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Archiv "Kritisches Jahr 1995" (12.05.1995)

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POLITIK LEITARTIKEL/AKTUELL

Wie in keinem anderen Sektor des Gesundheitswesens sind gerade im Krankenhausbereich in den letzten zehn Jahren Kapazitäten abgebaut oder für einen anderen sozialen Zweck umgewidmet worden. Zu- gleich ist die Inanspruchnahme der krankenhausambulanten und vollsta- tionären Kapazitäten weiter gestiegen infolge der Leistungsverdichtung und des größeren „Patientendurchsatzes"

— bei weiter reduzierter Verweildauer und gleichzeitig leicht gestiegener Krankenhauseinweisungshäufigkeit.

Die Deutsche Krankenhausgesell- schaft präsentierte vor dem 19. Hospi- tal Congress in Hannover eine Lei- stungsbilanz, die sich sehen lassen kann. Die Finanzlage der Hospitäler für 1995/96 ist nicht gerade rosig. Im einzelnen:

Die 1,1 Millionen Fachmitarbei- ter in den rund 2 400 Krankenhäusern in West- und Ostdeutschland versorg- ten 1993 mehr als 14,5 Millionen Pati- enten. Was die Kostenentwicklung betrifft, liegen die deutschen Kran- kenhäuser im internationalen Ver- gleich auf einem Mittelplatz. Zur Zeit beansprucht der stationäre Sektor am gesamten Ausgabenvolumen der ge- setzlichen und privaten Krankenver- sicherung rund 34 Prozent (ein- schließlich der im Krankenhaus ver- ordneten Arznei- und Heilmittel).

Zum Vergleich: Der Anteil der ambu- lanten ärztlichen Versorgung am Ge- samtausgabenbudget der Kranken- kassen liegt zur Zeit bei 17,3 Prozent.

Die Zahl der Pflegetage sank 1993 erneut um vier Prozent (das wa- ren rund acht Millionen Pflegetage weniger als 1992).

Trotz Ausgaben- und Budget- deckelung im stationären Sektor (be- grenzt bis 1995; berechnet auf der fortgeschriebenen Basis von 1992) stieg die Zahl der stationär versorgten Fälle jährlich um ein Prozent. 1993 und 1994 nahm die Zahl der Sta- tionärpatienten um rund 290 000 auf 14,5 Millionen zu.

In den Jahren 1990 bis 1993 wur- den 93 Krankenhäuser geschlossen und 57 276 Krankenhausbetten abge- baut. Dies entspricht im statistischen

Durchschnitt 280 Krankenhäusern mit je 200 Betten. Allerdings ist in dem Maße, wie in den letzten Jahren im Akutsektor Betten stillgelegt und abgebaut wurden, im Bereich der Re- habilitationskliniken die Zahl der Krankenhausbetten um fast die glei- che Zahl, nämlich rund 60 000 Betten, gestiegen.

Zu einer Verbesserung der Ver- sorgungsstruktur hat auch die in den letzten drei Jahren erhöhte Zahl der Herzchirurgischen Zentren in Deutschland beigetragen. Sie stieg von 57 auf jetzt 68 Zentren. Damit können jährlich mehr als 73 000 Ope- rationen mit Einsatz der Herz-Lun- gen-Maschine durchgeführt werden.

Wie DKG-Präsident Landrat Konrad Regler ankündigte, wird sich eine Vielzahl der Krankenhäuser ab Beginn des Jahres 1996 verstärkt auf klinikambulante Operationen kon- zentrieren. Entsprechende Umrü- stungen und bauliche Veränderungen seien in diesem Jahr vorgenommen worden. Auch seien mit Wegfall der Budgetierung im stationären Sektor, einer verbesserten Personalregelung und dem Wegfall der Kostenabzugs- regelung mehr Anreize gesetzt wor- den, um rentable ambulante Opera- tionen am Krankenhaus durchzu- führen.

Die Prognosen für 1995: Nach Vorgaben des Bundesgesundheitsmi- nisteriums wird das Krankenhausge- samtbudget um 1,7 (alte Länder) und um 3,5 Prozent (Ost) steigen. Daraus resultiert eine Ausweitung des Bud- getvolumens um 1,5 Milliarden DM.

Dagegen werden bei einem un- terstellten Tariflohnanstieg von drei Prozent die Personalkosten für die 1,1 Millionen Mitarbeiter um etwa eine Milliarde DM steigen. Die Preiser- höhungen bei den Sachkosten (insge- samt: 24 Milliarden DM) um drei Pro- zent ergibt Mehrausgaben in Höhe von 720 Millionen DM. Hinzu kommt ein Bedarf für die Finanzierung der Instandhaltungskosten von 700 Mil- lionen DM jährlich. Unter dem Strich resultiert für die Krankenhauswirt- schaft ein Gesamtdefizit von rund ei- ner Milliarde DM. HC Qualität und Qualitätssicherung ein-

bezogen werden. Ein umfassender Kriterien-Katalog müsse entwickelt werden, der regelmäßig aktualisiert und ergänzt werden soll. Den Inhalt dieses Katalogs wollen die Kranken- kassen und die Deutsche Kranken- hausgesellschaft vereinbaren und re- gelmäßig fortschreiben. Der Jahres- bericht soll verbindlich auf wesentli- che Bereiche und Themen konzen- triert werden, die Leistungen in exem- plarischen Bereichen dargestellt und im übrigen dem Krankenhaus die Möglichkeit eingeräumt werden, er- gänzende Darstellungen vorzuneh- men (in Hamburg soll es ein „Pio- nier"-Krankenhaus geben, das einen QS-Jahresbericht im Umfang eines Telefonbuchs erstellt hat). Die Be- richte sollen veröffentlicht und auf Anfrage zugänglich gemacht werden.

Obwohl die Krankenhäuser und die Krankenkassen bei der Formulierung der Anforderungen in der Vorhand bleiben wollen, wird zugestanden, auch die Ärztekammern gemäß § 137 SGB V zu beteiligen, wenn es sich um Fachfragen aus dem medizinisch-ärzt- lichen Bereich handelt. Die ersten Be- richte sollen bereits für das Jahr 1995 erstellt und entsprechende „Gütesie- gel" (Zertifikate) erteilt werden.

Inzwischen hat der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. med. Kar- sten Vilmar, die geplanten Initiativen der Krankenkassen und Klinikträger kritisiert. Bei so zentralen Fragen müsse die Ärzteschaft originär und essentiell eingeschaltet werden, um eine ausreichende Akzeptanz im Routine-Einsatz zu erhalten. Auch sei die Gefahr einer Überreglemen- tierung nicht von der Hand zu weisen.

Allein die Vielzahl von wenig koordi- nierten und parallelen Initiativen (ohne Beteiligung der Ärzteschaft) führe zur Irritation. Dadurch litten die Akzeptanz und aktive Mitarbeit aller in die Qualitätssicherung einzu- schaltenden Fachkräfte. Eine vom Krankenhaus-Management und den Krankenkassen dirigierte Qualitäts- berichterstattung könne sehr leicht in eine rein unter ökonomischen Ge- sichtspunkten durchgesetzte Qua- litätskontrolle umfunktioniert wer- den. Mit wissenschaftlich-medizi- nisch begründeter Qualität habe dies nichts zu tun. Dr. Harald Clade

Kritisches Jahr 1995

A-1352 (14) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 19, 12. Mai 1995

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