M E D I Z I N
A
A920 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003
Unter der Vorstellung einer positi- ven Beeinflussung inflammatorischer und autoimmuner Vorgänge wurden Steroide bei der akuten Lyme-Karditis mit AV-Überleitungsstörungen einge- setzt. Ein klinischer Vorteil hinsicht- lich Remissionsrate und Zeitdauer bis zur Remission konnte allerdings in der Mehrzahl der Fälle nicht nachgewie- sen werden (49, 56). Steroide können daher derzeit nicht generell empfoh- len werden.
Schutzimpfung
1999 wurde in den USA ein erster Impfstoff gegen Borrelia burgdorferi eingeführt (LYMErix). Erste Studi- energebnisse zeigen eine gute Wirk- samkeit und Verträglichkeit (44, 51).
Ein Impfstoff für die europäischen Borrelienspezies ist derzeit in Erpro- bung (25). Ob diese Präventivmaßnah- me auch zu einer Reduktion der thera- peutisch problematischen Spätmanife- stationen der Lyme-Erkrankung füh- ren wird, werden weitere Verlaufsbe- obachtungen zeigen müssen.
Wir danken Herrn Prof. Dr. med. Gerold Stanek, Hygiene- Institut der Universität Wien, für seine wissenschaftli- chen Anregungen.
Manuskript eingereicht: 21. 10. 2002, revidierte Fassung angenommen: 13. 1. 2003
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2003; 100: A 912–920 [Heft 14]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit1403 abrufbar ist.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Norbert Scheffold
Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Kardiologie Klinikum Heilbronn
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg
Am Gesundbrunnen 20–24 74078 Heilbronn
E-Mail: Norbert.Scheffold@Klinikum-Heilbronn.de
Eine Behandlungsstrategie von Asthma, bei der in Abhängigkeit von der Zahl der Eosinophilen im Sputum die antiinflam- matorische Therapie angepasst wird, reduziert die Zahl der Asthmaanfälle und die der Einweisungen gegenüber ei- ner Standardtherapie. In einer randomi- sierten Studie wurden je 34 Probanden entweder nach herkömmlichen Richtli- nien (Behandlungsrichtlinien der British Thoracic Society) oder den flexibel an- passbaren Therapiemodalitäten behan- delt. Bei Patienten, die nach den eta- blierten Verfahren behandelt wurden, basierte die Behandlung auf der Beurtei- lung der Symptomatik, der Exspiration und der Gabe von β2-Agonisten. Bei ei- ner Verschlechterung des Zustands wur- de die Behandlung unter anderem durch die Gabe von Corticosteroiden ergänzt.
Wenn der Zustand des Patienten länger als zwei Monate stabil war, wurde die Medikation eingeschränkt.
Da sich die Konzentration der Eosi- nophilen in der Lunge von Asthmati- kern einige Wochen vor einer Exazerba- tion erhöht, vermuteten die Autoren, dass dies ein Indikator für den Krank- heitsverlauf darstellt.Wenn die Konzen- tration der Eosinophilen weniger als
drei Prozent betrug, wurde eine minima- le antiinflammatorische Therapie mit 100 bis 200 µg Beclometason durchge- führt. Wenn weniger als ein Prozent Eosinophile vorhanden waren, wurde die Medikation ohne Berücksichtigung der Symptomatik vermindert. Bei mehr als drei Prozent Eosinophile wurde die Behandlung intensiviert.
Im Gegensatz zur Kontrollgruppe, wo 109 Exazerbationen registriert wur- den, konnte durch die individuell ange- passte Behandlung die Zahl der schwe- ren Exazerbationen auf 35 reduziert werden. Darüber hinaus sank die Kon- zentration der Eosinophilen im Sputum bei individuell adaptierter Therapie um 63 Prozent und die Zahl der Kranken- hauseinweisungen (eine statt sechs in der Kontrollgruppe). Die durchschnittli- che Dosis an Corticosteroiden war in beiden Gruppe gleich hoch. me Green RH, Brightling CE, McKenna S et al.: Asthma exa- cerbations and sputum eosinophil counts: a randomised controlled trial. Lancet 2002; 360: 1715–1721.
Dr. Ian D Pavord, Institute of Lung Health, Department of Respiratory Medicine and Thoracic Surgery, Genfield Hospi- tal Leicester LE3 9PQ, England. E-Mail: ian.pavord@uhl-tr.
nhs.uk
Asthmatherapie nach
Bestimmung der Eosinophilen
Referiert
Circa 5 Prozent aller Fälle von Pan- kreaskarzinomen haben eine familiäre (genetische) Ursache, aber auch die chronische Pankreatitis geht mit einem um den Faktor 2,3 bis 18,5 erhöhten Ri- siko für die Entwicklung eines Pan- kreasneoplasmas einher.
Die Autoren berichten über eine prospektive Studie an 373 konsekutiven Patienten mit gesicherter chronischer Pankreatitis, davon 85 Prozent alkoho- lisch bedingt, die 9,2 Jahre im Durch- schnitt nachbeobachtet wurden. In dem Beobachtungszeitraum entwickelten vier ein Adenokarzinom der Bauch- speicheldrüse (1,1 Prozent der Patien- ten) bei 3 437 Patientenjahren. Zu er-
warten waren in dem Kollektiv 0,15 Fäl- le. Das Risiko lag somit in dieser Studie bei 26,7 (p = 0,00002).
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass für Patienten mit chronischer Pank- reatitis das Risiko, einen Bauchspei- cheldrüsenkrebs zu entwickeln, gegen- über der Allgemeinbevölkerung deut-
lich erhöht ist. w
Malka D, Hammel P, Ruszniewski et al.: Risk of pancrea- tic adenocarcinoma in chronic pancreatitis. Gut 2002;
51: 849–852.
Prof. P. Ruszniewski, Service des Gastro-Entérologie, Hôspital Beaujon, AP.Hp, 100 Boulevard du Général Leclerc, F-92118 Clichy Cedex, Frankreich, E-Mail:
bjn.ap-hop-paris.fr
Pankreaskarzinom auf dem Boden einer chronischen Pankreatitis
Referiert