• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Sprachliches: Ins „Getriebe spucken“" (17.04.1998)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Sprachliches: Ins „Getriebe spucken“" (17.04.1998)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

um 13 und im 11. bis 14. um 20 Prozent höher als bei Mäd- chen, also durchweg. Für un- natürliche Ursachen lauten die jeweiligen Werte 99, 28, 78 und 89 Prozent, sind hier also größer. Die Mortalitäts- raten sind vorläufiger Natur;

die definitiven Zahlen kön- nen geringfügig abweichen.

Am Trend wird sich nichts än- dern: das männliche Ge- schlecht ist ab Geburt biolo- gisch gegenüber dem weibli- chen Geschlecht klar benach- teiligt, es sterben relativ mehr Knaben als Mädchen. Die Ursache ist noch unbekannt.

Eine genetische Verankerung bietet sich als Arbeitshypo- these an. Der im Genom dafür verantwortliche Locus harrt noch der Entdeckung.

Prof. Dr. med. Gerhard Neu- mann, Urachstraße 3, 70190 Stuttgart

Bei Infektionen sind Frauen das

starke Geschlecht

Es ist verdienstvoll, die bemerkenswerte Tatsache, daß Frauen eine wesentlich höhere Lebenserwartung als Männer haben, in einer zusammenfassenden Arbeit herauszustellen. Die Haupt- ursache für den früheren Tod von jüngeren Männern ist in erster Linie die viel höhere Inzidenz der Arteriosklerose.

Aus infektiologischer Sicht ist seit zwei Jahren ein neuer Aspekt zur Pathogenese der Arteriosklerose aufgetaucht, der die Differenz zwischen den Geschlechtern erklären kann. Die Arteriosklerose ist hiernach das Resultat einer ultrachronischen Gefäßin- fektion durch Chlamydia pneumoniae. Die These ist mittlerweile durch serologi- sche Korrelationen, durch Nachweis von Chlamydien in Atheromen, durch Tierversu- che sowie durch Therapiestu- dien mit Antibiotika gut fun- diert. Die Androtropie des Herzinfarkts läßt sich nicht auf die relativ geringen Un- terschiede im Lipidprofil gleichaltriger Frauen zurück- führen. Sie läßt sich jedoch

erklären, wenn man davon ausgeht, daß die Arterio- sklerose einen chronischen infektiösen Prozeß darstellt.

Es gibt bei vielen Infektionen eine ausgeprägte Androtro- pie. Sie ist besonders deutlich bei Tuberkulose, Pneumo- kokken-Pneumonie, Menin- gokokken-Infektionen, aber auch bei Pilzinfektionen, En- dokarditis und Appenditis.

Offensichtlich haben Frauen im geschlechtsreifen Alter einen letztlich unklaren Fak- tor, der sie vor Infektionen schützt. Im Gegensatz zur Arbeit von Klotz et al. läßt sich konstatieren: in puncto Infektionen sind Frauen das starke Geschlecht. Das späte- re Einsetzen der klinischen Manifestation einer Arterio- sklerose bei Frauen wäre so- mit das Resultat eines langsa- meren Fortschreitens der chronischen Chlamydien-In- fektion der Gefäße.

Prof. Dr. med. Wolfgang Stil- le, Zentrum der Inneren Me- dizin/Infektiologie, Klinikum der J. W. Goethe-Univer- sität, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt/Main

Gesundheitspolitik

Zu dem Beitrag „Eine Modellkonzepti- on – Integrierte medizinische Versor- gung: Ziele und Aktionsradius“ von Prof. Dr. rer. pol. Klaus-Dirk Henke und Prof. Dr. rer. pol. J.-Matthias Graf von der Schulenburg in Heft 10/1998:

Perfekter Humbug

. . . Ich meine, es wäre per- fekter Humbug,

– mit Tausenden solcher Mikro-KVen eine neue Meta- struktur zu etablieren, die sich mit nichts außer sich sel- ber beschäftigte, die deswe- gen tunlichst aus der medizi- nischen Verantwortung her- auszuhalten wäre und deren Vorteil aus der Sicht der Ko- stenträger doch nur darin be- stünde, sich mangels Ge- wichts noch leichter über alle Tische ziehen zu lassen

– neue Strukturen zu schaffen, die bloß die admini- strativen noch weiter zu La-

sten der medizinischen Ko- sten in die Höhe treiben und die Verantwortlichkeiten noch mehr verunklaren.

Peter Rapp, Schillerstraße 3, 79576 Weil am Rhein

Ärzte-TÜV

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Ein- kaufsmodell im Sinn“ von Josef Maus in Heft 9/1998:

Keine Lösung

Bei Forderungen nach ei- nem „Ärzte-TÜV“ fühlt man sich an einen Ausspruch von Kurfürst Maximilian I. von Bayern erinnert: „Es ist zum Erbarmen, daß so wenig Hirn in so dicken Köpfen schlum- mert.“ Alle Gruppen, die sich ernsthaft um Qualitätsver- besserung bemühen, hätten nur Zeit verschwendet, wenn die Steigerung von medizini- scher Qualität so möglich wä- re. Es ist unglaublich schwie- rig, Qualitätskriterien in der Medizin zu entwickeln, die relevant, nachprüfbar, objek- tiv und fair sind. Angesichts der vielen Facetten ärztlicher Tätigkeit, die vom Lehrbuch- wissen und dessen Umset- zung in die Praxis über eine psychologische Beeinflus- sung und intensive zwi- schenmenschliche Beziehung Arzt – Patient reichen, ist eine solche Lösung undenkbar.

Wenn es von Krankenkas- senseite in erster Linie um Kosteneinsparung geht, so belegen Zahlen, daß sie hier falsch liegen mit den USA als

„dem gelobten Land“. Die USA haben mit einem Anteil von 14,2 Prozent des Brut- toinlandsprodukts 1966 die weltweit höchsten Gesund- heitsausgaben. Mit dem ho- hen Geldaufwand wird die niedrigste durchschnittliche Lebenserwartung erreicht (The New York Times: „Kur- zes Leben – Teuer bezahlt“

vom 19. April 1994). Die Pro- Kopf-Ausgaben für das Ge- sundheitswesen sind in den USA doppelt so hoch (3 516 Dollar) wie in der Bundesre- publik Deutschland (1 869 Dollar). 1994 lagen die Kran-

kenhauskosten mit 3,3 Pro- zent des Bruttoinlandspro- dukts Deutschlands im Ver- gleich mit 18 OECD-Ländern an 13. Stelle (USA: 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)!

Der Verwaltungsaufwand be- trägt dort 20 gegenüber 6 Prozent bei uns (Quelle:

Hans Ditzel in: Management

& Krankenhaus 2/98).

Prof. Dr. Stefan von Som- moggy, Behandlungszentrum Vogtareuth, Krankenhaus- straße 20, 83569 Vogtareuth

Sprachliches

Zu den Leserbriefen „Political correct- ness“ von Dr. med. Alexander Iwant- scheff und „Völlig überflüssig“ von Dr.

Axel-P. Moers in Heft 10/1998:

Probleme

Herr Kollege Iwantscheff, ich beneide Sie um die Zeit, die Sie noch haben, sich um solche Nichtigkeiten zu küm- mern. Erfreulich, daß manch ein Kollege keine größeren Probleme in unserer Gesell- schaft sieht!

Dr. med. Claus Keller, Her- mann-Aust-Straße 11, 86825 Bad Wörishofen

Ins „Getriebe spucken“

Völlig fassungslos habe ich den Beitrag des Kollegen Dr. Moers gelesen. Schon mal etwas von Sprache und Be- wußtsein gehört? Schon mal ein wenig weiter gedacht als an das eigene, offensichtlich bornierte Getriebe? Wieso meint der Plural „die Ärzte“

als männliche Form immer beide Geschlechter? Es ist eben nicht überflüssig, auch Ärztinnen zu benennen und sich die minimale „Mühe“ zu machen, sie anzureden. Of- fensichtlich müssen wir noch erheblich vehementer und feministischer ins „Getriebe spucken“, damit der Grund- satz der Gleichberechtigung in die Strukturen des Be- wußtseins eindringt.

Dr. med. Judith Jeske, In der Leimbach 8, 42281 Wupper- tal

A-920 (8) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 16, 17. April 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

in erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion

Bei geplanten vier Betten für 500 000 Einwohner (1) ist eine rigo- rose prähospitale und intrahospitale Patientenselektion nötig, die durch die Daten der Literatur nicht

Januar 89 auf unsere Initiative gegründeten Freier- gruppe, und diese, besonders die dort vertretenen Herren Kollegen, würden sich freuen, wenn sie noch ein paar mehr

Frau König sehnt die mancherorts entfesselte Jagd auf Kassenärzte und die For- derung nach Sonderkommis- sionen offenbar auch für den Freistaat herbei, um hier die Aufgaben der

Gefragt sei nicht die Verantwortung für Tätigkeiten, sondern für Resul- tate.. Die KV brauche deshalb eine schlagkräftige Organisation mit ei- nem effizienten Übergang von

Um so mehr müsse dafür gesorgt werden, so Eckel, daß nicht einzelne Ärzte (oder Arztgruppen) vom Wissensfluß abgeschnitten werden – nämlich jene, die sich wenig für neue

Wenn ich mir die politi- schen und fachlichen Höchst- leistungen der KVen und der Ärztekammern der letzten Zeit so ansehe, so kann ich angesichts des kompletten Versagens

Warnhinweise: Bei vor- angegangener intensiver Behandlung mit Diuretika, bei ausgeprägten Salz- und Flüssigkeitsverlusten, bei renovaskulärem Hochdruck oder bei