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Archiv "Arbeitsmarkt Gesundheitswesen: Eine dynamische Branche" (23.10.1998)

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Entlassungen und wachsenden Ar- beitsdruck.

Die Klinikärzte-Gewerkschaft Marburger Bund sieht einen Haupt- grund für das verschlechterte Klinik- betriebsklima und die wachsende Sor- ge um den Arbeitsplatz auch in der zu- nehmenden Zahl von befristeten Ar- beitsverträgen, unbezahlten „Gast- arzt“-Arbeitsverhältnissen, der unzu- mutbar hohen Zahl von Überstunden und zu wenig Freizeitausgleich. Von befristeten Arbeitsverträgen sind nach den Feststellungen des Marbur- ger Bundes fast alle Assistenzärzte betroffen.

Hinzu kommen die Blockade für die Niederlassung weitergebildeter Klinikärzte in der freien Praxis (infol- ge der rigiden Bedarfsplanungsvorga- ben im vertragsärztlichen Bereich), aber auch die „Austauschbarkeit“ der in Brot und Arbeit stehenden Klinik- ärzte durch die zunehmende Zahl ar- beitsloser Ärztinnen und Ärzte (rund 15 000) und – nicht zuletzt – die oft- mals autoritär geführten Klinikabtei- lungen. Zudem wirkt sich der wach- sende Kostendruck vor allem durch die Krankenkassen negativ auf den klinikärztlichen Dienst aus. Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist aber kon- traproduktiv im Hinblick auf die Qua- lität der Patientenversorgung, so die Erfahrung aus der Klinikpraxis.

Demarche an Arbeitgeber

Rudolf Henke, Mitglied des Vor- standes der Bundesärztekammer, in einer Demarche an die Klinikarbeit- geber und an die Politik: „Wenn die Krankenkassen hier weiter mauern, kippt schon bald das Klima im Kran- kenhaus total. Leidtragende sind dann vor allem die Patienten. Seit fünf Jahren quetscht man die Budgets der Krankenhäuser aus. Jetzt ist die Zitro- ne leergepreßt. Qualität, auch im Krankenhaus, hat aber ihren Preis.

Dazu brauchen wir grünes Licht von der Politik.“

Diese hehren Worte sind ein un- überhörbarer Appell zum Beginn der neuen Legislaturperiode. Auch die Krankenkassen sollten von der Um- frage zum Mobbing und zum Betriebs- klima in Krankenhäusern aufgerüttelt werden. Dr. Harald Clade A-2678

P O L I T I K AKTUELL

(26) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 43, 23. Oktober 1998

as Gesundheitswesen in Deutschland zählt unverän- dert zu den Dienstleistungs- branchen mit den höchsten Beschäfti- gungszunahmen. Insgesamt waren im Jahr 1996 (neuere statistische Anga- ben liegen nicht vor) mehr als 4,05 Millionen Personen unmittelbar oder indirekt im Gesundheitswesen be- schäftigt, davon 3,78 Millionen Perso- nen (93,3 Prozent) in Praxen, Dienst- leistungsbetrieben und Einrichtun- gen, die direkt in Kontakt mit Pa- tienten stehen und unmittelbar mit der Krankenbehandlung befaßt sind (siehe Tabelle). Dies wird in einem im August fertiggestellten Gutachten über die Beschäftigungssituation im Gesundheitswesen 1996 festgestellt, die das Beratungsinstitut Basys Bera- tungsgesellschaft für angewandte Sy- stemforschung mbH, Augsburg, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Bonn, erarbeitet hatte.

Die statistischen Ermittlungen basie- ren auf der Gliederung der gesund- heitlichen Einrichtungen und Institu- tionen nach Maßgabe der neu konzi- pierten Ausgabenrechnung der Ge- sundheitsberichterstattung und einer Reihe von Sonderauswertungen der amtlichen Statistik und institutseige- nen Erhebungen.

Die Ergebnisse korrespondieren mit den Berechnungen und Schätzun- gen des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheits- wesen, der im Jahresgutachten 1997 einen Berichterstattungsschwerpunkt über das Gesundheitswesen als Wachstums- und Beschäftigungssek- tor gebildet hatte. In diesem Gutach- ten wurden 4,2 Millionen direkt oder indirekt im Gesundheitswesen be- schäftigte Personen für das Jahr 1996 errechnet.

Allein rund 271 000 Beschäftigte sind in den sogenannten Vorleistungs- industrien des Gesundheitswesens tätig, zum Beispiel in der pharmazeu- tischen oder medizintechnischen In- dustrie.

Im einzelnen ergibt sich folgen- de prozentuale Aufteilung: Für 42,04 Prozent der Beschäftigten (1,7 Millio- nen) sind die Krankenhäuser (im wei- testen Sinne) und teilstationäre Ein- richtungen der größte Arbeitgeber.

Danach folgen die ambulanten Ein- richtungen, bei denen 1996 41,7 Pro- zent aller im Gesundheitswesen Be- schäftigten tätig waren (1,689 Millio- nen Berufstätige).

Weitaus weniger bedeutsam im Hinblick auf den Umfang der Be- schäftigung sind die Einrichtungen des Gesundheitsschutzes mit 42 574 Personen (1,05 Prozent), gefolgt von Betrieben des Krankentransports und des Rettungsdienstes (1,3 Pro- zent), der Verwaltung (5,6 Prozent) und sonstigen Zweigen, die mit dem Gesundheitswesen eng verknüpft sind (1,58 Prozent).

In den sogenannten Vorleistungs- industrien hatten 6,7 Prozent der Be- rufstätigen des Gesundheitswesens ihren Arbeitsplatz.

Die ermittelten 4,05 Millionen Beschäftigten entsprechen 3,27 Mil- lionen „Vollarbeitskräften“, darunter drei Millionen Vollarbeitskräfte (92,2 Prozent) in Einrichtungen, die in di- rektem Kontakt mit den Patienten stehen, weitere 256 000 Vollarbeits- kräfte in sogenannten Vorleistungsin- dustrien (7,8 Prozent).

Nahezu jeder neunte Erwerbs- tätige in Deutschland ist direkt oder indirekt in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt oder von ihr abhängig.

1980 war nach Feststellungen des Wis-

Arbeitsmarkt Gesundheitswesen

Eine dynamische Branche

Erstmals hat jetzt das Institut Basys GmbH, Augsburg, im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums eine

umfassende Bestandsaufnahme über die Beschäftigungs- situation im Gesundheitswesen (Basisjahr 1996) vorgelegt.

D

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senschaftlichen Institutes des AOK- Bundesverbandes (WIdO), Bonn, noch jeder 13. Erwerbstätige im Ge- sundheitswesen beschäftigt.

Krankenhäuser:

Größter Arbeitsplatz

Differenziert nach der Art des Dienstleistungsbetriebes und der Ein- richtung ergab sich für 1996 folgendes Bild:

– Die meisten Berufstätigen (1,15 Millionen) waren in den rund 2 500 Krankenhäusern, in den rund 1 350 Re- habilitationseinrichtungen und in Ein- richtungen der Pflege tätig. Die Kran- kenhauswirtschaft ist mithin der größ- te Arbeitgeber im Gesundheitswesen;

dieser ist größer als Telekom AG und die Deutsche Bahn AG zusammen.

– In den 439 Gesundheitsämtern waren Ende 1996 rund 19 560 Perso- nen erwerbstätig. Dabei entfällt der größte Anteil mit 26,5 Prozent auf das ärztliche und zahnärztliche Personal.

Hinzu kommen die bei den Ministeri-

en, den Gesundheitsbehörden des Bundes und der Länder sowie beim Medizinischen Dienst der Kranken- kassen (MDK) Beschäftigten. Nach der amtlichen Personalstatistik für den öffentlichen Dienst beschäftigten diese Einrichtungen 1996 rund 15 580 Fachkräfte.

– Bei den Gesundheitsbehörden des Bundes und der Länder waren 1 050 Personen berufstätig. Bei den MDK waren Mitte 1996 rund 6 380 Personen gezählt worden. Dabei ent- fällt der größte Teil (45 Prozent) auf das Verwaltungspersonal der MDK- Beratungs- und Begutachtungsstel- len. 35 Prozent der in den MDK- Dienststellen Tätigen sind Ärztinnen und Ärzte.

– Mit 112 660 Ärztinnen und Ärz- ten in den Praxen niedergelassener Ärzte nimmt dieser Sektor den größ- ten Anteil im Bereich der ambulanten Gesundheitsversorgung ein. Darüber hinaus waren in den Arztpraxen 399 930 Vollarbeitskräfte im Sektor

„nichtärztliches Praxispersonal“ be- rufstätig. Dies ergibt im Durchschnitt

3,55 berufstätige Personen je Praxisin- haber (ohne Praxisinhaber). Insge- samt waren 512 590 Vollarbeitskräfte (einschließlich Praxisinhaber) 1996 in den Arztpraxen beschäftigt. Dies ent- spricht einer „Kopfzahl“ von 646 970.

Vor zwei Jahren waren 50 420 nie- dergelassene Zahnärzte gemeldet (in 34 110 Zahnarztpraxen). Zum größten Teil waren die Zahnärzte in Einzelpra- xen berufstätig (86,3 Prozent), mit 13,7 Prozent dagegen in zahnärztlichen Gemeinschaftspraxen. Neun Prozent der Gemeinschaftspraxen zählten mehr als zwei Inhaber. Im Durch- schnitt beschäftigte eine Zahnarztpra- xis in den alten Ländern 5,24 Perso- nen, in den neuen Ländern 3,88 Perso- nen. Neben den Praxisinhabern waren 216 630 Zahnarzthelferinnen und nichtärztliches Personal angestellt.

– In den Praxen der Fachberufe im Gesundheitswesen (Physiothera- peuten, Psychotherapeuten, Sprach- therapeuten, Ergotherapeuten sowie Hebammen und Heilpraktiker) wa- ren rund 180 940 Personen beschäf- tigt. 70 Prozent davon waren in Pra- xen von Physiotherapeuten, Kran- kengymnasten, Masseuren berufs- tätig. Bei Hebammen, Heilprakti- kern, Sprach-, Ergo- und Physiothera- peuten waren rund 22 310 Personen tätig. 32 820 Fachkräfte waren in den übrigen nichtärztlichen Betrieben und Praxen tätig (zum Beispiel in der medizinischen Fußpflege, bei Musik- therapeuten und anderen Berufen).

Im Jahr 1996 gab es nach Ermitt- lungen des Instituts Basys und der amtlichen Zählung 21 290 öffentliche Apotheken („Apothekendichte“: ei- ne Apotheke durchschnittlich auf 5 110 Einwohner). 1996 gab es in West- und Ostdeutschland 43 629 ap- probierte Apotheker; Beschäftigte:

130 018.

– Im Einzelhandel mit Droge- rieartikeln arbeiteten 52 400 Personen.

– 18 777 Betriebe oder Unter- nehmen des Gesundheitshandwerks (Zahntechniker, Optiker, Geräteher- steller und andere) beschäftigten im Jahr 1994 (neuere Statistiken liegen nicht vor) 168 288 Fachkräfte.

– Im Bereich der ambulanten so- zialpflegerischen Dienste waren vor zwei Jahren 177 860 Personen (dies entspricht 127 960 Vollarbeitskräften) berufstätig. Dr. Harald Clade A-2680

P O L I T I K AKTUELL

(28) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 43, 23. Oktober 1998 Tabelle

Beschäftigte im Gesundheitswesen nach Einrichtungen (1996)

Einrichtungen des Kopfzahlen Vollkräfte

Gesundheitswesens absolut Anteil in absolut Anteil in

Prozent Prozent

Gesundheitsschutz/

Öffentlicher Gesundheitsdienst 42 573 1,05 35 972 1,10 Ambulante Gesundheitsversorgung 1 688 712 41,74 1 372 499 41,97

davon: Arztpraxen 646 967 15,99 512 586 15,67

Zahnarztpraxen 324 051 8,01 266 584 8,15

Apotheken 163 073 4,03 146 773 4,49

Stationäre und teilstationäre

Gesundheitsversorgung, Pflege 1 700 867 42,04 1 314 444 40,19 Krankentransporte/Rettungsdienst 52 857 1,31 47 571 1,45

Verwaltung 225 852 5,58 191 551 5,86

Sonstige Wirtschaftszweige 63 990 1,58 52 122 1,59

Einrichtungen Inland 3 774 851 93,30 3 014 159 92,17 Vorleistungsindustrien des

Gesundheitswesens 271 136 6,70 256 223 7,83

Insgesamt 4 045 987 100,00 3 270 382 100,00

Quelle: Basys (Hrsg.): Beschäftigte im Gesundheitswesen 1996, Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Augsburg, August 1998, 43 Seiten

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