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Archiv "Carl Spengler: Sein Engagement für Davos und die Medizin" (09.01.1984)

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Dr. med. Carl Spengler (1860 bis 1937), ein engagierter Förderer des Heil- und Kuror-

tes Davos Foto: Archiv

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KULTURMAGAZIN

Carl Spengler:

Sein Engagement für Davos

und die Medizin

„Herrn Dr. Spengler, Davos, oder: Ein Baden-Brief und seine philatelistischen Konsequen- zen". Unter diesem Titel er- schien in der Dezember-Ausga- be 1982 der Berner Briefmar- kenzeitung und später auch noch in einer deutschen philate- listischen Zeitschrift ein Beitrag von Dr. med. Heinz Jaeger, Lör- rach, dem amtierenden Präsi- denten des Bundes deutscher Philatelisten, der ja auch zu den Jüngern Äsculaps zählt. Neben dem Beitragstitel prangte der Werbestempel zum alljährlich in der letzten Jahreswoche im schweizerischen Davos stattfin- denden Eishockeyturnier, dem

„Spengler-Cup".

Eigentlicher Gegenstand von Dr.

Jaegers Beitrag war jedoch ein bei einem Wochenendbummel in Bern auf einer Briefmarken- börse erstandener Brief, der 1870 von Carlsruhe an einen Herrn Dr. Spengler in Davos Platz im Canton Graubünden in der Schweiz gesandt worden war. Jener Dr. Spengler — Alex- ander mit Vornamen — war kein Geringerer als der Gründer des Weltkurortes Davos.

Eingehende Beobachtungen hatten Alexander Spengler in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu der Überzeu- gung gelangen lassen, daß das Klima des Hochgebirges Lun- genkranken Heilung bringen könne. Diese Überzeugung, die in Heilstätten-Liegekuren ihre therapeutische Nutzanwendung fand, hat er gegen Zweifel und Einsprüche aus aller Welt erfolg- reich verteidigt. Die Heilungser- gebnisse gaben ihm recht, und

unzählige Tuberkulose-Kranke verdanken ihm die Wiedererlan- gung ihrer Gesundheit in einer Zeit, als es weder eine wirksame Chemotherapie noch Antibiotika gab.

Während der erwähnte „Baden- Brief" mit seiner prominenten Adresse für Dr. Jaeger Anlaß zu zeitgeschichtlichen philatelisti- schen Betrachtungen wurde, sah ich mich als Medico-Philate- list veranlaßt, der Frage nachzu-

gehen, ob der einzig mögliche motivphilatelistische Bezugsbe- leg, nämlich der eingangs zitier- te Spengler-Cup-Werbestem- pel, in irgendeiner Beziehung zu dem Arzt Dr. Spengler steht.

Eingehende Nachforschungen ergaben, daß Dr. Alexander Spengler, der Davos zum „Mek- ka der Lungenkranken" werden ließ, zwei Söhne hatte, Lucius und Carl, die ebenfalls bedeu- tende Pulmologen waren. Wäh- rend Lucius zu den Pionieren Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 1/2 vom 9. Januar 1984 (75) 49

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SPETIGLER CU?

DAVOS

2E-30.

DEZ.

Aus Anlaß des Spengler-Cups (Ende Dezember 1983 in Davos) gab die Schweizer Bundespost einen Werbe-Zusatzstempel heraus

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Carl Spenglers Engagement für Davos

der Therapie durch künstlichen Pneumothorax zählt und 1900 in Davos-Platz die Musteranstalt

„Sanatorium Schatzalp" eröff- nete, die er bis zu seinem Tode (1923) leitete, ist sein Bruder Carl zunächst dadurch in die Medizingeschichte eingegan- gen, daß er als erster Arzt die Thorakoplastik zur Behandlung der Phthise anwandte, worüber er bereits 1890 auf der Tagung der Gesellschaft Deutscher Na- turforscher und Ärzte in Bremen referierte. Carl Spengler war es auch, der den „Spengler-Cup"

stiftete, und ist somit der ge- suchte, wenn auch nur indirekt philatelistisch belegbare Arzt aus der Spengler-Familie.

Glückliche Jugend in Davos

Geboren am 30. Juni 1860 in Da- vos, verbrachte Carl Spengler im Hause seines Vaters eine glückliche Jugendzeit. Er be- suchte in Davos die Primarschu- le, in Chur und Trogen das Gym- nasium und studierte sodann in Tübingen, Heidelberg und Zü- rich Medizin. Mit seinem Haus- lehrer und späteren Freund Pfarrer Hauri widmete er sich dem Sommer- und Wintersport in Davos. Er ritt gern auf feuri- gen Pferden und war als Student ein eifriger Fechter. Seinen Dok- torhut holte er sich 1886 in Hei- delberg, einer Stadt, die er zeit- lebens liebte und die seine Lie-

be erwiderte, indem sie ihm in Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft das Bür- gerrecht schenkte.

Seine Assistentenzeit verbrach- te er von 1886-1889 unter Lücke an der Straßburger Chirurgi- schen Klinik und von 1892 bis 1894 bei seinem Vater in Davos Platz. 1892 kam er zu Robert Koch nach Berlin, der ihn als ei- nen seiner besten Schüler be- zeichnete und ihm 1893 sein so- genanntes Originaltuberkulin zu umfassenden Studien an Tier und Mensch übergab.

Spengler unterschied zwei Ar- ten des Tuberkelbazillus, den Typus humanus brevis Koch und den Typus humanus longus Spengler. Beim Rind kam noch der Typus bovinus hinzu. Auf Anregung Kochs unternahm Spengler auch Studien über das Wesen der Mischinfektion.

1896 nach Davos zurückgekehrt, eröffnete er hier eine medizini- sche Praxis und setzte seine bakteriologischen Studien fort.

Seine IKA-Präparate machten seinen Namen in aller Herren Ländern bekannt. Von überall- her strömten Patienten zu ihm, so daß er seine Praxis nur mit Hilfe von Assistenten bewältigen konnte. Wohl die begabteste un- ter ihnen war Dr. med. Sophie

Fuchs-Wolfring, die 1909 eine außerordentlich fleißige Arbeit unter dem Titel „Zur Carl

Spengler'schen Blutzellenim- munität" veröffentlichte. Von ihm selbst ist 1911 ein etwa 500 Seiten starker Band erschienen, eine Sammlung seiner „Tuber- kulose- und Syphilis-Arbeiten".

In späteren Jahren widmete er sich noch der Krebsforschung und machte darüber einige höchst interessante Veröffentli- chungen.

Spengler war jedoch nicht nur Arzt und Bakteriologe, sondern auch ein eifriger Förderer des Sports. Er vertrat die Meinung, daß Davos nicht nur Tuberku- lose-Heilkurort, sondern auch Sportzentrum sein sollte, beson- ders für Wintersportarten. In ei- ner vernünftigen sportlichen Be- tätigung sah er eine geeignete Krankheitsprophylaxe.

Als Mensch war Carl Spengler ein offener und gerader Charak- ter. Zu Leuten, die ihn nicht in- teressierten, war er kurz ange- bunden und bisweilen barsch.

Seine blauen Augen unter der mächtigen Stirn und den buschi- gen Augenbrauen konnten aber auch warm und gütig blicken, und seine seltsam weiche Stim- me verriet, daß er unter rauher Schale ein gutes Herz verbarg.

Das wußten nicht zuletzt die vie- len unbemittelten Patienten, die er unentgeltlich behandelte, und schließlich auch die Sport- ler, denen er in völkerverbinden- der Absicht den „Spengler- Cup" spendete. Dem Eishockey- Turnier, das mit kurzen Unter- brechungen seit 1923 alljährlich in der Nachweihnachtswoche unter Beteiligung ausländischer Spitzenmannschaften in Davos ausgetragen wird, gilt diese be- gehrte Trophäe.

Für alle unerwartet setzte ein Herzschlag dem rastlosen Le- ben Carl Spenglers am 15. Sep- tember 1937 ein jähes Ende.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Rudolf Wallossek Herzogenfeld 9

5068 Odenthal 50 (76) Heft 1/2 vom 9. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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