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Archiv "Psychologische Psychotherapeuten: „Wir sind enttäuscht“" (14.03.2003)

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A676 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1114. März 2003

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ir sind enttäuscht.“ Hans-Jochen Weidhaas, Vorsitzender der Ver- einigung der Kassenpsychothe- rapeuten, brachte die Stimmung wäh- rend des 4. Deutschen Psychotherapeu- tentages Ende Februar in Hamburg auf den Punkt. „Die Selbstverwaltung ist nicht mehr in der Lage, unsere Proble- me zu lösen“, beklagte Weidhaas.

Rund vier Jahre nach In-Kraft-Treten des Psychotherapeutengesetzes, das die Integration der Psychologischen Psy- chotherapeuten und Kinder- und Ju- gendlichenpsychotherapeuten in die vertragsärztliche Versor-

gung regelte, ist von der ursprünglich euphori- schen Stimmung nicht viel übrig geblieben. Die Ver- gütungsfrage ist immer noch ungeklärt. Versor- gungsdefizite bestehen be- sonders in den neuen Bundesländern. Bundes- weit fehlen Kinder- und Jugendlichenpsychothera- peuten. Die Integration in die Gremien der kassen- ärztlichen Versorgung ist nach Meinung der Psycho- therapeuten immer mehr

in den Hintergrund gedrängt worden.

Auch in die Versorgung chronisch kran- ker Patienten im Rahmen der Disease- Management-Programme wurden die Psychologischen Psychotherapeuten bis- her nicht eingebunden.

Zur Lösung des Vergütungsproblems schlagen die Vereinigung der Kas- senpsychotherapeuten und der Deut- sche Psychotherapeutenverband e.V.

(DPTV), die nach eigenen Angaben rund zwei Drittel der Psychologischen Psychotherapeuten vertreten, eine „Or- ganisationsreform“ der Kassenärztli- chen Vereinigungen (KVen) vor. Dabei

sollen Hausärzte, Fachärzte und Psycho- therapeuten jeweils eine selbstständige Interessenvertretung bilden mit einem eigenen Verhandlungsmandat gegen- über den Krankenkassen. Dieses Mo- dell – eine Sektionierung der KVen – wurde während der Podiumsdiskussion von den beiden Bundestagsabgeordne- ten Horst Schmidbauer (SPD) und Dr.

med. Hans Georg Faust (CDU) unter- stützt. Zurzeit werden Psychologische Psychotherapeuten den Fachärzten zu- gerechnet und aus dem Facharzttopf vergütet – was zu Spannungen führt. In

einem reformierten Modell wollen die Psychotherapeuten mit den Hausärzten kooperieren. „Wir fühlen uns den Hausärzten näher“, betonte Weidhaas.

Auch Dr. med. Diethard Sturm, stell- vertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands e.V., at- testiert „eine enge Verzahnung mit den Psychotherapeuten“. Die Psychothera- peuten sehen die Hausärzte jedoch nicht als „Lotsen“ im Gesundheitssystem.

„Das Erstzugangsrecht der Patienten zu einem Psychotherapeuten seiner Wahl muss uneingeschränkt erhalten blei- ben“, betonte der stellvertretende Präsi-

dent des DPTV, Detlef Kommer. Die Funktion des Lotsen für psychisch kran- ke Patienten könne auch der Psychothe- rapeut einnehmen, meint Faust.

Im Rahmen der Disease-Manage- ment-Programme könnten Psychothera- peuten psychologische Interventionen zur Bewältigung der chronischen Er- krankungen anbieten, zum Beispiel in Form von Patientenschulungen und Ver- haltenstraining. Ein Konzept für die vier Krankheitsbilder (Diabetes mellitus, Asthma, koronare Herzkrankheit und Mammakarzinom) hat die Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten beim letz- ten Psychotherapeutentag im Februar 2002 in Mannheim vorgelegt. Die Kom- petenzen der Berufsgruppe seien seit- dem jedoch von der Selbstverwaltung „in keinem einzigen Punkt“ beachtet wor- den, kritisierte Weidhaas. Die Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Nord- rhein, Monika Konitzer, beklagte, dass bei der KV Nordrhein ihr Konzept zur psychosozialen Versorgung bei Brust- krebs-Patientinnen mit Mammakarzi- nom „im Sande verlaufen“ sei.

Nicht nur in Bezug auf die Chroniker- Programme werde den Psychothera- peuten kein Mitspracherecht einge- räumt. Auch in den KVen hätte die Be- rufsgruppe kaum Möglichkeiten, ihre Interessen durchzusetzen, da die Mit- wirkung der Psychologischen Psycho- therapeuten und Kinder- und Jugend- lichenpsychotherapeuten auf zehn Pro- zent aller Vertreter beschränkt ist. „Man wird einfach immer überstimmt“, be- schrieb eine Psychotherapeutin aus dem Publikum die Situation. Der SPD-Ab- geordnete Schmidbauer erklärte seine Bereitschaft zur Unterstützung: „Wir brauchen mehr Mitwirkung der Psycho- therapeuten.“ Allein der stellvertreten- de Leiter der Vertragsabteilung des Ver- bandes der Angestellten-Krankenkas- sen e.V., Thomas Ballast, hatte kein Ver- ständnis: „Die Mitwirkungsrechte sind vorhanden.“ Er machte die Uneinigkeit der psychotherapeutischen Berufsver- bände für den fehlenden Einfluss ver- antwortlich. Doch die Psychotherapeu- ten sind auf dem besten Weg zu mehr Ei- nigkeit: DPTV und die Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten kooperieren seit einiger Zeit und haben erstmals ge- meinsam einen Psychotherapeutentag durchgeführt. Petra Bühring

Psychologische Psychotherapeuten

„Wir sind enttäuscht“

Die Integration in die Strukturen der kassenärzt- lichen Versorgung ist aus Sicht der Psychologischen Psychotherapeuten nicht gelungen.

Die Psychologischen Psychotherapeuten fordern mehr Mit-

wirkung. Foto: Heribert Joisten

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