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Archiv "Rehabilitation: Gefährlich" (28.11.2014)

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A 2122 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 48

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28. November 2014

MEDIZINSTUDIUM

Sorgen um den wissenschaftlichen Standard (DÄ 42/2014: „Private Medical Schools: Wie Pil- ze aus dem Boden“ von Eva Richter-Kuhlmann).

entwickelt werden und wie weit sie reali- tätstauglich sind, wird weder unter den Hochschullehrern noch in der Lehre disku- tiert. Zu einer wissenschaftlichen Ausbil- dung gehört aber gerade diese Reflektion.

Man muss also klar konstatieren, dass die ärztliche Ausbildung in Deutschland in Be- zug auf die Wissenschaftlichkeit mangel- haft ist. Dieser Mangel wird jedoch gerade nicht durch die Empfehlungen des Wissen- schaftsrates behoben, mehr Forschung in das Studium zu integrieren – sie erhöhen höchstens noch weiter die Studienkosten.

Viel wichtiger wäre, eine fundierte Metho- denkritik zu vermitteln, auf deren Basis Studenten und junge Ärzte vermeintliches Wissen und neue Ergebnisse adäquat ein- ordnen können . . .

Betrachtet man den Ruf nach Beibehalten einer wissenschaftlich orientierten medizi- nischen Ausbildung unter den genannten Aspekten, dann muss man leider feststel- len, dass es mit der Wissenschaftlichkeit der Ausbildung doch sehr im Argen ist.

Wenn die Wissenschaft also gar nicht di- rekt in die Ausbildung transferiert wird, warum muss sie dann von den Ausbildern durchgeführt werden? In anderen Ländern (zum Beispiel England) gibt es den auf die Lehre spezialisierten Hochschuldozenten, ohne dass die Qualität der Lehre darunter leidet. In Deutschland wehrt man sich ge- gen Lehr-Professoren, anstatt das Potenzi- al für Qualität aufzugreifen und zu nutzen:

So braucht man als Mischprodukt viele forschende Lehrärzte, die eine Verteue- rung der medizinischen Ausbildung be- deuten. Dies spricht nicht gegen die Not- wendigkeit medizinischer Forschung und ihre staatliche Unterstützung, doch For- schung und Lehre in einen Topf zu werfen, ist möglicherweise nicht mehr zeitgemäß.

Prof. Dr. med. Christian Albrecht May, Anatomisches Insti- tut, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden, 01307 Dresden

PAY FOR PERFORMANCE

Die Koalition will im stationären Bereich eine qualitätsorientierte Vergütung einführen (DÄ 40/2014: „Umsetzung noch in weiter Ferne“

von Eugenie Ankowitsch, Jens Flintrop und Falk Osterloh).

REHABILITATION

Seit 1998 arbeitet der Neurologe Jürgen Bon- nert in der Rehabilitationsklinik im Bergischen Land (DÄ 44/2014: „Interview mit Dr. med.

Jürgen Bonnert, Chefarzt für Neurologie am MediClin Reha-Zentrum Reichshof: Rehabilitati- on auf dem Land“ von Philipp Ollenschläger).

Patienten nicht mehr beatmet werden . . .“

ist nicht korrekt, da in den meisten Bun- desländern beatmete Patienten in der neu- rologischen Frührehabilitation behandelt werden. (Wir haben zum Beispiel 30 Beat- mungsbetten.)

Die Aussage ist dahingehend gefährlich, dass beim unbedarften Leser der Eindruck entsteht, eine Beatmung wäre eine Kontra- indikation.

Patienten könnten dadurch erst verspätet der neurologischen Frührehabilitation zu- geführt werden und dadurch Nachteile er- leiden.

Dr. med. Martin Schorl, Facharzt für Neurologie, Asklepios Schlossberg-Klinik, 64732 Bad König

Schein und Sein

Die deutsche Hochschulmedizin fühlt sich durch private Ausbilder aus anderen Län- dern, die Standorte in Deutschland eröff- nen, bedroht. Da die kalkulierten Kosten für die Ausbildung zum Arzt deutlich un- ter den deutschen Richtsätzen liegen, wird ihnen relativ pauschal zu wenig Nachhal- tigkeit bezüglich der Forschung und Lehre unterstellt. Doch der Spreißel beim ande- ren ist, wie das Sprichwort verrät, leichter zu sehen als das Brett vor dem eigenen Kopf. Könnte es nicht sein, dass die tra- dierten Ressourcen in Deutschland in ei- nem Sumpf veralteter Pfründe versickern und der Schein einer hoch entwickelten wissenschaftlichen Ausbildung mehr Wunsch als Sein ist?

Das Dilemma beginnt bei der Frage, wel- che Art von Wissenschaft der Medizin an- gemessen ist. Die Naturwissenschaften ha- ben zweifelsohne ihre Bedeutung, sie ver- wenden jedoch zur Beschreibung Modelle, die lebendige Prozesse nicht adäquat abbil- den. So sind die Gesetze der Optik am Au- ge zwar demonstrierbar, sie führen jedoch nicht zu einem Verständnis des Sehens – im Gegenteil, sie suggerieren die Projekti- on eines verkleinerten Abbilds an der Fo- vea centralis. Unser optischer Eindruck entsteht jedoch erst durch eine pausenlose Bewegung des Auges; Ein starres Abbild existiert nicht. Im momentanen Medizin- studium werden die Naturwissenschaften ohne Klarstellung ihrer Berechtigung und Grenzen zumeist auf Schulniveau gelehrt, weil sie im Gegenstandskatalog des ersten Staatsexamens verankert sind. Doch zu- rück zur Wissenschaftsfrage: Manche Me- thoden der Geisteswissenschaft spielen in der Medizin eine wichtige Rolle, so zum Beispiel bei ethischen Betrachtungen.

Doch weder klare Anleitungen zu einer Methodik noch eine wissenschaftstheoreti- sche Reflektion finden während des Medi- zinstudiums statt. Der Begriff Geisteswis- senschaft steht bei vielen für Mangel an naturwissenschaftlichen Standards und deutet auf „alternatives“ im Sinne von an- rüchigem Denken hin. Bleibt der nicht aus- gearbeitete Begriff der Lebenswissen- schaften (Life sciences). Doch wie sich da- rin die Medizin platziert, auf welchen wis- senschaftlichen Grundlagen die Modelle

Gefährlich

Im DÄ 44/2014 las ich das Interview mit Dr. med. Jürgen Bonnert. Dessen Aussage

„Für eine Frührehabilitation dürfen die

Etabliert und erfolgreich

Ergebnisbasierte Vergütungen im deut- schen Gesundheitswesen sind – trotz der in Teilen sehr kritischen Bewertung – nicht nur möglich, sondern bereits etab- liert und erfolgreich. Die Repromed Ser- vice GmbH als Tochter des Berufsverban- des Reproduktionsmedizin Bayern e.V.

hat bereits 2006 (!) mit dem BKK Lan- desverband Bayern einen Integrationsver- sorgungsvertrag im Bereich der In-Vitro- Fertilisation geschlossen. Neben einer Reihe von Maßnahmen zur Qualitätssi- cherung und Dokumentation beinhaltet der Vertrag auch Vergütungsbestandteile, die nur bei Eintritt des definierten medizi- nischen Ziels – Eintritt der Schwanger- schaft und Fortbestand bis mindestens SSW 12 – ausbezahlt werden. Der Vertrag erfreut sich bei bislang über 4 500 Patien- tinnen großer Beliebtheit. Sicher ist in der assistierten Reproduktionstechnik die Messung des Erfolges einfacher als in vielen anderen Bereichen der Medizin.

Aber der Beweis, dass ergebnisbasierte Vergütungssysteme grundsätzlich mög- lich, stabil und erfolgreich sein können, wird von den bayerischen Reproduktions- medizinern und den bayerischen Betriebs- krankenkassen mittlerweile im neunten Jahr erbracht.

Dipl.-Kfm. Jan Hacker, Geschäftsführer der Repromed Service GmbH, 95448 Bayreuth

B R I E F E

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