Korrekturrichtlinie Volkswirtschaftslehre BW-VWL-P21-071208
Studiengang Betriebswirtschaft
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung
Klausur-Knz. BW-VWL-P21-071208
Datum 08.12.2007
Für die Bewertung und Abgabe der Prüfungsleistung sind folgende Hinweise verbind- lich vorgeschrieben:
• Die Vergabe der Punkte nehmen Sie bitte so vor, wie in der Korrekturrichtlinie ausgewie- sen. Eine summarische Angabe von Punkten für Aufgaben, die in der Korrekturrichtlinie detailliert bewertet worden sind, ist nicht gestattet.
• Nur dann, wenn die Punkte für eine Aufgabe nicht differenziert vorgegeben sind, ist ihre Aufschlüsselung auf die einzelnen Lösungsschritte Ihnen überlassen.
• Stoßen Sie bei Ihrer Korrektur auf einen anderen richtigen Lösungsweg, dann nehmen Sie bitte die Verteilung der Punkte sinngemäß zur Korrekturrichtlinie vor.
• Rechenfehler sollten grundsätzlich nur zu Abwertung eines Teilschritts führen. Wurde mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so erteilen Sie die hierfür vor- gesehenen Punkte ohne weiteren Abzug.
• Ihre Korrekturhinweise und Punktbewertung nehmen Sie bitte in einer zweifelsfrei lesba- ren Schrift vor: Erstkorrektur in rot, evtl. Zweitkorrektur in grün.
• Die von Ihnen vergebenen Punkte und die daraus sich gemäß dem nachstehenden No- tenschema ergebene Bewertung tragen Sie in den Klausur-Mantelbogen sowie in die Er- gebnisliste ein.
• Gemäß der Diplomprüfungsordnung ist Ihrer Bewertung folgender Bewertungsschlüssel zu Grunde zu legen:
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100 - 95 94,5 - 90 89,5 - 85 84,5 - 80 79,5 - 75 74,5 - 70 69,5 - 65 64,5 - 60 59,5 - 55 54,5 - 50 49,5 – 0
• Die korrigierten Arbeiten reichen Sie bitte spätestens bis zum
28.12.2007
an Ihr Studienzentrum ein. Dies muss persönlich oder per Einschreiben erfolgen. Der an- gegebene Termin ist unbedingt einzuhalten. Sollte sich aus vorher nicht absehbaren Gründen eine Terminüberschreitung abzeichnen, so bitten wir Sie, dies unverzüglich Ih- rem Studienzentrumsleiter anzuzeigen.
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Aufgabenblock A
Lösen Sie bitte nur zwei der drei Aufgaben
Lösung Aufgabe 1
SB 1, S. 48-5118 Punkte
a) Grundsätzlich gewährleistet ein marktwirtschaftliches System nur eine effiziente Güter- und Faktorallokation, wozu eine leistungsgerechte Entlohnung der Produktionsfaktoren gehört. Ungleich verteilte Ausgangs- und Teilhabechancen werden durch den Markt nicht berücksichtigt. Dies entspricht selten den Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit oder moralischem Handeln der Menschen.
4 Punkte
Für Unternehmen gilt dazu, dass ihr Gewinn höher ist, wenn sie höhere Preise verlan- gen, billiger produzieren und wenn ihre Marketingbemühungen erfolgreich sind. Auch dies verstößt oft gegen allgemeine Moralvorstellungen von Redlichkeit und Fairness.
3 Punkte
b) Unternehmensethik lässt sich als verantwortliches Handeln der im Unternehmen tätigen Menschen im Einklang mit allgemeinen ethischen Normen definieren.
1 Punkt
Konkret heißt dies:
Verantwortlicher Umgang mit der Technik (Technikethik). 2 Punkte
Ethisches Handeln in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft (Sozialethik). 2 Punkte
Verantwortlicher Umgang mit der natürlichen Umwelt (Umweltethik). 2 Punkte c) Wenn starker Wettbewerbsdruck in einem Markt herrscht, also viele Anbieter relativ
homogene Produkte anbieten, kann eine konsequent verfolgte und nach außen kom- munizierte ethische Orientierung eines Unternehmens ein Wettbewerbsvorteil sein.
3 Punkte
Das setzt voraus, dass die Nachfrager die umgesetzten Werte positiv beurteilen. 1 Punkt
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Lösung Aufgabe 2
SB 2, S. 8-1218 Punkte
a) Ziele des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes:
Stabilität des Preisniveaus
hoher Beschäftigungsgrad
außenwirtschaftliches Gleichgewicht
stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum
4 Punkte
Es wird diskutiert, dass „Magische Viereck“ zu erweitern:
um ein Sozialziel (gerechte/soziale Einkommens- und Vermögensverteilung)
und um ein Umweltziel (Umweltschutz, ökologische Orientierung).
2 Punkte
Diese Ziele sind z.T. bereits im Grundgesetz verankert. Insbesondere das Umweltziel wird aber bisher noch nicht als vollwertiges und eigenständiges wirtschaftspolitisches Ziel definiert.
1 Punkt
b) In der Wirtschaftspolitik unterscheidet man Ordnungsziele, Prozessziele und Struktur-
ziele. 3 Punkte
Die Ziele des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes gehören zu den Prozesszielen. 2 Punkte
Ordnungsziele werden im Rahmen der Ordnungspolitik verfolgt. Träger der Ord- nungspolitik ist die Legislative.
2 Punkte
Prozessziele werden im Rahmen der Prozesspolitik verfolgt. Träger der Prozesspo-
litik ist die Exekutive. 2 Punkte
Strukturziele werden im Rahmen der Strukturpolitik verfolgt. Träger der Strukturpoli-
tik ist die Legislative. 2 Punkte
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Lösung Aufgabe 3
SB 3 S. 44-4718 Punkte
a) Preisindex nach Laspéyres: IL = (∑ PtQ0 / ∑ P0Q0) · 100% 3 Punkte Konkret: ∑ PtQ0 = 2,15 x 200 + 1,4 x 100 + 8 x 50 + 9,5 x 26 = 1217
∑ P0Q0 = 2 x 200 + 1,5 x 100 + 5 x 50 + 10 x 26 = 1060 IL = 114,8%
2 Punkte
Preisindex nach Paasche: IP = (∑ PtQt / ∑ P0Qt) · 100% 3 Punkte Konkret: : ∑ PtQt = 2,15 x 180 + 1,4 x 110 + 8 x 40 + 9,5 x 28 = 1127
∑ P0Qt = 2 x 180 + 1,5 x 110 + 5 x 40 + 10 x 28 = 1005 IP = 112,1%
2 Punkte
Der Preisindex nach Paasche weist mit 12,1% eine niedrigere Inflationsrate als der Preisindex nach Laspeyres mit 14,8% aus. Dies liegt daran, dass der Preisindex nach Paasche den neuen Warenkorb als Referenzpunkt wählt. Damit sind die Anpassungs- reaktionen der Konsumenten schon vorweggenommen, da die Konsumenten Preisstei- gerungen durch Mengenänderungen kompensieren.
4 Punkte
b) In der Bundesrepublik Deutschland werden vom statistischen Bundesamt die relevanten Daten zur Ermittlung des Preisindex erhoben. Dazu wird die Bevölkerung in verschie- dene Haushaltsgruppen aufgeteilt und die jeweils repräsentativen Warenkörbe ermittelt.
Diese Warenkörbe werden zu einem volkswirtschaftlichen Einheitswarenkorb aggre- giert.
4 Punkte
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Aufgabenblock B
Lösen Sie bitte nur zwei der drei Aufgaben
Lösung Aufgabe 4
SB 3, S. 36-3818 Punkte
a) Die Grafik sollte der Abbildung 13, SB 3, S. 36 entsprechen. Korrekte Achsenbezeich- nungen je 1 Pkt., Einzeichnung von Marktnachfrage nach Wertpapieren, Marktangebot und Gesamtangebot von Wertpapieren je 1 Pkt., Kennzeichnung der Gleichgewichts- punkte und der damit verbundenen Werte je 1 Pkt., Kennzeichnung des Volumens der Geldmengenvernichtung 1 Pkt.
insgesamt 8 Punkte
Im Rahmen einer restriktiven Geldpolitik verkauft die Zentralbank Wertpapiere und ent- zieht damit dem Markt Primärgeld. Dies ist grafisch durch die Verlagerung der Ange- botskurve nach rechts unten dargestellt (von Am zu Ages).
2 Punkte
Durch die Ausweitung des Marktangebots an Wertpapieren sinkt der Kurs (von X´ auf
Z´). Mit der Kurssenkung steigt das Zinsniveau. 2 Punkte
Zu dem neuen Kursniveau tritt hauptsächlich die Zentralbank als Verkäufer auf. Sie ver- kauft ein Wertpapiervolumen in Höhe von EFZG; in dieser Höhe wird entsprechend Geld dem Markt entzogen.
2 Punkte
b) Grundsätzlich wird die Offenmarktpolitik dadurch begrenzt, dass die getätigten Käufe oder Verkäufe nicht zu dauerhaften Veränderungen im Wertpapierbestand der Zentral- bank führen sollen. Es müssen also Kompensationsgeschäfte zu den ursprünglichen Aktionen durchgeführt werden.
2 Punkte
Damit diese Kompensationsgeschäfte nicht als geldpolitisches Signal missverstanden werden, schließt die Zentralbank ihre Offenmarktgeschäfte in Form von Wertpapierpen- sionsgeschäften ab, bei denen die kompensierenden Gegengeschäfte direkt mit verein- bart sind.
2 Punkte
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Lösung Aufgabe 5
SB 4, S. 41 ff.18 Punkte
a) Unter externen Effekten werden alle gewollten und ungewollten Nebeneffekte von Kon- sum- oder Produktionsprozessen verstanden, die bei Dritten entstehen und nicht im Preissystem erfasst werden.
3 Punkte
Treten negative externe Effekt in einem Produktionsprozess auf, liegt das private Grenzprodukt einer unternehmerischen Entscheidung höher als das soziale Grenzpro- dukt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht wird dann das Unternehmen die Produktion über die volkswirtschaftlich optimale Menge hinaus ausdehnen.
3 Punkte
b) Das Auftreten negativer externer Effekte kann auch durch Maßnahmen des Ordnungs- rechts – Auflagen, Ge- und Verbote – verhindert werden. Im Extremfall kann so die ge- samte Produktion, die mit dem Auftreten externer Effekte verbunden ist, verboten wer- den.
3 Punkte
Mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen kann schnell und konkret auf Probleme reagiert werden. Ge- und Verbote eignen sich damit besonders für Situationen, in denen eine di- rekte Gefährdung von Mensch oder Natur vorliegt (z.B. kann ein giftiger Zusatzstoff in Lebensmitteln verboten werden).
3 Punkte
c) Der Vorteil einer Steuerlösung zur Korrektur externer Effekte liegt darin, dass nicht ver- waltungstechnisch ein Grenzwert für den externen Effekt festgelegt werden muss, son- dern dass sich die Produktionshöhe und damit auch die Höhe des externen Effekts durch den Markt- und Preismechanismus bestimmen.
3 Punkte
Wenn es gelingt, den Steuersatz in Höhe der Kosten des auftretenden externen Effekts festzulegen, wird so eine allokationseffiziente Lösung des Problems erreicht, in dem es eine Deckung von privaten und sozialen Grenzprodukt erreicht.
3 Punkte
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Lösung Aufgabe 6
SB 5, S. 13-2018 Punkte
a) Unter Protektionismus versteht man alle quantitativen und qualitativen Maßnahmen der Wirtschaftspolitik mit dem Ziel selektive Handelshemmnisse aufzubauen. Ziel ist dabei, die heimische Wirtschaft gegenüber ausländischer Konkurrenz zu schützen. Dabei un- terscheidet man zwischen nichttarifären und tarifären Handelshemmnissen.
4 Punkte
b) Nichttarifäre Handelshemmnisse wirken indirekt als importbeschränkende Maßnahmen, z.B.:
Absolute Importmengenrestriktionen: Die maximale Importmenge eines Produkts aus einem Land wird festgelegt.
Technische Normungen: Für Importprodukte werden technische Werte festgelegt, die von international üblichen Standards abweichen.
Verwaltungsvorschriften: Für den Import werden Bedingungen festgelegt, die nur mit hohem zusätzlichem Aufwand von den Importeuren zu erfüllen sind.
Tarifäre Handelshemmnisse sind Abgaben, die erhoben werden, wenn Waren die Grenzen eines Staates überschreiten, z.B.:
Finanzzölle: Sie werden erhoben, um zusätzliche Staatseinnahmen zu erhalten, die bspw. im Rahmen der heimischen Konjunkturpolitik eingesetzt werden.
Schutzzölle: Sie dienen zum Schutz der heimischen Industrie industrialisierter Län- der vor ausländischer Konkurrenz. Durch die Schutzzölle soll ermöglicht werden, notwendige Umstrukturierungsmaßnahmen durchzuführen, die erneut zu internatio- naler Wettbewerbsfähigkeit führen.
Erziehungszölle: Sie werden von Entwicklungsländern erhoben, um der heimischen Industrie die Möglichkeit zu geben, sich so zu entwickeln, dass internationale Wett- bewerbsfähigkeit erreicht wird.
jedes korrekt erläuterte Beispiel 2 Punkte;
insgesamt max. 10 Punkte
c) Die WTO (World Trade Organization) ist die zentrale internationale Organisation, die über den Welthandel wacht und die Erarbeitung von Regeln sowie Abkommen zu des- sen weiteren Liberalisierung – also Abbau von tarifären und nichttarifären Handels- hemmnissen – zum Ziel hat.
4 Punkte
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Pflichtaufgabe
Lösung Aufgabe 7
SB 1, S. 24-3028 Punkte
a) Der Aufstieg des Keynesianismus begann mit der Weltwirtschaftskrise. 2 Punkte Nach einer langen Wachstumsphase mit steigenden Aktienkursen hatten viele Wirt-
schaftssubjekte ihr gesamtes Kapital in Aktien angelegt. Oftmals waren die Aktienkäufe auch kreditfinanziert. Als auf Grund schlechter Konjunkturdaten institutionelle Anleger begannen ihre Aktien zu verkaufen, verschlechterten sich die Renditen am Aktienmarkt deutlich, sodass oftmals die Schuldzinsen höher waren als die Rendite. Es kam zu pa- nikartigen Aktienverkäufe; eine Vielzahl von Menschen verarmte und war mit Schulden belastet.
4 Punkte
Dies führte zu Insolvenzen im Bankensektor, die wiederum auch durchaus intakte Un- ternehmen in den Konkurs reißen konnten. Von den USA aus verbreitete sich die Krise auf alle anderen Ländern. Der Welthandel kam quasi zum Erliegen, die Industriepro- duktion sank weltweit dramatisch.
2 Punkte
Die neoklassische Theorie ging in dieser Situation davon aus, dass die Marktkräfte die Krise überwinden könnten. Trotz fallender Einkommen der Nachfrager sollte es durch noch stärker sinkende Preise (Realkassenhaltungseffekt) zu einer Wiederbelebung der Nachfrage kommen. Tatsächlich war es aber zu einer Vermögensvernichtung gekom- men, die auch durch stark gefallene Preise nicht zu kompensieren war.
4 Punkte
b) Kern des Keynesianismus ist die Vorstellung, durch eine antizyklische Fiskalpolitik zu einer Nachfragebelebung in der Krise zu kommen und damit einen Aufwärtstrend aus- zulösen.
2 Punkte
Der Staat verschuldet sich dazu in der Krise und tritt als zusätzlicher Nachfrager auf den Märkten auf. Preiseffekte sind dadurch nicht zu erwarten, da die Krisensituation sich durch unterausgelastete Kapazitäten auszeichnet.
3 Punkte
Dort, wo die Staatsnachfrage wirksam wird, steigen die Produktion und das Einkom- men, sodass es wieder zu einer Nachfrageausweitung kommt. Damit beginnt ein sich selbst verstärkender Prozess bis alle Faktoren wieder ausgelastet sind.
2 Punkte
Allerdings gehört es auch zum Konzept der antizyklischen Fiskalpolitik, dass der Staat seine Schulden und seine ausgeweitete Staatsnachfrage im wirtschaftlichen Auf- schwung zurückfährt.
3 Punkte
c) Der Keynesianismus ist vor allem in der Praxis gescheitert. Nach zunächst erfolgreich überwundenen Rezessionen zeigte es sich, dass die Wirtschaftspolitiker nur in der Kri- se die Schuldenaufnahme und die damit verbundenen Ausgaben ausweiteten. Eine Rückführung von Verschuldung und Staatsquote geschah nicht. Somit kam es zu einer stetig steigenden Staatsverschuldung.
3 Punkte
Durch die hohe Staatsverschuldung verloren die Wirtschaftspolitiker die Möglichkeit, in neuerlichen Krisen angemessen zu reagieren. Vielmehr war der Staat oftmals gezwun- gen, sich prozyklisch zu verhalten und hat damit die Krise eher verstärkt. Die keynesia- nische antizyklische Fiskalpolitik gilt daher als ein Konzept, dass nicht langfristig erfolg- reich umgesetzt werden kann.
3 Punkte