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Kein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen unter SGLT2-Hemmern

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

726

ARS MEDICI 21 | 2019

Als verhältnismässig neue Substanz- klasse zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 haben SGLT2-Inhibito- ren (SLGT2-I) (SGLT2 = sodium-glu- cose linked transporter 2) inzwischen in vielen Studien nicht nur ihre blutzu- ckersenkende Wirkung, sondern auch positive Effekte auf den Blutdruck so- wie auf andere kardiovaskuläre Para- meter unter Beweis gestellt. Anlass zu kritischen Diskussionen gaben aller- dings immer wieder Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Infektionen im Uro- genitaltrakt, welches mit dem Umstand in Verbindung gebracht wird, dass SGLT2-I dort die Verfügbarkeit von Glukose erhöhen und somit ein Wachs- tumssubstrat für entsprechende bakte- rielle Erreger bereitstellen. Darüber, ob in diesem Zusammenhang auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Harnwegsinfektionen (HWI) an- steigt, ist die verfügbare Evidenz bis an- hin jedoch nicht konsistent. Wo HWI unter SGLT2-I-Therapie auftraten, wa- ren sie meist nur schwach bis mässig ausgeprägt. Dennoch hat die U.S. Food and Drug Administration (FDA) auf- grund von Ergebnissen aus Post-Mar- keting-Beobachtungen im Jahr 2015 verfügt, das die Etiketten sämtlicher SGLT2-I um Warnhinweise zu poten- ziell schweren HWI ergänzt werden müssen.

Erstmals Daten aus Routine- versorgung analysiert

Um die Frage einer möglichen Assozia- tion zwischen SGLT2-I und HWI an- hand von Routinedaten aus dem klini- schen Umfeld näher zu beleuchten, hat die Arbeitsgruppe um Chintan V. Dave, Brigham and Women’s Hospital and Harvard Medical School, Boston, Mas-

sachusetts, nun die Aufzeichnungen zweier grosser US-amerikanischer Da- tenbanken von Versicherungsfällen he- rangezogen, wobei in jeder Datenbank zum paarweisen Vergleich jeweils zwei Kohorten von Diabetespatienten gebil- det wurden, die eine Therapie mit SGLT2-I versus entweder Dipeptidyl- peptidase-(DPP-)4-Hemmern (Kohorte 1) oder GLP-1-Antagonisten(GLP = glu- cagon-like peptide) (Kohorte 2) begon- nen hatten. Der primäre Endpunkt war definiert als Auftreten einer schweren HWI mit nachfolgender Spitaleinwei- sung, Sepsis oder Pyelonephritis. Se- kundärer Endpunkt war eine ambu- lante Antibiotikabehandlung einer HWI.

Schwere wie leichte HWI unter allen untersuchten Anti- diabetika gleich häufig

Bei der Auswertung der Daten von ins- gesamt 86 665 (Kohorte 1) beziehungs- weise 107 289 (Kohorte 2) Patienten, die neu SGLT2-I, sowie 136 741 Patien- ten, die neu DPP-4-Hemmer (Kohorte 1), und 67 871 Patienten, die neu GLP-1-Antagonisten (Kohorte 2) ein- nahmen, welche mittels Propensity Score Matching (1:1) jeweils einander gegenübergestellt wurden, waren für Kohorte 1 in der SGLT2-I-Gruppe 61 und in der DPP-4-Hemmer-Gruppe 57 schwere HWI (adjustierte Hazard Ratio [HR]: 0,98; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,68–1,41; p = 0,93) zu verzeich- nen. In Kohorte 2 waren bei den Patien- ten unter SGLT2-I 73 und bei denjeni- gen unter GLP-1-Antagonisten 87 entsprechende Ereignisse (adjustierte HR: 0,72; 95%-KI: 0,53–0,99; p = 0,04) aufgetreten. Auch die Häufigkeit ambu- lant behandelter leichter HWI war un-

ter SGLT2-I weder im Vergleich mit DPP-4-Hemmern (HR: 0,96; 95%-KI:

0,89–1,04) noch gegenüber GLP-1-An- tagonisten (HR: 0,91; 95%-KI: 0,84–

0,99) erhöht. Die statistischen Befunde waren über eine Reihe von vordefinier- ten Sensitivitätsanalysen konsistent, welche die Daten von nach Alter, Ge- schlecht oder Gebrechlichkeit ausge- wählten Patienten oder einzelne Vertre- ter der SGLT2-I separat auswerteten.

Fazit

Aus den Resultaten ihrer Untersuchung schliessen die Autoren, dass das Risiko für leichte wie schwere HWI bei Diabe- tespatienten, die eine SGLT2-I-Thera- pie starten, nicht grösser ist als bei sol- chen, welche eine Behandlung mit einem anderen Second-Line-Antidiabe- tikum beginnen. Für die Entscheidung, welche Diabetespatienten routinemäs- sig SGLT-I erhalten sollten, müssen demnach andere Parameter als das HWI-Risiko herangezogen werden.

RABE s

Quelle: Dave CV et al.: Sodium-glucose cotrans- porter-2 inhibitors and the risk for severe urinary tract infections: a population-based cohort study. Ann Inter Med 2019, Jul 30; doi: 10.7326/

M18-3136.

Interessenlage: Ein Teil der Autoren der referier- ten Studie hat Honorare und Forschungsunter- stützung von verschiedenen Pharmaunterneh- men sowie vom National Institute on Aging (Abteilung der US-amerikanischen National Ins- titutes of Health, NIH) erhalten.

Typ-2-Diabetes

Kein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen unter SGLT2-Hemmern

Aufgrund ihrer pharmakodynamischen Eigenschaften stehen SGLT2-Hemmer unter Verdacht, bei Dia- betespatienten das Risiko für Harnwegsinfektionen zu erhöhen. Eine aktuelle populationsbasierte Kohortenstudie kann jetzt Entwarnung geben.

Annals of Internal Medicine

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