Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007 A457
P O L I T I K
onsphase für Mütter und Väter um zwei Jahre pro Kind. Anders als häufig dargestellt, handelt es sich hierbei jedoch nicht um einen Rechtsanspruch. Lediglich der Be- fristungsrahmen werde ausgedehnt, heißt es dazu im Forschungsminis- terium.
Experten begrüßen die Neuerun- gen dennoch. „Das Gesetz wird da- zu führen, dass Hochschulen und Forschungseinrichtungen vermehrt drittmittelfinanziertes Personal be- schäftigen. Es verbessert somit auch unmittelbar die Karrierechan- cen der Nachwuchsforscher“, kom- mentiert der Präsident der Max- Planck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss, die Neuregelung. Ähnlich sieht das DFG-Präsident Prof. Mat- thias Kleiner. Das Gesetz biete dem wissenschaftlichen Nachwuchs
„attraktive und verlässliche Karrie- rechancen“. Beifall gibt es auch vom Hartmannbund. „Mediziner, die wirklich erfolgreich forschen, werden künftig nicht mehr durch eine starre 12- oder 15-Jahres-Re- gel in ihren Entwicklungsmöglich- keiten eingeschränkt“, erklärt der Vorsitzende des Arbeitskreises
„Junge Ärzte im Hartmannbund“, Dr. med. Uwe Mauz. Dies honorie- re Leistung und stärke den Wett- bewerb.
Einzig bei der Gewerkschaft Er- ziehung und Wissenschaft (GEW) ist man skeptisch. Es sei „ein Gesetz mit erheblichen Risiken und Neben- wirkungen“. Die GEW befürchtet, dass durch die neue Drittmittelklau- sel die befristeten Arbeitsverhältnis- se wieder ausgeweitet werden. So- bald eine Tätigkeit überwiegend drittmittelfinanziert ist, könnten die Forscher ebenso wie die nichtwis- senschaftlichen Mitarbeiter unbe- grenzt mithilfe von Kettenverträgen beschäftigt werden. „Das ist keine Beschäftigungsgarantie, sondern die lebenslange Gefahr, ohne sachlichen Grund gekündigt zu werden, wenn der Arbeitsvertrag ausläuft“, sagt GEW-Hochschulexpertin Dr. Clau- dia Kleinwächter. Zudem könnten unbefristete Stellen zunehmend in drittmittelfinanzierte Stellen um- gewandelt und damit befristet
werden. I
Timo Blöß
N
ur schlechte Nachrichten bringen gute Schlagzeilen.Anschauungsmaterial zu dieser Bin- senweisheit bot kürzlich die Aufbe- reitung des Themas „Handy-Strah- lung und Krebsrisiko“ in einigen Zei- tungen. Hintergrund waren die zuvor veröffentlichten Zwischenergebnisse des internationalen Forschungspro- jekts „Interphone“ zu möglichen Ge- sundheitsgefährdungen durch den Gebrauch von Handys. Forscher aus Großbritannien, Schweden, Däne- mark, Finnland und Norwegen konn- ten in ihren Langzeiterhebungen bis- lang keinen Zusammenhang
zwischen der Handynutzung und dem Auftreten von Hirntumoren feststellen. Insgesamt befragten die Wissenschaftler 1 521 Patienten, bei denen ein Gliom diagnostiziert wor- den war, und 3 301 gesunde Kon- trollpersonen nach ihrem Telefonier- verhalten. In der größten bislang durchgeführten Studie kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Handynutzer kein erhöhtes Ge- sundheitsrisiko haben. Dies gilt auch für Personen, die seit mehr als zehn Jahren ein Mobiltelefon benutzen.
Zwar wurde bei den Langzeitnut- zern ein geringfügig erhöhtes Risiko festgestellt, einen Hirntumor an der Kopfseite zu bekommen, an der das Handy nach Angaben der Betroffe- nen beim Telefonieren gehalten wur- de. Die Autoren der Studie interpre- tieren diese Daten jedoch mit großer Vorsicht. Sie halten es für möglich,
dass dieses Ergebnis auf die subjekti- ve Wahrnehmung der Patienten zu- rückzuführen sein könnte oder auf fehlerhaften Angaben beruht, und se- hen weiteren Forschungsbedarf. Ei- nige Zeitungen schlachteten jedoch genau diesen unsicheren Aspekt für ihre Titelzeilen aus (Süddeutsche Zeitung: „Handys können Krebs aus- lösen“; Bild: „Krebs-Angst: So stark strahlt Ihr Handy“).
Die von der WHO koordinierte Interphone-Studie untersucht in 13 Ländern den Zusammenhang zwi- schen Handynutzung und Tumoren im Kopf. Dabei gehen alle Forscherteams nach einem gemeinsamen Stu- dienprotokoll vor. Ne- ben den fünf genannten Ländern beteiligen sich Deutschland, Frankreich, Italien, Israel, Australien, Neuseeland, Japan und Kanada. Die Gesamter- gebnisse der Studie sollen noch 2007 veröffentlicht werden.
Auch das Bundesamt für Strahlen- schutz (BfS) sieht nach derzeitigem Kenntnisstand unterhalb der Grenz- werte keine gesundheitliche Gefähr- dung durch den Mobilfunk. Allerdings zeige die Studie auch, dass nach wie vor wissenschaftliche Unsicherhei- ten beständen, so das BfS in einer Presseerklärung. Es empfiehlt des- halb, die eigene Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten. Das BfS fordert seit Jahren eine Kennzeich- nung strahlungsarmer Handys durch den Blauen Engel. Außerdem be- treibt es seit 2002 ein eigenes For- schungsprogramm auf diesem Gebiet (Deutsches Mobilfunk-Forschungs- programm) und will Ende 2007 Ergebnisse vorlegen (www.emf-for schungsprogramm.de). I Heike E. Krüger-Brand
HANDY-STRAHLUNG