Dr. P. Thurnheer Grundlagen der Mathematik I ETH Z¨urich
D-CHAB, D-BIOL (Analysis B) FS 11
L¨ osungen zur Serie 5
1. a) Die erste Kurve ist eine Kardioide(Herzkurve).
i) Wenn man t durch −t erstezt, kriegt manx(−t) =x(t) undy(−t) = −y(t): die Kurve ist also zurx−Achse symmetrisch.
ii)/iii)Die gemeinsamen Punkte der Kur- ve mit derx−/y−Achse bestimmt man in dem man die Gleichungen x(t) = 0 und y(t) = 0 mit Hilfe der gegebenen trigono- metrischen Identit¨aten l¨ost.
x(t) = 2 cost−cos 2t =−2 cos2t+ 2 cost+ 1 = 0 ⇔ cost = 1−√ 3 2
Wegen der Periodizit¨at der Cosinusfunktion, hat die obige Gleichung 2 L¨osungen t=± arccos1−√
3
2 und somit hat die Kurve zwei gemeinsame Punkte mit der y−Achse:
(
0,±√
3 + 2√ 3
) .1 In ¨anlicher Weise
y(t) = 2 sint−sin 2t= 2 sint(1−cost) = 0 ⇔ sint = 0∨cost= 1 und die gemeinsame Punkte mit der x−Achse sind (
1,0) und (
−3,0) .
1Hier haben wir die folgende Formel verwendet:
sin(
arccosq)
=√ 1−q2
iv)/v) Die Punkte mit horizontaler Tangente m¨ussen die folgende Gleicung erf¨ullen
y′(t) = 2 cost−2 cos 2t= 2 cost−4 cos2t+ 2 = 0 ⇔ cost= 1∨cost=−1 2 Wenn wir das in der Parameterdarstellung der Kurve zur¨ucksetzen, kriegen wir
(1,0),
(− 1 2,−3√
3 2
) und
(−1 2,3√
3 2
) .
Die ¨anliche Gleichung f¨ur die Punkte mit vertikalen Tangente
x′(t) =−2 sint+ 2 sin 2t = 2 sint(−1 + 2 cost) = 0 ⇔ sint = 0∨cost= 1 2 liefert
(−3,0), (3
2,−
√3 2
) und
(3 2,
√3 2
) .
vi) Bei dieser Funktion ist die Steigung f¨ur alle (x, y) wohldefiniert.
b) Die zweite Kurve kann man als Graph einer Funktion x=x(y) deuten.
i) Wenn man t durch −t erstezt, kriegt man wieder x(−t) = x(t) und y(−t) =
−y(t): die Kurve ist also zur x−Achse symmetrisch.
ii)/iii)Die gemeinsamen Punkte der Kur- ve mit der x−/y−Achse bestimmt man durch die Gleichungen
x(t) = t2− t4
2 =t2(1−t2 2) = 0 y(t) = 4
3t3 = 0 Daraus erh¨alt man t = 0,±√
2 und somit (0,0) und (
0,±8√ 2 3
)
auf die y− Achse.
Analog dazu liefert t= 0 nochmals (0,0) als L¨osung.
iv)/v)An der Stellet = 0 verschwinden beide Ableitungenx′(t) = 2t−2t3 und y′(t) = 4t2. Das erste Polynom hat zus¨atzliche zwei symmetrische Nullstelle f¨ur t=±1 und somit zwei Punkte
(1 2, ±4
3 )
mit vertikalen Tangente.
vi)In diesem Fall ist die Steigung der Tangente f¨urt= 0 unbestimmt. In diesem Ausnahmepunkt berechnen wir die Steigung als Grenzwert:
dy
dx(0) = lim
t→0
y′(t) x′(t) = lim
t→0
4t2
2t−2t3 = lim
t→0
4t2 2t = 0 Die Kurve hat also auch im Ursprung eine horizontale Tangente.
c) Die dritte Kurve ist eine Lissajous-Figur
i) Auch in diesem Fall besitzt die Kurve eine Spiegelsymmetrie, die man wie folgt verifizieren kann:
x(t+π) = sin(t+π) = −sint =−x(t)
y(t+π) = sin(2 (t+π)−1) = sin(2t−1 + 2π) sin(2t−1) = y(t) Die Kurve ist also zury−Achse Symmetrisch.
ii)/iii) Gemeinsamen Punkte der Kurve mit derx−/y−Achse:
x(t) = 5 sint = 0 ⇒ t= 0, π,2π
⇒(0,−sin 1)≃(0,−0.841) y(t) = sin(2t−1) = 0
⇒t = 1 +kπ
2 k= 0,1,2,3
⇒ (
±5 sin 1 2,0
)
≃(±2.397,0), (
±5 sin 1 +π 2 ,0
)
≃(±4.207,0)
iv) Punkte mit horizontaler Tangente:
y′(t) = 2 cos(2t−1) = 0 ⇒ t= k π+ 2
4 k = 1,3,5,7 ⇒ (
±5 sin (π
4 +1 2
) , 1
)
≃(±4.798,1), (
±5 cos (π
4 + 1 2
) , −1
)
≃(1.408,−1)
v)Punkte mit vertikaler Tangente:
x′(t) = 5 cost= 0 ⇒ t= π 2 , 3π
2 ⇒ (±5,sin 1)≃(±5,0.841) vi) —
2. a) Wir bestimmen zun¨achst die Ableitungen der gegebenen Funktionen:
dh(t) = (∂h1
∂t ,∂h2
∂t )T
= (1,1)T und
dg(x, y) = (∂g
∂x,∂g
∂y )
= (y, x). b) Die verkettete Funktion lautet
f =g ◦h :R−→R, f(t) =g(h(t)) =g(t, t) = t2. Die Ableitung vonf kann man direkt bestimmen
df(t) = 2t oder mit Hilfe der Kettenregel
df(t) =dg( h(t))
·dh(t) = (t, t) (1
1 )
= 2t . Somit verifiziert man, dass
df(t) = d( g◦h)
(t) =dg( h(t))
dh(t)
c) Die Niveaulinie von g zim Niveau 2 ist die Hyperbel g(x, y) =x y= 2 d.h. y= 2
x.
Die Liniarisierungp der gegebenen Funktion bei (x0, y0) = (2,1) ist p(x, y) = g(x0, y0) + ∂
∂xg(x0, y0) (x−x0) + ∂
∂yg(x0, y0) (y−y0) =
= 2 + 1 (x−2) + 2 (y−1) =x+ 2y−2 und somit lautet die Niveaulinie vonp zum gleichen Niveau
p(x, y) =x+ 2y−2 = 2 ;
anders gesagt, lautet die Tangente im Punkt (2,1) zur obigen Hyperbely = 4−x 2 . Schlussendlich kann man leicht verifizieren, dass im Punkt (2,1) steht die Tan- gente zum Gradient
∇g(2,1) = (dg(2,1))T = (1
2 )
senkrecht.
3. Die drei Funktionen ergeben drei verschiedene Darstellungen der gleichen Fl¨ache (wenn eingeschr¨ankte auf den oberen Halbraum).
a) Wir bestimmen zun¨achst die Definitions- und Wertebereiche jeder Funktion.
Df = {
(x, y)∈R2x2 +y2 ≤25 }
und
Wf = {
z ∈R+z ≤5 }
= [0,5].
Der Definitionsbereich ist eine 2−dimensionale Kreisscheibe mit Radius 5 um (0,0) und der Wertebereich ist ein (abgeschlossene) Intervall.
Die zweite Funktion ist f¨ur alle ϑ und φ wohldefiniert, d.h. Dg = R2 (und offensichtlich dimR2 = 2).
Der Wertebereich bestimmt man in dem man die gew¨onliche trigonometri- sche Identit¨at sin2α+ cos2α= 1 mehrmals verwendet.
Sei g(ϑ, φ) = (g1(ϑ, φ), g2(ϑ, φ), g3(ϑ, φ))T, dann ist g12+g22+g32 = 25
sin2ϑ(cos2φ+ sin2φ
| {z }
=1
) + cos2ϑ
| {z }
=1
= 25
und somit
Wg = {
(x, y, z)∈R3x2+y2+z2 = 25 }
.
Wegen der Periodizit¨at der trigonometrischen Funktionen, dieselbe Werte- bereiche k¨onnte man auch kriegen, wenn man nur [0, π]×[0,2π] als Defini- tionsbereich betrachtete.
Auch die dritte Funktion ist ¨uberall wohledefiniert: in diesem Fall ist Dh = R3 (und dimR3 = 3).
Diese Funktion kann jeden positiven Wert annehmen, d.h.
Wh =R+= [0,∞).
b) Wie schon angedeutet, das Bild von g stimmt mit der Niveaufl¨ache von h zum Niveau 25 ¨uberein: jede Niveaufl¨ache von hentspricht eine Sph¨are und g parametrisiert die Sph¨are mit Radius r= 5. Wenn man z =f(x, y) setzt, kann man leicht verifizieren, dass der Graph von f ist die obere Halbsp¨are mit dem gleichen Radius.
c) Die gesuchte Ableitungen lauten df(x, y) = 1
√25−x2−y2 (−x , −y) (1×2)-Matrix
dg(ϑ, φ) =
5 cosϑcosφ −5 sinϑsinφ 5 cosϑsinφ 5 sinϑcosφ
−5 sinϑ 0
(3×2)-Matrix
dh(x, y, z) = (2x,2y,2z) (1×3)-Matrix d) Wenn wir h und g zusammensetzen, kriegen wir h◦g :R2 →R mit
h◦g(ϑ, φ) = (5 sinϑcosφ)2+ (5 sinϑsinφ)2+ (5 cosϑ)2 =
= 25 sin2ϑ(cos2φ+ sin2φ)
| {z }
=1
+25 cos2ϑ= 25 Somit ist offensichtlich
d( h◦g)
)ϑ, φ) = (0,0)
e) Das gleiche Resultat kriegt man unter Verwendung der Kettenregel d(
h◦g)
(ϑ, φ) = dh(
g(ϑ, φ))
dg(ϑ, φ) =
= (2g1(ϑ, φ),2g2(ϑ, φ),2g3(ϑ, φ))
5 cosϑcosφ −5 sinϑsinφ 5 cosϑsinφ 5 sinϑcosφ
−5 sinϑ 0
=
=50 (sinϑcosφ,sinϑsinφ,cosϑ)
cosϑcosφ sinϑsinφ cosϑsinφ sinϑcosφ
sinϑ 0
= 0
Das k¨onnte man auch ohne zu rechnen erraten: g parametrisiert die Sph¨are mit r = 5, hbeschreibt Niveaufl¨achen, die Sph¨aren entsprechen: h ist also per Konstruktionauf dem Bild vong konstant und somit muss die Ableitung verschwinden.
f ) Der zu betrachtende Gradient ist
∇h(x, y, z) = (
dh(x, y, z))T
= 2
x y z
.
Der Vektor (x, y, z)T ist der Radius der Sph¨are durch den Punkt (x, y, z)̸= (0,0,0). Deshalb steht ∇h(x, y, z) senkrecht auf der durch den Punkt ver- laufenden Niveaufl¨ache von h.
4. Aufgrund einfacher geometrischer ¨Uberlegungen m¨ussen die Punkte folgende Gleichung erf¨ullen:
y2 + (z+ 1)2 =x2+ (z−1)2
Formt man das um, so ist ersichtlich, dass es sich um ein hyperbolisches Para- boloid im euklidischen Raum handelt:
z = 1
4(x2 −y2) Der 3D−Plot ist:
-5
0
5 -5
0
5
-5 0 5