M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 31–32½½½½7. August 2000 AA2101
Die Diagnose ist bei HIV-infizierten Pa- tienten oft schwierig. Bei circa 15 Pro- zent fehlen die typischen klinischen Er- scheinungen wie Fieber, Hepatospleno- megalie und Gewichtsabnahme, oder sind durch opportunistische Infektionen mit ähnlichen Symptomen maskiert.
Die bei klassischer viszeraler Leishma- niose ausgeprägte Antikörperbildung ist bei HIV-Infizierten in 50 Prozent ne- gativ (20, 21). Der Parasitennachweis im Knochenmarkausstrich hat auch bei Koinfizierten die höchste Sensitivität (94 Prozent) und kann durch Anlegen einer Kultur noch erhöht werden (Ab- bildung 5). Bei etwa 50 Prozent lassen sich die Parasiten im peripheren Blut nachweisen. Hierfür eignet sich beson- ders eine Färbung oder eine Kultur aus dem „buffy coat”, dem Zellüberstand des Bluts nach Zentrifugation. Bei HIV- Koinfizierten liegt die durchschnittli- che Überlebensrate ab Diagnosestel- lung bei einem Jahr (7, 13, 18, 20, 21).
Die Patienten sind durch die fehlende zelluläre Immunantwort nicht in der La- ge, die Erreger zu eliminieren. In diesen Fällen kommt die intermittierende Ver- abreichung von IFN-gamma im Sinne einer Immunsubstitution in Betracht (10, 11).
Prophylaxe
Impfungen gegen Leishmanieninfektio- nen wird es in absehbarer Zeit nicht ge- ben. Als Individualprophylaxe kommen für Reisende Repellentien und Moski- tonetze zur Abwehr der Überträger- mücken in Betracht. HIV-infizierte Rei- sende oder andere Immunsupprimierte sollten auf das Risiko einer Leishma- nieninfektion in endemischen Regionen hingewiesen werden.
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-2098–2101 [Heft 31–32]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift der Verfasser
Priv.-Doz. Dr. med. Gundel Harms-Zwingenberger Prof. Dr. med. Ulrich Bienzle
Institut für Tropenmedizin und Medizinische Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin Spandauer Damm 130, 14050 Berlin E-Mail: gundel.harms@charite.de
Nicht wenige Patienten mit dekompen- sierter Leberzirrhose entwickeln einen weitgehend therapieresistenten Aszi- tes. Von den Therapieoptionen Para- centese, peritoneo-venöser Shunt, por- tosystemischer Shunt (TIPPS) oder Le- bertransplantation liegen bisher nur wenige vergleichende Studien vor.
Die Autoren berichten über 60 Pati- enten mit refraktärem oder rezidivie- rendem Aszites auf dem Boden einer Leberzirrhose (Child-B: 42 Patienten, Child-C: 18 Patienten), die entweder mit einem transjugulären Shunt (29) oder mit ausgiebiger Paracentese (31) therapiert und über 45 (⫾sechs) Mo- nate nachbeobachtet wurden.
In der Shunt-Gruppe verstarben während der Beobachtungszeit 15 Pati- enten, einer der Patienten wurde leber- transplantiert. In der Paracentesegrup- pe verstarben 23 Patienten, bei zwei Patienten wurde eine Lebertransplan- tation durchgeführt. Nach einem Jahr lebten noch 69 Prozent der Patienten in der TIPSS-Gruppe, nach zwei Jahren
58 Prozent. In der Gruppe mit ausgie- biger Paracentese betrugen die Ver- gleichszahlen 52 Prozent beziehungs- weise 32 Prozent. Der Aszites war drei Monate nach Beginn der Therapie bei 61 Prozent der Patienten mit TIPSS, aber nur bei 18 Prozent der Patienten nach Paracentese verschwunden (p = 0,006). Die Häufigkeit einer hepati- schen Enzephalopathie war in beiden Gruppen gleich.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der transjuguläre intrahe- patische portosystemische Shunt die Überlebenschance von Patienten mit refraktärem oder rezidivierendem As- zites deutlich zu verbessern vermag, ohne dass eine Lebertransplantation
erforderlich wird. w
Rössle M, Ochs A, Gülberg V et al.: A comparison of pa- racentesis and transjugular intrahepatic portosystemic shunting in patients with ascites. N Engl J Med 2000, 342: 1701–1707.
Medizinische Klinik 2, Albrecht-Ludwigs-Universität, Hugstetterstraße 55, 79106 Freiburg.
Paracentese oder TIPSS bei Aszites
Referiert
Beim hereditären nichtpolypösen kolo- rektalen Karzinom (HNPCC) handelt es sich um ein dominant vererbtes Syn- drom, das mit einem hohen Risiko ko- lorektaler Karzinome und Endome- triumkarzinome vergesellschaftet ist.
Diese meist in jüngerem Lebensalter auftretenden Tumoren gehen auf eine Genmutation von DNA-Reperaturge- nen zurück. Deshalb finden sich auch gehäuft Magen-, Ovarial-, Nierenzell-, Urothel- und Gallengangsadenokarzi- nome.
Die Autoren führten bei 133 Patien- ten aus 22 HNPCC-Familien kolo- skopische Screening-Untersuchungen in dreijährigem Abstand durch. 119 Kontrollprobanden wurden nicht in das Screeningprogramm aufgenommen. Im Rahmen des über 15 Jahre laufenden Vorsorgeprogramms wurden acht ko- lorektale Karzinome (sechs Prozent) entdeckt, in der Kontrollgruppe waren es 16 Prozent. Die Rate an kolorekta-
len Karzinomen konnte durch konse- quente Entfernung gutartiger Adeno- me um 63 Prozent reduziert werden.
Alle im Rahmen von Vorsorgeuntersu- chungen entdeckten kolorektalen Kar- zinome waren operabel, während in der Kontrollgruppe neun Todesfälle auf die sich entwickelnden Darmkar- zinome zurückzuführen waren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass koloskopische Vorsorgeuntersu- chungen in dreijährigem Abstand das Risiko eines kolorektalen Karzinoms halbieren können und dass dadurch die Gesamtletalität in HNPCC-Fami- lien um 65 Prozent gesenkt werden
kann. w
Järvinen HJ, Aarnio M, Mustonen H et al.: Controlled 15-year trial on screening for colorectal cancer in fami- lies with hereditary nonpolyposis colorectal cancer.
Gastroenterology 2000; 118: 829–834.
Second Department of Surgery Helsinki University Cen- tral Hospital, P. O. Box 260, FIN-00029 HUCH, Helsinki, Finnland.
Erfolgreiches Screening bei Familien mit HNPCC
Referiert