No 95 novembre 2009 / Nr . 95 November 09 Gestüt
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Beratungsstelle
Einen Hof für
die Pferdehaltung zu erwerben
Im Artikel der Novemberausgabe haben wir gesehen, dass beim Kauf eines Hofes für die Pferdehaltung die Baumöglichkeiten unter Einbezug der Gesetzgebung genau zu prüfen sind. Auch die obligatorische Ausbildung für Pferdehaltende sowie finanzielle Aspekte sind Punkte, die es zu berücksichtigen gilt.
Die erste gesetzliche Hürde: Die revidierte Tierschutzverordnung (TSchV) schreibt die Haltung von mindestens zwei Pferden vor. Als
« Pferde » bezeichnet die TSchV do- mestizierte Tiere der Pferdegattung, d.h. Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel. Auch wird für die Pferdehaltung entsprechendes Wis- sen vorausgesetzt. Das Niveau der vorhandenen Kenntnisse bzw. der Ausbildung ist massgebend für die erlaubte Anzahl gehaltener Pferde.
Für die private Haltung von mehr als fünf Pferden ist ein Sachkunde-
nachweis in Pferdehaltung, für die gewerbsmässige Haltung von über zehn Pferden eine fachspezifische, berufsunabhängige Ausbildung ob- ligatorisch, wenn keine bereits an- erkannte Ausbildung nachweisbar ist. Wie im November-Beitrag aus- serdem schon erwähnt, ist die ge- werbsmässige Pferdehaltung in der Landwirtschaftszone nur unter be- stimmten Bedingungen möglich.
Nach Klärung all dieser Punkte muss der finanzielle Aspektunter die Lupe genommen werden, der wohl wichtigste von allen. Eine gute
Planungist entscheidend, eine ge- wisse Flexibilität gilt es unbedingt zu wahren. Sehr oft und sehr schnell werden nämlich die budge- tierten Kosten überschritten. Es ist daher ratsam, eine Marge von rund 20% Mehrkosten einzuplanen. Die Höhe der zusätzlich zum Kaufpreis anfallenden Kosten hängt vom Zu- stand der Bauten und Anlagen und der für die Pferdehaltung bereits vorhandenen Infrastrukturen ab.
Präzise Angaben zu den Kosten für den Bau von Pferdeställen sind schwierig zu machen, hängen diese
doch von vielen Faktoren bzw. dem gewünschten Ausbaustandard ab.
Grundsätzlich rechnet man pro Pferdeplatz mit Kosten zwischen CHF 4’000 bis CHF 8’000.
Der Pferdestall; drei Ansprüche unter einen Hut bringen:Den na- türlichen Bedürfnissen der Pferde muss Rechnung getragen werden durch eine artgerechte und tier- schutzkonforme Haltung, die Wün- sche und Vorstellungen des Besitzers sind zu berücksichtigen und gesetzliche Vorgaben einzuhal- ten. Bei der Planung sind die Hal- tungsform, d.h. Gruppenauslauf- haltung oder Einzelhaltung in Boxen mit Auslauf, das Bauverfahren - Ei- genbau oder Beauftragung einer Baufirma - sowie die Materialen zu berücksichtigen. Ausschlaggebend hierbei sind die vorhandenen fi- nanziellen Mittel.
Standort und vorhandene Infra- strukturen:
Beim Kauf eines Anwesens sind be- stehende Infrastrukturen ein Plus, denn Baubewilligungen sind in der Schweiz nicht einfach zu bekom- men. Die Wahl des Anwesens hängt auch von der gewünschten Hal- tungsform ab. Aus einem Stall mit Boxen ist es in den meisten Fällen möglich, einen Laufstall herzurich- ten. Doch ein solcher Umbau erfor-
Beispiel eines Mehrraum- Gruppenlaufstalles
für 4 Pferde mit Widerristhöhe 162-175 cm.
Tränke Befestigter Auslauf mind. 96m2 empfohlen:
600m2
Notbox oder Lagerraum 10.5 m2 eingestreuterLiegebereich
30 m2
Fressstände
Tränke Tränke Befestigter Auslauf mind. 96m2 empfohlen:
600m2
Notbox oder Lagerraum 10.5 m2 eingestreuterLiegebereich
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19 dert ebenso eine Bewilligung, die
bisweilen lange auf sich warten lässt. Bei beiden Haltungsformen schreibt die Tierschutzverordnung eine Auslauffläche vor, deren Ein- richtung – wenn befestigt - eben- falls bewilligungspflichtig ist. Die Grösse der Fläche muss der Anzahl gehaltener Pferde angemessen sein. Idealerweise rechnet man für
den befestigten Auslauf mit 150m2, für die Weidefläche 800m2 pro Pferd. Soll die Weide für das Futter ausreichen, beträgt die geforderte Mindestfläche rund 0.5 bis 1 ha.
Für die Pferdehaltung sind weitere Einrichtungen notwendig wie z.B.
ein Stroh- und Heulager, ein Mist- lagerplatz, u. U. eine Jauchegrube oder Mulden, Platz für die Reit-
oder Fahrausrüstung, ein Wasch- platz oder ein Sandviereck, etc.
Umbau oder Neubau,dies ist eine entscheidende Frage. In der Regel lassen sich moderne Anlagen in einem Neubau einfacher realisieren als in bestehenden Gebäuden. In der Praxis können verschiedene Bauweisen oft miteinander kombi-
niert werden: Beauftragung eines Bauunternehmens, Verwendung von Fertigelementen oder Eigen- bau. Mit dem Engagieren einer Baufirma spart man zwar Zeit, sie ist aber eine kostspielige Lösung.
Ausserdem können Schwierigkei- ten auftreten, wenn Handwerker mit den pferdespezifischen Bauten und Anlagen nicht vertraut sind.
Fertigställe sind speziell für Pferde konzipiert, die Herstellerfirmen ver- fügen über viel Erfahrung und Knowhow und erteilen bereitwillig Ratschläge. Wer selber Hand an- legt, spart selbstverständlich Geld, bedingt allerdings einen grossen Einsatz und viel Fachwissen.
Fazit:Der Kauf eines Hofs oder eines Anwesens zur Haltung von Pferden will wohlüberlegt sein, der finanzielle Aspekt, der Standort und die vorhandenen Strukturen sind entscheidende Faktoren. Aber auch der grosse Zeitaufwand für Pferde- haltung bei sich zu Hause darf nicht unterschätzt werden.
Sabrina Briefer In der hobbymässigen Pferdehaltung in der Landwirtschaftszone, müssen die Pferde in Gruppen gehalten und einzeln gefüttert werden, z.B. Fütterung in Fressständen . fm_dec_2009_Mise en page 1 09.12.09 10:10 Page19