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Archiv "„Aus der UAW-Datenbank“: Sehstörungen nach Röntgenkontrastmitteln" (29.10.2004)

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Zu den Aufgaben der AkdÄ gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewer- tung von unerwünschten Arzneimittelwir- kungen (UAW). Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres UAW-Ausschusses informie- ren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hin- weise für den Praxisalltag geben zu können.

Jodhaltige Röntgenkontrastmittel sind zentraler Bestandteil der diagnostischen Medizin. Bevorzugt werden heute nicht- ionische Kontrastmittel, wie Iohexol (z. B.

Accupaque®), Iopamidol (z. B. Solutrast®) oder Iopromid (z. B. Ultravist®), einge- setzt. Zu den bekannten neurologischen Komplikationen im Zusammenhang mit ihrer Anwendung gehören Sehstörungen, auf die in den Fachinformationen hinge- wiesen wird (z. B. 1, 2). Auch über das Auftreten einer intermittierenden Amau- rose wurde wiederholt berichtet (3–6).

Da solche Ereignisse für Patient und Arzt gleichermaßen spektakulär sind, meist aber eine gute Prognose haben, sollen zwei an die AkdÄ gemeldete Fälle ge- schildert werden.

Eine 73-jährige Patientin (161 cm/

58 kg) erhielt für eine spinale Angiogra- phie 170 ml Iohexol (Accupaque®240) intravenös. Innerhalb von 36 Stunden kam es zu einer kompletten beidseitigen Erblindung, die sich zuerst durch Störun- gen des Farbsehens, dann des Helldunkel- sehens ankündigte. Die Rückbildung er- folgte in umgekehrter Reihenfolge. Als Behandlung erhielt die Patientin eine intravenöse Elektrolytlösung. Im An- schluss wurde ein passageres Psychosyn- drom mit örtlicher und situativer Desori- entierung über eine Dauer von vier Tagen beobachtet. Danach kam es zu einer resti- tutio ad integrum (AkdÄ-Nr. 136.747).

In einem zweiten Fall erhielt ein 29- jähriger Patient (175 cm/67 kg) im Rah- men einer Angiographie Iopromid (Ul- travist®300) intraarteriell. Es kam zu ei- nem zwei Stunden anhaltenden totalen Visusverlust beider Augen. Danach be- standen noch für mehrere Stunden Seh- störungen, die erst 20 Stunden nach der Kontrastmittelapplikation vollständig ab- geklungen waren (AkdÄ-Nr. 119.544).

Im deutschen UAW-Spontanerfas- sungssystem (gemeinsame Datenbank

von BfArM und AkdÄ; Datenstand:

28. 7. 2004) finden sich für Iohexol 393 Meldungen, von denen sich 3,8 Prozent auf „Sehstörungen“ beziehen. Bei insge- samt drei Patienten wurde ein Visusver- lust berichtet.

Zu Iopromid liegen 1 964 Meldungen vor, von denen 2,8 Prozent Sehstörungen betreffen. Darunter befinden sich sieben Berichte über einen (vorübergehenden) Sehverlust. Für jodhaltige Kontrastmit- tel allgemein sind in der Datenbank 3 997 UAW-Meldungen registriert. 3,4 Prozent beziehen sich auf Sehstörungen, wobei in 19 Fällen eine Amaurose an- gegeben wurde. Obwohl nur in sechs Meldungen über eine „vorübergehende Blindheit“ berichtet wurde, war die Schädigung vermutlich in den meisten Fällen reversibel.

Die Ursache der Symptomatik wird auf eine Überwindung der Blut-Liquor- Barriere durch das Kontrastmittel mit nachfolgender vorübergehender kortika- ler Erblindung zurückgeführt (7, 8). Ins- gesamt scheint es sich um eine seltene Nebenwirkung der Kontrastmittel zu handeln, über die der Arzt aber aufgrund ihrer Dramatik informiert sein sollte.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen ver- wenden oder diesen aus der AkdÄ-Inter- netpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Fachinformation zu AccupaqueTM 240/300/350 (Stand: September 2002).

2. Gebrauchsinformation und Fachinformation zu Solu- trast®(Stand: September 2003).

3. Horwitz NH, Wener L: Temporary cortical blindness fol- lowing angiography. J Neurosurg 1974; 40: 583–586.

4. Studdard WE, Davis DO, Young SW: Cortical blindness after cerebral angiography. Case report. J Neurosurg 1981; 54: 240–224.

5. Junck L, Marshall WH: Neurotoxicity of radiological contrast agents. Ann Neurol 1983;13: 469–484.

6. Lantos, G: Cortical blindness due to osmotic disrup- tion of the blood-brain barrier by angiographic con- trast material: CT and MRI studies. Neurology, 1989;

39: 567–571.

7. Mentzel, HJ, Blume J, Malich A et al.: Cortical blindness after contrast-enhanced CT: complication in a patient with diabetes insipidus. Am J Neuroradiol 2003; 24:

1114–1116.

8. Saigal G, Bhatia R, Bhatia S et al.: MR findings of cor- tical blindness following cerebral angiography: Is this entity related to posterior reversible leukoencepha- lopathy? Am J Neuroradiol 2004; 25: 252–256.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert-Lewin-Straße 1/We- gelystraße, 10623 Berlin, Telefon: 0 30/

40 04 56-5 00, Fax: -5 55, E-Mail: info@

akdae.de, Internet: www.akdae.de ) B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 44⏐⏐29. Oktober 2004 AA2983

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

„Aus der UAW-Datenbank“

Sehstörungen nach Röntgenkontrastmitteln

Wiedereinstiegskurs für Ärztinnen und Ärzte

Termin und Ort: 17. bis 28. Januar 2005, Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin-Mitte Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte nach der Familienpause bzw. berufsfreiem Intervall, sofern sie wieder in ihrem Beruf tätig werden wollen

Voraussetzungen: mindestens zweijährige Berufspause, mindestens zweijährige frühere ärztliche Tätigkeit

Fortbildungsinhalte: Aktualisierung des medizinischen Wissens auf den wichtigsten Ge- bieten der ärztlichen Grundversorgung

Fortbildungsangebot: 80 Stunden ärztliche Fortbildung und Vermittlung eines Hospita- tionsplatzes

Auskunft: Sekretariat der Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, Telefon: 0 30/30 88 89-20, Fax: 0 30/30 88 89-26, E-Mail: kfs@kaiserin-friedrich- stiftung.de, Homepage: www.kaiserin-friedrich-stiftung.de ) Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlicht Be- kanntgaben seiner Herausgeber, der Bun- desärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, ferner Bekanntgaben von Institutionen, die im Einzelnen von den Herausgebern als Bekanntgeber be- nannt worden sind. Verantwortlich für den Inhalt der Bekanntgaben ist der jewei- lige Bekanntgeber.

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Beekkaannnnttggeebbeerr ssiinndd zzuurrzzeeiitt::

1. die Bundesärztekammer sowie – von dieser benannt – der Wissenschaftliche Bei- rat der Bundesärztekammer, die Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzteschaft, die Zentrale Ethikkommission, das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin, 2. die Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie – von dieser benannt – der Gemein- same Bundesausschuss.

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