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(1)126 Zur Kritik des Kitäb-al-Ain

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Zur Kritik des Kitäb-al-Ain.

Von K. Inostrancev.

Über das Buch Äin habe ich in meinen früheren Arbeiten

mehrfach Gelegenheit gehabt zu reden'). Hier will ich nur er¬

wähnen, daß laut deutlichen Hinweisen arabischer Quellen (Fihrist

r.o, 11—11*; Mas'üdT, Kitäb-at-tanbih, BGA., VHI, l.f, v sqq.) in der

8 früh-islamischen Periode ein persisches Buch existierte , das , aus

sasanidischer Zeit überkommen , Ain-näme hieß und von den

»Institutionen' des Sasanidenreichs handelte. Dieses Buch wurde

zusammen ndt dem bekannten Chodhäi-näme im 8. Jahrhundert von

Ibn-al-Muqaffa' ins Arabische übersetzt (Fihrist, lU, fv)^). Für die

10 vergleichende Kritik der Übersetzungen dieser beiden Bücher ist es

wichtig zu bemerken, daß während das Äln-näme, so weit uns be¬

kannt ist, nur einmal aus dem Persischen ins Arabische übertragen

wurde , und zwar durch den obengenannten Ibn-al-MuqaflFa' , das

Chodhäi-näme mehrfach übersetzt wurde ; der Charakter dieser Über-

16 Setzungen ist sehr verschieden : es gab verkürzte Übertragungen,

es gab solche mit Zusätzen und schließlich Bearbeitungen dieses

Buches nach verschiedenen Abschriften^). Wenn wir also in arabischen

Werken Zitaten aus dem Kitäb-al-ÄIn begegnen, so können wir mit

voller Sicherheit schließen, daß sie der Übersetzung des Ibn-al-

80 Muqaffa' entnommen sind; in betreff des Sijar-al-mulük dagegen,

d. h. der Übertragungen des Chodhäi-näme , müssen jedesmal Be¬

weise dafür erbracht werden.

Die Zitate aus dem Kitäb-al-ATn sind uns hauptsächlich in

dem Buch 'Ujün-al-aljbär des Ibn-Qutaiba erhalten. Unter diesen

1) S. meine russischen Arbeiten : OtryvolL voennago tralttata iz Sasanidskoj ,Rnigi Ustanovlenij * &/oLi Zapiski, XVII, 249 sqq.; Materialy iz arabskicb istocnikor dIja knl'turnoj istorü Sasanidskoj Persii, yf'y^ i ÄitytJt ^L->

(j*^! uA^iiÄ.« Ja; jüwtyäJl ^, ib. XVIII, 174 sqq. (= Separatabdruck, 1907, 62 sqq.); Persidskaja literatnmaja tradicija v pervye veka islama, M^moires de l'Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg, VIII° sdrie, Classe Historico- Philologique, VIII, No. 13, 26; auch meine Sasanidskie E^udy, St. Peterburg, 1909, 27 und 42 sqq.

2) S. Melanges Aüatiques, VIII, 1880, 77.n-776 oder Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg, XXVII, 1881, 75—76.

3) S. Vostocnyja Zametki, St. Peterburg, 1895, 182 sqq. (cf. WZKM., X, 325).

(2)

Inostrancev, Zur Kritik des Kitäb-al-Äin. 127

Zitaten ist eins inhaltlich sehr interessant: es betrifft verschieden¬

artige abergläubische Vorstellungen der alten Perser (ed. C. Brockel¬

mann, II, IaI sqq.). Die Glaubwürdigkeit der Nachrichten, die dieses

Zitat bietet , läßt sich durch eine Reihe kritischer Erwägungen

interner Natur stützen; sie wird erhärtet durch das hier folgende 5

Beispiel äußerer Kritik. Wir bemerken, daß wir den uns im ge¬

gebenen Fall interessierenden Omenglauben ausschließlich zum Zweck

der Textkritik des Kitäb-al-Aln und des Äln-näme anführen; er

bietet nichts besonders charakteristisches für die iranischen Folklore.

Im allgemeinen gesprochen soll dieser Fall uns zur Pestellung der- lO

jenigen theoretischen Gesichtspunkte dienen, die bei der Übersetzung

arabischer Zitate aus persischen Büchern der Sasanidenzeit un¬

umgänglich sind.

Bei der Aufzählung der abergläubischen Vorstellungen der

Perser nennt das Kitäb-al-Äin auch die Merkmale von guten und i6

schlechten Begegnungen , wobei diese Merkmale in den meisten

Fällen einander parallel gegenübergestellt werden. Uns interessieren speziell die beiden folgenden Parallelen. Die erste, eine gute Begeg¬

nung betreffend, lautet wie folgt (Iaa, II— Ia): ^^jÄ*»..:^Uo Qy^)

J^j _}( ^yKj flids ^yi 'iJy*»- Lg-JU: ^-jIjlXJ! . . . (JL*Äiwv!) 80

d. h. ,sie betrachteten als gutes Omen Saumtieren zu begegnen,

beladen mit Speise oder Stroh oder Mist'. Das diesem parallele

schlechte Omen hat folgende Fassung (Ua, lo—II): ^j^jÜj

v^JbCilj v^•^.^ V'/^' iCLoLc- . . . iötJ . . . (liLjJii«,!) d. h. „sie

betrachteten als schlechtes Omen einem Saumtier zu begegnen, be- 25

laden mit Getränk, Holz und Hund'.

Selbst schon aus dem Sinn der Phrase geht klar hervor, daß

wir es mit einem Fehler im Texte zu tun haben, denn ein Saum¬

tier mit einem Hund beladen- ist ganz unwahrscheinlich. Zieht

man ferner den erwähnten Parallelismus der Vorzeichen in Betracht so

(im gegebenen Falle speziell die Lasten: Speise — Getränk, Stroh —

Holz), so wird man annehmen müssen, daß hinter dem Wort u-JiXJ!

al-kalb irgend eine Last steckt, die den übrigen hier genannten

entspricht. Im edierten Text deutet keinerlei Anmerkung auf eine

varia lectio, woraus man schließen muß, daß in beiden Mss. (dem S5

Konstantinopolitaner und dem Petersburger), in denen dieser Teil

der 'Ujün-al-al)bär vorliegt, dieses Wort ganz deutlich geschrieben

ist'). Im Arabischen hat v_JXi! al-kalb eine wohlbekannte Be¬

deutung und eine passende Konjektur in dieser Sprache zu suchen,

ist aussichtslos. Unter solchen Umständen dürfen wir nicht außer «

Acht lassen , daß der zu übersetzende arabische Text nicht der

Urtext ist, sondern die arabische Übersetzung eines persischen Werkes.

1) In der Petersburger Handschrift steht wirklich ganz deutlich \.jJSS\, 1 4

(3)

128 Inostrancev, Zur Kritik des Kitäb-al-ÄXn.

In diesem Falle müssen wir zwecks Klarstellung seiner Bedeutung

dieses Wort ins Persische übersetzen und versuchen, seinen Sinn

in der gegebenen Phrase aus dieser Sprache zu erklären. ^_JLJG|

al-kalb übersetzen wir ins Persische durch das Wort iJ^Lw seg, ein

5 Wort, für welches wir ohne Mühe eine Konjektur finden, die ein

anderes , ebenso persisches Wort ergibt , das einerseits dem ersten in Aussprache sehr ähnelt, andererseits dem Sinne nach vorzüglich in unsere Phrase paßt. Dieses Wort lautet ,^1*, seTig und bedeutet

„Stein". Auf Arabisch ist dafür al-hagar zu setzen, und die

10 Konjektur in dem arabischen Text in folgendem Schema darzustellen :

ar. i_>JLJÜ( — pers.

II

pers. = ar.

Auf diese Art ist die ganze Phrase zu übersetzen: „sie betrachteten

als schlechtes Omen einem Saumtier zu begegnen , beladen mit

15 Getränk, Holz und Stein".

Interessant ist , daß wir einem analogen , aus der Ähnlichkeit

der persischen Wörter und ^Xj^ herrührenden Fehler, auch

im Pehlevi begegnen. Im 8. Fargard des Vindidäd wird, anläßlich

der Behandlung des menschlichen Körpers unmittelbar nach dem

20 Tode, vorgeschrieben, für die Leiche eine Grube zu graben, die mit

Ziegeln, Steinen oder einer Schicht trockener Erde zu belegen ist.

Im Fehle vitext wird das Wort, das „Stein" bedeutet, fälschlich

durch kalbä wiedergegeben , was J. Darmesteter (Le Zend-

Avesta, II, 120, n. 13) folgendermaßen erklärt: „l'original du manuscrit 25 avait sang „pierre", ecrit comme sag „chien", que le copiste, pour

montrer son entente du huzvaresh , a bravement transcrit kalbä"

Dieser Fall ist dem oben behandelten analog.

Zum Schluß sei auf die folgende, nicht uninteressante Tatsache hingewiesen. In der arabischen Literatur (Fihrist, If , tt^—U) haben

30 wir ein Zitat aus einem Werk desselben Ibn-al-Muqaffa', das eine

Eigentümlichkeit der Pehlewischrift erklärt und wichtige Bedeutung

für das Verständnis des Mittelpersischen hatte. Diese Eigentüm¬

lichkeit besteht darin, daß in dieser Schrift eine Reihe von Wörtern Aramäisch geschrieben, aber beim lesen Persisch gesprochen wurde').

35 Befremdend ist, daß Ibn-al-Muqaffa', ein guter Kenner des Arabischen

und Persischen, als er das Buch Äin aus dem Persischen übertrug,

seiner Übersetzung keine Konjektur einverleibte , die sich eng an

die ihm wohlbekannte und gerade von ihm bestimmt formulierte

Theorie anschließt. Dank einer solchen Konjektur können wir jetzt

40 in der arabischen Übersetzung das Vorhandensein eines aramäischen Ideogramms im Pehlevi-Urtext konstatieren.

1) D. i. HuzvSresch. S. hauptsSchlich JA., VI« Uiie, VII, 1866, 429 sqq.

und auch JRAS., NS., IV, 1870, 360.

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Berichtigung zu Bd. 63, 801 f.

Von Carl Bernheimer.

Bei meiner Auslegung von Yäm ana III, 1, 1. 2 könnte man

glauben, daß die Worte: tadatidayahetavas tv alarnhäräh auf die

Vorzüge {guna's) bezogen wären ; dem ist aber nicht so, sie beziehen

sich natürlich auf die kävyadobhä. Nach Vämana nämlich sind die

alamkära's untergeordnete Eigenschaften des kävyam im Ver- s

gleiche zu den guna's, die die Hauptbedingung für den Stil bi-I..i.

welcher nach seiner Meinung die Seele der Poesie ist. Dandin

dagegen stellt guna's und alamkära's auf die gleiche Stufe als Eigen¬

schaften des poetischen Ausdrucks. Das ist der Zusammenhang und

so ist auch das Schema: rasa lo

t gunäh

, t ■

alamkärah

(S. 801) zu verstehen. Daß auch andere Autoren z. B. Udbhata,

derselben Meinung waren, kann man unter anderem aus Alaipkära-

sarvasvam S. 7 folgern. 16

Zritiohiift der D. H. G. Bd. IiZIY.

übHi

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