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Archiv "WHO: Das Ende der Pocken" (10.01.1980)

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Academic year: 2022

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Aufsätze • Notizen

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

die klinische Symptomatik der Mala- ria, bei einem Viertel davon konnte mikroskopisch der Malaria falcipa- rum nachgewiesen werden.

Die Geburtenrate ist hoch. Bis zu 30 Geburten im Monat — bei 1200 Be- wohnern im Durchschnitt—zählt das kleine Hospital in Air Raya. In allen Lagern war die Säuglingssterblich- keit, wie bereits erwähnt, durch De- hydratation im Juni und Juli sehr groß, genaue Zahlen fehlen. Pro- gramme zur Familienplanung sind angelaufen, scheitern bisher am weitgehenden Fehlen von Kontra- zeptiva. Auch eher ungewöhnliche Erkrankungen, wie ein Larynxpapil- lom bei einem zehnjährigen Jungen, werden beobachtet und therapiert.

Während der Zeit meiner Mitarbeit am Krankenhaus in Kuku wurde von den vietnamesischen Ärzten ein 53jähriger Mann mit Ösophagusvari- zenblutung bei Leberzirrhose erfolg- reich behandelt; über Lagerlaut- sprecher gerufen, fanden sich um

Tabelle 2: Im Hospital von Kuku vom 15. September bis 15. Okto- ber 1979 gestellte Diagnosen

Malaria 23

Tuberkulose 14

davon verstorben 1

Appendizitis 6

Konjunktivitis 6

Diarrhöe 5

Pneumonie 5

Meningitis 5

Dysenterie 4

Hypoproteinämisches Ödem 4

Leberzirrhose 4

Suizid 4

Masern 3

Leberabszeß 3

Hepatitis 3

Asthma 3

Amputatio femoris 3

Coma diabeticum 2

davon verstorben 1 Malaria-Enzephalitis 2

Myositis 2

Hernia inguinalis 1

Mitralstenose 1

Larynxpapillom 1

Hemiplegie 1

Prostata-Ca 1

Verschiedenes 8

ein Uhr nachts in kürzester Zeit zehn Vietnamesen mit der benötigten Blutgruppe zum Blutspenden ein.

Während es in Air Raya nur ein Dis- pensary und in Galang bislang ledig- lich ein Nothospital mit acht Betten gibt, existiert in Kuku ein Kranken- haus mit 25 Betten, dazu Op., Rönt- gengerät und Labor (alles in Zelten untergebracht), Entbindungsraum.

Weiterhin Räume für die internisti- sche, chirurgische und gynäkologi- sche Ambulanz, außerdem Sonder- sprechstunden für Patienten mit Ma- laria oder Tuberkulose sowie für Schwangere und Kleinkinder. Am- bulant werden täglich über 400, sta- tionär im Durchschnitt 15 Patienten behandelt.

Basismedikamente, chirurgisches und gynäkologisches Instrumenta- rium sowie Verbandmaterial sind seit Mitte Oktober, wenn auch noch nicht ausreichend, vorhanden*).

In allen klinischen Einrichtungen fehlen weitgehend adaptierte Mil- chen sowie Säuglingsnahrung, Tu- berkulostatika, Medikamente gegen Malaria sowie Laborausstattungen.

Die Konzentrierung aller vietnamesi- schen Flüchtlinge auf der Insel Ga- lang wird von den Indonesiern for- ciert. Dadurch verschärfen sich in diesem Lager die hygienischen und medizinischen Probleme weiter.

Trotz des großen Einsatzes der viet- namesischen Ärzte und Schwestern sowie der verschiedenen Hilfsorga- nisationen in den Lagern selbst er- scheint es als die dringlichste Aufgabe, alle Vietnamflüchtlinge schnell und unbürokratisch in die aufnahmebereiten Drittländer zu übernehmen.

Anschrift des Verfassers:

Klaus Burghard, Arzt DRK-Hilfsschiff „Flora"

c/o Generalsekretariat des DRK Postfach

5300 Bonn 1

*) Durch die Mithilfe u. a. von UNESCO, UNI- CEF, CARE, Hilfsschiffen aus Frankreich, Norwegen, USA und Deutschland, personell und materiell durch die französische Organi- sation „medicine sans frontiere" sowie das Deutsche Rote Kreuz

WHO

Das Ende der Pocken

Die Weltkommission für die Zertifi- kation der Pockenausrottung, ein Ausschuß der Weltgesundheitsorga- nisation, hat im Dezember 1979 beim Generalsekretär der WHO ei- nen Bericht abgeliefert, in dem sie das Verschwinden der Pocken end- gültig bestätigt. Damit ist zu erwar- ten, daß die nächste Generalver- sammlung der WHO im Mai 1980 die Beseitigung der Pocken auf der Welt nun auch amtlich und verbindlich feststellen wird. Die Kommission er- klärt in ihrem Bericht, daß eine ge- nerelle Pockenimpfung ebensowe- nig mehr erforderlich sei wie Impf- zeugnisse im internationalen Reise- verkehr. Nur noch diejenigen Perso- nen, die wegen ihrer Forschungsar- beiten einem besonderen Risiko ausgesetzt seien, sollten noch ge- gen Pocken geimpft werden. Diese Empfehlung bezieht sich ausdrück- lich auch auf solche Länder, wo die sogenannten „monkey-pox" auftre- ten. Auch die Zusage, jedem, der einen Pockenfall nachweist, 1000 Dollar auszuzahlen, könne von der Weltgesundheitsorganisation nun- mehr zurückgezogen werden. Trotz- dem solle man allen Meldungen, die auch jetzt noch eingehen, mit der gleichen Sorgfalt nachgehen wie bisher. Als „Versicherung gegen das Ungewisse" empfiehlt die Kommis- sion, daß die WHO noch Impfstoff- vorräte bereithalten soll, die für die Impfung von 200 Millionen Men- schen ausreichen. Fortgeführt wer- den solle auch die Forschung auf dem Gebiet der ganzen Virusfamilie, zu der das Pockenvirus gehört, je- doch an höchstens vier Forschungs- laboratorien der WHO.

Vorsitzender der Kommission war Prof. Frank Fenner (Australien). Der Kommission gehörten Mitglieder aus 17 Ländern an: aus Australien, Botswana, Brasilien, China, Frank- reich, Großbritannien, Indien, Iran, Japan, Kenia, Nepal, Philippinen, Polen, Saudi-Arabien, Schweden, Somalia, Sowjetunion (2 Mitglieder), Vereinigte Staaten (2 Mitglieder) und Zaire. bt/WHO

80 Heft 2 vom 10. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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