starke Interaktionen mit Ciclosporin haben, ak- kumulieren und zu Rhabdomyolysen führen kön- nen (1, 13, 19, 54, 56, 66, 69, 70). Mit Pravastatin liegen die umfangreichsten Erfahrungen nach Transplantation vor, es hat nur sehr geringe Inter- aktion mit Ciclosporin, und Rhabdomyolysen wurden nicht beschrieben (8, 36, 38, 41, 57, 61, 75). Diät oder Umstellen der Immunsuppression durch Weglassen der Steroide oder durch Wech- sel von Ciclosporin zu Tacrolimus sind Begleit- maßnahmen, die den Effekt von CSE-Hemmern optimieren können (18, 28, 29, 37, 59). Der kon- sequente Einsatz von CSE-Hemmern nach Transplantationen hat zwei Effekte:
« Deutlich weniger Patienten als bisher werden an kardiovaskulären und zerebrovas- kulären Erkrankungen sterben.
¬ Der Verlust von Transplantaten durch Transplantat-Vaskulopathie wird reduziert. So kann etwa die Entwicklung einer Transplantat- Vaskulopathie in den Koronararterien transplan- tierter Herzen durch die CSE-Hemmer Pravasta- tin und Simvastatin dramatisch reduziert werden, und die Patienten leben länger (41, 73). Der Ef- fekt von CSE-Hemmern auf die Langzeitprogno- se von transplantierten Nieren ist noch nicht aus- reichend untersucht, um sichere Aussagen zu ma- chen. Man fand jedoch, daß die Rate akuter Ab- stoßungen in den ersten vier Monaten nach Nie- rentransplantation durch Therapie mit Pravasta- tin um mehr als die Hälfte reduziert wurde (36).
Dieser Effekt ist vergleichbar der Wirkung neue- rer Immunsuppressiva wie Tacrolimus und Mycophenolat Mofetil im Vergleich zur bisheri- gen Standard-Immunsuppression. Überraschend sind diese Ergebnisse nicht, da schon länger aus Tierexperimenten und einigen Studien am Men- schen bekannt ist, daß CSE-Hemmer neben ihrer lipidsenkenden Wirkung unter bestimmten Be- dingungen auch eine antiproliferative und im-
munsuppressive Wirkung besitzen können (51, 62, 68, 72). CSE-Hemmer blockieren die Synthe- se von Mevalonat, einer Vorstufe von Choleste- rin. Mevalonat ist aber auch eine Vorstufe ver- schiedener anderer Substanzen wie Dolichol, Farnesyl- und Geranyl-Verbindungen, die zur Aktivierung von Lymphozyten und Monozyten- Makrophagen von großer Bedeutung sind. Die Aktivierung dieser Zellen ist ein wesentlicher Schritt in der Pathogenese der Organabstoßung.
So kann die Häufigkeit und Schwere von Organ- abstoßungen letztendlich durch eine von CSE- Hemmern vermittelte Reduktion der Mevalonat- synthese vermindert werden. Die immunsuppres- sive Potenz von CSE-Hemmern ist sicherlich noch nicht ausreichend untersucht, und hier eröff- nen sich für die Zukunft interessante Forschungs- projekte. Die vorhandenen Daten sind jedoch schon so überzeugend, daß in einigen Transplan- tationszentren CSE-Hemmer zur Standardmedi- kation gehören. Es ist zu erwarten, daß so besse- re Langzeitergebnisse in der Organtransplantati- on möglich werden, weniger Immunsuppressiva notwendig sind mit weniger gravierenden Neben- wirkungen und sich die Kosten reduzieren lassen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-411–412 [Heft 7]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeich- nis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Christoph J. Olbricht Transplantationszentrum Stuttgart Katharinenhospital
Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart
A-412
M E D I Z I N EDITORIAL/FÜR SIE REFERIERT
(40) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 7, 19. Februar 1999 Patienten mit familiärer ade-
nomatöser Polyposis (FAP) und hereditärem Non-Polyposis kolo- rektalem Karzinom (HNPCC) er- kranken häufig an einem Dick- darmkarzinom. Unklar ist bislang, ob dieses Risiko auch für Ange- hörige von Patienten mit HNPCC- Tumoren gilt. Die Autoren berich- ten über ihre Erfahrungen bei 128
HNPCC-Familien und einer Ver- gleichsgruppe von 444 Patienten mit solitärem kolorektalem Karzi- nom. Bei nahen Angehörigen von HNPCC-Patienten war das Risiko, ein kolorektales Karzinom zu ent- wickeln, um den Faktor 3,4 erhöht, in der Vergleichspopulation um den Faktor 1,8. Die Autoren emp- fehlen, bei Patienten mit kolorek-
talem Karzinom eine besonders subtile Familienanamnese zu er- heben, wobei es in erster Linie um Darmkrebs, Ovarialkarzinome und Endometriumkarzinome geht, um mögliche Familien mit HNPCC zu
identifizieren. w
Brown SR, Finan PJ, Bishop DT: Are relatives of patients with multiple HNPCC spectrum tumors at increa- sed risk of cancer? GUT 1998; 43:
664–668.
Department of Surgery and Centre for Digestive Diseases. Leeds Gene- ral Infirmary, Leeds, Großbritannien.