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Archiv "Wird kritischer verordnet?" (27.09.1990)

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schen Durchschnitt wird aber weni- ger als eine Tagesdosis im Jahr an Kinder verordnet.

Besonders hohe Steigerungsra- ten entfielen auf Sexualhormone ( + 31,6 Prozent), Asthmamittel ( + 13,9 Prozent), Antiallergika + 13,7 Prozent) und lipidsenkende Mittel ( + 13,4 Prozent). Kommen- tar von Prof. Dr. med. Ulrich Schwa- be, Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg: „In allen Fällen sind die Verordnungszunah- men therapeutisch gut begründet, weil wichtige neue Arzneistoffe oder neue Therapiekonzepte eingeführt wurden."

Verändertes

Verorcinungs-Profil

Stark verändert hat sich das Verordnungsprofil in den letzten zehn Jahren. So hat beispielsweise die Verordnung von Herzglykosiden seit 1981 um mehr als die Hälfte ab- genommen.

Im Bereich der Psychopharmaka sind die Verordnungen von Tran- quillantien als der Gruppe der Ben- zodiazepine seit 1981 von 717 auf 370 Millionen Tagesdosen zurückge- gangen, Dies bedeutet: Rechnerisch werden statt zwei Millionen jetzt nur noch eine Million Patienten dauernd mit den Benzodiazepinen behandelt.

Prof. Schwabe: „Offenbar haben die wiederholten Appelle der Ärzte- schaft, das Risiko einer Benzodiaze- pin-Abhängigkeit zu beachten, ihre Wirkung nicht verfehlt."

Den mit Inkrafttreten des „Ge- sundheitsreform-Gesetzes" (§ 35 SGB V) neu eingeführten Arznei- mittelfestbeträgen wird von seiten der Krankenkassen ein „durchschla- gender Erfolg" attestiert. Jedenfalls hätten die Patienten keine Nachteile erlitten. So wurde das Preisniveau auf dem GKV-Arzneimittelmarkt mit Hilfe der Arzneimittelfestbeträ- ge dadurch nachhaltig beeinflußt, daß fast alle Anbieter von teureren Originalpräparaten deren Preise zu- meist um 20 bis 30 Prozent senkten.

Seit dem 1. Juli 1990 gelten Festbe- träge ftir inzwischen 43 Arzneiwirk- stoffe (bei einem Gesamtumsatz von 4,6 Milliarden DM), so daß dadurch

DER KOMMENTAR

Wird kritischer verordnet?

Kenner des bundesdeutschen Arzneimittelmarktes sahen die Ärz- teschaft bei ihren Arzneimittel-In- formationsaktivitäten bislang in ei- ner Art David-Rolle — respektabel, aber abgeschlagen gegenüber dem Meinungsbildner-Generalstab und den Pharmareferenten-Armeen des Goliath. Ging der Krieg bis zu Be- ginn der Dekade im Verborgenen, kann jetzt jeder Interessierte Siege und Niederlagen der wichtigsten Arzneimittel im jährlich erscheinen- den „Arzneiverordnungs-Report"

nachlesen.

Pflichtlektüre in den Marketing- abteilungen der Hersteller und bei den Krankenkassen, fand er bislang wenig Resonanz bei den Ärzten.

Schuld daran mögen der Zahlenwust und die oft schulmeisterlichen Kom- mentare haben. Doch als Erfolgsbi- lanz, wenn auch noch bescheidener, ärztlicher Aktivitäten, sollte er auch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, die Hauptverordner also, interessieren.

Obwohl auch 1989 die Zahl der Kassenärzte weiter um 2 Prozent (69 84-1) zugenommen hat, ging die Zahl der verordneten Tagesdosen um rund 1,4 Milliarden, d. h. um fast 4 Prozent, zurück. Daß sich diese Abnahme in der Menge nicht in den Arzneimittelausgaben der gesetzli- chen ICrankenkassen widerspiegelt (20,7 gegenüber 20,6 Milliarden in 1988), haben die Kassenärzte nur zum Teil zu vertreten. Sie haben den

jährlich brutto 825 Millionen DM eingespart werden können (für die Versicherten resultiert wegen der wegfallenden Rezeptblattgebühr von 3 DM je verordnetem Medikament daraus unmittelbar eine Gesamter- sparnis in Höhe von rund 355 Millio- nen DM).

Die Arzneimittelpreise vom Juli 1990 lagen um 1,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Originalpräpa- rateanbieter, die ihre Preise nicht auf das Festbetragsniveau gesenkt

Kostenanstieg, der zwischen 1982

und 1988 nie unter 3,4. Prozent (1988: 8,5 Prozent) lag, erfolgreich gebremst.

Was wurde weniger verordnet?

Die Tagesdosen für Aldosteron- Antagonisten nahmen um 13 Pro- zent ab, die der Antihypertonika („Rote Liste", Hauptgruppe 16) um 6,8 Prozent, der Verordnungen sogar um 9,9 Prozent. Beides läßt eine überlegtere Hochdrucktherapie ver- muten: Reserpin und Kombinatio- nen sowie Antisympathotonika (Clo- nidin, Methyldopa, Guanethidin) nahmen zugunsten der ACE-Hem- mer ( + 30 Prozent Tagesdosen) ab.

Auch Antihypotonika sind weniger gefragt (— 5 Prozent) und gleiches gilt für Psychopharmaka E4,3 Pro- zent).

Bei den von namhaften Pharma- kologen und Klinikern als „umstrit- ten wirksam" angesehenen Arznei- mittelgruppen hatten durchblutungs- fördernde Mittel mit 16,6 Prozent die höchste Umsatzeinbuße, gefolgt von Herzglykosid-Kombinationen mit 16,2 Prozent. Mit mehr als 10 Prozent mußten Glukokortikoid- Kombinationen, Hämorrhoidenmit- tel, Koronardilatatoren, Leberthera- peutika, Verdauungsenzyme und Xanthin-Kombinationen die meisten Federn lassen. Immerhin über 300 Millionen DM erspart!

Machen wir uns aber nichts vor:

Wirksamere, bessere und teurere Arzneimittel stehen vor der Tür des Bundesgesundheitsamtes (BGA), die den Kassenpatienten nicht vor- enthalten werden dürfen. Zu ihren Gunsten sollte man noch mehr auf Unnötiges verzichten!

Karl Heinz Kimbel, Hamburg

haben, erzielten im März 1990 nur noch einen Anteil von 2,5 Prozent al- ler Verschreibungen von Festbetrags- arzneimitteln. In weniger als 0,5 Pro- zent aller Verschreibungen mußten die gesetzlich Versicherten festbe- tragsbedingte Zuzahlungen leisten.

Dr. rer. pol. Harald Clade

Ulrich Schwabe/Dieter Paffrath (Hrsg.): Arznei- verordnungs-Report '90, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Institut der Ortskrankenkas- sen, Band 6, Gustav Fischer-Verlag, Stuttgart, New York, 1990, kartoniert, 548 Seiten, zahlrei- che Tabellen, 32 DM

A-2870 (22) Dt. Ärztebl. 87, Heft 39, 27. September 1990

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