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Archiv "47. Konsultativtagung: Blick über den Tellerrand" (27.08.2001)

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ie Treffen haben Tradition. Zum 47. Mal versammelten sich Mitte Juli Vertreter der deutschsprachi- gen Ärztekammern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, aus Luxem- burg und Südtirol, um sich über die ge- sundheitspolitischen Entwicklungen in ihren Ländern zu informieren und Möglichkeiten einer verstärkten Zu- sammenarbeit zu diskutieren. Nach dem Willen der Ständigen Arbeitsgrup- pe Fort- und Weiterbildung sollte vor allem die Kooperation bei der ärztli- chen Fortbildung ausgebaut werden.

Dazu gehöre, dass die Ärztekammern der beteiligten Länder wechselseitig ih- re Fortbildungssysteme anerkennen.

Darüber hinaus regte die Gruppe an, die Kammern sollten sich gegenseitig über akkreditierte und abgelehnte Fortbildungsveranstalter informieren.

Nur so eröffne sich für die Ärztinnen und Ärzte der Teilnehmerstaaten ein grenzüberschreitender Zugang zu qua- litätsgesicherter Fortbildung.

Umweltbelastungen

Neben der Berufspolitik beschäftigte sich die diesjährige Konsultativtagung auch mit den gesundheitlichen Folgen von Handy-Nutzung und Klimaerwär- mung. Die Arbeitsgruppe „Gesundheit und Umwelt“ zeigte sich insbesondere besorgt darüber, dass immer mehr Kin- der und Jugendliche immer häufiger zum Handy greifen. Trotz der unüber- sehbaren Vorteile des Mobilfunks dürfe man mögliche Gefahren durch elektro- magnetische Strahlung nicht vernach- lässigen. Kinder und Jugendliche seien davon besonders betroffen, weil sie beim Telefonieren mit dem Handy mehr Strahlung aufnähmen als Erwach- sene und generell empfindlicher seien.

Als mögliche Gesundheitsgefahren werden derzeit Veränderungen von Membran-, Rezeptor- und Chromo- someneigenschaften, von Signalüber- tragung, Gehirntätigkeit, Reaktionszei- ten, Schlafmustern und Befindlichkeit sowie die Tumorpromotion diskutiert.

Vor diesem Hintergrund hat die Ar- beitsgruppe „Gesundheit und Umwelt“

empfohlen, dass Kinder und Jugendli- che Mobiltelefone nur für wichtige Ge- spräche nutzen und diese möglichst kurz halten sollten. An die Adresse der Regierungen richtete sich die Forde- rung, die Bevölkerung über mögliche Risiken zu informieren und entspre- chende wissenschaftliche Studien zu fördern. Zwar liegen noch keine wis- senschaftlich gesicherten Erkenntnisse über die Gefahren der Handy-Nutzung vor – auf EU-Ebene laufen dazu große Studien –, der Präsident der Ärztekam- mer Südtirol, Dr. Klaus Widmann, be- gründete dennoch das Engagement der Ärzte: „Wir haben auch die Aufgabe auf mögliche Gefahren hinzuweisen.

Bis Beweise auf dem Tisch liegen, ist es oft zu spät.“

Besorgt äußerte sich die Arbeits- gruppe auch über die gesundheitlichen Folgen der Klimaerwärmung, die vor- wiegend auf den zunehmenden CO2- Ausstoß zurückzuführen sei. Die Ex- perten rechnen unter anderem mit ei- ner Zunahme von Infektionskrankhei- ten wie Malaria oder Dengue-Fieber auch in gemäßigten Klimazonen. Es be- dürfe drastischer Maßnahmen, um das Protokoll von Kyoto, das eine Senkung des CO2-Ausstoßes um fünf Prozent bis zum Jahr 2012 vorsieht, erfüllen zu kön- nen. Dazu der Referent der Arbeits- gruppe, Dr. Bernhard Rüetschi, von der Schweizer Ärztekammer: „Besseres Wissen müsste zu konsequenterem Handeln führen.“ Im Sinne der Präven-

tion sollte sich auch die Ärzteschaft bei diesem Thema mehr engagieren.

Mehr gemeinsames Engagement for- derte Dr. med. Ulrich Oesingmann, Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe, auch mit Blick auf die Berufspolitik: „Wir müssen uns organi- sieren, um in einem erweiterten Europa die Interessen der Freien Berufe vertre- ten zu können“, sagte Oesingmann.

„Davon wird es abhängen, ob wir Ärzte bleiben oder Gesundheitsmechaniker werden.“ Die EU-Kommission sehe die Arztpraxen als kleine und mittlere Be- triebe ohne besonderen Status. Dabei erbringe der Arzt Dienstleistungen be- sonderer Art, deren Basis das Vertrau- ensverhältnis zwischen Arzt und Pati- ent sei. „Der Arztberuf ist kein Gewer- be“, betonte Oesingmann. Man müsse sich jetzt gemeinsam gegen zunehmen- de bürokratische Gängelung und das Beschneiden beruflicher Freiheiten wehren.

Allenthalben Sparpolitik

An einem Punkt war es allerdings nicht nötig, Gemeinsamkeiten zu beschwö- ren: In den meisten Gesundheitssyste- men ist Sparen angesagt. Mit einem De- fizit von drei Milliarden Schilling bei der Krankenversicherung und einer Regierung, die nicht bereit ist, die Beiträge zu erhöhen, schlagen sich die Österreicher mit ähnlichen Problemen herum wie die Deutschen. Auch ein Sprecher der Schweizer Ärztekammer diagnostizierte „komplexe Probleme im Gesundheitswesen“. Dort mussten erst kürzlich die Krankenversiche- rungsbeiträge um sechs Prozent erhöht werden. Das größte Problem für die Schweizer Ärzte stellt aber zurzeit die drohende Abschaffung des Kontrahie- rungszwangs dar, das heißt, die Kassen können sich künftig die Ärzte aussu- chen, mit denen sie Verträge schließen.

Einen enormen Machtzuwachs für die Kassen, die Gefahr der Bürokratisie- rung und der Nivellierung der Medizin nach unten befürchtet die Schweizer Ärztekammer. Beneidenswert sind der- zeit die Luxemburger. „Unsere Sozial- versicherung schwimmt im Geld“, sagte Dr. Daniel Mart. Streit gibt es trotzdem:

um die Verteilung. Heike Korzilius P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 34–35½½½½27. August 2001 AA2153

47. Konsultativtagung

Blick über den Tellerrand

Vertreter der deutschsprachigen Ärztekammern haben sich

in Bozen für eine verstärkte Zusammenarbeit unter anderem

auf dem Gebiet der ärztlichen Fortbildung ausgesprochen.

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