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Archiv "Medizingeschichte(n): Humoralpathologie" (18.07.2005)

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M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 28–29⏐⏐18. Juli 2005 AA2025

cher Existenz. Liegt hierin vielleicht der Grund, dass gerade staatliche Maßnahmen erheblich mehr von moralischen Wertvorstellungen und Rücksichtnahmen geprägt sind als von der sicheren Erkenntnis evidenzba- sierter Medizin? Warum wird in der Sexualpädagogik nicht deutlich genug darauf hingewiesen, dass Liebe Ne- benwirkungen haben und Spaß an- steckend sein kann? Haben junge Menschen nicht ein Anrecht darauf, informiert umgehen zu lernen mit ihrem libidinösen und generativen Po- tenzial?

Seitens der Gesundheitspolitik wurde die Kondombenutzung in den Massenmedien über Jahre exklusiv für das Thema Aids reklamiert. Mit der „Mach’s mit“-Werbung zum Kon- domgebrauch ist es gelungen, den Kondomen ein „cooles“ Image zu ver- passen, das allein für junge Männer aber nicht wirklich handlungsmotivie- rend zu sein scheint oder in seiner Wir- kung vielleicht auch verblasst. Vor allem zielt sie an der epidemiologi- schen Situation unter Jugendlichen in Deutschland vorbei, wenn 0,172 Pro- zent (213 Personen) der 13- bis 19- jährigen Mädchen in Berlin HIV-in- fiziert sind, aber 6,6 Prozent der glei- chen Altersgruppe eine frische Chla- mydieninfektion haben.

Die Ärztinnen der Arbeitsgruppe Ärztliche Gesellschaft zur Gesund- heitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF) sind der übereinstimmenden Ansicht, dass vor dem Hintergrund einer mögli- chen Sterilität aufgrund einer Chlamy- dieninfektion Mädchen im höchsten Maß zum Kondomgebrauch zu moti- vieren sind. Der Kinderwunsch als eine vital erlebte Dimension von Weib- lichsein, bedeutet für Mädchen eine wichtige und ganz konkrete Option für den Lebensentwurf. Der Verlust dieser Option wird von Mädchen engagierter reflektiert als eine mögliche HIV-In- fektion.

Vor diesem Hintergrund sollten verlässliche bundesweite Daten erho- ben werden. Ferner wird von gesund- heitspolitischen Entscheidungsträgern gefordert, dass eine kompetente ärzt- liche Aufklärung und Prävention etabliert und die schulische Sexual- erziehung durch evaluierte ärztliche

Kompetenz (ÄGGF) flankiert wird.

Noch zu definierenden jungen Risiko- patientinnen müsste eine individuelle Beratung und Aufklärung in der Arzt- praxis und Screeningsangebote mittels PCR angeboten werden. Darüber hin- aus sollten die Zielgruppen durch ju- gendspezifische Medien über die Risi- ken aufgeklärt sowie STD in den The- menkatalog des Präventionsgesetzes aufgenommen werden.

Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Gesell- schaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Die PCR-Testkits wurden freundlicherweise von der Fir- ma Roche Diagnostics zur Verfügung gestellt.

Manuskript eingereicht: 15. 11. 2004, revidierte Fas- sung angenommen: 18. 1. 2005

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2021–2025 [Heft 28–29]

Literatur

1. Abortions 2002: Official statistics of Sweden. The National Board of Health and Welfare. Centre for Epidemiology 2003. www.sos.se/eps/epceng.htm 2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

(BzgA): Jugendsexualität. Wiederholungsbefragung von 14 – 17-Jährigen und ihren Eltern 2001; 48.

www.bzga.de

3. Das STD-Sentinel des RKI – erste Ergebnisse. Epi- demiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts 2004; 1: 3.

4. Friese K, Schäfer A, Hof H: Infektionskrankheiten in Gynäkologie und Geburtshilfe. Berlin, Heidelberg:

Springer 2003; 293.

5. Keck C, Clad A: Infektionen in der Reproduktions- medizin. Gynäkologe 2004; 37; 607–617.

6. Koch J, Kirschner W, Schäfer A: Bestimmung der Prävalenz genitaler HPV- und Chlamydia-trachoma- tis-Infektionen in einem repräsentativen Quer- schnitt der weiblichen Normalbevölkerung in Ber- lin. Infektionsepidemiologische Forschung II/1997;

1–7.

7. Paavoonen J, W Eggert-Kruse: Chlamydia trachoma- tis: An impact on human reproduction. Hum Reprod Update 1999; 5: 433–447.

8. Short RV: Teaching safe sex in English schools. Lan- cet 2004; 364: 307.

9. Weström L: Ist die Pubertät an sich ein Risiko für se- xuell übertragbare Erkrankungen? Korasion 1993;

14–15.

10. Zur Zunahme sexuell übertragbarer Infektionen in den Niederlanden. Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts 2003; 40; 325.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Gisela Gille Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V.

Drögenkamp 1 21335 Lüneburg

MEDIZINGESCHICHTE(N) )

AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT

Humoralpathologie Temperamente

Zitat:„Wir lassen uns hier nicht auf die feinen Distinktionen ein, die nur den Arzt interessieren, sondern unterscheiden nur die Hauptklas- sen, die eine verschiedene Lebens- weise bedingen. Hier fällt das, was der Arzt physische Konstitution nennt, mit dem Temperament zu- sammen, und da bleiben ewig die Menschen in vier Hauptklassen ge- teilt, die man schon zu den Zeiten der Römer und Griechen unter- schied, in die Sanguinischen, Chole- rischen, Melancholischen und Phleg- matischen. Man kann dies wirklich als die Radikalverschiedenheiten des Menschengeschlechts ansehen, und sie sind als solche auch immer betrachtet worden.

Der Unterschied lag nur darin, daß Philosophen und Ärzte den Grund der Verschiedenheit einmal mehr in den Säften, das anderemal mehr in den Kräften, einmal im Leibe, das an- deremal in der Seele gesucht haben, nicht bedenkend, daß im Organismus Geistiges und Leibliches, Kraft und Materie so innig verbunden sind, daß eines das andere bestimmt, und daß allerdings eine gewisse Beschaffen- heit der Organisation dem Menschen ebenso eine bestimmte Anlage zu ge- wissen Krankheiten, wie die oder jene Stimmung und Richtung seiner Trie- be und Geistesanlagen geben kann, und wenn sie angeboren ist, ihm wirk- lich für sein ganzes Leben gibt.“

Christoph Wilhelm Hufeland: Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern (1897;

Haupttitel „Makrobiotik“ erst ab 3. Auflage 1805). Re- print nach der 8. Auflage 1860. Herausgegeben von F.

Lejeune. Stuttgart 1958, Seite 283 f. – Hufeland verfas- ste dieses bis heute populäre Buch während der Zeit, als er Medizinprofessor an der Universität Jena war und zugleich als Hofarzt in Weimar wirkte, wo er mit den dortigen Geistesgrößen, unter anderem auch mit Goethe, im Gedankenaustausch stand. Das Zitat belegt die Langlebigkeit der galenischen Temperamentenleh- re, die sich aus der antiken Humoralpathologie ableitet (Blut: Sanguiniker; gelbe Galle: Choleriker; schwarze Galle: Melancholiker; Schleim: Phlegmatiker).

Referenzen

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