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Archiv "Von schräg unten: Honorar" (08.07.2013)

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VON SCHRÄG UNTEN

Honorar

Dr. med. Thomas Böhmeke

D

as Streiten unserer Standesvertreter um mehr Honorar findet nicht selten publizisti- schen Niederschlag in den Medien. Noch mehr Koh- le?! So finden die meisten unsere Forderungen zum Regurgitieren; können die denn den Hals nicht voll ge- nug kriegen?! Dabei liefern die doch grottenschlechte Arbeit ab, dass ein jeder Patient gar nicht anders kann, als sich zu beschweren! Ist es nicht so, dass diese Halbgötter in Weiß eigentlich froh sein müssten, sich einer solch verantwortungsvollen Berufung hinge- ben zu dürfen? Dass sie in der beneidenswerten Si- tuation sind, anderen Menschen das Leben retten und sich zeitlebens am grenzenlosen Dank eben- dieser laben zu dürfen? Ist es nicht eine Belei - digung für den Patienten, dass für eine lebens - rettende Behandlung 20, gar 30 Euro Honorar gefordert werden?! So ungefähr lautet die gän- gige Meinung. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist das wirklich so? Ist der Dank unserer Schutzbefohlenen Treibstoff für un- ser Tun, Anabolikum für die Arbeit, Mega- watt für die Maloche?

Ich gehe in die Praxis und versorge, wie alle von Ihnen, mit Hingabe meine Schutzbefohlenen. Heute kommt ein Pa- tient, bei dem ich vor einem halben Jahr im Ultraschall ein Hypernephrom ge- sehen habe. Den Verdacht auf ein Ma- lignom zu stellen, ist immer ein heik- ler Moment; ich hatte ihm damals gesagt, dass es sich auch um eine eingeblutete Zyste handeln könnte,

aber eine radiologische Schnittbilddiagnostik unerläss- lich sei. Diese ließ er durchführen, und kurzfristig er- folgte die Nephrektomie, die meinen bösen Verdacht bestätigte, aber metastasiert hatte der Tumor nicht. Heu- te besucht er mich wieder und kommt, nachdem wir sei- ne aktuelle Problematik verhandelt haben, auf das Ver- gangene zu sprechen. „Das muss ich Ihnen sagen! Da hatten Sie ganz schön danebengelegen, das war keine Zyste, das war Krebs!“ Ja, das stimmt, das hatte ich da- mals gesagt, aber ich wollte nur, dass er durch die Ver- dachtsdiagnose nicht zu sehr schockiert ist. „Zyste!“ Es ist auch für die Angehörigen schlimm, wenn eine solche Diagnose im Raum steht, und ich wollte vermeiden, dass die Nerven seiner Liebsten zu sehr frittiert werden.

„Zyste!“ Ob er sich vielleicht schon gefragt hat, auf- grund welchen Befundes er die weitere Behandlung durchlaufen hat? „Zyste!“ Jetzt ist es aber gut. Ich hatte damals die korrekte Verdachtsdiagnose gestellt, mit

dem Hausarzt zusammen die weitere Diagnostik und Behandlung organisiert und verhindert, dass er frühzei- tig elendig an Metastasen eines Nierentumors zugrunde geht! Oder?! „Ich weiß nicht, was Sie wollen, ich habe mich doch nicht beschwert!“

Tja, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht nur Ihnen geht es so. Es ist zwar schmerzhaft, aber wir können schon froh sein, wenn trotz hervorragender Arbeit keine Beschwerden aufkommen. Ach, da flat- tert mir der Honorarbescheid meiner KV auf den Tisch. Mist, wieder 5 000 Euro weniger, obwohl ich viel mehr gearbeitet habe. Das geht ganz und gar nicht. Damit bin ich nicht einverstanden. Ich will mehr Honorar. Mehr schnöden Schotter, mehr Geld.

Und zwar Schmerzensgeld!

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

S C H L U S S P U N K T

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