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Archiv "Weniger Sterbefälle durch ernährungsbedingte Krankheiten" (07.03.1997)

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Der Wissensstand der Bevölke- rung und ihre Einstellung zu Herzer- krankungen unterliegen einigen gra- vierenden Irrtümern. Dies ergab eine großangelegte Verbraucherstudie, die in fünf europäischen Ländern – Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und Großbritannien – durchgeführt wurde. Initiiert wurde die Untersuchung vom Heart Euro- pean Leaders Panel (HELP), einem interdisziplinären Zusammenschluß von Kardiologen, Allgemeinmedizi- nern, Sozialwissenschaftlern und Ver- tretern der Industrie. Rund 10 000 Personen aus fünf Gruppen wurden befragt: Allgemeinbevölkerung, Risi- kogruppen, Herzinfarktpatienten, Familienangehörige von Herzpatien- ten und niedergelassene Ärzte.

Irrtum Nr. 1: „Herz-Kreislauf- Erkrankungen werden von allen als vorrangige Todesursache wahrge- nommen.“ In Deutschland nennen nur 56 Prozent der Befragten Herz- Kreislauf-Erkrankungen als Hauptto- desursache, europaweit sogar nur 42 Prozent. Die Angst vor einer Herzer- krankung ist zudem nicht besonders ausgeprägt. Auf einer Skala von eins (keine Angst) bis zehn (extreme Angst) liegen die Teilnehmer aus der Allgemeinbevölkerung und die Risi- kopatienten nahezu gleich im Mittel- feld. Als größte Gesundheitsbedro- hung nennen die Risikopatienten Krebs.

Irrtum Nr. 2: „Herzinfarkt ist Männersache.“ Frauen nach den Wechseljahren haben jedoch ein ver- gleichbar hohes Risiko wie Männer, insgesamt betrachtet erleiden sogar mehr Frauen als Männer einen In- farkt.

Irrtum Nr. 3: „Risikokandidaten sind informiert und leben gesund- heitsbewußt.“ Richtig ist: Nur jeder vierte Risikopatient hat das Rauchen eingestellt, ebenso viele ernähren sich jetzt gesünder. Nur jeder fünfte bewegt sich mehr als vorher; nur etwa

acht Prozent haben den Alkohol- und Fettkonsum oder ihr Körpergewicht reduziert. Risikopatienten achten weit mehr auf ihre Vitamin- und Mi- neralstoff-Versorgung als auf ihren Cholesterin- und Fettverzehr. 52 Pro- zent der Risikopatienten leben ihr Le- ben, ohne für ihre Gesundheit irgend- ein Opfer zu bringen. Ob sie es nicht wissen oder aber ignorieren, muß noch diskutiert werden.

Irrtum Nr. 4: „Cholesterin wird als wichtigster Risikofaktor für Herz- Kreislauf-Erkrankungen anerkannt und behandelt.“ Nur 35 Prozent der Risikopatienten, aber immerhin 47 Prozent der Studienteilnehmer aus der Allgemeinbevölkerung kennen cholesterin- bzw. lipidsenkende Medi- kamente. Nur drei Prozent der Risi- kopatienten und nur 45 Prozent der Herzinfarkt-Patienten nehmen Lipid- senker ein.

Aufklärung

durch die Zeitung Irrtum Nr. 5: „Die Bevölkerung ist ausreichend über Herz-Kreislauf- Erkrankungen aufgeklärt.“ Risikopa- tienten halten sich selbst für schlecht informiert. Auf einer Skala von eins (kein Wissen) bis zehn (sehr gutes Wissen) ordnen sie sich im Durch- schnitt bei 4,5 ein; die Teilnehmer aus der Allgemeinbevölkerung bleiben mit 5,1 ganz in der Nähe. Herzinfarkt- Patienten schätzen ihr Wissen mit 7,8 relativ hoch ein.

Kaum ein Drittel der Risikopati- enten, aber immerhin die Hälfte der Teilnehmer aus der Allgemeinbevöl- kerung hat sich mit einem Arzt über Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter- halten. Aufklärungskampagnen wer- den von den Risikopatienten am we- nigsten (von 14 Prozent), in der Allge- meinbevölkerung aber nicht viel stär- ker (von 19 Prozent) wahrgenommen.

In Deutschland gewinnen über 40 Prozent der Risikopatienten ihre In- formationen über Herz-Kreislauf-Er- krankungen aus Tageszeitungen und Publikumszeitschriften und nur 15 Prozent vom Hausarzt.

Nach Angaben der Ärzte zeigen sogar bereits erkrankte Patienten häufig eine schlechte Compliance bei der Einnahme von Medikamenten.

Selten befolgt wird der Rat zur Ge- wichtsreduktion, und auch die Chole- sterin-Senkung wird nicht konse- quent und ausreichend betrieben.

Prof. Dietmar Sailer (Bad Neu- stadt) bemängelte, daß Patienten, die zu ihm überwiesen werden und einen Cholesterin-Spiegel um die 300 mg/dl aufweisen, in der Regel nicht aufge- klärt wurden. Er forderte deshalb für Risikopatienten einen strukturierten Unterricht nach dem Vorbild der Diabetikerschulung. „Gesundheit ist trotz allen technischen Fortschritts nur um den Preis eines gesunden Le- bensstiles zu haben, nutzbringend ist alleine die Ausschaltung der Risiko- faktoren“, so Sailer.

Aufgrund der Resultate der HELP-Consumer-Study möchte das Expertenpanel neue Programme zur Aufklärung und Vorbeugung von Herzerkrankungen initiieren. Ziel dieser Maßnahmen soll sein, die In- formationen mit Selbsthilfegruppen, Kardiologen und Gesundheitsorgani- sationen auszutauschen, um so die To- desrate durch Herzerkrankungen eu- ropaweit zu senken. Siegfried Hoc

A-576 (28) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 10, 7. März 1997

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Fehleinschätzungen in der Bevölkerung verbreitet

Weniger Sterbefälle durch ernährungsbedingte Krankheiten

Die Sterblichkeit ernährungsbedingter Krankheiten hat weiter abge- nommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrem Jahresbericht 1996. Als erfreulichen Trend wer- tete die DGE, daß die Deutschen 1995 vermehrt Obst, Fisch und Gemüse verzehrt haben. Dagegen kritisierte sie den konstant hohen Konsum an al- koholischen Getränken, Fett, Cholesterin und Purinen. SG

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