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Archiv "Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 1994" (20.05.1994)

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LAUDATIONES

Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 1994

Aus Anlaß des 97. Deutschen Ärztetages 1994 in Köln sind mit der Paracelsus- Medaille der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet worden:

Prof. Dr. med. Horst Reiner Bourmer Dr. med. Paul Erwin Odenbach Prof. Dr. med. Fritz Scheler

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Paul Schölmerich

Die beim 56. Deutschen Ärztetag 1952 in Berlin gestiftete Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft wird seither jährlich an solche Ärzte verliehen, die sich durch ihre vorbildliche ärztliche Haltung, durch besondere Verdienste um Stellung und Geltung des ärztlichen Standes oder durch außerordentliche wis- senschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Nachstehend die Laudationes der Verleihungsurkunden im Wortlaut.

Prof. Dr. med.

Horst Reiner Bourmer

„Die deutschen Ärzte ehren in Horst Reiner Bourmer einen Arzt, der sich durch sein ärztliches Wirken als Chirurg und seine jahrzehntelange unermüdliche ehrenamtliche Tätigkeit in ärztlichen Verbänden und vielen Gremien der ärzt- lichen Selbstverwaltung, durch seine Ar- beit auf kommunaler und Bundesebene sowie in Selbsthilfeorganisationen um die ärztliche Versorgung der Patienten, die deutsche Ärzteschaft, das Gesundheits- wesen und das Gemeinwohl in der Bun- desrepublik Deutschland in vorbildlicher Weise verdient gemacht hat.

Geboren am 17. August 1920 in Ko- blenz als Sohn eines Veterinärmedizi- ners. Schulbesuch in Frankfurt am Main und Köln. Nach dem Abitur 1938 studier- te Horst Reiner Bourmer — unterbrochen durch Fronteinsätze — an den Universitä-

ten Berlin, Köln, Heidelberg und Tübin- gen Medizin. Nach medizinischem Staatsexamen und Approbation 1944 war er als Marinesanitätsoffizier im Marine- lazarett und als U-Boot-Arzt eingesetzt und geriet dann in britische Gefangen- schaft.

Nach der Entlassung ärztliche Tätig- keit an der II. Medizinischen Universität- sklinik Hamburg-Eppendorf, am Landes- krankenhaus Sanderbusch/Oldenburg, an der Chirurgischen Universitätsklinik Köln-Lindenthal und an der II. Chirurgi- schen Universitätsklinik der Städtischen Krankenanstalten Köln-Merheim mit Weiterbildung zum Arzt für Chirurgie, Urologie und Anästhesie. Von 1957 bis 1961 arbeitete er in Köln-Merheim als Oberarzt, ehe er im Jahre 1961 zum Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Köln-Worringen berufen wurde, wo er mit großem Engagement bis Ende 1981 tätig war.

Horst Reiner Bourmer zählt zu den ärztlichen Berufspolitikern der ersten Stunde. Stets setzte er sich dabei für die Belange der Gesamtärzteschaft ein — zu- nächst im Marburger Bund (Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V.), wo er 1951 zum Landesvorsitzenden des Mar- burger Bundes in Niedersachsen und 1959 in den Bundesvorstand gewählt wur- de. Von 1964 bis 1968 war er 2. Vorsit- zender des Marburger Bundes, Bundes- verband. Als besonders markant ist aus

dieser Zeit seine Mitwirkung beim Ab- schluß des Bundesangestellten-Tarifver- trages (BAT) im Januar 1961 hervorzu- heben. 1954 Wahl in den Vorstand der Ärztekammer Nordrhein und der Kas- senärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Seit 1968 war er außerdem Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung. Nach Wahl in den Vorstand des Hartmannbundes (Verband der Ärzte Deutschlands e. V.) war er von 1972 bis 1989 dessen Vorsit- zender und ist heute dessen Ehrenvorsit- zender. Die bei dieser Arbeit gewonne- nen Erfahrungen waren für Horst Reiner Bourmer Anlaß, sich mit Nachdruck für die Erweiterung freiberuflicher ärztlicher Tätigkeit auch im Krankenhaus einzuset- zen; seine Mitwirkung prägte ferner die durch den 75. Deutschen Ärztetag 1972 in Westerland einstimmig verabschiede- ten Leitsätze zur Struktur der Kranken- häuser und ihres ärztlichen Dienstes.

Von 1973 bis 1978 war Horst Rainer Bourmer Vizepräsident der Bundesärzte- kammer und des Deutschen Ärztetages,

1981 wurde er zum Präsidenten der Ärz- tekammer Nordrhein gewählt. Dieses Amt hatte er — mehrmals durch Wieder- wahl bestätigt — bis 1993 ununterbrochen inne. Als Schatzmeister war er von 1976 bis 1979 Vorstandsmitglied des Weltärz- tebundes. In der Zeit der deutschen Prä- sidentschaft des Ständigen Ausschusses der Ärzte der EG für die Amtsperiode 1986 bis 1988 war er dessen Vizepräsi-

Foto: Rolf Bra

A-1462 (64) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 20, 20. Mai 1994

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LAUDATIONES

Foto: Walter Neusch, Mannheim

dent. Von 1978 bis 1990 war er Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Ärzteverbände e.V. (BDÄ). Seit 1986 ist er Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe im Lande Nordrhein- Westfalen. Horst Reiner Bourmer war Mitglied des Bundesgesundheitsrates und Mitglied der Sozialausschüsse der CDU und des Bundesfachausschusses Gesundheitspolitik der CDU.

1976 erhielt Horst Reiner Bourmer ei- nen Lehrauftrag an der Fachhochschule Rheinland-Pfalz in Koblenz und wurde dort 1981 zum Honorarprofessor für So- zialmedizin und Medizinische Rehabili- tation ernannt. Als Vorsitzender der Ar- beitsgemeinschaft zur Förderung gesund- heitspolitischer Bestrebungen e. V. hat sich Horst Reiner Bourmer vor allem für präventions- und rehabilitationspoliti- sche Themen engagiert. Auf seine Initia- tive gehen die jährlich stattfindenden Fortbildungskongresse zur Krebsnach- sorge in Zusammenarbeit von Patienten und Ärzten in Bad Neuenahr zurück. Un- ermüdlich setzte er sich für die Einfüh- rung wissenschaftlich begründeter und in der täglichen ärztlichen Arbeit anwend- barer Qualitätssicherungsmaßnahmen ein.

Für sein über 40jähriges berufspoli- tisches Wirken bildeten seine ärztliche Tätigkeit und Erfahrung eine tragfähige Grundlage. Das Vertrauen seiner Patien- ten war Horst Reiner Bourmer stets wichtiger als die Zustimmung der Öffent- lichkeit oder der ‚verfaßten' Ärzteschaft.

Als richtig erkannte Ideen verfolgte er - auch wenn sie nicht auf der Ideallinie all- gemeiner Zustimmung lagen - ohne Rücksicht auf persönliche Vor- oder Nachteile. Horst Reiner Bourmer zeich- nen dabei Vielseitigkeit, politisches Ge- spür und Schlagfertigkeit, Geradlinigkeit und Bekenntnistreue aus. Während sei- nes erfolgreichen beruflichen und ge- sundheitspolitischen Wirkens hat er es verstanden, ärztliches, soziales, politi- sches und berufspolitisches Engagement zu verbinden sowie mit Weitblick, Über- zeugungskraft und Beharrlichkeit frucht- bare, kreative Lösungen für neue Entwick- lungen aufzuzeigen und durchzusetzen.

Horst Reiner Bourmer hat sich durch seinen aufopferungsvollen selbstlosen Einsatz und seine vorbildliche Haltung als Arzt, Gesundheitspolitiker und Staatsbürger um die Ärzteschaft und die Erhaltung eines freiheitlichen, innovati- ven Gesundheitswesens in der Bundesre- publik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht."

Anschrift:

Lärchenweg 1 50767 Köln

Dr. med. Paul Erwin Odenbach

„Die deutschen Ärzte ehren in Paul Erwin Odenbach einen Arzt, der sich na- hezu vier Jahrzehnte lang während seiner ärztlichen Tätigkeit und bereits davor während seiner Medizinstudentenzeit in zahlreichen Organisationen und Gre- mien der Ärzteschaft in Deutschland, Europa und in der Welt in herausragen- dem Maße engagiert und sich um die Ärzteschaft und um das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland in vor- bildlicher Weise verdient gemacht hat.

Geboren am 13. August 1924 in Den Haag, studierte er Medizin an den Uni- versitäten Heidelberg und Köln, wo er 1955 das Staatsexamen ablegte. Ärztliche Tätigkeit an der Universitäts-Nervenkli- nik in Köln, 1961 Promotion zum Dr.

med. mit dem Thema ,Zur Erkennung psychogener Körperstörungen auf dem Gebiet der Neurologie'. 1956 versorgte Paul Erwin Odenbach bei einem Notein- satz ungarische Flüchtlinge für den Mal- teser Hilfsdienst im österreichischen La- ger Eisenstadt. Von Juni 1960 bis Januar 1961 war er als Delegierter der Liga der Rot-Kreuz-Gesellschaften in Marokko und als Chefarzt des Rehabilitationszen- trums El Mers in Mekns an der Versor- gung von über 4000 durch vergiftetes Öl gelähmten Patienten tätig.

Bereits als Medizinstudent engagierte Paul Erwin Odenbach sich für seine Kommilitonen; er war mehrfach Vorsit- zender des Allgemeinen Studentenaus- schusses der Universität zu Köln. Als. Vorsitzender des Deutschen Medizinstu- denten-Verbandes war er am Studenten- protest gegen die Bestallungsordnung für Arzte vom September 1953 beteiligt und

wurde im gleichen Jahr zum Präsidenten des internationalen Verbandes der Medi- zinstudenten gewählt, den er dann bei Generalversammlungen des Weltärzte- bundes 1953 in Den Haag und 1954 in Rom vertrat - zum damaligen Zeitpunkt für einen Deutschen bemerkenswert. Seit seiner Approbation 1955 gehört Paul Er- win Odenbach dem Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Arzte Deutschlands e. V.

- an; er wurde 1965 Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen/

Rheinland-Pfalz und hatte - mehrfach durch Wiederwahl bestätigt - von 1966 bis 1975 das Amt des Ersten Vorsitzen- den des Bundesverbandes des Marburger Bundes inne; er ist seitdem dessen Eh- renvorsitzender. Mit Mut und Ausdauer hat Paul Erwin Odenbach in diesen Funktionen kenntnisreich und verbind- lich ohne Rücksicht auf eigene Karriere wesentliche Verbesserungen der Arbeits- bedingungen der angestellten und beam- teten Arzte in Hochschulkliniken und Krankenhäusern erreicht und die Nach- versicherung der als Beamte auf Wider- ruf tätigen Hochschulärzte in den ärztli- chen Versorgungswerken durchgesetzt.

Dem Vorstand der Bundesärztekammer gehörte Paul Erwin Odenbach von 1967 bis 1975 an. In der Ärztekammer Nord- rhein war er von 1969 bis 1975 Vizepräsi- dent. Er wirkte in zahlreichen Ausschüs- sen der ärztlichen Selbstverwaltung bei der Behandlung von Krankenhausthe- men, insbesondere für Strukturreform, mit und setzte sich mit Nachdruck für die Verbesserung der Versorgung psychisch Kranker ein.

Zum 1. März 1975 trat Paul Erwin Odenbach als Geschäftsführender Arzt als Leiter der neugeschaffenen Abteilung

‚Fortbildung und Wissenschaft' in die Dienste der Bundesärztkammer. Hier war er verantwortlich für die Gestaltung der jährlich durchgeführten sieben inter- nationalen Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer und der Österrei- chischen Ärztekammer und initiierte maßgeblich das im Oktober 1978 erstmals durchgeführte Interdisziplinäre Forum

‚Fortschritt und Fortbildung in der Medi- zin' als neuartige jährliche Veranstaltung der Bundesärztekammer. Auf Deutschen Ärztetagen hielt Paul Erwin Odenbach in den Jahren 1974 bis 1990 mehrfach Grundsatzreferate zu den Themen ,Hochschulreform`, Fortbildung'„Dro- genabhängigkeit, Alkoholismus und Me- dikamentenmißbrauch' sowie zu Fragen der psychiatrischen Versorgung. In der von der Bundesregierung berufenen ,Ex- pertenkommission zur Reform der Ver- sorgung im psychiatrischen und psycho- therapeutisch/psychosomatischen Be- Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 20, 20. Mai 1994 (65) A-1463

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LAUDATIONES

reich' vertrat er fünf Jahre die deutsche Ärzteschaft. Er war Mitglied der intermi- nisterialen Kommission ,in-vitro-Fertili- sation, Genom-Analyse und Genthera- pie', von 1984 bis 1986 der Enquete-Kom- mission des Deutschen Bundestages ,Chancen und Risiken der Gentechnolo- gie' sowie in den Jahren 1989 und 1990 des Arbeitskreises ,Ethische und soziale Aspekte der Erforschung des menschli- chen Genoms' des Bundesministers für Forschung und Technologie. Auf Initiati- ve von Paul Erwin Odenbach ist 1988 von der Bundesärztekammer erstmals das Weißbuch „Anfang und Ende menschli- chen Lebens — medizinischer Fortschritt und ärztliche Ethik' herausgegeben wor- den. Im Weltärztebund wirkte er viele Jahre — noch nach seiner Pensionierung — im ,Komitee Medizinische Ethik' mit.

Von 1989 bis 1990 war Paul Erwin Odenbach Hauptgeschäftsführer der

Prof. Dr. med.

Fritz Scheler

„Die deutschen Ärzte ehren in Fritz Scheler einen bedeutenden Internisten, der sich als Arzt, akademischer Lehrer, Wissenschaftler, Gutachter und Berater in hervorragender Weise um das Gesund- heitswesen, insbesondere die Arzneimit- telsicherheit in der Bundesrepublik Deutschland, verdient gemacht hat.

Geboren am 5. August 1925 in Sonne- berg/Thüringen, wurde er 1943 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Noch in England legte er 1948 sein Abitur ab und begann nach der Entlassung im gleichen Jahr sein Me- dizinstudium an den Universitäten Göt- tingen und Freiburg. 1954 Staatsexamen

Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages; er hat in dieser Zeit der poli- tischen Wende in Europa entscheidend zur raschen Herstellung »tragfähiger Ver- bindungen mit den Ärzten in den neuen Bundesländern beigetragen und sich dort für den Aufbau der ärztlichen Selbstver- waltung nach der Wiedervereinigung Deutschlands eingesetzt sowie vertrau- ensvolle internationale Beziehungen in Ost und West geschaffen. Paul Erwin Odenbach hat sich durch selbstlosen Ein- satz und vorbildliche Haltung als Arzt, ärztlicher Berufspolitiker und Staatsbür- ger um die Erhaltung und Festigung ei- nes freiheitlichen Gesundheitswesens und die Wahrung ethischer Normen ärzt- lichen Handelns in Deutschland, in Euro- pa und in der Welt verdient gemacht.

Anschrift

Kapellenstraße 50, 50997 Köln

und Promotion zum Dr. med. mit einem pharmakologischen Thema. Seine ärztli- che und wissenschaftliche Tätigkeit be- gann er am Pharmakologischen Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Göttin- gen als enger Mitarbeiter seines Doktor- vaters und Institutsdirektors Professor Dr. Dr. med. Werner Koll. Bereits in die- ser Zeit knüpfte Fritz Scheler erste Kon- takte zur Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und war von 1955 bis 1963 als wissenschaftlicher Mitarbei- ter der Arzneimittelkommission in der Geschäftsstelle in Göttingen tätig. Seit 1958 ärztliche Tätigkeit an der Medizini- schen Universitätsklinik in Göttingen, dort erfolgte 1963 die Habilitation für das Fach Innere Medizin. 1967 wurde Scheler Abteilungsvorsteher und Professor, 1974 Ordinarius eines selbständigen Lehrstuhls ei für Innere Medizin in Göttingen.

Ab 1960 entstanden zahlreiche wis- senschaftliche Arbeiten und Monogra- phien über Nephrologie und Dialysebe- handlung sowie über pharmakologische und pharmakokinetische Themen, wobei Untersuchungen über den Ausschei- dungsmechanismus bei eingeschränkter Niereninsuffizienz besondere Beachtung fanden. Als einer der ersten deutschen Wissenschaftler beschrieb Scheler die unterschiedliche Kumulation verschiede- ner Digitalis-Glykoside — damals noch mit Kritik begleitet, heute eine Selbstver- ständlichkeit in den Lehrbüchern. In sei- nem Vortrags- und Schriftenverzeichnis finden sich weit über 200 Titel. Fritz Scheler legte als einer der Pioniere der Nephrologie Grundsteine für die spätere Entwicklung wissenschaftlicher For- schung. Bereits 1959 engagierte er sich für den Aufbau des — neben Freiburg —

ersten Dialysezentrums in der Bundesre- publik Deutschland in Göttingen und schuf so die organisatorischen Vorausset- zungen für eine optimale Versorgung von Nierenkranken. 1972 wirkte Fritz Scheler bei der Gründung des ,Nephrologischen Zentrums Niedersachsen' in Hann. Mün- den mit. Auch verschiedene Konzepte für die organisatorische Gestaltung der Heimdialyse-Behandlung gehen auf seine Initiative zurück. 1971 war er Mitbegrün- der der Arbeitsgemeinschaft für Klini- sche Nephrologie, in deren Vorstand er über viele Jahre hinweg wirkte. 1988 rich- tete er als Präsident der Gesellschaft für Nephrologie einen vielbeachteten Fach- kongreß in Göttingen aus.

Mit großem Engagement und Weit- blick widmete sich Fritz Scheler der Ar- beit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die zunächst ih- ren Sitz in Göttingen, dann in Heidelberg hatte und heute als Fachausschuß der Bundesärztekammer in Köln angesiedelt ist. Bereits durch seinen Göttinger Leh- rer Professor Dr. Dr. med. Werner Koll, seinerzeit Vorsitzender der Arzneimittel- kommission, war Fritz Scheler als korre- spondierendes und aktives Mitglied mit der Arbeit der Arzneimittelkommission eng verbunden, 1981 wurde er einstimmig zum Vorsitzenden der Arzneimittelkom- mission gewählt — ein Amt, das er, wie- derholt durch einstimmige Wiederwahl bestätigt, bis zum 1. Dezember 1993 inne hatte. Als Arzt und Kliniker sah er den Schwerpunkt der Arbeit der Arzneimit- telkommission in besserer transparenter Information für Medizinstudenten und Ärzte in Krankenhaus und Praxis, insbe- sondere durch die regelmäßig erschei- nenden ,Arzneiverordnungen in der Pra- xis' und das von der Arzneimittelkommis- sion in etwa zweijährigem Abstand her- ausgegebene Buch ‚Arzneiverordnun- gen'. Darüber hinaus galt und gilt sein In- teresse einer unabhängigen und umfas- senden Fortbildung auf regionaler Ebe- ne, die er in Göttingen selbst mitgestalte- te, ebenso wie überregional und im Rah- men des Interdisziplinären Forums ,Fort- schritt und Fortbildung in der Medizin' der Bundesärztekammer. Dabei achtete er darauf, die Teilgebiete der inneren Medizin stets mit Blick auf die Einheit des Faches und die ganzheitliche indivi- duelle ärztliche Versorgung des einzel- nen Patienten abzuhandeln. Als akade- mischer Lehrer und Wissenschaftler hat er sich mit wachem Gespür für wissen- schaftlich begründete Entwicklungen auf dem gesamten Gebiet der Inneren Medi- zin eingesetzt und durch seine außerge- wöhnlichen didaktischen Fähigkeiten Wissen und Verständnis für komplizierte Zusammenhänge vieler Medizinstuden- A-1464 (66) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 20, 20. Mai 1994

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LAUDATIONES

ten und junger Ärzte gefördert. Dynamik und ärztliches Vorbild zeichneten seine Arbeit als Klinikleiter aus und waren für viele jüngere Ärzte prägendes Beispiel und Ansporn für eigene wissenschaftliche Arbeit. Aus seiner Schule sind zahlreiche leitende Klinikärzte hervorgegangen.

Als langjähriger Vertreter der medizi- nischen Fakultät in der Kammerver- sammlung der Ärztekammer Niedersach- sen engagierte sich Fritz Scheler auch in der ärztlichen Berufspolitik und setzte sich insbesondere für eine den medizi- nisch-wissenschaftlichen Fortschritten entsprechende moderne Weiter- und Fortbildung der Ärzte zur Sicherung ei-

Prof. Dr. med. Dr. med.

h. c. Paul Schölmerich

„Die deutschen Ärzte ehren in Paul Schölmerich einen Internisten, der sich als Arzt, Wissenschaftler und Hochschul- lehrer um das Gesundheitswesen, die ärztliche Versorgung der Patienten und die Forschung in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht hat.

Geboren am 27. Juni 1916 in Linz/

Rheinland, begann Paul Schölmerich nach dem Abitur 1936 das Studium der Medizin und Psychologie an der Universi- tät Bonn. Schon damals nahm er an den experimentellen Untersuchungen seines Lehrers, Professor Dr. med. Dr. med. h.

c. Hans Schaefer, Heidelberg, insbeson- dere auf dem Gebiet der Nerven- und Muskelphysiologie teil.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die berufliche und wissenschaftli- che Karriere Paul Schölmerichs wieder- holt unterbrochen. Die Weiterführung

ner individuellen Versorgung der Patien- ten ein.

Fritz Scheler hat sich durch hohe wis- senschaftliche Kompetenz, tatkräftigen selbstlosen Einsatz als Internist und Hochschullehrer sowie als aktives Mit- glied und Vorsitzender der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzteschaft um seine Patienten, um die Medizin, die Ärzteschaft und ihre Selbstverwaltung sowie um das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik Deutschland in vorbildli- cher Weise verdient gemacht."

Anschrift:

Hainholzweg 64, 37085 Göttingen des Studiums an den Universitäten Bonn, Innsbruck und Leipzig wechselte mit Fronteinsätzen als Truppenarzt. 1944 wurde er nach Staatsexamen und Appro- bation an das Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim verpflichtet, wo er seine wissen- schaftliche Tätigkeit in der experimentel- len Kardiologie fortsetzte. Nach ausge- dehnter theoretischer Arbeit in Bad Nau- heim wechselte Paul Schölmerich 1947 an die Medizinische Universität Marburg/

Lahn. Dort 1952 Habilitation mit der Ar- beit ,Über regulative Vorgänge im Fie- ber' für das Fach Innere Medizin. 1956 wurde er zum Oberarzt ernannt. Nach der Berufung von Professor Dr. med. Dr.

med. h. c. mult. Hans Erhard Bock an die Universität Tübingen wurde Schölmerich zunächst mit der kommissarischen Lei- tung der Medizinischen Universitätskli- nik in Marburg beauftragt und 1963 zum ordentlichen Professor für Innere Medi- zin an der Johannes-Gutenberg-Universi- tät zu Mainz sowie zum Direktor der II.

Medizinischen Universitätsklinik und Po- liklinik berufen.

In Mainz wurden in einer außeror- dentlichen fruchtbaren Phase klinischer und wissenschaftlicher Arbeit die bisheri- gen Schwerpunkte ausgebaut, insbeson- dere auf den Gebieten der Kardiologie und Pulmologie wurden neue diagnosti- sche und therapeutische Methoden in die Klinik eingeführt. In die Aufbauphase in Mainz fällt auch die Einrichtung einer Station für internistische Intensivthera- pie — einer der ersten in Deutschland.

Paul Schölmerich hat nicht nur die ei- genen Arbeitsgebiete in der Klinik ausge- baut, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf anderen Gebieten klinisch und wissenschaftlich arbeiteten, in außergewöhnlichem Umfang gefördert und unterstützt — vor allem auf den Ge- bieten der Gastroenterologie, der Hepa- tologie, der Immunologie und Klinischen Pharmakologie. Mit großem wissen- schaftlichen Engagement widmete Schöl-

merich sich der Aufgabe als akademi- scher Lehrer, wobei er besonderen Wert darauf legte, Befunde sorgfältig abzuwä- gen und mit der Erfahrung und der Lite- ratur in Beziehung zu setzen, um daraus klare diagnostische und therapeutische Entscheidungen unter kritischer Beurtei- lung der Grenzen und Möglichkeiten der Medizin und des ärztlichen Handelns ab- zuleiten. Seine medizinisch-wissenschaft- lichen und geisteswissenschaftlichen In- teressen sind weitgespannt und führten zur Einführung neuer diagnostischer und wissenschaftlicher Methoden. Wissen- schaftspolitik, Forschungsförderung, Hochschulpolitik und insbesondere die ärztliche Fortbildung sind weitere her- ausragende Tätigkeitsbereiche Schölme- richs.

Er war Mitglied des Vorstandes des Westdeutschen Medizinischen Fakultä- tentages und des Senatsausschusses für die Sonderforschungsbereiche bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Hier und als Dekan der Mainzer Fakultät hat er zur Förderung der klinischen For- schung wichtige Dienste geleistet. Als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin hat er 1975 den Inter- nistenkongreß in Wiesbaden geleitet. Die Ärzteschaft von Rheinland-Pfalz ver- dankt ihm kreative, unkonventionelle ärztliche Fortbildungsveranstaltungen in der Akademie für Arztliche Fortbildung zu Mainz.

Paul Schölmerich hat sich als Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffent- lichungen und Lehrbücher auch interna- tional einen Namen gemacht. Nach sei- ner Emeritierung hat er sich vor allem neuen Aufgaben bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz zugewandt, deren Mitglied er seit 1973 ist, und sich dort für eine sorgfältige Analyse der Beziehungen zwischen Me- dizin und Gesellschaft und um die fun- dierte Klärung ethischer Probleme im Bereich der Medizin eingesetzt. Eine be- sondere Ehrung wurde Paul Schölmerich 1987 durch die Verleihung des Dr. med.

h. c. der Ruhr-Universität Bochum zuteil.

Paul Schölmerich hat sich in For- schung und Lehre ebenso wie bei seinen klinischen Arbeiten als Arzt, Wissen- schaftler und Hochschullehrer durch vor- bildliche ärztliche Haltung, persönliche Bescheidenheit, Toleranz und selbstkri- tisches Urteil um die medizinische Wis- senschaft, um die Ärzteschaft, die ärztli- che Versorgung der Patienten sowie um das Gesundheitswesen in der Bundesre- publik Deutschland in hohem Maße ver- dient gemacht."

Anschrift:

Weidmannstraße 67, 55131 Mainz Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 20, 20. Mai 1994 (67) A-1465

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