Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
hende Frühgeburt, auch die operati- ven Entbindungsverfahren nahmen deutlich zu. Das kindliche Risiko scheint für die nach donogener Inse- mination geborenen Kinder nicht er- höht. Mißbildungen traten nicht auf, in der Vergleichsgruppe waren es immerhin 1,12 Prozent. Nachge- burtsperiode und Wochenbettver- lauf waren unauffällig. See
Weller, J.: Schwangerschafts- und Geburtsver- lauf nach 104 erfolgreichen artifiziellen dono- genen Inseminationen (ADI) mit Nativ- und Kryospermat, Geburtsh. u. Frauenheilk. 40 (1980) 269-275. Ehe- und Sexualberatungs- stelle Dresden, Zamenhofstraße, 66, 8045 Dresden, DDR
Palliative Halb- und Ganzkörperbestrahlung bei Prostatakrebs
Epstein und Mitarbeiter berichten über die Ergebnisse der palliativen Körperbestrahlung bei therapieresi- stenten Schmerzzuständen, bedingt durch Spätstadien des Prostatakar- zinoms. Bestrahlt wurden Patienten, die wegen Prostatakarzinom mit Hormonen und/oder Orchiektomie und/oder lokaler Prostatabestrah- lung behandelt worden waren und jetzt an therapieresistenten Schmerzzuständen litten. Die Be- strahlung der unteren Körperregion wurde einseitig mit 800 rad vorge- nommen. In fünf Fällen wurde vier Wochen später zusätzlich die obere Körperhälfte entsprechend be- strahlt. Acht Patienten sprachen ausgezeichnet an, zwei nicht. Ernst- hafte Nebenwirkungen wurden nicht gesehen. Die im Mittel acht Monate anhaltende Besserung ist trotz der kleinen Fallzahl ermutigend. Bestäti- gen sich die Ergebnisse bei größe- ren Fallzahlen, so dürfte es sich um eine konkurrierende beziehungswei- se ergänzende palliative Behand- lungsmaßnahme, zur Chordotomie, zur medikamentösen Behandlung mit Östrogen-N-Lost und zum Radiophosphor, handeln. Hii
Epstein, L. M. Stewart, B. H.; Antunez, A. R.;
Hewitt, C. B.; Straffon, R. A.; Montague, D. K.;
Dhaliwal, R. S.; Jelden, G.: Half and total body radiation for carcinoma of the prostate, J. Urol.
122 (1970) 330, Clinic Foundation, Cleveland, Ohio. USA
Serumhepatitis- Prophylaxe
Durch Gabe von Hyperimmunglobu- lin unmittelbar nach Kontakt mit dem Hepatitis-B-Virus läßt sich das Auftreten einer Virushepatitis wahr- scheinlich verhindern. 322 Perso- nen, die mit Australia-Antigen-halti- gern Material in Berührung gekom- men waren und primär HBsAg-nega- tiv waren, erhielten 500 mg Antihe- patitis-B-Immunglobulin (Anti-HBIg) verabreicht. In der Folgezeit wurden monatlich Serumproben untersucht, eine weitere Kontrolle erfolgte nach 9 und 12 Monaten. 7 Personen (3 Prozent) entwickelten eine akute B- Hepatitis, 4 (2 Prozent) entwickelten Anti-HBs ohne klinische Symptome.
6 der an akuter Serumhepatitis Er- krankten gesundeten vollständig, nur bei einem Patienten persistierte das HBsAg, so daß ein chronischer Verlauf der Leberentzündung anzu- nehmen ist.
A Combined Medical Research Council and Public Health Laboratory Service Report: The Incidence of Hepatitis B lnfection after Acci- dental Exposure and Anti-HBs-Immunoglobu- lin Prophylaxis. Lancet 1 (1980) 6-8, Dr. Sheila Polakoff, Epidemiological Research Laborato- ry, Central Public Health Laboratory, London NW9 5HT.
Akutes Nierenversagen unter
Streptokinasetherapie
Zwei Tage nach Einleitung einer Streptokinasetherapie wegen beid- seitiger Beckenvenenthrombose tra- ten bei einem 65jährigen Mann Live- do reticularis der unteren Körper- hälfte und Beine, Haut- und Zehen- nekrosen sowie ein akutes Nieren- versagen auf.
Autoptisch zeigte sich eine schwere exulzerative Skleratheromatose der gesamten Aorta mit Cholesterinkri- stall-Embolisation in zahlreiche Or- gane, insbesondere in beide Nieren.
Die Autoren nehmen an, daß es un- ter der Streptokinasetherapie zu ei- ner Lyse der wandständigen, die ex-
ulzerierten Atherombeete der Aorta bedeckenden Thromben gekommen ist und daß die nun frei werdenden Cholesterinkristalle durch Embolisa- tion in die Nieren zum akuten Nie- renversagen führten.
Diese Komplikation einer Lysethera- pie ist bei Patienten ab dem 45. Le- bensjahr zu erwarten, vor allem dann, wenn sonstige atherogen wir- kende Grundkrankheiten, zum Bei- spiel Hypertonie, Diabetes, Hyper- lipoproteinämie, Zigarettenabusus klinisch nachzuweisen oder aus der Vorgeschichte zu ermitteln sind. Ree
Rieben, F. W.; Waldherr, R.; Oster, P.; Sehett- ier. G.: Akutes Nierenversagen als Folge diffu- ser Cholesterinkristall-Embolisation unter Streptokinasetherapie, Dtsch. med. Wschr.
104 (1979) 1447-1449
Künstliche Süßstoffe und Karzinome der
unteren Harnwege
Die Autoren untersuchten in einer Fall-Kontroll-Studie die Beziehung zwischen dem Auftreten von unteren Harnwegskarzinomen und dem Ge- brauch von künstlichen Süßstoffen.
Es wurden 592 Patienten mit einem Ca der unteren Harnwege (94 Pro- zent davon mit Blasenkarzinom) und 536 Kontrollpersonen, die aus der allgemeinen Bevölkerung des Prü- fungseinzugsgebiets ausgewählt worden waren, zur Beurteilung her- angezogen. Mittels einer Befragung wurde eine Anamnese des Ge- brauchs von Süßstoffen oder der Ex- position anderer bekannter oder mutmaßlicher Kanzerogene erstellt.
Bei den Prüflingen, die Diätgetränke und/oder Zuckerersatzstoffe verwen- det hatten, wurde ein durchschnittli- ches Karzinomrisiko der unteren Harnwege von 0,9 ermittelt, wobei das Ca-Risiko der Kontrollpersonen mit 1 festgesetzt wurde. Bei den Männern, die Diätgetränke oder Zuckerersatz zu sich genommen hatten, betrug das relative Risiko 0,8, bei den Frauen lagen die ent- sprechenden Risikowerte für Diätge- tränke bei 1,6 und bei 1,5 für künstli- che Süßstoffe. Zwischen steigen-
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2612 Heft 44 vom 30. Oktober 1980
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dem Verbrauch oder Dauer der Auf- nahme von Zuckerersatzstoffen und Risikozu- oder -abnahme war kein direkter Zusammenhang ersichtlich.
Diese Studie deutet darauf hin, daß Verbraucher von künstlichen Süß- stoffen nur ein geringfügig erhöhtes oder gar nicht erhöhtes Risiko für Karzinome der unteren Harnwege aufweisen. Nre
Morrison, A. S.; Buring, J. E.: Artificial Sweeteners and Cancer of the Lower Urinary Tract, The New England Journal of Medicine 302 (1980) 537-541
Sucralfat —
ein neues lokal wirkendes Ulkustherapeutikum
Sucralfat, ein basisches Aluminium- salz des Saccharose-Oktahydrogen- sulfats, soll beim Ulcus pepticum lo- kal wirken und einen schützenden Film über der exulzerierten Schleim- haut bilden. Die Substanz, die im Herbst auf den deutschen Markt kommen wird, wurde in Südafrika einer kritischen Prüfung unterzo- gen, wobei als Referenzsubstanz Ci- metidin genommen wurde. 57 Pa- tienten mit Ulcus ventriculi und 55 Patienten mit Ulcus duodeni erhiel- ten alternativ Cimetidin und Sucral- fat. Von den Zwölffingerdarmge- schwüren heilten 83 Prozent unter Sucralfat innerhalb von 6 Wochen, 100 Prozent innerhalb von 12 Wo- chen ab. Die entsprechenden Zahlen für die Cimetidintherapie lagen bei 71 Prozent beziehungsweise 86 Pro- zent. Die Heilungsquote bei den Ma- gengeschwüren lag niedriger. Su- cralfat führte bei 63 Prozent inner- halb von 6 Wochen zur Abheilung, Cimetidin bei 75 Prozent. Die sym- ptomatische Besserung war in bei- den Behandlungsgruppen gleich, Sucralfat führte häufiger zu Obstipa- tion (10 Prozent), Cimetidin zu Kopf- schmerzen. Übelkeit, Schwindel und Depression (15 Prozent).
Marks, I. N.: Wright, J. P.: Denyer. M.; Garisch, J. A. M.; Lucke, W.: Comparison of sucralfate with cimetidine in the short-term treatment of chronic peptic ulcer, S. Afr. med. J. 57 (1980) 567-573, Gastrointestinal Clinic, Groote Schuur Hospital and Department of Medicine, University of Cape Town
Tu mormetastasierung in Leber und Lunge
Die Zahl der zirkulierenden Tu- morzellemboli ist kein Indikator für das Ausmaß der Tumormetastasie- rung. Die Mehrzahl der Tumorzellen geht intravaskulär zugrunde. Das Angehen von Tumormetastasen ist von der Zahl der Tumorzellen ab- hängig, welche die Gefäßwände durchwandern und sich extravasku- lär ansiedeln können. Das Ausmaß der Extravasation ist von der Perme- abilität der Gefäßwand abhängig.
Die Permeabilität der Gefäßwände für Tumorzellen soll ihrerseits be- stimmt sein durch den Gehalt von alpha-2-Makroglobulin, das von tu- morsensibilisierten Monozyten des Organismus sezerniert wird. Tierex- perimentelle Untersuchungen von durch Testosteron erzeugten undif- ferenzierten Sarkomen der Ratte zei- gen, daß es bei einer geringen Abla- gerUng von alpha-2-Makroglobulin in der Gefäßwand zu einer signifi- kant höheren Zahl von Tumormeta- stasen in Leber und Lunge kommt, während bei einer Vermehrung der alpha-2-Makroglobuline in .der Ge- fäßwand eine deutlich geringere In- zidenz von Tumormetastasen zu be- obachten ist. Kro
Stein-Werbloswksy, R.: On the prevention of haematogenous tumour metastasis to liver and lung, Experientia 36 (1980), 108-109, R.
Stein-Werblowsky, Department of Pathology, Asaf Harofeh Hospital, Zerifin (Israel)
Arteriohepatische Dysplasie
(Alagille-Syndrom)
Familiäre intrahepatische Cholesta- sesyndrome, bei denen eine Gallese- kretionsstörung der Hepatozyten vorliegt, sind selten. Bei der arterio- hepatischen Dysplasie (Alagille-Syn- drom) handelt es sich um ein Krank- heitsbild mit Neugeborenenikterus oder Wachstumsstörung; zusätzlich finden sich Anomalien des kardio- vaskulären Systems, der Augen, der Knochen, des zentralen Nervensy- stems, der Nieren, des Endokri- niums und des Habitus. Die Autoren
berichten über fünf Fälle, die bis ins Erwachsenenalter verfolgt werden konnten; die Cholestasesymptoma- tik war rückläufig. Charakteristisch scheinen ein posteriorer Embryoto- xon sowie Wirbelsäulenveränderun- gen zu sein, die Augenhintergrund- veränderungen scheinen so charak- teristisch wie der Kayser-Fleischer- sche Kornealring beim Morbus Wil- son. Beim Nachweis eines posterio- ren Embryotoxon kann den ikteri- schen Kindern eine explorative La- parotomie wegen der Verschlußikte- ruskonstellation erspart werden. R
Riely, C. A.; Cotlier, E.; Jensen, P. S.: Klatskin, G.: Arteriohepatic Dysplasia: A Benign Syndro- me of Intrahepatic Chotestasis with Multiple Organ Involvement. Ann. Int. Med. 91 (1979) 520-527, Liver Study Unit, Departments of In- ternat Medicine, Pediatrics Ophthalmology and Diagnostic Radiology, Yale University School of Medicine. New Haven, Connecticut
Krebshäufigkeit
unter immunsuppressiver Therapie
In einer Gemeinschaftsstudie aus Großbritannien, Australien und Neu- seeland wurde die Tumorinzidenz bei nierentransplantierten Patienten untersucht, die mindestens drei Mo- nate lang mit Azathioprin, Cyclo- phosphamid oder Chlorambucil be- handelt worden waren. Nachunter- suchungen bei 3823 Nierenempfän- gern zeigten eine Zunahme der Häu- figkeit von Non-Hodgkin-Lympho- men um das 60fache, auch Platten- epithelkarzinome der Haut und mes- enchymale Tumoren wurden häufi- ger als erwartet beobachtet. In einer Vergleichsgruppe von 1349 Patien- ten ohne Transplantation, die eben- falls immunosuppressiv behandelt worden war, fanden sich die oben- genannten Tumoren gehäuft; aller- dings nicht in dem Maße wie bei Nierentransplantierten. Von ver- schiedenen Hypothesen, mit denen die Zunahme an bestimmten Mali- gnomen erklärt werden könnte, ge- winnt die Aktivierung eines bereits im Organismus vorhandenen onko- genen Virus und die Unterdrückung von Immunreaktionen an Wahr- scheinlichkeit. Besonders augenfäl- lig war, daß 15 der 34 beobachteten