Aus Bund und Ländern
Verbesserte ambulante Versorgung
von Diabetikern
FRANKFURT/M. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) und die Er- satzkassenverbände in Hessen haben einen „Diabetes-Ver- trag“ abgeschlossen, mit dem die ambulante Versorgung der etwa 400 000 Typ-II- und 50 000 Typ-I-Diabetiker ver- bessert werden soll. Den bei den Ersatzkassen Versicher- ten steht nun ein Therapie- und Schulungsprogramm für Typ-I-Diabetiker zur Verfü- gung, die Insulin spritzen. Zu- dem wurden die finanziellen Bedingungen des Schulungs- programms für Typ-II-Diabe- tiker ohne Insulintherapie verbessert.
Nach Angaben der KVH wird es in absehbarer Zeit auch ein flächendeckendes Netz ambulanter Schwer- punktpraxen für die intensive Betreuung und Schulung der Typ-I-Diabetiker geben. Der Vorsitzende der KVH, Dr.
med. Jürgen Bausch, war mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden: „Endlich haben wir in Hessen die richtigen Be- dingungen, um möglichst vie- len Patienten den Umgang mit dieser langandauernden, chronischen Krankheit zu er- leichtern.“ SG
Zahl der Arbeitsunfälle auf niedrigstem Stand
BONN. Die Zahl der Arbeitsunfälle in Deutsch- land war 1996 auf dem nied- rigsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik. Nach Angaben des Bundesmini- steriums für Arbeit und So- ziales weist der Unfallverhü- tungsbericht für das Jahr 1996 auf 1 000 Beschäftigte 43 Arbeitsunfälle aus. 1995 waren es noch 48 Unfälle.
Insgesamt ist die Anzahl der Arbeitsunfälle um 8,6 Pro- zent auf rund 1,66 Millionen zurückgegangen.
Einen Anstieg verzeichne- ten dagegen die Berufskrank-
heiten: 1996 wurden 2,5 Pro- zent mehr Verdachtsfälle ge- meldet als im Vorjahr. Die schweren Hautkrankheiten standen dabei an erster Stelle, gefolgt von Bandscheibenlei- den und Hörschäden. Die Zahl der Berufskrankheiten mit tödlichem Ausgang ging
um 3,7 Prozent auf 2 396 Fälle zurück. Insgesamt hatte die Unfallversicherung im ver- gangenen Jahr Kosten von 23,7 Milliarden DM zu tragen.
Davon wurden 10,9 Milliar- den DM für Renten an Ver- letzte und Hinterbliebene ausgegeben. afp/SG
A-326 (18) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 7, 13. Februar 1998
P O L I T I K NACHRICHTEN
Plädoyer für
personale Verzahnung
KÖLN. Für den Ausbau der persönlichen Ermächti- gungen von bedarfsnotwendi- gen, hochqualifizierten Kli- nikärzten hat sich Prof. Dr.
med. Karl Otto Bischoff, Lei- tender Arzt der Medizini- schen Klinik des Kreiskran- kenhauses Waldbröl, anläß- lich eines Symposiums des Deutschen Ärzte-Verlages ausgesprochen. Dabei sei es sinnvoll, auch Krankenhäu- ser neben niedergelassenen Ärzten und Krankenkassen in die Ermächtigungsaus- schüsse einzubeziehen. Dar- über hinaus sollten Notfall- ambulanzen an den Kranken- häusern ausgebaut werden, die von niedergelassenen Ärzten zeitweilig für das Krankenhaus betrieben wer- den könnten.
Eine engere Verzahnung sei vor allem beim Großgerä- tepark notwendig, um Über- investitionen und Doppelka-
pazitäten zu vermeiden. Die Großgeräte-Infrastruktur der Krankenhäuser könnte ge- meinsam von Arztpraxen und Krankenhäusern genutzt werden – bei anteiliger Ko- stentragung und Festlegung des jeweiligen Standortes der Geräte. Auch sektoren- übergreifende Qualitätszirkel könnten zur Qualitätssiche- rung und zum Meinungsaus- tausch beitragen. Die Zirkel sollten sich stärker einschal- ten, um die Mengenentwick- lung zu kontrollieren, vor al- lem im Bereich der bildge- benden Verfahren. HC
Urteil: Medizinischen Stand im Heimatstaat berücksichtigen
BERLIN. Ein ausländi- scher Flüchtling darf nicht ab- geschoben werden, wenn er an einer schweren Krankheit leidet, die in seiner Heimat nicht angemessen behandelt werden kann. Wie das Bun- Die Zahl der Organtransplantationen in Deutschland ist im Jahr 1997 um zwölf Prozent gestiegen. Insgesamt konnte 3 839 schwerkranken Patienten mit einem neuen Organ geholfen werden. Der Bedarf an Spenderorganen kann derzeit jedoch nur mit Unterstützung der Eurotransplant-Partnerländer, das sind Österreich und die Benelux-Staaten, gedeckt werden.
desverwaltungsgericht in Ber- lin entschied, muß das Bun- desamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge auch gesundheitliche Gefahren für Leib und Leben bei seiner Entscheidung berücksichti- gen. (Az.: 9 C 58.96)
Das Bundesamt in Nürn- berg hatte einem dreijährigen Mädchen aus dem zu Serbien gehörenden Kosovo die Ab- schiebung angedroht. Das Mädchen leidet an einem an- geborenen Herzfehler und muß voraussichtlich vor der Einschulung operiert werden.
Die Eltern machten für ihr Kind geltend, in ihrer Heimat könne die Krankheit derzeit nicht sachkundig behandelt werden. afp
Mehr sozialstaatliche Umverteilung im Gesundheitswesen
KIEL. Eine dem Sozial- staatsprinzip entsprechende Umverteilung im Gesund- heitswesen hat der Sozial- rechtler Prof. Dr. jur. Hans F.
Zacher gefordert. Zwar sei- en Gesundheits- und Sozial- politik in der Vergangenheit – bei guter Finanzlage – er- folgreich gewesen, sagte der Direktor des Max-Planck-In- stitutes für ausländisches und internationales Sozial- recht bei der ersten Tagung des neugegründeten Kieler Universitätsinstituts für So- zialrecht und Sozialpolitik in Europa.
Nunmehr müßten die so- zialen Unausgewogenheiten bei Leistungserbringern wie -empfängern durch den Ein- bau von solidaritätsfördern- den Elementen korrigiert werden. Das könne zum Bei- spiel eine andere Beitragsbe- messungsgrenze in der GKV sein oder ein Anreizsystem für vernünftigeres Verhalten der Versicherten.
Zacher sieht jedoch auch Nachholbedarf auf seiten der Leistungserbringer: „Ich den- ke an die extrem unterschied- lichen Bedingungen, unter denen Ärzte in diesem Sy- stem verdienen: von nichts bis
exorbitant.“ kr