DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN
AUSSPRACHE
Stellungnahme
Von den Autoren wird in anschau- licher Weise der Wert der Digoxin- spiegelbestimmung zur Dosisan- passung bei niereninsuffizienten Patienten beschrieben. Bei dieser Patientengruppe kann es jedoch, ebenso wie bei Früh- und Neuge- borenen, zu einer Beeinträchti- gung der Meßgenauigkeit durch
„Digoxin-artige immunoreaktive Substanzen" (im englischsprachi- gen Schrifttum DLIS genannt) kommen. Die Substanzen wurden von mehreren Autoren im Serum von unbehandelten Patienten ge- funden. Die Kreuzreaktion war ab- hängig von den verwendeten Ver- fahren (RIA, EMIT) und lag im Be- reich von bis zu 1,0 nanogramm/
ml (1-4). Der von uns verwendete Kit Digoxin-Coat-A-Count® zeigte demgegenüber bei Früh- und Neugeborenen keinerlei Kreuzre- aktivität. Wir möchten in Ergän- zung zu obengenannten Ausfüh- rungen auf dieses diagnostische Problem der Digoxinspiegel-Be- stimmung hinweisen.
Literatur
(1) Besh jr., H. R., et al.: Clin. Chem. 22 (1976) 1168 — (2) Puder, M. R., et al.: New Engl. J.
Med. 308 (1983) 907 — (3) Yatscoff, R. W., et al.:
Clin. Chem. 30 (1984) 588 — (4) Valdes jr., V., et al.: J. Pediatr. 102 (1983) 947 — (5) Gortner, L., Hellenbrecht, D.: Clin. Chem. 31 (1985) 155
Dr. med. Ludwig Gortner Universitätskinderklinik Ulm Prittwitzstraße 43, 7900 Ulm Privatdozent
Dr. med. Dieter Hellenbrecht Zentrum der Pharmakologie am Klinikum der Universität
Theodor-Stern-Kai 7 6000 Frankfurt (Main) 70
Schlußwort
Die Zuschrift befaßt sich mit der Auswahl der Meßmethode für die Digoxin-Bestimmung. Es war nicht unsere Absicht, hierzu Stel- lung zu nehmen. Uns als klinische Pharmakologen ist die Bedeutung dieser Problematik wohl bekannt.
Eine kürzlich durch uns durchge- führte Vergleichsuntersuchung von Messungen von Digoxin mit RIA und Fluoreszenspolarisa- tionsimmunoassay (Abbott TDx) zeigt die Überlegenheit des letz- teren Verfahrens bei Patienten mit fälschlich erhöhten Dig- oxin-Plasmakonzentrationen (1).
Dieses Verfahren hat den zusätz- lichen Vorteil, daß kein radioakti- ves Material eingesetzt zu werden braucht, so daß die damit ver- knüpften Vorsichtsmaßnahmen, arbeitsrechtlichen Auflagen und die kostspielige Abfallbeseitigung entfallen. Eine sorgfältige fortlau- fende Methodenüberwachung ist eine Aufgabe, die der klinische Pharmakologe gern und fachkun- dig wahrnimmt. Es ist dies mit ein Grund dafür, weshalb auch in an- deren Ländern die Messungen von Arzneimittelkonzentrationen, wo immer möglich, durch den kli- nischen Pharmakologen durchge- führt werden.
Literatur
(1) Rosenkranz, B., Frölich, J. C.: Therapeutic Drug Monitoring 7 (1985) 202-206
Professor Dr. med.
Jürgen C. Frölich Abteilung Klinische Pharmakologie der
Medizinischen Hochschule Konstanty-Gutschow-Straße 8 3000 Hannover 61
LeVeen-Shunt
bei therapieresistentem Aszites
Seit etwa zehn Jahren steht der peritoneovenöse Shunt nach LeVeen für die Behandlung des therapieresistenten Aszites zur Verfügung.
Zahlreiche Komplikationen wie disseminierte intravasale Gerin- nung, Herzinsuffizienz, Infektion, Varizenblutung und venöse Thrombose sind zwischenzeitlich
mitgeteilt worden.
Die Autoren berichten über ihre Erfahrungen bei 140 Patienten, die nach diesem Verfahren be- handelt wurden. Die Operationsle- talität betrug insgesamt 10 Pro- zent, bei Patienten mit schlechter
Leberfunktion sogar 25 Prozent.
Nach einem Jahr lebten noch 81,4 Prozent der Patienten mit initial guter Leberfunktion, aber nur noch 24,7 Prozent der Patienten mit schlechter Ausgangssituation.
Eine Varizenblutung wurde bei 11 Patienten, eine Spätinfektion bei weiteren 11 Patienten registriert.
Bei knapp einem Drittel (30,5 Pro- zent) kam es zu einem Ascitesre- zidiv, zumeist infolge einer Shunt- thrombose. Bei 23 Patienten muß- te während des Beobachtungs- zeitraums wegen Shuntthrombo- se oder einer Varizenblutung ein Elektivshunt durchgeführt wer- den.
Von den 57 Patienten, die zum Zeitpunkt der Abfassung des Be- richts noch am Leben waren, lie- ßen 51 keinen Aszites mehr erken- nen, so daß nach Meinung der Au- toren der LeVeen Shunt durchaus empfohlen werden kann.
Smadja. C., Franco, D.: The LeVeen shunt in the elective treatment of intractable ascites in cirrhosis. A prospektive study in 140 patients.
Ann. Surg. 201: 488-493,1985
Service de Chirurgie Höpato-biliaire et Dige- stive, Höpital Paul Brousse, Villejuif, Frank- reich.
Plasmakonzentrationen von Arzneimitteln:
Wann messen, wie interpretieren?
Zu dem Beitrag von Dr. med. Bernd Rosenkranz und Professor Dr. med. Jürgen C. Frölich in Heft 23/1985, Seiten 1769 bis 1778
558 (70) Heft 9 vom 26. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A