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vom 20.09.2021 Nachhaltigkeit neu aufstellen Die aktuelle Kolumne Welche Strukturen braucht die Bundesregierung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele?

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Nachhaltigkeit neu aufstellen

Welche Strukturen braucht die

Bundesregierung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele?

von Sabrina Schulz, Leonie Droste, Dominic Kranholdt und Joana Stalder,

Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Germany

Die aktuelle Kolumne

vom 20.09.2021

(2)

Nachhaltigkeit neu aufstellen

Welche Strukturen braucht die Bundesregierung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele?

Das Themenspektrum in den TV-Debatten mit den Spitzenkan- didat*innen für die Bundestagswahl hat gezeigt, was die Bür- ger*innen und die Parteien bewegt: soziale, wirtschaftliche und auch ökologische Fragen. Nicht erwähnt wurden jedoch: Die Agenda 2030 und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Die SDGs werden nicht als Orientierungsrahmen für die deutsche Politik wahrgenommen, obwohl sie die Anliegen der Bürger*innen z.B. zu Bildung, Wohnen und Klimaschutz wider- spiegeln. Zu sehr gehören die SDGs in der öffentlichen Wahrneh- mung weiterhin dem abstrakten Universum der fernen Vereinten Nationen an. Sie mögen für Entwicklungsländer gelten, aber nicht für ein erfolgreiches Industrieland wie Deutschland – der universale Anspruch der Agenda 2030 ist weitgehend unbe- kannt. Mit dieser Vernachlässigung der Agenda 2030 geht auch ihre Vision verloren, obwohl das gesamte demokratische Partei- enspektrum sie im Grunde teilt: die Vision einer nachhaltigen, ge- rechten und sicheren Welt, in der alle Menschen ohne Hunger und Armut, in Frieden und Wohlstand und mit Respekt für un- sere natürlichen Lebensgrundlagen leben können.

„In der neuen Legislaturperiode muss die Agenda 2030 endlich zur Richtschnur deutscher Politik werden.“

Dabei würde auch der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregie- rung sehr von einer konsequenten Orientierung an den SDGs profitieren. Denn die Implementierung der Agenda 2030 und ih- rer 17 Ziele durch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) ist bisher bestenfalls unzulänglich. Alle vier Jahre wird die Strate- gie umfassend weiterentwickelt, zuletzt im März 2021. Bei der Umsetzung der Strategie hapert es allerdings aufgrund der Fo- kussierung auf unzusammenhängende Einzelmaßnahmen der Ministerien ohne zentrale Steuerungsfunktion. Das macht die DNS zu einer Pflichtübung ohne Konsequenzen und in den Au- gen vieler Beobachter*innen zu einem fast 400-seitigen Papier- tiger.

Die nächste Bundesregierung ist herausgefordert, die eigene Nachhaltigkeitspolitik neu aufzustellen und auf Erfolg auszurich- ten. Zwar hat Deutschland in dem im Juni dieses Jahres veröffent- lichten Sustainable Development Report 2021 den vierten Platz bei der Umsetzung der SDGs belegt – dies darf aber nicht über die enormen Herausforderungen z.B. in den Bereichen soziale und Bildungsgerechtigkeit insbesondere in Folgen der Corona-Pan- demie, nicht-nachhaltiger Konsum und Umsetzung der Energie- wende hinwegtäuschen.

Zudem sind die SDGs kein internationales Schaulaufen, bei dem es darum geht, zu jeder Berichtsperiode als erstes über eine Ziel- linie zu kommen. Vielmehr gilt es, stetig und im Rahmen der na- tionalen Möglichkeiten einen Beitrag zur weltweiten Erreichung

der SDGs zu leisten. Die Verantwortung endet nicht an der eige- nen Landesgrenze. Gerade Deutschland ist für zahlreiche nega- tive, sogenannte Spillover-Effekte auf andere Länder verantwort- lich. So hinterlassen wir insbesondere durch unsere exportorien- tierte Wirtschaft, die Verlagerung von schmutziger Produktion in andere Länder und unseren Ressourcenverbrauch einen beacht- lichen ökologischen Fußabdruck im Ausland.

In der neuen Legislaturperiode muss die Agenda 2030 daher endlich zur Richtschnur deutscher Politik werden. Aus diesem Grund ist in Anlehnung an das Perspektivenpapier des Staatssek- retärsausschusses für nachhaltige Entwicklung vom Juni 2021 eine Neuaufstellung der Governance-Struktur der Deutschen Nachhaltigkeitspolitik vonnöten. Diese muss auch im Koalitions- vertrag ihren Niederschlag finden. Die nächste Bundesregierung sollte für eine effektive und integrierte Implementierung der SDGs bis Mitte 2022 eine knapp gehaltene und auf Umsetzung fokussierte Aktualisierung der DNS mit Zielsetzungen und Maß- nahmen für die 20. Legislaturperiode beschließen. Diese Weiter- entwicklung bzw. Konkretisierung der DNS gleich zu Anfang der neuen Legislaturperiode – statt wie bislang am Ende – kann ihre politische Relevanz maßgeblich erhöhen. Begleitet werden sollte die Weiterentwicklung durch eine politische Stärkung der verant- wortlichen Strukturen im Kanzleramt, z.B. durch die Verankerung der Zuständigkeiten auf Abteilungs- und Staatsminister-Ebene statt bislang in einem Fachreferat.

Dabei ist die Nachhaltigkeitspolitik auch im Sinne der internatio- nalen Verantwortung Deutschlands auszurichten und muss klare, messbare und ambitionierte Zielsetzungen in der interna- tionalen Klima-, Biodiversitäts- und Entwicklungspolitik, in der Außenwirtschaftspolitik und in der Finanzpolitik enthalten. So- mit spielen neben dem Umweltministerium auch die für die aus- wärtigen Politiken zuständigen Ressorts, insbesondere das Ent- wicklungsministerium und das Auswärtige Amt, eine Schlüssel- rolle.

Zum Ende der Legislaturperiode sollte Anfang 2025 umfassend Bilanz zur Umsetzung und Zielerreichung der Nachhaltigkeits- strategie gezogen werden. Mit Blick auf die Neuanlage der Stra- tegie in 2026 ist eine breite Reflexion aller Beteiligten in Regie- rung, Parlament und Gesellschaft, die über eine kleine Gruppe von „Nachhaltigkeitsbewegten“ hinausgeht, dringend notwen- dig. Darüber hinaus ist in Anbetracht der Entscheidung des Bun- desverfassungsgerichts zum Klimaschutz, das über Art. 20a GG die Rechte zukünftiger Generationen zur Richtschnur des Han- delns in der Klimapolitik macht, auch die Nachhaltigkeitspolitik generationengerecht zu gestalten. Auch die Alltagswirklichkeit der Bürger*innen mit ihren Sorgen und Nöten bezüglich Schul- bildung, Rente, ÖPNV im ländlichen Raum etc. ist einzubeziehen, um den Anspruch der DNS eines „Gemeinschaftswerks” zu ver- wirklichen. So ist es denkbar, dass Bürger*innen die Verpflichtun- gen der Bundesregierung im Rahmen der Agenda 2030 in einer

„Wahlarena” im nächsten Bundestagswahlkampf aktiv anspre- chen werden.

Die aktuelle Kolumne von Sabrina Schulz, Leonie Droste, Dominic Kranholdt und Joana Stalder, 20.09.2021, ISSN 2512-9074

© Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Germany

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