Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Pedikulosen
Räume nicht betreten, Einrichtun- gen der Schule nicht benutzen und an Veranstaltungen der Schule nicht teilnehmen, bis nach dem Urteil des behandelnden Arztes oder des Ge- sundheitsamtes eine Weiterverbrei- tung der Verlausung durch sie nicht
mehr zu befürchten ist. Die genann- ten Bestimmungen gelten gemäß § 48 Abs. 1 des Bundesseuchengeset- zes auch für Schülerheime, Schul- landheime, Säuglingsheime, Kinder- heime, Kindergärten, Kindertages- stätten, Lehrlingsheime, Jugend- wohnheime, Ferienlager und ähn- liche Einrichtungen. Wenn in den genannten Einrichtungen eine Ver- lausung eintritt, ist dies gemäß § 48 Abs. 2 des Bundesseuchengesetzes dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden.
Ergänzend seien außerdem noch ei- nige wichtige Ausführungen von zoologischer Seite erwähnt, die wir Prof. Dr. rer. nat. F. Weyer, ehemali- ger Direktor der Abteilung für Ento- mologie am Bernhard-Nocht-lnstitut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Bernhard-Nocht-Straße 74, 2000 Hamburg 4, verdanken: Mallophaga und Anoplura sind nach den Regeln der zoologischen Systematik Ord- nungen beziehungsweise Unterord- nungen und keine Gruppen. Beim Menschen parsitieren nur zwei Arten von Läusen, da Kopf- und Kleider- laus zu einer Art gehören. Kopf- und Kleiderlaus werden als „Unterarten"
oder „Rassen" angesehen. Sie kön- nen sich fruchtbar miteinander kreuzen. Man findet daher unter Kleiderläusen häufig „Bastardpopu- lationen", während Kopfläuse ge- wöhnlich „reinrassig" sind. Der Le- bensraum — zwischen den Kopf- haaren oder auf dem Körper unter der Kleidung — ermöglicht für prakti- sche Zwecke die Unterscheidung der beiden Formen. Dazu kommen im typischen Fall auch deutliche morphologische Unterschiede: Die Kopflaus ist kleiner als die Kleider- laus und zeigt tiefere Einkerbungen an den Hinterleibsringen. Läuse ha- ben einen Stech- und Saugrüssel, keine beißenden Mundwerkzeuge.
Man spricht daher von Läusestichen und Stichreaktionen. Läuse saugen nur Blut, keine Gewebssäfte. Läuse
können nicht springen (wie etwa Flöhe!), sondern nur relativ langsam kriechen. Sie werden häufig aber schon durch ganz schwache Berüh- rung veranlaßt, von einer Unterlage auf die andere überzugehen bezie- hungsweise sich auf einer neuen Unterlage festzuklammern. Wahr- scheinlich erfolgt der Übergang von einem zum anderen Wirt in der Mehrzahl der Fälle aktiv.
Larven schlüpfen aus den Eiern bei 30° C in 8 bis 10 Tagen und bei 37° C in 6 bis 7 Tagen. Die Entwicklung dauert bei 28 bis 30° C 18 bis 22 Tage, unter optimalen Bedingungen wenigstens 14 Tage. Die Kleiderlaus bevorzugt 28 bis 32° C, die Kopflaus 27 bis 28° C. Läuse können bei 35° C einen Tag hungern, bei 30° C 2 bis 3 Tage, bei Zimmertemperatur (10 bis 20° C) höchstens 1 Woche. Höhere Temperaturen, wie sie zum Beispiel ein fiebernder Kranker bietet, veran-
laßt Läuse zur Suche nach einem anderen Wirt. Nissen sind höchstens gegen höhere Temperaturen (über 37° C) — ebenso wie die Läuse selbst
— empfindlich, gegen niedrige Wär- megrade aber ziemlich unempfind- lich. Sie überleben zum Beispiel Temperaturen von 8° C 6 Tage, von 15° C 9 Tage.
Mykosen können von Läusen nicht übertragen werden. Es ist aber eine seit langem feststehende Tatsache, daß Kopf- und Kleiderläuse in glei- cher Weise befähigt sind, Rückfall- fieber und Fleckfieber zu übertragen (und das unter natürlichen Bedin- gungen auch getan haben). Kleider- läuse sind deshalb am wichtigsten, weil sie eine etwas höhere (die Erre- gervermehrung in den Läusen be- günstigende) Vorzugstemperatur als die Kopfläuse haben, vor allem aber, weil sie in den betreffenden Notsi- tuationen sehr viel zahlreicher sind als Kopfläuse und sich auch schnel- ler ausbreiten. Es gibt zahlreiche Belege dafür, daß die langen Haare bei männlichen Personen die Kopf- verlausung zumindestens fördern, weil diese Haare häufig ungepflegt sind oder sich nicht so leicht pflegen lassen wie die kurzen. Alle einschlä- gigen Untersuchungen aus früherer Zeit (vor und nach dem 2. Weltkrieg)
belegen, daß Personen mit längerem oder dichterem Haar stärker verlaust waren, daß demgemäß weibliche Personen häufiger und mehr Kopf- läuse hatten als männliche. Sicher spielen bei der in den letzten Jahren zunehmenden Verlausung noch an- dere Faktoren eine Rolle, die zum Teil auch bekannt sind.
Wichtigste Daten und Fakten über die Biologie der Läuse und ihre Rolle als Krankheitsüberträger fin- den sich im Lehrbuch der Tropen- krankheiten von Nauck (4. Auflage Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart 1975).
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Tilman Brusis Oberarzt der HNO-Klinik Dr. med. Werner Unshelm Städtische Krankenanstalten Holweide
Neufelder Straße 32 5000 Köln 80
ECHO
Zu: „Ergebnisse der Koronarchir- urgie" von Prof. Dr. med. Herbert Dittrich im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT, Heft 10/1977, Seite 643 ff.
Die meisten Patienten leben länger
und beschwerdefrei
„,Zehn Jahre nach Einführung der rekonstruktiven Koronar- chirurgie besteht kein Zweifel mehr, daß dieser Eingriff das Leben der Patienten verlän- gert. Die postoperative Ster- bekurve nähert sich normalen Absterberaten unausgewähl- ter Bevölkerungsgruppen gleichen Alters.' Das erklärt Professor Herbert Dittrich, Lehrstuhlinhaber für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie so- wie Direktor der chirurgischen Klinik der Universität Münster in einer Bilanz der Operation am Herzen, die er für das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT zieht..." (Weser-Kurier)
1144 Heft 17 vom 28. April 1977