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(1)

Vergleichende Studien.

Von J. Barth.

n.

Uralte pluralische Analogiebildungen.

1.

Im Nordsemitischen ist das uralte Wort für „Himmel" in den

verschiedenen Idiomen übereinstimmend eiu Plural, während die

südsemitischen Sprachen ebenso übereinstimmend den Singular

haben. Vgl- auf der einen Seite das hebr. Di»», phoen. DUffl, syr.

^ÄÄ,, J nY> f , paläst. Syr. j;;200Jb [m wegen des folgenden m],

palm. liaiH (bya), auf der anderen das arab. sU*- mit dem sa¬

bäischen IMD in ■'iMD'i ^), dem minäischen DMSO, dem ättiopischen

und amhar. tld^JB •

Das nämliche Verhältniss zeigen die Bezeichnungen für „Wasser".

Im Nordsemitischen Plurale: hebr. D^??, syr. —JD, nur jerus.

*' ^ ♦

Targg. im Sing., wie 5L«, (mit einer dort mehrfach vorkommenden

Trübung von ä zu ö) ; im Südsemitischen regelmässig Singulare:

arab. , sab. *iM , min. *na (in DOnw , DTO) *), äth.-amh. (f)JB •

1) Daneben löDT = i^iL-t—i*! ^j; minäisch DflMO „Himmel" mit Dissimilation des W nach m in h. Vgl. die verschiedenen Formen bei D. H.

Httller, actes du VIme congr. d. Or. n, 1, 455. Nach dieser natürlichen Ueber¬

einstimmung mit den sonstigen sUdsemitischen Pormen ist wohl auch das Schluss-n in pHD3T 'J5Mn["l als Demonstrativzeichen an der Singularform, wie schon Müller zur Wahl stellt, nicht als Plural-Endung , was er als zweite Mög¬

lichkeit giebt, anzusehen.

2) Müller a. a. O. 451—2. Auch einen Plur. "(nlZ hat M. daneben

0 o , ,

wahrscheinlich gemacht; wie ja auch arab. »Lj-* und o!jL*a» vorkommt. Der

(2)

342 Barth, Vergleichende Studien.

Das Assyrische bildet in beiden FäUen seine Formen fast

durchweg in nordsemitischer Art als Flurale: 1) Sa-ma-m{, daneben

sa-mi-i, 2) ma-mi-l neben mi-i'^). Es werden hier (jedoch, wie

mir Hr. Dr. Peiser freundlichst mittheilt, nur in Syllabaren, die

für den wirklichen Gebrauch Nichts beweisen), noch sa-mu-u, mu-u

erwähnt, die übrigens möglicher Weise nur gelehrte Nominative Pliu.

zu den wirklichen Wörtem samt, mi, nicht Singulare, sein sollen.

Das AuffaUende an beiden Erscheinungen ist, dass beide Male

einer gleich geformten Singular-Endung des Südsemitischen

(arab. 'iL = äth.-amhar. äj) ein wiedemm gleichgebUdeter Plural

im Nordsem. entspricht, dessen Endung D^-p zudem im Hebräischen

ganz isohrt ist. Denn wenn man auch einen Sing. *iu\d zu Grunde

legt , so haben wir doch kein weiteres substantivisches ^) Beispiel eines auf aj schliessenden ■>"b-Nomens, welches im Hebräischen aus

(ij + tm einen Plur. auf ü^— bUdete. Ueberall büden die i"b-

Nomina vielmehr nach der Analogie starker Nomina den Plural

auf im: Cip, D"'?», □■'3E u. s. w. Das einzige im Singular con¬

sonantisch endigende ■'ya hat keinen masc. Stat. Absolutus Plur.

gebildet; der natürhche Plural D'Elie ward offenbar vermieden und

durch nini» ersetzt.

T

Die südsemitischen Aequivalente zeigen, dass in der That die

vorauszusetzenden Singulare der beiden erstgenannten Nomina ur¬

sprünglich andere Endung hatten, als tij. Dem arab. Sil, äth. dj

entsprach ein ursprünghches nordsemitisches dj, nicht äj '). Dieses

charakteristische Unterschied des Nordsemitischen hiervon, um den es sich hier handelt, ist aber der, dass dort ein Singular überhaupt nur ganz ver- oinzelt ('^T3) vorkommt.

1) Die je ersteren samavi, mavi zu sprechen wie sab. T2D, IM (E. Mayer, ZDMG. 31, 741, Anm. 5), wobei das Längenverhältniss des zweiten a von der Schrift nicht angegeben wird.

2) Da» vereinzelte Partcp. pass. Pu. D'^'^nö?? Jes. 25, 6 scheint dem parallelen Q^j/pTM nachgebildet zu sein.

' ,. I» 0

3) Der Endung in SLXj entspricht im Aramäischen das aj in

.pO |0P .op

und so durchweg z. B. in ^JjkS, V>>0. hV*- — Im Hebräischen ist jetzt durch die Trübung des <J in ö der darauf folgende Hauch oder Spirant verloren (rf?J = 5^1^) • Da diese Trübung erst innerhalb des Hebräischen erfolgt ist , so muss natürlich für den hier" zu untersuchenden Process , welcher allen nordsemitischen Sprachen gemeinsam, also älter als die Trennung des Hebräischen

(3)

d ist zwar jetzt durch die Verbindung mit j zu einem Diphthong

verkürzt worden ; da es aber in der ursprünghchen Form der

Endung lang gewesen war, ging es nicht, wie_ ein von vom¬

herein kurzer Vocal ä, verloren. — Erst das Aramäische hat

diese letzte Umbildung vollzogen und beide Nomina vollkommen

den Substantiven aus ■i"b- und •'"b-Stämmen mit urspr. kurzem

Endvocal gleich gemacht : nnd damach wohl auch .^v^»

Wie so in jener uralten Periode das Nordsemitische nur in

diesen Fällen das diphthongische äj zu äj verkürzte, in den meisten

Nominalendungen aber nicht , können wir nicht ausmachen , ebenso

o ,

wenig als zu erklären sein dürfte, warum in ,^1, tä) das a des

V

Masc. lang gebheben, in oL tau aber kurz geworden ist. Die That¬

sache steht fest, dass das hebr. vom äthiopisch-amh.

fld^JB, (fiji nicht zu trennen ist und dass beide wieder regel¬

recht dem arab. 9L-w, SLo entsprechen.

Erklärt nun nach Obigem die ursprüngliche Endung äj, woraus

erst äj geworden, die ungewöhnliche Endung in dem hebräischen

Plural auf D7— , so ist zugleich durch diese verkürzte nordsemitische

Endung äj die Neubildung einer Pluralfonn in beiden FäUen auf¬

geklärt. Die nordsemit. Singularformen äamäi, mäi endigten wie

der sonstige Stat. constructus Plur. der Masculina im Nordsemitischen.

Traten Suffixe an diese Sin gular nomina an, so entstanden wie¬

der Pormen, welche mit Pluralen äusserlich vollkommen identisch

von ihnen ist, die ursprünglichere, ungetrübte, gemein-nordsemitische Aus¬

sprache des ä vorausgesetzt werden. Dass in diesem Fall auch für das

)

Hebräische dj anzusetzen ist, zeigt das Abstractum ''IT (eine Form ,

gebildet wie 3riS = V-jljü'; 1)57 = j^J i 1'?'? — SULi u. s. w.), und das N. pr. "'D'^O = tLUy« .

p p ,

1) Ebenso wie das d des Imprts. JJ, , Verbindung mit einem

r v" ^

ü za a wird : Ol. , Q.\.^, während es dort vor einem i lang bleibt:

.l.-i^.

2) Nöldeke, syr. Gr. § 73. — Adjective und Participien haben dagegen be¬

kanntlich auch hier en bewahrt, welches im biblisch Aramäischen in ain aufgelöst wird nicht etwa blos, wo der vorauszusetzende Singular auf aj auslautet (wie in

■^■^inOJp Dau. 5, 6) sondern nach falscher Analogie auch wo er auf ä aus urspr. ij endigt wie in y_t5 T.V^ I-r? "■ '"■

(4)

344 Barth, Vergleichende Studien.

waren (wie lij^Uffi .^.<oa, —, «iSTOiä u. s. w.), wahrend sie

von den Singularendungen des starken Nomens sich voUständig

unterschieden. So fasste die Sprache beide Wörter als Plurale und

bUdete hiemach in falscher Analogie auch den Absolutus als Plural¬

form: ÜTOTü, ü^n. Die Sprache behandelte die Wörter hiemach

auch syntaktisch durchweg als Plurale.

Die Betonung beider Plurale auf der Pänultima gegen

die sonstige Regel muss im Zusammenhang mit den entsprechenden

ebenso betonten Endungen im aram. yiV T^ya u. s. w. beurtheilt

werden '). Am wahrscheinhchsten dürfte sich die Betonung an die¬

jenige der mit ihnen gleich endigenden Duale angelehnt haben.

Es wäre merkwürdig, wenn dieser UmbUdungsprocess auf diese

beiden Nomina sich beschränkte und nicht in jener Periode noch

weitere gleich endigende Nomina ergriffen hätte. In der That fehlt

es nicht an weiteren Erscheinungen.

o , -

„Leben* ist arab. äL»- ^) , also eine andere Nominalform als

die obigen *): qätälätun. Die Femininform hat im Nordsemitischen

keine aUgemeine Vertretung*). Dem MascuUnum dieser Form aber,

* i^jjkS»-, entsprechen wieder die dortigen NeubUdungen. Ein solches

masc. Sing.- Nomen musste im Nordsemitischen mit Suffixen Tji'^n

— Schärf ung der ersten Sübe statt der Vocaldehnung — . ^. .^n", ^ fr'Ti OjJLL u. s. w. lauten, woraus sich wieder, wie oben, die Rückbildung

eines Absolutus D'^^ri ^iL, jlL ergab. — Die etwaige Annahme,

dass der Plural hier zum Ausdrack der Abstractbedeutung gebildet

worden sei — wie in D'iliys , D''31pT u. s. w. — ist darum sehr

imwahrscheinhch, weil diese Function des Plurals nur im Hebräischen

behebt, im Aramäischen aber sehr selten ist*).

1) Vgl. die älteren Ansichten bei Philippi, ZDMG. 32, 46—7.

2) Fehlt im Aethiopisehen; dafür dort die gewöhnliche Form dos Nom.

verbi itl^CD'l'-

3) Der Inf SLa>- ist für andere Bedeutungen differenzirt.

4) Im Talmudischen ist NniTI „Leben", das eine Form qHalth& wie O

NnibSt ist; denn es ist in das Arabische als 'iyf^ gewandert wie NflibK O

als s^Jlo.

5) Vereinzelt T'UTOlp „Wahrheit" in einem jerus. Targ. (s. Levy) =

^&kJtauä(A.1 |i:a<O03) Lagarde anal. 2, 3—4.

(5)

Dem Sing, ^^jw = (häufiger entspräche ein hebr.

Sing. *n»n, dessen Suffixformen ursprünglich ') •'Vn, 't\''Vi2 u. s. w.

lauteten. Der Singular war ursprünglich ein Collectivum, das die

Gesammtheit der Eingeweide bedeutete. Vgl. die Tradition bei

Muhit al-M. : t\jLA 'i.jL.j^ j '^'i ^5*^ ^ C^V^' •

Durch jene den pluralischen gleichen Suffixformeu ward aber im

Hebräischen das Wort durchweg als ein plmraliscbes behandelt

Der Absolutus des Worts, der im biblischen Hebräisch fehlt, liegt

im Späthebräischen der Mischna, imd zwar gewöhnhch als D">''Sn

— also wie DTOia endigend, wohl dem selteneren arab. Sing. SLjw,

nicht entsprechend —, seltener als d"*»» vor (s. Levy, Nhbr.

WB. u. d. W.).

Auch D''3B „Antlitz", jetzt ein Plur. tantum, dürfte eine solche

Rückbildung aus falscher Analogie sein. Pür den Singular vgl.

die Nomm. propp. bNl2S und bN-iSD. Das hebr. Adverb "Seb —

ein Singular wie das gegensätzliche lins —, dessen d wie das in

111, nicht getrübt ist, entspricht dem äthiop. 4^5* „Richtung"

^ ' . ^-

(eigentl. „Vorderseite" wie in Bildung und Bedeutung; dess¬

gleichen dem arab. 'iüj „Vorderraum (vor dem Haus)". Wie die

südsemitischen Idiome, hat auch das Assyrische durchweg den

Singular: pa-an sa-mi-i (Tayl. IV, 69), pa-an ni-ri-ja (IV, 78),

istakan (Sing.!) 2}0'-ni-su (Sennach. ed. Sm. 113), sowie die Prä¬

positionen la-pa-an (gegenüber -'ptb), ana pan, ina pan u. s. w. —

Wie iby, ibN, so war also auch i3ßb ursprünglich aller Wahr¬

scheinlichkeit nach ein Singular nomen mit Suffix; aber nach der

äusseren Porm der Bindesilbe erschien es dann dem Hebräischen

als Plural und bildete demgemäss einen neuen Absol. ü^^t.

Zu diesem Nomen ist auch das suffigirte Substantiv T'StN

Prov. 25, 11 dem Stamme nach zu steUen , welchem um* ein N

vorgesetzt ist. Der Zusammenhang : „Goldenen Aepfeln in silbernen

1) Als noch nicht die Analogiebildungen nach den starken Stämmen wie

in ^ST durchgeführt waren, die das Aramäische noch nicht kennt; vgl.

auch hebr. "^"'^1 u. A.

2) Das Prädikat steht immer im Plural.

2 i

(6)

346 Barth, Vergleichende Studien.

Schalen gleicht ein Wort gesprochen T'S?« b?' führt auf die Deu¬

tung, die ihm Ibn Ganäh gegeben, wenn er sagt : ,Es stammt nicht

vom St. ICN, sondem das N ist Bildungslaut (_^| 1150 b» eJUol^

t,?^"' Dadurch wird nämlich die gi-ammatische Ungeheuer¬

lichkeit eines sogen, abnormen Plurals (statt VSCN ')) vermieden,

den man mit dem Hinweis auf vlttäN rechtfertigen will, welches

aber gleichfalls keiner ist (s. unten) , oder die Passung als Dual

der hier nicht möglich ist. Es ist von einem Nomen npDN her¬

zuleiten *) und ist Singular.

In dieser Weise erklärt sich der aramäische Plur. =

späthebr. Di»n ,Werth, Preis", den man übrigens wegen der Mischna-

form nicht zum Sing. J..1jdoj*) stellen kann. Ein Sing. *nttT

„Werth, Preis" vom St. n^n „gleich sein" musste mit ursprüng¬

lichen Suffixen vai, iniun u. s. w. lauten, die von selbst Anlass

zur Neubildung eines pluralischen Absolutus wurden.

Die Berechtigung zu dieser Annahme der secundären Plural¬

entstehung solcher Pluraha tantum liegt in dem auffallenden Um¬

stand, dass sie im Nordsemitischen gerade von -/'b- und

Stämmen erscheinen. Es ist nicht schwer einen transcendentalen

Grund aufzufinden, waram die Nordsemiten z. B. üyp „Wasser" mit

einem Plural bezeichnet hätten ; die Annahme, dass sie die Menge

der einzelnen Tropfen damit bezeichnet hätten , liegt nahe.

Nur muss man folgerichtig fragen, warum nicht Ii", abn, pic u. s. w., die doch ebenso reich an einzelnen Tropfen sind, gleichfalls Plurale

wurden? — Es wäre ferner sachlich wohl begreiflich, dass — wie

es schon oft ausgeführt ist —, das Wort für „Leben" als eine

Fülle von Einzelthätigkeiten mit dem Plural Di^n ^^.t'

bezeichnet worden wäre. Die Geschichte des Worts lehrt aber,

dass dies im Südsemitischen nicht der Fall ist, und die fernere

wichtige Thatsache , dass andere Wörter , die dieselben Laut¬

verbältnisse, aber ganz andere Bedeutungsrichtungen

haben, von der gleichen Umwandlung betroffen worden sind, zeigt.

1) Ges. lex. [10] u. d. W. u. And.

2) Olsh. § 155 d. EwalKl 258a u. A.

3) Dessgleichen ist IGan.'s Ableitung des W.'s Ö^SaN (Loxic. S. 65), welches a) Töpferscheibe, Jer. 18, 3, b) Exod. 1, 16 ein bei der Geburt in Betracht kommendes Werkzeug oder einen geschlechtlichen Körpertheil be¬

deutet , von einem St. 7133 sehr beachtenswerth , abor angesichts der Dunkel¬

heit namentlich der zweiten Stelle schwerlich zu entscheiden.

4) Nöldeke, syr. Gr. § 72.

2 6

(7)

dass die ürsachen der ümbildung nicht auf begrifflichem, sondern

anf lautlichem Boden, in einer und derselben lautlichen Besonder¬

heit ihrer Stämme, iu der äusserlichen Identität der singularischen

Suffix- mit sonstigen Pluralformen zu suchen sind. — Weiterhin

ist auch hiermit erklärt, warum das Südsemitische nicht gleichfalls

gelegentlich solche secundäre Plurale hervorbrachte: die formale

ürsache der falschen Analogie fehlte dort. Die Endung aj, bezw.

a für den Stat. constmctus Plur. kennt bekannthch das Südsemi-

_ * ; ^

tische nicht , Wörter wie ^^u» ^j»-^ ghchen in ihrer suffigirten

Form: »Iji/i, in keiner Weise den pluralischen, konnten also

auch zu einer Neubildung solcher Plurale nicht Veranlassung geben.

Als weiter einer solchen pluralischen Neubildung verdächtig

sehe ich das bibl. - aramäische *yin (i'^'" Suff, liiiin Dan.

2, 22) „Brast' an , welchem hebr. fim, targ. und syr. j^jL ent¬

spricht vmd das als Singular mit Suffixen .^♦«., »0)0^ lauten

musste.

Solchen ürsprangs verdächtig ist mir endlich noch der hebr.

Plur. D^Ml „Blutschuld", worüber indessen mehr als eine Vermuthung nicht möghch ist. Die Differenzirung der Bedeutung von der des Sing.'s

üt ist selbst im Hebr. nicht durchgeführt ; auch hier kommt DI in

gleicher Bedeutung vor (pth üt T'S —, aän-' Dn ~, D'i ib yn).

Eine andere Sprache kennt überhaupt diese Unterscheidung nicht, die

erst im Hebr. ausgebildet wird. Auch wer über die historische Bi- und

Triradicalität Mancher von den kurzen Nomina anders als ich denkt,

wird wohl aus dem Zusammenstimmen von Formen wie )- T-n

mit f-Lü!, lXj' ^- s. w. so viel als sicher ansehen, dass ihre Aus¬

bildung in solchen Fällen mit der von Nomina aus i"b - (i"b)

Stämmen conform ist. Die Vermuthung liegt nahe, dass, wie das

Arabische seinen Plur. 8L«J, ^^^/O wie von j/^im aus, so auch das

Hebräische singularische Suffixformen ijinn , vi2t (wie T'iS) bildete,

welche zu der häufigen Ausbildung eines Plur.'s 0V2t im Hebr.

erst führten. Da das Hebräische im Nordsemitischen aber ganz

allein damit steht und weitere Vergleichsglieder fehlen , so lässt

sich nichts Sicheres erschliessen.

(8)

348 Barth, Vergleichende Stndien.

2.

Eine verwandte Erscheinung liegt in dem Gebrauch von Prä¬

positionen mit sogen. Plural-Suffixen in den verschiedenen semi¬

tischen Sprachen vor, deren Besonderheit darin besteht, dass die

Pluralendung weit überwiegend nur vor Suffixen , nur selten vor

Substantiven erscheint. Im Hebräischen nur vor Suffixen mit

e endigend: innn, '^tV'^, "»iia; auch vor Subst. nur ■'ins. — Im

Syrischen nur vor Suffixen mit aj versehen z. B. ^ 1^ ^,;

0 p p 'S '

. o>\ - )0V-0, i»— ; dagegen vor Substantiven nur selten vor-

V ^ Y V

kommende Formen: w&^J., ■ \ ^ = targ. und talm. inbiy.

(Daneben einige feminine Plur.-Formen wie fcoo und (nur vor Suff.)

P >v^

^v^ y») ■). — Jenen ersteren entsprechen lauthch und im Gebrauch

die äthiopischen Präpositionsformen vor Suffixen *^^^\.J^,

'ifL> J?.n> u- A., die gleichfaUs vor Substantiven der Regel nach

kein c haben , obgleich es in vereinzelten Pällen vorkommt ^). —

Im Arabischen entsprechen Präpositionen mit ihrem Suffix wie

O ^ 'Cj^O^ ^&w^

»l.jlJj_s», üA^y.»- und formelhafte Ausrufe, wie iJ^ojui*«, t:5>-y-!,

^ ' -

u^yüUs» u. A. Vereinzelt findet sich auch hier die Endung aj

vor Substantiven; z. B. xXLii ^\y»- Tab. III, 731, 12. — Aus

dem Sabäischen hat MüUer') Präpositionen wie lanpa, innna,

ibapb, inps ia verglichen, die neben Pormen obne die Endung

1 hergehen ; das Sabäische würde sich von den anderen Sprachen

aber ansebeinend durch häufigeren Gebrauch der sogen, pluralischen

Form vor Substantiven unterscheiden. Hingegen würden die Formen

&- o -

im modernen Beduinendialect : Uxiji, LLy-rsCi u. A. *), an welche

Prätorius ') erinnert hat, wegen des Bindelauts i, der sich vou dem

aj , e der anderen Sprachen abscheidet , hiervon zu trennen sein,

wenn sich nicht die Verfärbung jener Laute in ein i für den ge¬

nannten Dialect auch sonst erweisen lassen sollte '').

1) Nöldeke, syr. Gr. § 156.

2) Dillmaun, äth. Gr. S. 321.

3) ZDMG. 37, 9—10; ferner am oben angef O. 456.

4) Wetzstein, ZDMG. 22, 123.

5) Lit. Bl. f or. Philol. II, 58.

6) Für eine solche Verfärbung spräche auch dio von Praetorius nach-

ü Ö-

gewiesene Uebereinstimmung des beduin. UÄÄjiAÄc, IääJiAäc in der Form

mit äth. (D'il't^J .

(9)

Diese auffallenden präpositionellen Pomien werden meist als Plurale zuweilen als Duale, oder als scheinbare Duale ^) angesehen.

Aber nicht blos die dualische Annahme schhesst sich durch den

Mangel eines Zusammenhangs der Pormen mit dem Dualsinn aus,

sondem auch die plurahsche Auffassung scheitert an der Thatsache,

dass obige Pormen sowohl im Süd- wie im Nordsemitischen mit

der jeweiligen Pluralbildung nicht vereinbar siud. Das S ü d -

semitische, welches in den obigen Pällen aj im Arabischen , c

im Aethiopisehen hat , kennt keinen Plural mit diesen Endungen.

Die Aufstellung, dass die nordsemitische Endung des Constr. plur. msc.

aj, e einst auch für das Südsemitische, bezw. für das Altsemitische überhaupt gegolten habe, ist durch Nichts bewiesen und nicht beweis¬

bar. Da sie mit den masculLoen Pluralformen im Absolutus weder

E - joE

organisch als abgekürzte (wie mit noch als selbständige

Parallel-Porm (wie urspr. der syr. Constr. Plur. äth zum Absol. dn,

hebr. fem. Sg. äth zu o) irgend welche Beziehung hat, so ist ihre

Ursprünglichkeit im Gegentheil unwahrscheinlich, ihre spätere Ent¬

stehung erst im Nordsemitischen durch eine secundäre Entwicklung

anzunehmen. Welchen Ursprungs diese letztere gewesen, ist hier

nicht zu erörtern; ich behalte mir für eine andere Stelle vor, eine

Vermuthung darüber zu begründen. — Ebenso wenig vertragen

sich auf nordsemitischem Gebiet hebräische Pormen wie TTinn,

wozu man auch i^IäN, Tjni (T^'in^) zu vergleichen hat, mit der

dortigen Pluralbildung, welche T^nnn iilöN T'ln^ u. s. w. er¬

forderte. Die Ansicht Müller's, dass wir in dieser abweichenden

Pluralbildung ^^1^n eine Art uralten Musterplurals gegenüber der

sonst üblichen Insertion eines a hätten, widerlegt sich dadurch,

> , ü ^ >,0-

dass im Arabischen für Tinnn noch sj^^ ^ für i^in^ noch

gesagt wird, diesen hebräischen Pormen also eine besondere, über

die sonstigen hebräischen Bildungen hinaufreichende, Alterthümhch¬

keit keinesfalls zukommt. Mag immerhin im Altsemitischen im

Punkte des Plural-a ebenso Schwanken geheiTScht haben , wie im

Arabischen') —, dass pluralische Neubildungen im Hebrilischen

ohne ein solches a stattgefunden hätten, müsste erst an einem

einzigen wirklichen substantivischen Plural bewiesen werden.

1) Z. B. von Ewald (§ 2C6), Böttcher („Plur. der Ausdehnung-'), de Lagarde (s. unten), Stade (§ 378, Anm. 1); ehenso für das Sabäische M U 11 e r a. a O.

2) Z. B. Wellhausen, Reste arab. Heidth.'s 108, Anm.

-je» - }ti .

3) Vgl. hierzu don Hinweis auf die Zahlbildungon ^^.mC und ^^^f ; w von Müller a. a. O., wozu die Bemerkungen von Praetorius a. a. O. 58 zu berücksichtigen sind.

2 6 *

(10)

350 Barth, Vergleichende Studien.

um glaubhaft zu sem. Präpositioneu , von denen es an sich schon

schwer begreiflich ist, wie sie zu den Pluralformen kommen,

können keinesfalls als Normen für die älteste Art der Pluralbildung

gelten, um so weniger, wenn wir positiv nachweisen können, dass

diese selben Präpositionen erst secundär die sogen. Pluralform an¬

genommen haben.

Eine weitere wichtige Instanz gegen ihre Pluralität ist die

noch nirgends erklärte Erscheinung , dass diese Präpositionen vor

Substantiven in aUen Sprachen der Regel nach in ihrer sin¬

gularischen und nur vor Suffixen in ihrer angeblich

pluralischen Porm erscheinen'). Wenn, wie Lagarde'^)

ausführt, der Pluralgebrauch bei Präpositionen auf begrifflicher

Auffassung einer Mehrheitsbedeutung derselben beruhte, so wäre

nicht abzusehen, warum sie vor Substantiven in allen Idiomen

der Regel nach diese ihre Bedeutung verleugneten. Es ist nicht

denkbar, dass übereinstimmend in aUen Sprachen man einerseits

orü-t- j^-nc. l'^'H^' "^^^

begrifFlich beabsichtigten Singular, dagegen beim Ersatz des

,

Nomens durch das Pronomen QJ'fl't'l: , »Ac, ^OtoX^, vbr

mit einem begrifflich gedachten Plural ausdrücken wollte. Und so

bei den übrigen Präpositionen.

Dies Alles führt zu dem Schluss, dass die Pormen mit cy, &

vor Suffixen ebenso Singulare sind, wie die endungslosen Pormen

vor Substantiven. Die Bindelaute aj , ü beruhen vielmehr m. E.

auf einer Analogiebildung nach denjenigen Präposi¬

tionen, deren radicaler Schlusslaut aj, e war. Es sind

dies ibN, iby, im Nordsem. iny (aber arab. \o>^) mit ihren be¬

kannten Aeqüivalenten in den anderen Sprachen. Anlass zur Ana¬

logiebildung gab der eigenartige von der sonstigen Endung

der i"b-Stämme sich unterscheidende Wortausgang bei diesen

Präpositionen, welcher ihren radicalen Auslaut als eine be¬

sondere Art präpositioneller Endung erscheinen liess.

Diese Eigenartigkeit ihrer radicalen Endung ist sowohl im

Nordsemitischen, u. z. im Hebräischeu, durch die ungewöhnliche

Schreibung i im ständigen Stat. constr. , als im Südsemitischen,

u. z. im Arabischen, durch die hiermit völlig übereinstimmende

Aussprache aj inmitten des Worts , gegenüber dem sonst regel¬

mässigen d, sie ist durcb dieses Zusammenstimmen für das Alt-

1) Solche Wörter, welche auch im selbständigen substantivischen Gebrauch Plurale sind, wie 15"'??' ^12130, unterscheiden sich gerade hierdurch von diesen nur vor Suffixen pluralisch erscheinenden , sonst singularischen Wörtern und sind darum von ihnen zu trennen.

2) Mittheilungen I, 232.

2 6 *

(11)

semitische gesichert. Die Erläuterung dieser alteu Besonderheit

verbinden wir am zweckmässigstcn mit der Beantwortung eines

dieselbe berübrenden Einwurfs de Lagarde's'). Während man

ziemlich allgemein die Endung in ^by, i'iN, ili' für die radicale

Singularendung angesehen hatte ''■), will Lagarde in ihnen Stat.-

constructus-Pormen des Plurals sehen, die zu Singularformen

*nby...-T ' *m5''VT u. s. w. gehörten. Da nämlich eine singularische

Endung j^-'- im Arabischen beim Antritt von Suffixen ständig zu

^ Cj~ , ij ~

L. niemals zu ^ werde , so könne i^^LJlc , iä5>^J! u. s. w. keine

g

Singularform sein '). So beachtenswerth dieser Einwurf ist , so

wenig lässt sich m. E. der darauf gegründete Schluss halten.

Denu nach diesem müsste man — wie schon ausgeführt — innerhalb

des Arabischen selbst J| u. s. w. vor Substantiven als einen Siu-

O' £

gular, dagegen aJ! u. s. w. vor Präpositionen für einen Plural an-

s

sehen , — ebenso entsprechend in den anderen Idiomen — eine

schon an sich schwer begreifliche, sonst unerhörte Zweitheilung

der Präpositionsverwendung. Man müsste zweitens die arabischen

Formen vor Substantiven: Jx., Jl, welche nur Singulare

s

sein können, von den hebräischen Formen ibs ibN iny, welche

angebhch Plurale wären, trennen, wozu jedenfalls nur dann eine

Begründung vorläge, wenn die lautlichen Verhältnisse diese Trennung

1) Mittheilungen n. a. O.

2) Z.B. Ewald 266 b', Olshausen 223b, Stade 375, Nöldeke, Bickell u. A.

3) Auch auf ^Iffi exemplificirt er, welches eine Verbindungsform des Plur.'s sei — die singularische laute »TlTü — und welche demnach auch für ^by u. s. w.

den Pluralcharakter beweise. Da indessen ein Plural D"l© nie vorkommt und ständig durch den Plur. niTIIJ vertreten ist, da ferner ein Stat. constr.

der archaistischen Sing. - Form i^TS gar nicht anders lauten könnte, als (während ri'i© zu ri'i.© gehört), so kann diese Form keinesfalls als beweis¬

kräftiges Einwurfsobject gegen die singularische Auffassung joner Präpositionen gelten. Neben dem Plur. IS^JOIS u. s. w. steht mehrfach parallel der Constr.

nnic . (1V Sam. 8,' 14:J Neh. 5,3. 4. 5. 11 u. s. w.) ,/ I n-M"!21. y . nllia .,. 1 Sm.

22, 7, aber parallel mit dem Sing. ^£3 steht '^'l'iü Jes. 32, 12; dem Sing, biaa entspricht -'1© Prov. 23, 10. Es steht "'1© Ruth 1, 1. 2. 22.

2, 16 neben aNli: ni© 1, 6, Gen. 36, 35. — Dies Alles spricht für seinen Sing.-Charakter.

(12)

352 Barth, Vergleichende Studien.

indicirten. Nun behauptet zwar m dieser Beziehimg de Lagarde,

/ _

dass im Hebräischen zwar [mit Gazm des j, also = arab. ^]

/

vielfach zu i— werde, aber [ohne Gazm] zu 'n-^. würde, ay

sei nicht ai '), was freihch einer Identification von Ji u. s. w.

&

mit u. s. w. entgegenstehen würde. Aber diese Behauptung

hält nicht Stand. Denn es entspricht dem arab. \j>\ , (constr. |jt)

& &

hebräisches (auch im Aramäischeu edai in "jni*) —, dem arab.

^j:ijt) ein hebr. ""nü. Demnach entspricht auch einem arabischen

^^^Ic, ^\ regelrecht ein *"'b5, i'pN, welches im Stat. constr. nicht

anders als-ibN, 'by lauteu kanu 2).

Wenn demnach sowohl die hebr. Pormen ibN u. s. w., als die

C '

arab. Aequivalente jJA u. s. w. als Singulare anzusehen sind,

so ist die allerdings auffallende Erscheimmg, die de Lagarde's

Einwurf zu Grunde liegt, zu untersuchen, wie so bei diesen Prä¬

positionen in der Wortmitte gegen die sonstigen Sprachgesetze ein

o - - ,

j_ statt des üblichen L_ vorliegt und dieses ist dann mit der ganz

analogen Erscheinung, dass das Hebräische in diesen Präpositionen

1.. im Stat. constr. Sing., nicht das übliche n.. schreibt, zu

vergleichen.

Die ursprüngliche nominale Endung aj liegt in deu semitischen

Sprachen in doppelter Aussprache und Schreibung vor: selten in

der diphthongischen aj, häufiger in der monophthongischen a. Im

Aethiopisehen wechseln bekannthch noch am häufigsten die

erstereu (fll--^, OO^, 'Xfl^) mit den letzteren (/j,/^,,

/C21 11. A.)Im Hebräischen sind diphthongisch die schon

genannten ilic, iTN , ^nu in häufigerem Gebrauch, einzelne Wörter,

wie Diindn, ■'Elitsn (Stat. constr. PI.) nur einmal so überliefert*).

1) Symmicta II, 101—2.

2) Vgl. das Verhältniss dos Absolutus 0^528; mit ay zu Constr.

mit e und alle Duale.

3) Dillmann § 107.

4) Der Sing, von DiMllj, D'^K, dor auf *i'0 oudigt, nimmt, wie oben ausgeführt, als aus VLx verkürzt, genetisch eine besondere Stelle oin.

(13)

Dass im Arabischen bei den vorgenannten beiden Partikehi eine mo¬

nophthongische Endung der hebräischen diphthongischen entspricht,

ist schon erwäbnt. — Im Aramäischen sind diphthongisch z. B.

J^7> = arab. ^ mit a '), "insj vgl. m. tit , die Nominalendung

(in .^a^QD, s*I\Q^, wJjtQ^ u. A. 2) gegenüber der ihr ent¬

sprechenden arabischen: e5— , a, die Participia passiva Pael und

Aphel rS,^ "^^"^^ gegenüber dem arabischen und

^^^JL>Ui mit a, mit denen man sie als identisch zusammenstehen

muss, und gegenüber dem aramäischen monophthongischen U^^»

-J^-

Das Arabische zeigt nun demgegenüber in der Regel eine

doppelte Abweichung: erstens erscheint am Wortschluss fast

ausnahmslos ') nur das monophthongische ^_!_ (zuweilen auch L.),

auch da, wo andere Idiome aj haben, wie in den mehrfachen oben

gegenübergestellten PäUen. Zweitens wird selbst dieses a, sobald

es durch ein Suffix in das Binnenwort tritt, C geschrieben (z. B.

- o - - - o -

(_g^4=ü, aber uS!^^), also nach Ausweis der Schrift seiner ur-

1) Das hebr. ^ba ist demnach aus ^ba verfärbt; daher wahrscbeinlicli auch dossen Femininform iri^S aus ''H", da in solchen Bildungen das Femi¬

ninum sich nur durch das inserirte t vom Masc. unterscheidet; (vgl. z. B.

LXJ-/ u. A.). — Ebenso iS aus ^D, vgl. syr. ^ mit arab. IJ^ in

_o--o- o-

v_Ä_^-J', der Conjunetion . — Da von inE „Unerfahrener" das

Abstractum nl^n? Prov. 9, 13 lautet, so muss das Concretum, nach Abzug der Endung üth, urspr. pathaj bezw. pathä wie das arab. gelautet haben, woraus erst unter Verfärbung der Endung a zu f ^riC wurde. So erklärt sich ixuch die ungewöhnliche ständige Form des Absol. (aus pätha mit rück¬

wirkendem Einfluss des a bezw. i auf das ä) statt des sonst zu erwartenden TIE. — Es hat Uemnach im Hebräischen einst noch mehr auf i— endigende Singulare als die oben angeführten gegeben; nur sind diese durch die Um¬

bildung in i z. Th. unkenntlich geworden.

2) Nöldeke, syr. Gr. § 83.

o -

3) Vgl. aber das ebengenannte .

Bd. XLII. 23

(14)

354 Barth, Vergleichende Studien.

sprünglichen Aussprache entkleidet und nach der Analogie solcher

Endungen ausgesprochen, die, aus aw entstanden '), von vornherein

0 . * ' -

a lauteten*). Schreibungen wie «jy«^ aus sind ganz obsolet;

"

die Regel ist «Loj . — Man wird nicht behaupten können, dass dies,

angesichts der entgegenstehenden übereinstimmenden Thatsachen in

den anderen Idiomen, ja der differirenden Aussprache des urspr. a

bei demselben Nomen am Wortende und im Binnenwort innerhalb

des Arabischen selbst, besonders alterthümlich sein könnte, und falls

das Arabische Formen aufwiese, die hierin mit der Behandlung des

a (cy) in den anderen Sprachen übereinstimmten, so könnte das

nicht befremden. Derartige Formen sind nun die Suffixformen

- (j- - o - - .

a5yJ! u5s-JU:') u. s. w. , WO das o; ebenso diphthongisch ge¬

bheben ist, wie in dem hebräischen ib« ''1??, (nicht *nbN "nbi»).

Am Wortende ist es im Arabischen, wie ja auch tit = ""TN,

= T\T2 monophthongisirt, in der Wortmitte dagegen, wo das

" ^ , €

Arabische ein monophthongisches a gar nicht aus¬

drücken konnte, wird es, übereinstimmend mit semer durch¬

gängigen Behandlung bei diesen Präpositionen im Hebräischen und

Aramäischen, diphthongisch geschrieben. Hierin haben wir auch

im Arabischen noch einen Rest der in sonst allen Idiomen noch

sporadisch vertretenen, aber überall (ausser dem Aethiopisehen)

selten werdenden diphthongischen Behandlung dieses Endlautes.

Demnach ist sowohl nach dem Zeugniss der nordsemitischen

c -

(i-TT- statt 'n—) als der südsemitischen (x_ statt L_ in der Wort¬

mitte) Schrift die Aussprache des radicalen Endlautes in dieseu

Präpositionen übereinstimmend in ihrer alterthümhchsten Form o;

1) Bei denen das Sabäisclie auch w schreibt; z. B. ISI = LaO^ gegen¬

über ibs = ^^^S.

2) Ebenso im ägyptischen Vulgärdialect : Sifä „Heilung", abor mit SufB-xen Ufäha, afäJc u. s. w. Spitta § 78, b, 1).

^ V! j , o j

3) tkXc hat im Arabischen, als von einem T "-Stamm (vgl. ^lAc, ^.jt^iAcj äth. ÖJ^'QX"» 0,J?'(D^' (fit)^^) ««"gel»"'»«', sowohl vor Subst.in- tiven als vor Präpositionen (liSiliXc) den a-Laut. — Im Hebräischon wird es, wie die beiden anderen Präpositionen, als ''"b-Nomen behandelt.

(15)

verblieben; sie ist vyeder im Hebräiscben in e (n— , Constr. .—),

noch im Arabiscben in der Wortmitte in a übergegangen, wie die

grosse Masse der •'"b-Nomina mit' ursprünglich gleicber Endung.

Da aber in allen anderen Wortbildungen der •>"b-Stämme mit urspr.

gleicherEndung die oben besprocbenenUmbildungen vorgegangen waren

und nur bei diesen Präpositionen durchgängig (bei einigen Partikeln

und einem archaistisch gebrauchten Nomen noch im Hebräischen)

das alte diphthongische aj stehen geblieben war, so musste allmälig

von der Sprache der ursprüngliche radicale Charakter dieses aj

verkannt werden und es erschien ihr als eine ganz besondere Endung

der Präpositionen. Diese besondere Präpositionsendung aber erschien

im Wesentlichen nur vor Suffixen. Denu im Arabischen vor Sub¬

stantiven war die Endung regelrecht: wie bei allen No¬

minibus, im Aramäischen und in der Prosa im Hebräischen war

sie überhaupt weggefallen. Sie erschien also nicht als Präpositions¬

endung, sondem als eine eigenartige Binde form zwischen

den Präpositionen und ihren Suffixen und hat darum

als solche eine Reihe weiterer Analogiebildungen erzeugt.

So erklärt es sich, dass in allen Idiomen auch das abgeleitete

aj der Hauptsache nach nur vor Suffixen existirt; die seltenen

Pälle , wo es vereinzelt auch vor Substantiven angesetzt wird, sind

entweder Rückbildungen aus den Suffixformen oder, im Nord-

semitischen , Analogiebildungen nach den poetisch - archaistischen

Endungen ^ in iby im Hebräischen auch vor Substantiven.

Man beachte, wie in den einzelnen Idiomen sich das abgeleitete

A_ bei den übrigen Präpositionen und Partikeln genau in denseloen

Grenzen bewegt, in welchen es in ihnen bei ^^^JLt und ^t, bezw.

dessen Analogiebildungen sie sind, erscheint. — Im Ara-

o -

bischen, wo das eigenartige qj (x«) nur vor Suffixen vorkommt,

-Ui^ -Ü-O.- ü-O-

erscheinen auch nur Suffixform-Analogien wie ti5LJ^, i^J^s*

^o--- -o-,-

üNaJIj.s-> ijSLjJvjt«, u. s. w. Rückbildungen solcher Pormen

als selbständiger Präpositionen wio das oben citirte ^\y^ sind

ganz isolirt. Weiter ist es noch wichtig, dass die Analogieform

ausser den Präpositionen auch sonstige formelhafte Ausdrücke er¬

greift. Da das Gleiche auch im Hebräischen wahrnehmbar ist, so

ist der Scbluss gerechtfertigt, dass in altsemitischer Zeit auch ver¬

einzelte Partikeln u. dgl. die organische Endung aj behauptet hatten ').

1) Vgl. oben |_ji ; syr. ^^S, liebr. , ''nU.

2:i *

(16)

356 Barth, Vergleichende Studien.

— Auch im Aethiopischeu erscheint in der Regel nur vor Suffixen

der Bindelaut, vor Nominibus aber die kurze Endung ä, genau so,

wie dort die organische Endung ^^-^ von ^^Ic in der bereits

umgebildeten Präposition AOA ä lautet. Im Uebrigen sind im

Aethiopisehen die Präpositionen vor Nominibus um ein Weniges

häufiger aus der suffigirten Porm zurückgebildet als im Arabischen*).

Auch das Sabäische , in welchem die Präpos. iiy mit radicalem j

vorkommt, hat etwas häufiger selbständige auf i — schliessende Prä¬

positionen (s. oben S. 348) als die anderen Idiome. — Im Hebräi¬

schen hat sich die Analogiebildung in ziemlich engen Grenzen ge¬

halten nnd hier ist der directe Zusammenhang der Neubildungen mit

deren Vorbild noch mehrfach durchsichtig, ^"'bs', u. s. w. hat

auf das gegensätzheh zu ihm gehörige '^innn, T"rinri hinsichtlich

der Suffixbildung u. s. w. eingewirkt ; dagegen blieb , wie by vor

dem Substantiv, auch nnn vor demselben ohne Endung. — Ebenso

hat ipcb ,vor" die gegensätzliche Form i^tiN (neben dem noch das

ursprüngliche IHN) „hinter" nach sich gezogen; wie jenes auch vor

Substantiven sein e bewahrte, der Sprache überhaupt als Plural

galt, so entstand auch eine Präposition iinN vor Substantiven. —

Nach dem nur im Poetischen erhaltenen iby, ib« entwickelte die

Poesie (Jes. 30, 11 zweimal) ein künsthch archaisirendes ipu durch

Analogie *). Von formelhaften Ausdrücken bildete das Hebräische

nach dieser Analogie mit e-Biudelaut: iiini (und iini; beachte

die merkwürdige, zu einer wirklichen Pluralform nicht stimmende

> j o -

defective Schreibung!) vgl. mit dem arab. Sing. «J^^^ und das

Ausrufswort "''^©N, 5ji1i23N, irtlTiäN u. s. w. Wären Beide wirklicbe Plurale '), so müssten sie iiiniT T : flilräNI V T -i u. s. w. lauten. In Wirk-

lichkeit sind sie Singulare mit dem aus Analogie entlehnten ver¬

meintlichen Bindelaut e der Präpositionen und Partikeln''). — Im

Aramäischen haben mehr Präpositionen als im Hebr. Analogie¬

bildungen angenommen. Mehrfach scheinen aber hierbei hebräische

Einflüsse eingewirkt zu haben, sofern gerade die aram. Aequivalente 1) Dillmanu a. o. angef. 0.

2) So auch Stade § 376.

3) Dies ist wohl die allgemeine Annahme; Ewald § 258 c; Olsh.

§ 135c; Stade § 346a, Anm. 2; Ges. lex. [10] u. d. W.

4) Das syr. w.^Q^, ^0)0^0^ u. s. w. ist erst dem hebr. "■'I^N nach¬

gebildet. Es ist seinerseits wieder in der Form u$Lj jId, 'n's

Arabische gewandert, wo man os noch richtig als Sing, behandelt.

(17)

von solchen hebräischen Präpositionen, die ,Pluralsuffixe" hatten, ebenfaUs solche annehmen. So Dnj5., )owB Suff. "M-j;? , ■'riTO'i;^ , talm. 1727, syr. auch noch .^joo u. s. w., vgl. mit hebr. iscb u. s. w.

p . r

. 0)\„ mit a;-Suffixen (auch . .^\pi.. u. s. w.) entsprechend dem

hebr. nnn mit ebensolchen; — ^ bei, wie hebr. b»; — Id».!.

• J

= ninn Dan. 4, 9. 18, irtinnn 4, 11 wie hebr. nnn durch den

Gegensatz zu = *"'by; — wie hebr. laiap und nia^ap.

Das Zusammentreffen der hebr. und aramäischen Wörter in der

Bedeutung ist zu auffölUg, um Zufall seiu zu können. — Rück¬

bildungen aus den suffigirten Formen und hierdurch auch selbständig

mit & vorkommend sind : .. t . (auch talm. nud mand.) —

J^l, talm. imn, mand. N^mn (diese beiden von nmn aus-

v" 71

gehend) —, = talm. und targ. imbiy, indem durch die be¬

sprochene falsche Analogie allmälig die spätere Sprache wirkliche

Pluralformen in diesen Präpositionen zu haben glaubte und hier¬

nach auch vom St. ^^■'by bezw. iby einen masc. Plural büdete

ähnlich den femininen auf äunoathä *), und so noch vereinzelte

andere.

Dass das Aramäische im Verlauf der Entwicklung die alten

präpositionalen BUdungen als Plurale ansah, hatte zur Folge, dass

hier auch allmälig vereinzelte feminine Plurale vor Suffixen auf¬

kamen. Ob nicht einst auch im Aramäischen Präpositionen mit

singularischer Endung äth existirt haben, wie im Phönicischen

(nby = + t; niD = fenä + t) und durch falsche Analogie

ebenso feminine Plurale erzeugten, wie die auf aj masculine, können

wir nicht ausmachen. Sicher ist aber, dass die femin. Plurale bei

Präpositionen erst eine verhältnissmässig spätere Bildung sind, die

0 ^ y, ■

demnach auf secundären Einflüssen ruht. Dieser Art ist

vor Subst. nur ^o.^^^ > und K i . ^ , das auch vor Substantiven

steht. Im Hebräischen ist dies ni;ia.vor Suffixen ebenfaUs in

allgemeinerem Gebrauch, dagegen als selbständige Präposition erst

bei Ezechiel durch aramäischen Einfluss. Diese Bildungen sind

wahrscheinhch von den gemeinsemitischen cy und e-Formen bei

1) Vgl. Nüldeke, syr. Gr. § 15C; Mand. Gr. § 158.

2) Nöldoke, mand. Gr. S. 194, Anm. 2.

(18)

358 Barth, Vergleichende Studien.

Präpositionen ausgehende spätere Neubildungen aus falscher Ana-

>. ^

logie, wesshalb auch ^q^jd seine Pluralendung, wie die Präposi¬

tionen mit cy, nur vor Suffixen annimmt. An ihnen, die dem Süd¬

semitischen ganz fehlen und im Nordsemitischen erst vereinzelt

^ ■Tt

auftauchen , in ''^q^jd zudem in einem Wort , das erst auf ara¬

mäischem Boden entstanden bezw. zusammengesetzt worden ist, er¬

kennen wir, dass zur Zeit ihrer Ausstattung mit der ^^A-Endung

das Nordsemitische , namentlich das Aramäische , die Bindeform i,

die im Nordsemitischen mit der masc. Constructusendung des Plurals

zusammentraf, schon als plurale ansah. Pür das wirkliche Wesen

und die sprachgeschichtliche Entstehung derselben beweist aber

diese begreifliche Selbsttäuschung der Sprache Nichts. Die Ver¬

breitung der ^-Pormen über das Südsemitische , wo sie mit keiner

Pluralform zusammentreffen, die Unvereinbarkeit der Gebilde Tin*',

TTirin, ^Jil'iiN mit einer wirklichen Pluralformation auch im Nord¬

semitischen, sowie endlich die uralte Erscheinung, dass der Binde¬

laut aj , ß in alter Zeit nur vor Suffixen , erst übertragen und

nur vereinzelt vor Substantiven vorkommt, das gleichmässige Verhält¬

niss z. B. von )olß zu ^'^.L einer-, . j- y t^o : .^.^^ andererseits im

, -0-0- -0--

Aram. , ebenso ^^s- : (beide ohne *_), aber i^i^^:>- ;

mit aj im Arabischen , dessgleichen im Hebräischen und Aethio¬

pisehen —, das Alles beweist übereinstimmend , dass sie ihrer

Entstehung nach getreue Nachbildungen der Präpositionen mit

radical auslautendem aj, e, mralte Analogiebildungen nach ihnen sind.

(19)

Zusätze zum Aruch des R. Nathan von R. Samuel

ben R. Jacob Gama,

zum ersten Mal herausgegeben aus Hdschrr. der

Bibliotheken zu Parma und Cambridge von

Salomon Buber.

Von Dr. J. Fürst.

Der fleissige verdienstvolle Porscher Herr Salomon Buber hat

uns zu neuem Danke verpflichtet durch Veröffenthchung der Zu¬

sätze des R. Samuel Gama zum Aruch des B. Nathan. Es war

dieser R. Samuel ein Zeitgenosse des Ibn Esra, welcher ihn in

einem Schreiben an ihu als einen der grossen Gelehrten Israels

bezeichnet, wie Herr B. in der Einleitung nachweist. Das Schrift¬

chen ist deshalb von grossem Werthe, weil es uns viele ursprüng¬

liche fremdsprachliche Wörter aus den Midraschwerken vorführt,

welche in unseren Ausgaben durch hebräisehe Wörter ersetzt worden

sind ; giebt also einen wichtigen Beitrag zur Peststellung des richtigen

Textes. Herr B. hat in den Noten vieles zur Erklärung und

Aufhellung beigetragen. Doch bedarf Manches der Verbesserung.

NJiaat* in Sifre 5. B. M. § 81; hier dürfte die richtige Lesung NSitaSN sein, so dass die Stelle lautet: „und dass du nicht fragest

nach ihren Göttem sprechend: wie dienen diese Völker ihren Göttem?

ich will es auch so thun«. (5. B. M. 12, 30) DiNSili Dm b^Nm

i:n :]N vjm-iNa aiNStv wni biNiM NS^ajNa nsv ias cjS «jiüJNa

T)251t«a NJtTi: „(dass du nicht sagest:) weU sie in hyacynthfarbenen

Kleidem gehen, will ich ebenfalls in solchen gehen; weil sie in

Purpurkleidem gehen, will auch ich in solchen gehen". Aus

der Zusammenstellung mit yziiü ist zu entnehmen, dass Kleider

von prachtvoller Parbe gemeint sind: weshalb ich die Erklärung

idvd'LVtt iadriiiara, ianthinae vestes für richtiger halte, als dv&iva

„gestickte Kleider" wie Levy übersetzt „Diese Janthin- oder Hyacinth-

purpurfarbe ward durch einmahge Pärbung in einer Mischung von

schwarzer Purpurfarbe und der aus dem Safte der buccina gewonnenen Parbe bereitet". (Marquardt, Privatleben der Römer. S 491). Rappo¬

port in Er. MiU. erklärte es irrig für toga.

Unter OibüN fübrt der Verf zwei Stellen in Midrasch Tillim

an, eine zu Ps. 16, 11, und eine zu Ps. 18, 44a, wo unsre

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1) Auch hei den i-Imperativen lionnte d«s Femin. sing, nur undeutlicli oder gar nicht vom Masc. sing, unterschieden werden. Dieser Grund mag zur Einrührung fremder Fonnen in

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ist: dass nämlich diese Form j \p&gt;\o&gt; durchaus nicht etwa von.. 1) Das von Lagarde

2) Auf die von Stade § 132 aufgezählten Formen wird man sich nicht als Belege für einen normalen Lautwandel ä « berufen ; denn da handelt es sich teils um vereinzelte Schrullen

1) Ich bemerke, daß die Erklärung der Verkürzung als durch schnellere Aussprache o. bewirkt, keine Erklärung ist. Dann müßte man erst sichere Fälle nachweisen, in denen eine

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