Berichtsjahr 1990 92 02 60
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
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ttel pheune So wurde verordnet
SnR 4 die häufigsten Arzneimittel- verordnungen für GKV-Versicherte
Anzahl in Millionen HL
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58, 9
Oimu Ve änderungen zum Vorjahr in %
Quelle . WIdO Die Wachstumsraten bei den einzelnen Verordnungen fallen sehr unterschiedlich aus. So haben herzkraftunterstützende Mittel 1990 gegenüber 1989 offenbar zugunsten der modernen Herzmittel, wie ACE-Hemmer und Beta-Rezeptorenblocker, an Boden verloren. Of- fenbar auf verstärkte Vorsorgemaßnahmen sind die mit 9,6 Prozent deutlich gewachsenen Verordnungen von Medikamenten zurückzu- führen, die die Blutfettwerte senken.
Aus Bund und Ländern
Kassen haben bei der Negativliste keinen Ermessensspielraum
KÖLN. Präparate, die auf der Negativliste über unwirt- schaftliche Arzneimittel ste- hen, können in keinem Fall zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verord- net werden. Die Kassen ha- ben in dieser Frage keinen Ermessensspielraum. Darauf weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einem Schreiben an die kas- senärztlichen Vereinigungen der Länder hin.
Der Anlaß für die Stel- lungnahme der KBV ist ein konkreter Vorfall, bei dem ein Versicherter sich mit der Bitte um Kostenübernahme an seine Kasse gewandt hatte.
Der Versicherte verwies da- bei auf einen Patientenbrief seines Arztes, in dem von einem „schmalen Ermessens- spielraum für derartige Fälle"
der Krankenkassen die Rede war. JM
Psychiatrie-Reform:
Regierung sieht bereits erste Erfolge
BONN. Trotz anhaltender Kritik aus Reihen der SPD- Opposition sieht die Bundes- regierung Fortschritte in der Psychiatrie-Reform. Anläß- lich der Debatte über eine von der SPD eingebrachte Große Anfrage zur Lage der Psychiatrie und der Reform im psychiatrischen und psy- chotherapeutischen Bereich berichtete Bundesgesund- heitsministerin Gerda Hassel- feldt (CSU) vor allem von Verbesserungen der Versor- gung psychisch Kranker und Behinderter im ambulanten Sektor. Trotzdem müsse noch vieles weiterentwickelt und ergänzt werden, insbesondere in den neuen Ländern. Die Anstrengungen müßten sich in den nächsten Jahren vor al- lem auf die Beseitigung der schweren baulichen und orga- nisatorischen Mängel in den
stationären Einrichtungen der Ex-DDR richten, um den über zwanzigjährigen Versor- gungsrückstand aufzuarbei- ten. Dies gelte insbesondere für die Fortentwicklung der Ansätze des Modellversuches
„Psychiatrie". Aus den Mit- teln des Fonds „Aufschwung Ost" müßten vorrangig auch Mittel für Investitionen in psychiatrischen Kliniken be- reitgestellt werden, so die Mi- nisterin.
Von 1980 bis 1985 habe der Bund für das Psychiatrie- Modellprogramm knapp 190 Millionen DM bereitgestellt.
In sechs Bundesländern wur- de in 14 Modellregionen ein Versorgungsnetz zwischen niedergelassenen Nervenärz- ten und stationären Einrich- tungen enwickelt und er- probt.
Erhebliche Versorgungs- lücken gibt es nach Meinung von Uta Würfel, stellvertre- tende Vorsitzende der FDP- Bundestagsfraktion, vor allem im gemeindepsychiatrischen Bereich. Mit seiner Gesetzge- bungskompetenz habe aber der Bund Schrittmacherdien- ste geleistet. Nun seien Län- dern, Kreise und Kommunen gefordert.
Nach Angaben der Bun- desregierung werden in die- sem Jahr für Modellmaßnah- men im Bereich der Psychia- trie sieben Millionen DM be- reitgestellt, doppelt so viel wie im Jahr 1991. Das Mo- dellprogramm der Bundesre- gierung hätte aufzeigbare Er- folge bewirkt: So sei die Bet- tenzahl in den großen psych- iatrischen Anstalten um fast die Hälfte reduziert worden.
Seit 1971 habe sich die Zahl der psychiatrischen Abteilun- gen an Allgemeinkranken- häusern von 20 auf 120 er- höht.
Mit Inkrafttreten der Per- sonalverordnung „Psychia- trie" (am 1. Januar 1991) wur- den im stationären Bereich in den alten Ländern 5000 und in den neuen Ländern zusätz- lich 1500 Planstellen geschaf- fen. Die Zahl der niederge- lassenen Nervenärzte hat sich seit 1975 verdreifacht (auf insgesamt 4500). HC
Massive Proteste gegen Vertrag in Niedersachsen
HANNOVER. Der neue Honorarvertrag zwischen der Kassenärztlichen Vereini- gung und dem AOK-Landes- verband Niedersachsen ist auf heftige Kritik gestoßen.
Die Vertragspartner haben darin für die Rentnerversi- cherten einen höheren Punkt- wert und einen größeren Spielraum für die sogenannte Mengenentwicklung verein- bart als für die Allgemeinver- sicherten und deren Famili- enangehörige. Dies führe, so der Vorwurf des AOK-Bun- desverbandes, zu einer höhe- ren Belastung des bundeswei- ten Finanzausgleiches in der Krankenversicherung der Rentner. Willi Heitzer, Vor- sitzender des AOK-Bundes- verbandes, nannte die nieder- sächsische Vereinbarung
„egoistisch und unverant- wortlich".
In einer gemeinsamen Er- klärung der Kassenärztlichen Vereinigung und des AOK- Landesverbandes heißt es un- ter anderem: „Der Vertrag bringt den Ärzten in den nächsten beiden Jahren einen angemessenen Einkommens-
zuwachs, und zwar in Höhe von acht bis zehn Prozent je nach Mengenausweitung und strukturellen Vorgaben. Er wird jedoch keine Beitrags- satzsteigerungen bei den nie- dersächsischen AOKen be- wirken." Das bringt Hans Sitzmann, den bayerischen AOK-Geschäftsführer, auf die Palme: „Man bedient sich hier zu Lasten der anderen."
Andere AOK-Landesverbän- de haben sich mit der Auffor- derung an das niedersächsi- sche Gesundheitsministerium gewandt, die Vereinbarungen zu beanstanden. JM
Mehr als 6000 tödliche Unfälle im häuslichen Bereich
WIESBADEN. Mehr als 6000 Menschen kamen im Jahr 1990 in den alten Bun- desländern bei häuslichen Unfällen ums Leben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden ereignete sich damit nahezu jeder dritte tödliche Unfall im häuslichen Bereich. Die Mehrzahl der Verunglückten zog sich die tödlichen Verlet- zungen bei Stürzen zu. JM Dt. Ärztebl. 89, Heft 12, 20. März 1992 (21) A1-985