Aus Bund und Ländern
Reform des
Hochschuldienstrechts geplant
BERLIN. Eine von der Bundesministerin für Bil- dung und Forschung, Edel- gard Bulmahn, berufene Ex- pertenkommission legte Em- pfehlungen zur Reform des Hochschuldienstrechts vor.
Danach soll eine Juniorpro- fessur eingeführt werden, die es Nachwuchswissenschaftlern frühzeitiger ermöglicht, eigen- verantwortlich zu forschen und zu lehren. Die Habilitati- on werde damit entbehrlich.
Ferner sollen die Profes- soren stärker leistungsorien- tiert besoldet werden. Ge- plant ist, ein einziges Amt mit einem festen Gehaltsbe- standteil als Ausgangsbetrag zu bestimmen, der durch verhandelbare variable Ge- haltsbestandteile ergänzt wird.
„Die Besoldung der Profes- soren soll leistungsgerechter, aber insgesamt nicht weni- ger werden“, stellte Bulmahn klar.
Der Deutsche Hochschul- verband kritisierte die Emp- fehlungen der Kommission heftig. Die neuen Regelun- gen würden dazu benutzt, Geld einzusparen, befürchtet Dr. Jens Göben vom Deut- schen Hochschulverband. Der auf Medizinrecht spezialisier- te Jurist sieht jedoch gerade für den Bereich der Medizin noch gute Gestaltungsmög- lichkeiten innerhalb des Ver- tragsrechts. Skeptisch steht er der Einführung der Juniorpro- fessur gegenüber. Den Wegfall der Habilitation in der Medi- zin könne man jedoch unbe- fangener diskutieren als in anderen Fachbereichen. ER
Psychotherapeuten:
Eigenständige Gebührenordnung
BERLIN. Mit der Gebüh- renordnung für Psychologi- sche Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsy- chotherapeuten (GOP) sollen erstmals die Honorare für psy-
chotherapeutische Leistungen bei Privatbehandlungen gere- gelt werden. Eine entspre- chende Verordnung brachte das Bundesministerium für Gesundheit gemäß § 9 Psycho- therapeutengesetz im Bundes- rat ein.
Da bisher eine Gebühren- ordnung für Psychologische Psychotherapeuten und Kin- der- und Jugendlichenpsycho- therapeuten fehlte und ihre Leistungen mit denen ärztli- cher Psychotherapeuten iden- tisch sind, wurden sie in der Praxis entsprechend der amtli- chen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) vergütet – an den Gebührensätzen ändert sich nichts.
Bei der Privatbehandlung von Beamten ist die GOP in Zukunft von Vorteil: Im Bei- hilfebereich erhalten Psycho- logische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendli- chenpsychotherapeuten bis- her nur etwa zwei Drittel der
GOÄ-Sätze. pb
Deutsche Zahnärzte nicht zu teuer
MÜNCHEN. Die Kosten typischer Zahnbehandlungen in Deutschland liegen im eu- ropäischen Mittelfeld. Dies ist das Ergebnis eines Preis- vergleiches, den das Institut der Deutschen Zahnärzte in Köln und die Beratungsge- sellschaft für angewandte
Systemforschung in Augs- burg im Auftrag der Bundes- zahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bun- desvereinigung angestellt hat.
Bei keiner der elf untersuch- ten Behandlungsformen wa- ren die deutschen Preise eu- ropäische Spitze. „Es muss Schluss sein mit Vorwürfen, die Behandlung in Deutsch- land sei zu teuer“, sagte der Präsident der Bundeszahnärz- tekammer, Dr. med. dent. Fritz
Josef Willmes. EB
Ärztekammer Berlin:
Menschenrechte in der Türkei stärken
BERLIN. Die Ärztekam- mer Berlin hat die Bundesre- gierung und die EU-Mitglied- staaten aufgefordert, weiter- hin Diplomaten als Prozess- beobachter in die Türkei zu schicken. Der dortigen Re- gierung müsse klar werden, dass das Land nur EU-Mit- glied werden könne, wenn die Folter in türkischen Gefäng- nissen aufhöre und Men- schenrechtsaktivisten nicht mehr unterdrückt würden.
Die Kammer hatte sich mit der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, dem Berliner Behandlungs- zentrum für Folteropfer und dem Arbeitskreis Medizin/
Pflege von amnesty inter- national in einem offenen
Brief an die EU-Staaten ge- wendet.
Britta Jenkins verfolgte für die Ärztekammer Berlin in Izmir drei Gerichtsverfah- ren gegen Ärzte, die für das örtliche Behandlungszentrum für Folteropfer der türkischen Menschenrechtsstiftung arbei- ten: Dr. Alp Ayan, Prof.
Dr. Veli Lök und Dr. Zeki Uzun. Ayan wurde im ver- gangenen September inhaf- tiert, weil er an der Beerdi- gung eines im Gefängnis um- gekommenen Häftlings teil- nehmen wollte. Lök hatte die Verhaftung öffentlich kriti- siert und sitzt nun wegen Ver- stoßes gegen das Pressege- setz auf der Anklagebank.
Uzun ist angeklagt, Mitglie- der einer illegalen Organisa- tion zu unterstützen. Überra- schend plädierte der Staats- anwalt in seinem Fall auf
Freispruch. AE
Arzthelferinnen fordern höheres Einkommen
DORTMUND. Auf der 16. Bundeshauptversammlung des Berufsverbandes der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzt- helferinnen e.V. (BdA) Mit- te April in Dortmund äußer- ten sich die Delegierten über- zeugt davon, dass die in diesen Berufsfeldern gezahl- ten Gehälter zu niedrig sind.
Zudem sorgten schlechte Ar- beitsbedingungen dafür, dass qualifiziertes Personal in fremde Berufe abwandere.
Die Delegierten befürchten in absehbarer Zeit „einen deutlichen Qualitätsverlust in der ambulanten Patienten- versorgung“. Die Bundes- hauptversammlung forderte deshalb, für die Arzt-, Zahn- arzt- und Tierarzthelferinnen mehr Geld im System zur Verfügung zu stellen. Dazu sei es notwendig, dass Ver- treterinnen des Berufsver- bandes „an den künftigen Budgetverhandlungen betei- ligt werden“. Verlangt wer- den zudem Qualitätssiche- rungsmaßnahmen, die gewähr- leisten, dass nur Fachkräfte abrechenbare Leistungen er- bringen dürfen. TG A-1100 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 17, 28. April 2000
S P E K T R U M NACHRICHTEN
5 500 5 000 4 500 4 000 3 500 3 000 2 500 2 000 1 500 1 000 500 0
1287 948 24792 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98
ab 1991 mit Daten aus den neuen Bundesländern Tödliche
Arbeitsunfälle
Tödliche Arbeitsunfälle nach gesetzlichen Unfallversicherungsträgern von 1960 bis 1998
Unfallversicherungsträger insgesamt Gewerbliche Berufsgenossenschaft Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand
Seit Jahrzehnten ist die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland rück- läufig. Nach dem jährlichen Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ist die Zahl seit 1960 von rund 5 000
auf1 287 im Jahr 1998 zurückgegangen. ✮