MEDI
Gen, welches in fast allen Körperzel- len exprimiert wird und bei der Kon- trolle des Zellwachstums eine große Rolle spielt. Die Identifizierung des genetischen Defekts bei FAP liefert einen bedeutenden Beitrag zum Ver- ständnis der Krebspathogenese so- wohl beim isolierten Kolorektalkarzi- nom als auch bei FAP.
Die Umwandlung einer norma- len Epithelzelle zum metastasieren- den Kolorektalkarzinom erfolgt über mehrere, morphologisch gut definier- te Stadien (Abbildung 2). Für diese Umwandlung müssen mehrere gene- tische Veränderungen in einer Zelle akkumuliert werden (21, 22).
Der erste Schritt in dieser Kette ist eine Mutation im APC-Gen. Un- abhängig von FAP kann die Mutati- on in einer einzelnen Zelle zu einem isolierten Kolorektaltumor führen, wenn in der gleichen Zelle eine zu- sätzliche Veränderung oder Verlust des zweiten APC-Allels oder eines anderen Tumor-Suppressor-Gens
Erhöhtes Krebsrisiko bei chronischer
Pankreatitis
Viele epidemiologische Studien befassen sich mit Risikofaktoren für das Pankreaskarzinom. Nikotinkon- sum und eine verminderte Zufuhr von Früchten und Gemüsen gelten gemeinhin als Risikofaktoren für die- sen Tumor. Die Autoren führten ei- ne Multicenterstudie an 2 015 Pa- tienten mit chronischer Pankreatitis durch. Während eines Beobach- tungszeitraumes von 7,4 ± 6,2 Jah- ren entwickelten 56 dieser Patienten ein Pankreaskarzinom. Je länger die
Risikofaktoren
für das hepatozelluläre Karzinom
Der Leberkrebs steht in Japan an dritter Stelle in der Todesursa- chen-Statistik der Malignome. In den vergangenen zehn Jahren ist eine Zu- nahme der Inzidenz um den Faktor
KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
(DCC, p53) oder die Aktivierung ei- nes Onkogens (K-ras) hinzukommt.
Dadurch hat diese Zelle einen Wachstumsvorteil, sie entwickelt sich klonal weiter, und die Zelle mit meh- reren genetischen Veränderungen überwuchert die gesunden Zellen.
Bei FAP enthalten alle Körper- zellen bereits eine Mutation im APC- Gen, es entstehen Hunderte von be- nignen Adenomen im Kolorektum, und bereits eine somatische Mutati- on in einer einzigen Epithelzelle kann die Adenom-Karzinom-Se- quenz auslösen.
Ausblick: Der Nachweis von Mu- tationen im APC-Gen schon in ei- nem frühen Tumorstadium bietet die Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapieansätze. Für die Un- tersuchung der Wirkung tumorhem- mender Medikamente steht bereits ein Tiermodell zur Verfügung. Die seit 1990 bekannte Min-Maus entwik- kelt — ähnlich wie bei FAP — multiple intestinale Neoplasien; bei dieser
Beobachtungszeit, desto höher war das Krebsrisiko. Nach zehn Jahren hatten 1,8 Prozent, nach 20 Jahren vier Prozent der Patienten mit einer chronischen Pankreatitis einen Pan- kreaskrebs entwickelt.
Die Autoren kommen in der weltweit durchgeführten Studie zu dem Schluß, daß die chronische Pan- kreatitis unabhängig von Geschlecht, Land und Art der Pankreatitis zum Pankreaskrebs disponiert.
Lowenfels, A. B., P. Maisonneuve, G.
Cavallini et al: Pancreatitis and the Risk of Pancreatic Cancer. N. Engl. J. Med.
328: 1433-1437, 1993.
Dep. of Surgery and Community and Preventive Medicine, New York Medical College, Valhalla.
1,7 zu verzeichnen gewesen. Aus die- sem Grund werden in Japan Vorsor- geuntersuchungen bei Patienten mit chronischer Hepatitis oder kompen- sierter Leberzirrhose durchgeführt, um mittels Ultraschall und a-Feto- protein-Bestimmungen eine Karzi- nomentwicklung möglichst frühzeitig zu erfassen. Die Autoren berichten über 917 Patienten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren, die seit 1987 unter
Maus wurde eine Mutation im APC- Gen festgestellt (23). Durch die Ent- wicklung von transgenen Mäusen mit gezielt erzeugten Mutationen im APC-Gen können in naher Zukunft wesentliche Erkenntnisse über des- sen Funktion und über die wirkungs- volle Prophylaxe und Therapie des Kolorektalkarzinoms gewonnen wer- den.
Deutsches Ärzteblatt
91 (1994) A-128-130 [Heft 3]
Die Ziffern in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis beim Sonderdruck, zu beziehen über die Verfasserin.
Anschrift der Verfasserin:
Dr. sc. hum. Waltraut Friedl Institut für Humangenetik der Universität
Wilhelmstraße 31 53111 Bonn
Überwachung stehen. 54 entwickel- ten einen Leberzellkrebs: das kumu- lative Risiko aller Leberzellkarzino- me lag bei 12,5 Prozent von 240 Pa- tienten mit Leberzirrhose und 3,8 Prozent von 677 Patienten mit chro- nischer Hepatitis, bei einem Beob- achtungszeitraum von drei Jahren.
HBs-Antigen-positive Patienten wie- sen ein um den Faktor 7 erhöhtes Krebsrisiko auf, bei Patienten mit Hepatitis-C-Antikörpern war das Ri- siko um den Faktor 4 erhöht. Ein weiterer Risikofaktor war ein hoher a-Feto-Protein-Spiegel zu Beginn des Überwachungsprogramms. Die Autoren empfehlen besonders bei Patienten mit durchgemachter B- und C-Hepatitis, an die Möglichkeit eines hepatozellulären Karzinoms zu denken.
Tsukuma, H., T. Hiyama, S. Tanaka et al.: Risk Factors for Hepatocellular Car- cinoma among Patients with Chronic Liver Disease. N. Eng. J. Med. 1993;
1797-1801
Department of Field Research — Re- search Institute and Hospital, Center for Adult Diseases, Osaka 3-3 Nakamichi, 1-chome, Higashinari-ku, Osaka 537, Ja- pan.
A-130 (54) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 3, 21. Januar 1994