• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Mobile Rehabilitation" (25.08.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Mobile Rehabilitation" (25.08.2008)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A1772 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 34–3525. August 2008

P O L I T I K

stationären Bereich nicht einmal vor die Zimmertür. Und Demenzkranke kommen in ihrer vertrauten Umge- bung oft viel besser zurecht als in der Klinik“, so Neubart. Auch für Patienten mit Seh- oder Hörstörun- gen kann das gewohnte häusliche und soziale Umfeld eine unterstüt- zende Funktion haben. Das Gleiche gilt für Rehabilitanden mit einer schweren Aphasie, wie Meyfarth.

Der mobile Rehabilitationsdienst ist in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern tätig. Die meisten Reha- bilitanden sind geriatrische Patien- ten. Bis zu 20 Behandlungstage sind die Regel. Durchschnittlich zwei Therapieeinheiten mit einer Dauer von 45 Minuten erhalten die Pa- tienten täglich. Hinzu kommen die vielfältigen Aktivitäten im eigenen Haushalt, die auch ohne Therapeu- ten stattfinden können, wenn die Pa- tienten zuvor trainiert und angeleitet wurden. Zu Meyfarth kommt heute noch die Ergotherapeutin. Pflege-

therapeutin Schaller hat sich unter- dessen verabschiedet und fährt ge- meinsam mit ihrer Kollegin, der Physiotherapeutin Anja Krippner (34), zu einer weiteren Patientin:

Heike Gurbicz. Mit 42 Jahren ist sie für die mobile geriatrische Rehabili- tation eigentlich eine ungewöhnli- che Patientin. Obwohl Gurbicz noch vergleichsweise jung ist, hat sie schon eine dramatische Kranken- geschichte hinter sich: Posteriorin- farkt nach Basilaristhrombose, Zu- stand nach Locked-in-Syndrom. Sie ist mit einem Tracheostoma ver- sorgt. Die stationäre Rehabilitation ist abgeschlossen. Jetzt geht es dar- um, dass die Patientin in ihrer eige- nen Lebenswelt wieder zurecht- kommt. Somit wirkt die ambulante Rehabilitation einer Heimaufnahme entgegen. Zurzeit trainiert Gurbicz den freien Sitz – und auch schon das Laufen. „Vorsicht Heike. Ich habe

kalte Hände“, sagt Krippner, bevor sie die Patientin in den Stand mobi- lisiert. Mit einer gekonnten Technik kann die schmale Physiotherapeutin die kleine, aber kompakte Patientin dann sogar so stabilisieren, dass sie einige Meter – vom Wohnzimmer bis in die Küche – geht. Pflegethera- peutin Schaller setzt dabei einen Fuß der Patientin vor den anderen, Krippner fasst ihr von hinten unter die Arme. „In einem Jahr will sie al- lein laufen können“, berichtet der Ehemann der Patientin. Diese sitzt

mittlerweile erschöpft, aber zufrie- den wieder im Rollstuhl. Sie lacht, und ein Luftstrom pfeift durch die Trachealkanüle. „Es macht viel Spaß, mit der Heike zu arbeiten“, er- klärt Krippner. „Sie hat schon gute Fortschritte gemacht und ist un- heimlich motiviert.“

Motiviert und überzeugt vom Konzept ist auch das gesamte Team des mobilen Rehabilitationsdiens- tes. Das merkt man bei der wöchent- lichen Frühbesprechung, dienstags um halb acht Uhr. Neun Mitarbeiter hat der mobile Dienst: eine Ärztin, zwei Physiotherapeutinnen, je eine Ergo-, Sprach- und Pflegetherapeu- tin sowie eine Sozialarbeiterin und eine Psychologin. Hinzu kommt ei- ne Koordinatorin. Zurzeit sind elf Patienten in Behandlung. Kapazitä- ten für 15 Patienten wären da, und Neubart würde gern bis auf 25 auf- stocken.

Doch diesem Wunsch steht die restriktive Genehmigungspraxis der Krankenkassen entgegen. Und das, obwohl alle Rehaleistungen zulas- ten der gesetzlichen Krankenversi- cherung (GKV) mit Inkrafttreten des GKV-Wettbewerbsstärkungsge- setzes zu einer Pflichtleistung wur- den. „Das Verhalten mancher Kas- sen grenzt an Sabotage“, kritisiert Neubart. „Wir haben aktuell 82 Ge- nehmigungsverfahren laufen. Viele Anträge werden nach wie vor abge- lehnt, obwohl eindeutig eine Indika- tion besteht.“ Neubart ist trotzdem fest davon überzeugt, dass die mobi- le Rehabilitation künftig an Bedeu- tung gewinnen wird. „Eine wohn- ortnahe Rehabilitation, die das so- ziale Umfeld mit einbezieht, wird immer wichtiger“, betont er. Auch die Geriatrie werde künftig eine zentrale Rolle im Gesundheitswe- sen spielen: „Der monomorbide Pa- tient ist eine aussterbende Spezies.“

Eine ganzheitliche, multiprofessio- nelle Behandlung, die vor allem die Lebensqualität im Blick hat – darin liege die Zukunft. „Die mobile Re- habilitation ist dabei ein wichtiger

Baustein.“ I

Dr. med. Birgit Hibbeler

MOBILE REHABILITATION

Bei der mobilen Rehabilitation werden die Patienten zu Hause behandelt. Im Sozialgesetzbuch (SGB) kommt diese Therapieform erst seit April 2007 vor. Mit Inkrafttreten des GKV-Wettbewerbsstärkungs- gesetzes wurde Absatz 1 des § 40 SGB V entsprechend geändert. Seitdem ist dort die Rede von am- bulanter Rehabilitation „durch“ wohnortnahe Einrichtungen und nicht mehr „in“. Damit wurde die mo- bile Rehabilitation als Sonderform der ambulanten Reha möglich. Bislang gibt es aber lediglich vier Einrichtungen, die mobile Reha anbieten – in Bad Kreuznach, Karlsruhe, Marburg und Woltersdorf.

Besonders für geriatrische Patienten kann die Rehabilitation zu Hause eine sinnvolle Option sein, denn ein wichtiges Ziel in der Behandlung alter Menschen ist der Erhalt der Selbstständigkeit in der gewohnten Umgebung. Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten, Sozialarbeiter und Psychologen arbeiten im Team. Im Mai 2007 haben die Spitzenverbände der Kran- kenkassen unter Beteiligung des Medizinischen Dienstes mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Mobile Rehabilitation (www.bag-more.de) Rahmenempfehlungen zur mobilen geriatrischen Rehabilitation ver- einbart. Grundlage sind unter anderem die Rahmenempfehlungen zur ambulanten Rehabilitation der

Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR). BH

Weiterleben nach dem Locked-in- Syndrom:Heike Gurbicz (Mitte) ist mit 42 Jahren die jüngste Patientin von Anja Krippner und Nicole Schaller (von links) – und sehr motiviert.

Das Verhalten mancher Krankenkassen

grenzt an Sabotage.

Dr. med. Rainer Neubart

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Idee des Erlanger Magnetver- schlusses ist zweifellos sehr elegant (6). Mit ihm kann ein kontinenter Stomaverschluß erreicht werden, so daß der Darm seine Speicherfunk-

Richtig ist vielmehr, daß die Zeit bei der GTZ bei der Festsetzung des Be- soldungsdienstalters keine Berück- sichtigung findet, die für die Ent- wicklungshilfe verbrachte Zeit ei-

Nach der stationären oder ganz- tägig ambulanten Rehabilitation kann auch eine Nach- sorgeleistung über ein halbes Jahr in einer anerkannten Nachsorgestelle durchgeführt werden..

Wenn Patienten mit einem ischämischen Schlagan- fall auf eine Stroke Unit aufgenommen werden, kann über die Hälfte wieder direkt nach Hause entlassen werden.. Bei

Viele Anträge werden nach wie vor abge- lehnt, obwohl eindeutig eine Indika- tion besteht.“ Neubart ist trotzdem fest davon überzeugt, dass die mobi- le Rehabilitation künftig an

Bei geriatrischen Patienten werden weiterhin häufig notwendige Rehabi- litationsleistungen abgelehnt, auch wenn im Informationsblatt der Bun- desregierung formuliert ist, dass

Ei- nerseits wird die persönliche Freiheit als so hohes und vorrangiges Rechts- gut angesehen, dass ein manischer Pa- tient sich sozial und finanziell zugrun- de richten kann, weil

Viele stationäre Rehabilitations- einrichtungen, aber auch Akutklini- ken haben in der Vergangenheit Zu- lassungen für ambulante Rehabilitati- on beantragt, weil sie sich ein