet sich aus
DÜSSELDORF. Der Streit um die Äußerungen des Berliner Kammerpräsi- denten, Dr. med. Ellis Huber, zum Behandlungs- und Ab- rechnungsverhalten von nie- dergelassenen Ärzten weitet sich aus. Nach einer Fernseh- sendung des Westdeutschen Rundfunks, in der Huber er- neut erklärt hatte, daß zehn bis 20 Prozent der Ver- tragsärzte korrupt handelten und unnötige medizinische Leistungen erbrächten, schal- tete sich nun auch der Vize- Präsident der Bundesärzte- kammer, Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, ein.
Hoppe, zugleich Präsident der Ärztekammer Nord- rhein, hat Huber öffentlich aufgefordert, „die Richtig- keit der von ihm in die Welt gesetzten Prozentzahlen nun auch nachzuweisen“. Von dem wirklichen Problem der unbefriedigend geregelten Honorierung der vertrags- ärztlichen Leistungen habe Huber „mit seinem Spektakel nur abgelenkt“, statt es der Öffentlichkeit richtig zu er- klären.
Hubers nachträgliche Di- stanzierung zu vorangegan- genen Berichten in verschie- denen Tageszeitungen (Deut- sches Ärzteblatt, Heft 43/1997) kommentierte Prof.
Hoppe so: „Vielleicht hat er das alles so nicht gewollt.
Dann sollte er sich am besten bei Patienten und Kollegen für seinen mißglückten Auf- tritt entschuldigen.“ JM
KV Nord-Württemberg plant interdisziplinäre Modellprojekte
STUTTGART. Die Kas- senärztliche Vereinigung Nord-Württemberg (KV NW) will mit fachübergrei- fenden Kooperationsmodel- len Strukturverbesserungen in der ambulanten Versor- gung erzielen. Eine dem
Stand der medizinischen Wis- senschaft entsprechende Pa- tientenversorgung könne künftig nur noch durch Spe- zialisierung erreicht werden.
Daher sei eine bessere Ko- operation der ärztlichen Fachgruppen erforderlich, beispielsweise in der Behand-
lung und Betreuung von Dia- betikern, HIV-Infizierten und in der Therapie Krebs- kranker. Das vom Berufsver- band der Allgemeinärzte be- fürwortete „starre, hausarzt- gestützte Primärarztsystem“
lehnt die KV hingegen prinzi-
piell ab. SG
A-2962 (18) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 45, 7. November 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die Geburtenzah- len in Deutschland steigen wieder.
Nachdem 1995 der Tiefstand seit der Vereinigung er- reicht war, wurden 1996 wieder fast 800 000 Kinder ge- boren. Trotz des Geburtenanstiegs werden – auf Dau- er gesehen – zu wenig Kinder gebo- ren, um den Bevöl- kerungsstand zu halten. Um dies zu gewährleisten, müßten es rund 50 Prozent mehr sein.
Stiftung Warentest untersuchte Berliner Krankenhäuser
BERLIN. Krankenhäuser in Berlin werden nach Anga- ben der Stiftung Warentest von den Patienten als sehr gut bis zufriedenstellend beur- teilt. Dies ist, stark verkürzt, das Ergebnis einer Untersu- chung, die im Novemberheft von „test“ veröffentlicht ist.
Befragt wurden zunächst alle niedergelassenen Allge- meinmediziner, Internisten, Chirurgen und Gynäkologen in Berlin sowie rund 1 800 Krankenhausärzte dieser Fachrichtungen. Sie sollten angeben, welche drei Kran- kenhäuser sie in vorgegebe- nen Fällen empfehlen wür- den. Anschließend wurden rund 12 000 Patienten um ih- re Meinung gebeten, unter anderem zum Informations- verhalten der Ärzte, zu Orga-
nisation und Verpflegung und zu Ruhe und Komfort.
Im Ergebnis liegt die Cha- rité häufig vorn. Auch die Kli- niken Bethel und Buch schneiden sehr gut ab. Stif- tung Warentest betont aber:
„Wir unterstellen keines- wegs, daß die medizinische Versorgung in den Kranken- häusern, die nicht in die ,Be- stenliste‘ gekommen sind, un- zureichend ist.“
Die Berliner Ärztekam- mer lobt an der Untersu- chung die Bemühung um Transparenz. Die Zustim- mung gilt allerdings eher dem zweiten Teil der Befragung.
„Die Patientenorientierung kommt sehr gut zum Aus- druck“, urteilt Dr. med.
Günther Jonitz, Vizepräsi- dent der Ärztekammer Ber- lin. Teil eins, die Liste der empfohlenen Krankenhäu- ser, kritisiert er: Er wisse von Absprachen, welche Kliniken man nennen wolle. Außer-
dem fehle eine Überprüfung, ob die niedergelassenen Ärz- te ihre Patienten tatsächlich mehrheitlich in die empfohle- nen Häuser schickten. Rie
ICD-10:
Späterer Start?
BONN/KÖLN. Die für den 1. Januar 1998 geplante flächendeckende Einführung der Verschlüsselung von Dia- gnosen durch Vertragsärzte nach der Internationalen Klassifikation der Krankhei- ten (ICD-10) wird möglicher- weise um ein Jahr verscho- ben. Ursprünglich sollte die Verschlüsselung nach der ICD-10 bereits ab 1. Januar 1996 wirksam werden. Der Einführungszeitpunkt wurde allerdings mit Zustimmung des Bundesgesundheitsmini- sters so lange verschoben, bis über Modellversuche (der Kassenärztlichen Vereinigun- gen Niedersachsen und Sach- sen-Anhalt) ermittelt wurde, ob der von rund 14 000 Dia- gnosenbegriffen auf etwa 3 000 Begriffe reduzierte Ba- sisschlüssel praktikabel sei und von den Ärzten akzep- tiert werde.
Insgesamt bewerten die Test-Ärzte die ICD-Anwen- dung „negativ“, weil die ge- plante obligatorische Ein- führung überwiegend als ein verwaltungsaufwendiger, bü- rokratischer Akt verstanden wird, dessen Nutzeffekt für die Praxen nicht ersichtlich sei. Eine Entscheidung über die definitive Einführung der Diagnosenverschlüsselung fiel im Bundesgesundheitsmini- sterium noch nicht.
Während der diesjährigen Medica in Düsseldorf findet am 21. November in der Zeit von 14.30 bis 18 Uhr ein Ex- perten- und Fortbildungsse- minar zur Problematik der ICD-10 unter Leitung von Dr.
Gerhard Brenner, ZI, Köln, statt. Es berichten unter an- derem die Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigun- gen Niedersachsen und Sach- sen-Anhalt ebenso wie Ex- perten aus dem Beraterstab des Zentralinstituts. EB