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Archiv "Irreführende Zinssätze" (06.12.1996)

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ls wichtigste Vorausset- zung für den Abschluß einer Festgeldanlage muß man genug Geld auf der hohen Kante haben. Die

„Schallmauer“ liegt nach Be- obachtungen der Arbeitsge- meinschaft der Verbraucher- verbände in Bonn meist bei einem Betrag von 10 000 DM.

Nur wenige Kreditinstitute würden sich bereits mit 5 000 DM zufriedengeben. Für Gottfried Neumann, den Vorstandssprecher der Augs- burger Aktienbank, ist eine Festgeldanlage im Hinblick auf das gegenwärtige Nied- rigzinsniveau ausschließlich für die kurzfristige Geldan- lage „bedingt sinnvoll“. Ren- ner bei den Laufzeiten sei seit Jahrzehnten die Anlagedauer von 90 Tagen. Bei seinem In- stitut würden rund 90 Prozent aller Festgeldanlagen auf die- se Laufzeit entfallen.

Eine Festgeldanlage ist für Jutta Gelbrich von der Ökobank in Frankfurt dann ratsam, wenn noch nicht klar ist, wie lange eine Festlegung erfolgen kann, oder wenn sie unter der Laufzeit von einem Jahr liegt. Wenn ein Kunde Geld geerbt habe und auf Schnäppchensuche nach ei- nem Haus sei, dann empfehle sich beispielsweise ein Mo- natsfestgeld. Allerdings wer- de Termingeld oft angelegt, weil man sich nicht festlegen wolle oder weil es professio- neller erscheine als ein Spar-

konto. Dies ist für Gelbrich jedoch „nicht die beste Lö- sung“.

Nach der Anlagedauer richtet sich unter anderem auch die Verzinsung des Fest- geldes. Dabei gilt für die Ver- braucherschützer als Faust- formel: Je länger die Laufzeit, desto höher ist der Zins.

Ebenfalls Einfluß auf die Ver- zinsung habe jedoch auch die Höhe des Anlagebetrages.

Die Grenzen für höhere Zins- sätze würden häufig bei 30 000 DM oder 50 000 DM und bei 100 000 DM liegen.

Häufig würden die Verträge auch eine Klausel enthalten, nach der sich das Festgeld nach Ablauf der Anlagedauer für einen weiteren Zeitraum von gleicher Länge zu den dann geltenden Konditionen verlängere, wenn man der Bank oder Sparkasse vorher nichts Gegenteiliges mitteile.

Konditionen kritisch vergleichen Auch bei Festgeldern sollte man die Konditionen verschiedener Kreditinstitu- te vergleichen und sich nicht gleich für das erstbeste An- gebot der Hausbank ent- scheiden. Gerade bei dieser Anlageform ist es nach den Erfahrungen der Verbrau- cher-Zentralen kein Pro- blem, auch mit fremden Kre-

ditinstituten handelseinig zu werden. Belohnt werden könne dies durch wesentlich bessere Anlagebedingungen, denn die Unterschiede könn- ten von Anbieter zu Anbie- ter bei gleichen Beträgen und Laufzeiten durchaus ein Pro- zent per annum und mehr be- tragen. Vor allem der Wech- sel zu einem nicht am eige- nen Wohnort ansässigen In- stitut könne sich lohnen, da es beträchtliche regionale Unterschiede gibt.

Es gibt allerdings ein großes Ärgernis: In den re- gelmäßig publizierten Ver- gleichstabellen legen sich vie- le Institute bei den Festgeld- zinsen nicht fest. Sie lassen sich nicht in die Karten schau- en und ziehen sich auf die Formel „nach Vereinbarung“

zurück. Bei den Instituten, die ihre Konditionen nennen, er- gab jedoch eine Umfrage, daß für Festgeld von 10 000 DM bei einer Anlagedauer von 90 Tagen derzeit zumeist zwi- schen 1,25 Prozent (Citibank) und drei Prozent (CTB Bank von Essen) geboten werden.

„Unsere aktuellen Sätze be- tragen“, wie Neumann er- gänzt, „von 90 Tagen bis ein Jahr einheitlich 2,75 Prozent per annum und ab 50 000 DM ebenfalls einheitlich drei Pro- zent per annum.“

Wenn die Konkurrenz im Konditionenvergleich besser als die Hausbank liegt, so kann man seinem bisherigen

Geschäftspartner, wie die Ver- braucherschützer raten, „mit einem deutlichen Hinweis darauf eine Chance geben“.

Oftmals wirke das Wunder, und man erhalten plötzlich ebenfalls den besseren Zins- satz. Auch wenn eine Verlän- gerung anstehe, sei es sinnvoll, sich einen Marktüberblick zu verschaffen. Häufig würden Banken und Sparkassen näm- lich darauf vertrauen, daß Kunden ohnehin den beque- men Weg der automatischen Verlängerung wählen. Des- halb würden sie sich bei Ver- längerungsangeboten nicht sonderlich ins Zeug legen.

Alternative Anlagevarianten Die Festgeldanlage ist je- doch auch generell in die Kri- tik geraten. Neumann urteilt,

„daß das Festgeld nach mei- ner Einschätzung ein auf Dauer sterbendes Produkt ist“. Der Verbraucher sei nämlich besser beraten, alter- native Anlagevarianten zu wählen, die ohne Festle- gungsfrist höhere Konditio- nen bieten würden. Beispiele dafür seien die Tagesgeld- konten insbesondere der Di- rektbanken.

Auch für Gelbrich ist oft schon für Beträge ab 10 000 DM bis 25 000 DM ein Split- ting zwischen kurz- und mit- telfristiger Anlage sinnvoll:

Beispielsweise 5 000 DM auf dem Sparkonto zur Liqui- ditätsreserve anlegen und den Rest auf ein bis drei Jah- re in Sparbriefe oder andere festverzinsliche Wertpapiere investieren. Die Vorteile des Sparkontos seien die monat- liche Verfügung über 3 000 DM und die Tatsache, daß es absolut flexibel, unbürokra- tisch und eigenständig zu managen sei. Und der Vor- teil der mittelfristigen Anla- ge sei die in der Regel höhe- re Verzinsung. Wenn unklar sei, wann und ob überhaupt das Geld gebraucht werden, empfehle man ein sogenann- tes Kapitalsparkonto mit gestaffelter Guthabenver- zinsung. Oskar H. Metzger A-3284 (74) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 49, 6. Dezember 1996

V A R I A WIRTSCHAFT

Festgeld: Ein

sterbendes Produkt

Irreführende Zinssätze

Wer Zinsen auf sein Gehaltskonto erhält, der kann sich sein Sparbuch schenken. Ver- zinste Konten sind nicht nur bequemer, sie locken auch mit höheren Erträgen. Aller- dings lohnt es sich, genau hinzuschauen. Bei manchen Konten sind die tatsächlichen Er- träge erheblich geringer, als es auf den ersten Blick scheint.

Einige Anbieter verzinsen nicht das ge- samte Guthaben, sondern nur das Geld, das über einen bestimmten Sockelbetrag hin- ausgeht. Der offizielle Zinssatz hat dann

mit der tatsächlichen Rendite oft nichts mehr zu tun. Dies zeigt folgendes Beispiel:

Eine Bank zahlt 3,5 Prozent Zinsen, läßt aber einen Sockel von 2 000 DM unverzinst.

Ein Guthaben von 4 000 DM bringt dann im Jahr 70 DM, also lediglich 1,75 Pro- zent. Und selbst bei einem Guthaben von 10 000 DM schrumpft die Rendite auf 2,8 Prozent. Bankkunden, die an ein verzinstes Girokonto denken, sollten sich also von ho- hen Nominalzinsen nicht blenden lassen.

Darüber hinaus sollten sie auch die Ge- bühren und Kosten des Girokontos berück-

sichtigen. per

Kurzfristige Anlage

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