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Archiv "Der Arzt im Praktikum kommt (bald): Schlußwort" (15.05.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Arzt im Praktikum

werden. Bis zum Beginn der Praxisphase werden zirka 30 000 approbierte Ärzte ins „Berufsleben"

entlassen, viele von ihnen werden keine Chance ha- ben, den Beruf auszuüben.

Voraussetzung für eine ärztliche Tätigkeit ist ent- weder die Anstellung oder die Selbständigkeit. Zur Zeit werden pro Jahr 3000 bis 5000 Stellen frei.

Von denjenigen, die die AiP-Zeit ableisten müssen, werden nach unseren Er- gebnissen nur 50 Prozent die Approbation erhalten, die anderen 50 Prozent ha- ben zwar ein Examen, die Approbation bekommen sie nie, da sie keinen Aus- bildungsplatz finden wer- den.

Gerade hier ist aber das Er- schreckende zu sehen;

man darf sechs Jahre stu- dieren, um dann nach dem Examen erkennen zu müs- sen, daß alle Mühe um- sonst war. Hinzu kommt, wer längere Zeit ohne Tä- tigkeit ist, wird es noch schwerer haben, eine An- stellung zu finden. Für vie- le wird das bedeuten, daß sie, mit mittlerweile dreißig Jahren, irgendwann als Ungelernte arbeiten müs- sen oder erneut eine Aus- bildung beginnen.

Ein weiterer wichtiger Fak- tor sind die dadurch ent- stehenden sozialen Pro- bleme. Mit Beginn des dreißigsten Lebensjahres ist man für eine große An- zahl von Berufen zu alt.

Mit dem AiP ist das er- reicht worden. wonach lan- ge Zeit gesucht wurde; die Arztzahl auf einen gewis- sen Stand einzufrieren, was gleichbedeutend ist mit einer Zulassungs- beschränkung. Die im Grundgesetz gesicherte freie Berufswahl ist vor- handen, die Berufsaus- übung wird aber verboten.

Eine andere Möglichkeit, als sich dem Angebot an

freien Ausbildungsstellen anzupassen und danach jeweils die Zulassung zum Studium zu regeln, gibt es nicht. Außerdem sollte je- der, der den Arztberuf an- strebt, mindestens ein ein- jähriges Krankenpflege- praktikum ableisten, damit im späteren Berufsleben ein besseres Verständnis für den Patienten und das Pflegepersonal vorhanden ist. Bleibt zu hoffen, daß möglichst bald eine für alle gerechte Lösung gefun- den wird.

Wolfgang Hensel. Arzt Am Dornloh 46 5600 Wuppertal 22

Durchhungern

Der Zynismus, mit dem hier diese Verzweiflungs- tat des BMJFG angesichts der heranflutenden Mas- sen des Nachwuchses, den man nicht haben will, als bestmöglicher Kompromiß und der Starrsinn des zu- ständigen Ministers als

„Standfestigkeit" verkauft werden sollen, ist schon atemberaubend. Denn die- ses Gesetz wird nicht ein- mal seinen wahren Zweck erfüllen, möglichst viele Medizinstudenten von dem Wunsch abzubringen, ihren erlernten Beruf auch ausüben zu wollen, indem man neue Hürden aufrich- tet. Denn was sollen sie denn machen, Pharmare- ferenten in dieser Menge kann die Industrie gar nicht bezahlen. Also wer- den sie sich wie die wei- land in den 40er/50er Jah- ren zur Approbation durch- hungern und sind dann — wenn der Zugang zur Kas- senpraxis durch neue Ge- setze dichtgemacht sein wird — immerhin zur Wahl der Selbstverwaltungsor- gane berechtigt; die „Liste arbeitsloser Ärzte" kommt bestimmt!

Wolfgang Seeliger Gescherweg 74 / F 207 4400 Münster

Schlußwort

Die Redaktion hält sich in Sachen „Arzt im Prakti- kum" (AiP) an die Be- schlüsse der Deutschen Ärztetage. Diese sind ge- nauso wenig wie der Vor- stand der Bundesärzte- kammer vom Marburger Bund majorisiert.

Auch die Befürworter des AiP halten diesen nicht für eine Idealfigur. Die Prakti- kumsphase war aber das Beste, was unter derzeiti- gen Bedingungen zu errei- chen ist. Das DÄ hat sich auch deshalb für die AiP- Phase eingesetzt, weil sie alle jungen Ärzte auf die gleiche Ausgangsbasis führt, und sie so zumindest die Chance bekommen, in dem von ihnen gewählten Beruf tätig werden zu kön- nen. Das wäre zum Bei- spiel bei der von Dr. Brüg- gemann und seinem Ver- band favorisierten Pflicht- weiterbildung nicht der Fall.

Es wird Aufgabe aller Be- teiligten sein, Engpässe im AiP nicht entstehen zu las- sen oder möglichst schnell zu beseitigen. Das Bun- desgesundheitsministeri- um verläßt sich bei seiner Berechnung u. a. auf Zusi- cherungen von Verbänden und Organisationen der Ärzte und Krankenhäuser.

Wenn der „Arzt im Prakti- kum" kommt, wird es Auf- gabe des Ministeriums und der Verbände der Betroffe- nen sein, auf die Einhal- tung von Zusicherungen zu achten, damit es nicht zu einer Pleite kommt.

Ideal wäre eine überschau- bare Studentenzahl, die gemäß der noch geltenden Approbationsordnung, ein praxisnahes Studium in kleinen Gruppen zuließe.

Ideal wäre es, wenn am En- de einer solchen Ausbil- dung der selbständig handelnde approbierte Arzt stehen würde. Doch das ist ja die Lehre des letzten Jahrzehnts, daß

sich die Approbationsord- nung nicht, wie ursprüng- lich erhofft, durchführen läßt. Für eine drastische Reduzierung der Studien- anfängerzahlen ist kein Politiker zu gewinnen. In den letzten Wochen ka- men zwar aus einigen Bun- desländern einzelne Stim- men, man müsse die Kapa- zitätsverordnung überprü- fen, aber es ist völlig offen, wie eine solche Überprü- fung enden wird.

Der „Arzt im Praktikum"

wird kein „gebildeter Laie"

sein. Es verwundert schon, wenn ein medizinischer Hochschullehrer, wie Pro- fessor Vogel, eine solche Aussage trifft. Der AiP wird genau so wie der heutige junge Assistenzarzt eine sechsjährige Hochschul- ausbildung hinter sich ha- ben. Er wird wie ein junger Assistenzarzt von heute unter Anleitung und Auf- sicht eines verantwort- lichen Arztes arbeiten kön- nen. Die Rechtsprechung stellt schon heute weitge- hende Anforderungen an die Beaufsichtigung der Assistenten durch den wei- terbildenden Arzt. Auch unter diesem Aspekt sind AiP und junger Assistenz- arzt, was die praktische Einsatzfähigkeit angeht, de facto gleichgestellt.

Betrüblich ist in der Tat die Aussicht, daß ein Arzt allzu lange braucht, ehe er ei- genverantwortlich arbeiten kann. Das liegt weniger an der AiP-Zeit, denn die kann auf die Weiterbildung an- gerechnet werden und be- deutet insofern keine Ver- längerung des Komplexes Aus- und Weiterbildung.

Wartezeiten würde es künftig auch ohne AiP-Zeit geben, denn die Weiterbil- dungskanäle werden zu- nehmend enger, und das liegt an den Arztzahlen und die wiederum an den Studentenzahlen und die wiederum sind Folge einer Bildungspolitik, die nicht nur den ärztlichen Beruf trifft. NJ

1480 (12) Heft 20 vom 15. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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