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Archiv "Vom deutsch-deutschen zum deutschen Kongreß" (31.05.1990)

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Vom deutsch-deutschen zum deutschen Kongreß

Eröffnungsveranstaltung des 93. Deutschen Ärztetages

W

ohl selten hatte eine Er- öffnungsveranstaltung eines Deutschen Arztetages so viele Teil- nehmer wie die des 93. Arztetages am 15. Mai 1990: In zwei Sälen der Würzburger Residenz waren unter den Fresken des Giovanni Battista Tiepolo an die tausend Gäste zusam- mengekommen. Deutlich waren im Stimmungsgewirr auch sächsische und thüringische Töne zu verneh- men.

Und so war es auch nicht ver- wunderlich, daß in den Begrüßungs- reden die „Wende", der Fall der in- nerdeutschen Grenzen, die Vereini- gung der deutschen Länder und auch der deutschen Ärzte, vor den Sach- themen des Ärztetages rangierten.

Prof. Dr. sc. med. Jürgen Kleditzsch, Gesundheitsminister der DDR, brachte es auf den Punkt: „Ein jetzt

deutsch-deutscher Kongreß wird zum deutschen Kongreß". Bayerns Ärztekammer-Präsident Prof. Hans Joachim Sewering, der die Veran- staltung eröffnete, zitierte aus den Erinnerungen von Franz Josef Strauß: Unsere Generation werde die Wiedervereinigung nicht mehr erleben, auch die nächste Politiker- generation nicht — aber eines Tages werde sie Wirklichkeit werden .. .

„ . . . im nächsten Jahr als Delegierte"

„Wir sind glücklich darüber", sagte Sewering, „daß an diesem Deutschen Ärztetag erstmals Kolle- ginnen und Kollegen aus den alten deutschen Ländern Thüringen und Sachsen im Süden bis hinauf nach

Ein eindrucksvolles Bild der Eröffnungsver- anstaltung des 93. Deutschen Ärztetages am Nachmittag des 15. Mai in Kaisersaal und Weissersaal der Würzburger Residenz

Mecklenburg im Norden teilnehmen können. Noch sind sie in diesem Jahr Zuhörer; nächstes Jahr können sie, wenn alles gut vorangeht, bereits De- legierte entsenden." Bei allen Begeg- nungen, Informationen und Aktio- nen müsse hoher Respekt vor den Leistungen der Ärzteschaft der DDR in den vergangenen Jahren an erster Stelle stehen: unter schwierig- sten Arbeitsbedingungen und bei be- schämender Entlohnung haben sie die ärztliche Versorgung ihrer Mit- bürger aufrechterhalten. Die Um- wandlung des Systems der gesund- heitlichen Versorgung in der DDR werde noch längere Zeit in An- spruch nehmen müssen: In vierzig Jahren entstandene Strukturen und Denkweisen könne man nur behut- sam, nicht mit der Brechstange än- dern. An die Adresse der Ärztinnen und Ärzte in der Bundesrepublik richtete Prof. Sewering die Mah- nung: „ Wir sollten unseren Lebens- standard eher etwas unter den Scheffel stellen, anstatt den Abstand Dt. Ärztebl. 87, Heft 22, 31. Mai 1990 (19) A-1759

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Bei ihren ihren Ansprachen zur Eröffnung des Ärztetages (v.l.n.r.); Dr. h. c. Max Streibl, Ministerpräsident des Freistaates Bayern; Dieter Julius Cronenberg (MdB), Vizepräsident des Deutschen Bundestages; Prof. Dr. sc. med. Jürgen Kleditzsch, Minister für das Gesundheitswesen der Deutschen Demokratischen Republik; Jürgen Weber, Oberbürgermeister der gastgebenden Stadt Würzburg

zu demonstrieren, den wir erst jetzt so richtig erkannt haben."

Sewering erinnerte an den einzi- gen Deutschen Ärztetag, der bisher in Würzburg stattgefunden hat: 1927 standen auf der Tagesordnung die Forderungen nach Herausnahme der Ärzte aus der Reichsgewerbeord- nung, nach Schaffung einer Reichs- ärztekammer und nach dem Erlaß einer Reichsärzteordnung. „Daß die- se drei Forderungen erst 1935 unter völlig anderen Voraussetzungen ihre Erfüllung fanden, kann nichts daran ändern, daß sie seinerzeit durch de- mokratisch gewählte ärztliche Gre- mien beschlossen worden sind."

Auch die gesetzliche Krankenversi- cherung stand damals auf der Tages- ordnung — hier forderten die Dele- gierten, berichtete Sewering, das Er- löschen des Rechts der freiwilligen Weiterversicherung, die gesetzliche Einbeziehung der Familienangehöri- gen, die bis dahin nur von einigen Krankenkassen freiwillig mitversi- chert waren, sowie die „Beseitigung der Notlage der jungen Ärzte, die durchwegs unbezahlt an Kranken- häusern gearbeitet haben" — man- ches bleibe eben lange aktuell.

Die Hilfen aus Bayern

Nach den Vorstellungen des bayerischen Ministerpräsidenten Dr.

h. c. Max Streibl (CSU) sollten in den Ländern der DDR ärztliche Selbstverwaltungs-Körperschaften des öffentlichen Rechts geschaffen werden sowie zunächst „flächendek- kende, überschaubare Basiskranken- kassen" in jedem Land — der Aufbau

der Krankenversicherung solle im Anfang nicht mit Wettbewerbspro- blemen belastet werden. Streibl be- richtete, daß der Freistaat Bayern vornehmlich dezentral Hilfe leiste.

Im Sozialministerium gebe es eine Informations- und Koordinierungs- stelle, die bei der Einrichtung von Partnerschaften Hilfestellung leistet

— zwanzig Krankenhauspartnerschaf- ten beständen schon.

Aus dem innerbayerischen Raum berichtete Streibl über die Schaffung eines Programms „Gesunde Lebens- führung in Bayern". Damit sollten die Chancen, die die Bestimmungen des Gesundheits-Reformgesetzes zur Prävention böten, genutzt werden.

Ein „Präventions-Beirat" beim So- zialministerium erarbeite zur Zeit ein umfangreiches Programm: Multipli- katoren sollen gewonnen und gegebe- nenfalls geschult werden. Zum Bei- spiel Ärzte, Lehrer, betriebliche Aus- bilder; ein „Gesundheitsführer" solle einen Überblick über das vorhandene Angebot an Möglichkeiten zur Prä- vention und gesundheitsbewußten Lebensführung schaffen. Streibl setzt besondere Erwartungen in den

„Gruppeneffekt"; beispielsweise soll die Bildung von Selbsthilfegruppen aller Art gefördert werden. Als weite- ren Schwerpunkt bayerischer Ge- sundheitspolitik nannte der Minister- präsident die Drogenbekämpfung:

Da international ein Uberangebot vor allem an harten Drogen bestehe und damit auch die Preise zurückgingen, müßten hier die Bemühungen ver- stärkt werden. Der Freistaat habe be- reits damit begonnen, bei der Polizei personelle und organisatorische Ver- stärkungen vorzunehmen.

„Liberales

Gesundheitswesen"

Eigentlich war die Reihenfolge der Redner protokollarisch nicht ganz korrekt, aber da der „Landesvater"

des Freistaates wegen der Minister- präsidentenkonferenz über den Staatsvertrag am nächsten Morgen in Eile war, hatte der Vizepräsident des Bundestages, Dieter Julius Cronen- berg (FDP), ihm den Vortritt gelas- sen. In seiner kurzen Ansprache be- faßte sich Cronenberg mit der „Eisen- acher Resolution" der Fachärzte für Allgemeinmedizin in Thüringen vom 21. April (sie ist in vorangegangenen Heften des Deutschen Arzteblattes bereits erwähnt worden). Cronenberg begrüßte diese Entschließung mit ih- rem Entwurf für ein „liberales Ge- sundheitswesen" voll und ganz und wies besonders darauf hin, daß sie Plä- ne — hier konkret des AOK-Bundes- verbandes — für die Einrichtung einer einheitlichen Krankenkasse in regio- naler Gliederung ablehnt und statt dessen „die unverzügliche Einfüh- rung eines gegliederten Systems der Krankenversicherung" fordert.

Er habe gehört, meinte Cronen- berg, daß auf ärztlicher Seite häufig über die mangelhafte Zusammenar- beit mit dem Bundesarbeitsministe- rium geklagt werde. Als Parlamenta- rier könne er hingegen eine gute Zu- sammenarbeit mit den Kammern, Kassenärztlichen Vereinigungen und Fachverbänden feststellen. Dies wer- de den kommenden Reformvorha- ben, so hoffe er, zugutekommen: der Reform des Krankenhauswesens und der Strukturreform der gesetzli- chen Krankenversicherung.

■•■■■

A-1760 (20) Dt. Ärztebl. 87, Heft 22, 31. Mai 1990

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Vor der Eröffnung des 93. Deutschen Ärztetages (v.l.n.r.): BÄK-Vizepräsident Dr. Helmuth Klotz; Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joachim Sewering, Präsident der gastgebenden Bayerischen Landesärztekammer, der in einer Grußansprache die Gäste willkommen hieß; Prof. Dr. Dr.

h. c. Ursula-Maria Lehr, Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, die ebenfalls ein Grußwort sprach; Dr. Karsten Vilmar, der Präsident, und Professor Dr. Gustav Osterwald, Vizepräsident der Bundesärztekammer

Ausbildungsreform

Auch in der Rede von Frau Prof.

Ursula Lehr, Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Ge- sundheit, nahmen die Probleme aus den Veränderungen in der DDR breiten Raum ein. Erst vor wenigen Tagen seien gemeinsame Arbeits- gruppen eingesetzt worden, die die einzelnen Fragen im Bereich des Ge- sundheitswesens zu bearbeiten be- gonnen haben. In Kürze sollen auch

— unter anderem — ärztliche Exper- ten („Kenner des Kammerwesens") hinzugezogen werden. Die gemein- same Einladung von ihr und ihrem DDR-Kollegen Prof. Kleditzsch zu einem Empfang anläßlich der Jah- restagung der WHO in Genf sei von ihren Kollegen aus aller Welt als „hi- storical event" angesehen worden —

„in früheren Jahren waren wir nur mehr oder weniger freundliche Nachbarn auf nebeneinander po- stierten Stühlen . . .".

Die Ministerin kündigte an, daß in ihrem Hause jetzt über eine Wei- terentwicklung und Verbesserung der ärztlichen Ausbildung nachge- dacht werde. Lange Zeit habe es so ausgesehen, als hätten Länder, Hochschulen und auch die Ärzte- schaft keinen größeren Reformbe- darf gesehen. Möglicherweise habe aber der „Durchbruch" bei den Kul- tusministern hinsichtlich der Ausbil- dungskapazitäten eine Reformbe- reitschaft geweckt. In die neuen Überlegungen und Vorarbeiten sei- en auch bereits DDR-Kollegen ein- bezogen. Es gehe um eine bessere Verzahnung von Vorklinik und Kli- nik, um sehr gegenstandsbezogenes Lernen, „vielleicht und hoffentlich auch um etwas weniger ,Multiple Choice`, zumindest dort, wo Multiple Choice nicht geeignet ist", und — was der Altersforscherin natürlich beson- ders am Herzen liegt — um die stär- kere Einbeziehung geriatrischer Fra- gen in das Medizinstudium.

Relative Stabilisierung

Mit besonderem Beifall war der Gesundheitsminister der DDR be- grüßt worden: Prof. Dr. sc. med. Jür- gen Kleditzsch aus Dresden. Die

Krise des Gesundheitswesens in der DDR, sagte er, sei das Ergebnis ei- ner vierzigjährigen Mißwirtschaft.

Die vielfältigen Hilfen, die nach dem 9. November 1989 aus der Bundesre- publik kamen, hätten jedoch bewirkt, daß diese Krise sich nicht verstärkt habe und wenigstens eine relative Stabilität eingetreten sei. Die Sanie- rung habe das Ziel der Zusammen- führung der Gesundheitssysteme beider Staaten; dabei müsse jedoch die medizinische Versorgung auch in der Übergangsphase gewährleistet bleiben: Keine Experimente, die zu Lasten hilfsbedürftiger Menschen gehen! Nicht alles werde auf einmal erreicht werden können; klare Prio- ritäten seien erforderlich, damit der Umbau gründlich und sicher erfolge.

Prof. Kleditzsch kündigte an, daß in Kürze die rechtlichen Voraus- setzungen für den Aufbau der ärzt- lichen Selbstverwaltung in der DDR geschaffen werden. Mit einem Dank für die Hilfen aus der Bundesrepu- blik verband der Minister auch den Dank an alle Mitarbeiter des Ge- sundheitswesens in der DDR, die ge- rade jetzt „aufopferungsvolle Lei- stungen" erbrächten.

Frau Dr. med. Sabine Berg- mann-Pohl, Präsidentin der DDR- Volkskammer und damit derzeit auch Staatsoberhaupt, hatte ein Grußwort geschickt: „Für Ihre Einla- dung zum 93. Deutschen Ärztetag bedanke ich mich. Leider erlaubt es

meine Zeit nicht, an der Eröffnung des Deutschen Ärztetages in Würz- burg teilzunehmen. Ich grüße alle Teilnehmer des 93. Deutschen Ärz- tetages und wünsche den Beratun- gen einen erfolgreichen Verlauf."

Würzburger Weißkittel

Schließlich sprach ein Grußwort Jürgen Weber, soeben neu gewählter Oberbürgermeister der gastgeben- den Stadt (Prof. Sewering hatte ihm zuvor zur Wahl und dazu gratuliert, daß er in seinem Amt immer ärzt- lichen Beistand haben werde: Vize- bürgermeister ist Dr. med. Georg Fuchs, Vizepräsident der Bayeri- schen Landesärztekammer!). Der Oberbürgermeister stellte insbeson- dere die Beziehungen zwischen Würzburg und der Medizin heraus:

Das erste Lehrbuch der Gesamtme- dizin in Deutschland sei von dem Würzburger Arzt Ortlof in der zwei- ten Hälfte des 13. Jahrhunderts ver- faßt worden; Universität und das Ju- liusspital seien vor 400 Jahren fast gleichzeitig von einem Würzburger Erzbischof begründet worden. Nicht nur Virchow oder Röntgen seien in und für Würzburg bedeutsam gewe- sen — aus Würzburg stamme auch der „Weißkittel": Der Arzt Johann Lukas Schönlein führte hier um 1840 die weiße Berufskleidung für Ärzte ein. Und schließlich zitierte Weber 87, Heft 22, 31. Mai 1990 (21) A-1761 Dt. Ärztebl.

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auch Texte, in denen die Heilkraft des Frankenweines beschrieben wird

— von Hildegard von Bingen bis Ru- dolf Virchow.

Aufruf

zur Frei-Beruflichkeit

In der Mitte der Veranstaltung stand die Verleihung der Paracelsus- Medaillen dieses Jahres an Frau Dr.

med. Hedda Heuser-Schreiber, Dr.

med. Wilhelm Baldus und Prof. Dr.

med. Peter Stoll (die Laudationes sind bereits im vorigen Heft veröf- fentlicht worden). Frau Dr. Heuser- Schreiber begann die Dankadresse für die Geehrten mit dem Hinweis darauf, daß zuletzt vor 16 Jahren ei- ne Frau eine entsprechende Anspra- che gehalten habe (Dr. med. Lena Ohnesorge). Diese Auszeichnung stehe im Zusammenhang mit Ab- schiednehmen, mit dem Kennenler- nen der eigenen Grenzen. Da seit dem 9. November 1989 alles anders werde, falle dies zwar schwer, aber:

„Wir müssen das Ärmel-Aufkrem- peln der jungen Generation überlas- sen — und wir beneiden sie darum!"

Frau Heuser forderte die jungen Kol- legen zur Standortbestimmung auf — sie empfinde Bedenken, wenn sie be- obachte, wie wenig manche junge Kol- legen die Freiberuflichkeit bewerten und hochhalten, auch im Kranken- haus: „Wir müssen die ärztlichen Ver- pflichtungen höher stellen als die Gunst der Mächtigen!" Die Ärzte hät- ten im Interesse der Patienten ihre Kompetenzen zu verteidigen und sich gegen jede Gleichmacherei zur Wehr zu setzen; sie dürften sich nicht „auf Pauschalen und Listen reduzieren"

lassen, und sie müßten das Patienten- geheimnis energischer denn je vertei- digen. Frau Heuser schloß mit einem Appell an die Ärzte: „Befreien Sie sich aus der Lobby und gehen Sie wie- der in die Parlamente!"

Die Eröffnungsveranstaltung wurde dann sogleich zur ersten Ar- beitssitzung: Dr. Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärztekammer, trug sein Referat zum ersten Tages- ordnungspunkt „Strukturreform im.

Gesundheitswesen" vor — es ist ne- benstehend und auf den nachfolgen- den Seiten dokumentiert. bt

Dr. Karsten Vilmar

B

ei der Eröffnung des 92. Deut- schen Ärztetages im Mai ver- gangenen Jahres im Plenarsaal des Reichstages unmittelbar an der Berliner Mauer war trotz erfolgrei- cher Freiheitsbewegungen in ver- schiedenen Ländern Osteuropas kaum vorauszusehen, daß schon we- nige Monate später diese Mauer und die Grenzbefestigungen in Deutsch- land durchlässig werden oder gar ganz verschwinden könnten. Durch, eine unblutige Revolution im ande- ren Teil Deutschlands wurde im No- vember 1989 nach nahezu 60 Jahren

— die nationalsozialistische Diktatur eingeschlossen — das Joch der Unter- drückung abgeschüttelt. Damit wur- de der Weg zur Überwindung der wi- dernatürlichen Teilung Deutsch- lands und Europas endgültig frei, nachdem zuvor schon zuerst in Un- garn durch die Öffnung des Eisernen Vorhanges eine entscheidende Wei- chenstellung erfolgt war, für die wir vor allem unseren ungarischen Freunden tiefen Dank schulden.

Die Notwendigkeit zu Besinnung und Standortbestimmung

Die ersten freien Wahlen in der heutigen DDR seit vielen Jahrzehn- ten am 18. März 1990 zur Volkskam-

mer und am 6. Mai 1990 zu den Kommunalparlamenten haben jetzt die Voraussetzungen für demokrati- sche Strukturen und Entscheidungen geschaffen. Erstmals seit dem 50.

Deutschen Ärztetag 1931 in Köln können wieder Ärztinnen und Ärzte aus allen Teilen Deutschlands an ei- nem Deutschen Ärztetag ungehin- dert teilnehmen, und erstmals kön- nen wir frei gewählte Repräsentan- ten der Ärzteschaft aus den anderen Teilen unseres Vaterlandes bei uns begrüßen. Aus dem Ablauf der Bera- tungen und der demokratischen Meinungsbildungsprozesse während der Arbeitssitzungen werden sie si- cher wichtige Eindrücke für den Aufbau einer ärztlichen Selbstver- waltung in den zum 1. Januar 1991 zu bildenden Ländern im anderen Teil Deutschlands gewinnen können.

Die wohl heute schon als histo- risch zu wertenden politischen Er- eignisse in Deutschland und in Euro- pa werden aber auch die Meinungs- und Entscheidungsbildung der Dele- gierten des 93. Deutschen Ärzteta- ges beeinflussen. Insbesondere die Probleme einer Strukturreform im Gesundheitswesen müssen jetzt in einem größeren Zusammenhang ge- sehen und beurteilt werden — ebenso wie die sich daraus ergebenden gro- ßen Herausforderungen an die Selbstverwaltung. Der nach kaltem Krieg und jahrzehntelanger Stagnati-

Strukturreform

im Gesundheitswesen Herausforderung für die Selbstverwaltung

Referat des Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages

bei der Eröffnung des 93. Deutschen Ärztetages

A-1762 (22) Dt. Ärztebl. 87, Heft 22, 31. Mai 1990

Referenzen

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